Elterliche Skepsis
Kapitel 34:
Emily
Nach ihrem letzten Unterricht, war Emily gerade dabei den Hörsaal zu verlassen und sich durch den Strom Studenten zu kämpfen, als sie einen eher uninteressierten Blick auf ihr Handy warf. Doch sobald Emily die dutzenden unbeantworteten Anrufe ihrer Mutter sah, schlug ihr der Puls plötzlich wieder bis zum Hals.
War etwas passiert? Hatte ihr Vater sich verletzt? War Tommy etwas zugestoßen? Wie oft hatte Emily ihren kleinen Bruder schon ermahnt, nicht so nahe an der Straße zu spielen? War er angefahren worden? Lag er im Krankenhaus oder war es das Herz ihres Vaters?
Alle Szenarien spielten sich gleichzeitig in ihrem Kopf ab und sie merkte wie ihre Finger zitterten während sie die Rückruftaste betätigte und sich das Telefon ans Ohr hielt. Es klingelte nur zwei Mal als ihr Vater ran ging.
"Was hast du gemacht, Em?", fragte er wütend und so schnell, dass Emily gar nicht wirklich erleichtert sein konnte. Gerade Emily wollte sie fragen, ob den mit Tommy alles in Ordnung, bis ihr seiner Worte ist wirklich in den Sinn kamen. Was sie getan hatte?
"Was? Ist den passiert? Was soll ich getan haben?", fragte sie und ihr Vater schien ihr erst einmal nicht glauben zu wollen, dabei wusste sie doch noch nicht einmal, um was es ging!.
"Das Patent. Hast du es diesem Schnösel verkauft?", fragte ihr Vater und sofort versteifte sich Emily und blieb mitten in den Strom aus Studenten stehen, worauf sie angerempelt wurde und ihr fast das Handy aus der Hand fiel. Sie drehte sich zu dem unhöflichen Studenten um, der arrogant zurücksah und ihr gerade einen Ellenbogen in die Seite gestoßen hatte. Am liebsten hätte sie ihm ein paar Takte erzählt, doch das würde sie sich für wann anders aufheben müssen.
"Warte einen Moment", meinte sie zu ihrem Vater, kämpfte sich aus der Masse heraus bis zu den wenig benutzten Fahrradständern.
"Okay. Nein, habe ich natürlich nicht. Max würde sich im Grab umdrehen. Wie kommst du darauf? Wir haben doch ausgemacht, dass wir bis zum Ende des Monats warten, bis das Patentamt es geschätzt hat und dann nach einem Abnehmer suchen. Einen seriösen!", meinte Emily und sie hörte durch den Hörer das Schnauben ihres Vaters. Allerdings auch die weiche Stimme ihrer Mutter aus dem Hintergrund.
"Gib sie mir, Liebling. Es ist schließlich mein Handy!" forderte Catharina Watson sanft, aber mit einem eindeutigen Vorwurf in der Stimme.
"Ich kläre das schon, Cat!", versuchte es ihr Vater und Emily sah vor ihrem inneren Auge den Blick ihrer Mutter vor sich, die sich absolut nicht mit dieser Entscheidung zufriedengab. Das tat sie nie und in der Regel reichte dieser Blick auch aus um...
"Von mir aus!", knickte ihr Vater sofort ein und dann war Emilys Mutter am Telefon.
"Hallo Schatz. Was dein Vater eigentlich sagen wollte: Wir haben vor einigen Stunden einen Boten hier gehabt, der uns ein paar Dokumente überbrachte. Unsere Bank hat unsere Verbindlichkeiten an einen Ian Canningham verkauft und dieser hat daraufhin mitgeteilt, dass besagte Verbindlichkeit abgegolten sein. Ich habe den Namen gegoogelt und dein Vater meinte, das wäre der junge Mann gewesen, der an einem Nachmittag hier war und dich nach dem Patent befragte. Also: Hast du das Patent verkauft, Emily?", fragte sie und gegen Ende hin wurde die sonst so sanfte Stimme ihrer Mutter schärfer. Etwas, das Emily deutlich zu verstehen gab, dass ihre Mutter erwartete, nun die Wahrheit zu hören.
"Nein, Mum! Habe ich nicht! Ganz im Gegenteil. Ich habe ihm sicherlich ein Dutzend Mal gesagt, dass ich es weder ihm noch seinen Vater jemals verkaufen werde und die Bank hat eure Hypothek einfach weiter verkauft? Dürfen die das denn?", fragte Emily und ihr Verstand raste, bis ihr aufging, im Wirtschaftsunterricht tatsächlich davon schon einmal etwas gehört zu haben.
Ja, manche Banken gaben ihre Schuldscheine weiter, wenn diese vom Ausfall bedroht waren, um den Verlust zu begrenzen und sich mit dieser Angelegenheit nicht mehr herumschlagen zu müssen. Aber sie wusste, dass die Werkstatt ihres Vaters gut lief, er selbst hatte ihr die Grundlagen der Buchführung beigebracht und sie wusste, dass ihre Mutter da ebenfalls einen genauen Blick drauf hatte. Ihre Eltern waren nicht reich, aber sie standen definitiv nicht kurz vor dem Bankrott. Warum sollte die Bank diesen Kredit also abstoßen und dann ausgerechnet an Ian? Machte seine Firma so etwas überhaupt?
"Ja. Erklären kann ich es aber nicht. Hat man dich unter Druck gesetzt, Schatz? Das kannst du uns sagen! Ich lass nicht zu, dass mein Baby bedroht wird!", meinte ihre Mutter und sofort fuhr ihr Vater im Hintergrund wieder dazwischen.
"Ich wusste es, dass er sie unter Druck gesetzt hat! Ich brech diesem Mistkerl die Beine!", maulte er und Emily verdrehte die Augen.
"Ich wurde nicht von ihm bedroht oder unter Druck gesetzt! Ich habe Ian das Patent nicht verkauft, ich weiß nicht, was er sich denkt, aber ich..."
"Ian? Du nennst ihn jetzt schon zum zweiten Mal beim Vornamen. Ihr kennt euch?", fragte ihre Mutter plötzlich und Emily verfiel in ein langes Schweigen, wie sie es immer tat, wenn sie nicht wusste, was sie sagen sollte, ohne sich zu verplappern. Max hatte sie aus genau diesem Grund nie in seine Streiche eingeweiht. Emily war einfach zu leicht zu durchschauen, zumindest für ihre Mum.
"Was sie kennt den Typen?", fragte ihr Vater entsetzt im Hintergrund, doch Catharina Watson verlor den Fokus nicht.
"Ist er der Uni-Freund, der dich den Abend nach Hause gefahren hat, Emily?", fragte sie zielsicher und wieder schwieg Emily verdächtig, weil sie ansonsten ihre Eltern belügen musste und das war ihr schon immer schwergefallen, also versuchte sie es mit einer Wahrheit.
"Seine Schwester geht auch auf die Uni, es war Zufall. Wir haben nichts miteinander, falls du das denkst!" meinte sie schnell und biss sich beim letzten Satz auf die Zunge, weil sie wusste, dass sie sich gerade verplappert hatte. Ihre Mutter hatte das gar nicht gefragt, aber sie wusste diesen Vorstoß sicher zu deuten. Denn ihr Schweigen verriet sie ebenfalls.
"Em, Schatz, Er könnte Hintergedanken haben...das patent..."
"Ich weiß. Lass...ich kümmere mich darum, okay? Ich frage, was das zu bedeuten hat. Ich schwöre ich habe und werde Maxs Erbe nicht einfach weggeben!," entfuhr es Emily und sah dