Mr. Devil

Kapitel 9

Em

Emily verengte die Augen und versuchte sich davon abzuhalten, auf diesen Mistkerl loszugehen, der einfach so in der Auffahrt stand, als würde sie ihm gehören. Das schlimmste allerdings war es, dass er dabei so unverschämt gut aussehen, dass einem schlecht werden könnte. Kerle wie er, offensichtlich reich und mächtig genug, um daran gewöhnt zu sein recht zu haben, und seinen Willen durchsetzen zu können, sollten nicht so gut aussehen. Blaue Augen, dunkle Haare, groß, breite Schulter – ach zum Teufel! Em würde es niemals irgendjemanden sagen, aber ja, sie fand ihn anziehend, auch wenn alles an ihm „Arschloch" zu schreien schien. Konnte er nicht mit einem Bierbauch und Halbglatze gesegnet sein? Wo war die Fairness in dieser Welt? Und wenn das Schicksal schon der Meinung war, sie zu foltern, dann sollte sie ihn zumindest aus dem Weg gehen können.

„Wie es aussieht, muss ich mich wohl für mehr als eine Sache entschuldigen", sagte er und grinste dabei auf eine Art und Weise, von der Em wusste, dass neunzig Prozent der Frauen es heiß finden würden. Em aber, verengte die Augen zu misstrauischen Schlitzen und sah deutlich, dass dieses charmante Lächeln nicht nur falsch, sondern auch berechnet zu sein schien.

Die einzig ehrliche Reaktion auf seinem Gesicht sah sie, als sie ablehnend die Arme unter ihren Brüsten verschränkte und er einen Blick auf ihre Oberweite riskierte. In der Regel trug sie Oberteile in Übergröße um zu verbergen wie groß ihre Brüste tatsächlich waren, aber wenn sie dastand wie jetzt und dabei ihr T-Shirt straf zog, war ihr üppiges D-Körbchen kaum zu übersehen.

„Ich bin mir sicher, wenn Sie selbstkritisch genug die letzten Monate ihres Lebens hinterfragen, dann kommen da noch einige notwendige Entschuldigungen zusammen", erwidert Em spitz und wurde wütend, als sein Lächeln lediglich etwas breiter wurde, als würde er sie unterhaltsam finde. So ein mieser Wichser!

Er kam mit selbstsicherem Schritt auf sie zu und hob kapitulierend beide Hände.

„Ich ergebe mich. Ich bin nicht hier,, um Sie zu verärgern, Miss Watson", sagte er und wieder wurde Ems Blick enger. Er wusste, wer sie war und als ihr Blick auf das kleine Tablett fiel welches er in der Hand hielt, ahnte sie ebenfalls wer da vor ihr stand.

Irgend so ein Geier, der es auf das Patent abgesehen hatte, dass sie vor einigen Tagen angemeldet hatte. Es war noch nicht offiziell veröffentlicht worden, weil das Amt erst einiges Einzelheiten zu genehmigen hatte, aber die großen Firmen hatten quasi sofort davon Wind bekommen und sie mit Briefen, E-Mails und Telefonaten zu gebombt wie ein paar aufgescheuchte Hühner.

„Kennst du diesen Anzugträger, Em?", fragte Danny, der sich wohl endlich von dem Schlag in die Niere erholt hatte, den sie ihm hatte zugutekommen lassen. Nicht, dass das je geholfen hätte, um ihn wirklich auf Abstand zu halten. Wie es aussah unterschätzte Danny auch nun wieder seine Stellung in ihrer Welt, denn er baute sich vor Emily auf, als wolle er sie vor dem Schönling im Anzug beschützen. Lächerlich.

Der Gedanke, dass Emily Schutz nötig hätte, war albern. Fast so sehr wie der Gedanke, dass Danny gegen den Kerl im Anzug tatsächlich etwas ausrichten könnte. Ja, er trug einen Anzug und sah wie ein Schnösel aus, aber er war mindestens einen Kopf größer als Danny und seine Schultern breiter. Selbst wenn er nie einen Faustkampf ausgetragen hätte, würde er einen Hänfling wie Danny ungespritzt in den Boden rammen.

Scheiße, er klappte ja schon bei ihren Schlägen zusammen, dabei hatte sie kaum Kraft in den Armen.

„Mach dich nicht lächerlich, Danny. Warum gehst du nicht nach hinten auf den Hot hinter die Werkstatt und holst meinen Dad?" fragte Em und Danny sah über seine Schultern zu ihr. Em hob auffordernd eine Augenbraue. Das war Angebot gewesen und das wusste Danny.

„Sicher? Wenn der Kerl dir Probleme macht.." sagte er weiter, unwillig seinen Posten als ihr Beschützer aufgeben zu wollen. Doch da machte besagter 'Kerl' noch ein paar Schritte auf ihn zu und blieb so dich vor Danny stehen, dass selbst er kapierte, wie wenig Chancen er im Ernstfall hatte.

„Wenn ich ihr Probleme mache, bist du der Letzte, der mich aufhalten kann, mein Junge", sagte er ohne den Hauch eines Lächelns auf dem Gesicht und mit einer Ernsthaftigkeit und Autorität in der Stimme, dass selbst Emily sich dabei erwischte, ihm gehorchen zu wollen.

Wow.

Das Lächeln war definitiv eine Maske gewesen, und zwar eine verdammt dicke, wenn man bedachte, was für eine unfassbare Kälte er darunter verbarg. Heilige Scheiße. Der Typ war nicht nur 'cool' er war der absolute Nullpunkt. Der Teufel selbst.

Danny trollte sich fast sofort und obwohl Emily es selbst nicht anders gewollt hatte, war es dann doch kein besonders schönes Gefühl, jetzt mit Mr. Devil allein zu sein, wie sie begann ihn zu nennen. Dennoch schluckte Em ihre leichte Panik hinunter, wie in dem Moment als er vor dem Campus auf sie zugekommen war und versuchte ihre Angst mit Wut zu überspielen.

„Sie sind wegen des Patents hier", begann sie und er versuchte dieses Lächeln wieder aufzusetzen, dass sie ihm absolut nicht abkaufte.

„Ich bin hier um mich zu entschuldigen", log er sie an, als wäre es das normalste der Welt einfach so Unwahrheiten von sich zu geben. Er war ein unter Lügner. Den einzigen Hinweis darauf, dass er es tat war, dass sie wusste, warum er hier war. Wüsste sie es nicht, hätte sie ihm vielleicht geglaubt.

Gefährlich. Das sollte sie im Hinterkopf behalten.

„Lassen Sie das!", forderte sie erbost. Sie es hasste es zum Narren gehalten zu werden und er sollte das spüren. Mr. Devil legte den Kopf leicht schräg, sodass seine Tinte Schwarze Haare ein paar Sonnenstrahlen einfingen, die sich durch das Geäst des Baumes kämpften, unter dem er geparkt hatte. Es schimmerte blau. Ein ebenso dunkles Blau wie das seiner Augen.

So musste der Teufel aussehen. Kam es ihr kurz in den Sinn. Ein dämonisches Wesen, versteckt hinter einem engelsgleichen Gesicht. Die Welt war nicht nur unfair, sie war diabolisch. Dann runzelte die Stirn als wüsste, er nicht, was sie meinte. Aber Em half ihm da gerne auf die Sprünge.

„Sie lügen. Und dieses Lächeln ist so aufgesetzt wie eine Halloween-Maske. Das können sie sich sparen. Wenn sie glauben mich mit ihrem Charme einwickeln zu können, irren Sie sich. Ich weiß nicht von welchem Konzern sie kommen, aber ich verbrenne das Patent eher, als dass ich es einem von Euch überlasse. Und mir ist egal, wie hoch die Summe ist, die sie mir bieten. Auch wenn es sie schocken mag: Geld ist nicht mal in den Top-Fünf der wichtigsten Dinge in meinen Leben. Also schaffen sie ihr Protzauto aus der Einfahrt, sonst landet das nächste Mal ein Bubble-Tea darauf!" entgegnete sie ihm eisern.

Sein Lächeln fiel tatsächlich in sich zusammen und er starrte sie für einige Sekunden so intensiv an, als wolle er sie erdolchen. Obwohl sich Emily unter seinem Blick tatsächlich klein, schwach und machtlos vorkam, ballte sie die Fäuste und hielt ihm stand. Ihr Bruder hatte ihr beigebracht vor niemanden zu kuschen und das hatte sie sich stets beherzigt. Wenn man so klein und zart wirkte wie sie, musste man besonders festzutreten können, um auch nur das Mindestmaß an Respekt zu erhalten.

„Sie wollen das Angebot tatsächlich nicht einmal hören?", fragte er und schien ihr nicht wirklich zu glauben, was sie über Geld gesagt hatte, aber sie kam nicht dazu, ihm verbal dafür den Kopf zu waschen.

Eine schwere, bullige Hand landete auf Emilys Schulter und sie wusste, dass es ihr Vater war, der sie da von diesem Kerl wegzog und sich nun selbst vor Mr. Devil aufbaute.

Wobei ihr Dad in Gegensatz zu Danny ihm in Größe und Breite nicht im Geringsten nachstand. Ganz im Gegenteil. Ihr Vater hatte schon immer zu den Männern gehört, denen man auf natürliche Weise Respekt zollte.

„Meine Tochter war sehr deutlich", meinte ihr Dad und Emily sah förmlich, wie diese Spannung zwischen diesen beiden Alpha-Männern dazu führte, dass aggressive Blitze hin und her sprangen. Das hatte durchaus potenzial zu eskalieren, doch zu ihrer Überraschung, trat Mr. Devil einen Schritt zurück. Er warf Em noch einmal einen Blick zu, den sie nicht deuten konnte und machte sich dann auf den Weg zurück zu seinen Wagen..

„Das hätte ich auch hinbekommen", maulte Em und zog eine Schnute, während sie ihren Vater böse anblickte. Sie hasste es, wenn er ihre Kämpfte für sie austrug. Ihr Vater aber legte ihr eine seine große Pranke auf den Kopf und wuschelte ihr durchs Haar, bevor er liebevoll zu ihr herunterblickte.

„Ich weiß, Schatz, aber lass deinen alten Herrn noch ein paar Mal den Helden für dich spielen, bevor du wirklich zu alt dafür bist und einen neuen Mann in deinem Leben hast, der mir das Gefühl gibt, nicht mehr gebraucht zu werden" strahlte er sie an und schien deswegen tatsächlich ganz kurz etwas traurig zu sein. Als würde irgendjemand ihren Vater ersetzen können. Em umschlang ihn spontan und lächelte ihn an.

„Ich werde dich immer brauchen, Dad", sagte sie ihm und sah wie glücklich ihn diese Worte machten, bevor er sich sie kurz an sich drückte und dann wieder losließ, um dabei zuzusehen wie Mr. Devil seinen Wagen rückwärts aus der Einfahrt lenkte.

Em folgte dem Blick ihres Vaters und begegnete darauf dem des gefallenen Engels. Er schien erst verwirrt, als hätte er noch nie gesehen, wie eine Tochter ihren Vater umarmte, und dann spiegelte sich etwas in seinem Gesicht wider, dass Em an so etwas wie Verletzlichkeit erinnerte. Die erste ehrliche und unverfälschte Emotion, die sie bis jetzt an ihm gesehen hatte. Doch sie war so schnell verschwunden, dass Emily sich das auch hätte eingebildet können. Dann war wieder alles Menschliche gut verborgen hinter der attraktiven Maske eines Teufels.

Sie hätte schon gerne gewusst wie er hieß, aber schüttelte angesichts dieses Wunsches nur innerlich den Kopf. Was sollte das auch bringen? Er war Mr. Devil. Das Reichte.

* Das Dark Feels -Label steht für Dark Romance Geschichten aus meiner Hand, die zahlreiche Trigger-Themen beinhalten:

U.a. toxische Beziehungen; detaillierte, körperliche Gewaltdarstellung; detaillierte, sexuelle Handlungen; mentale Abhängigkeit; Manipulation und verschiedene mentale Krankheiten und Probleme Thematisiert werden. Seid gewarnt.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top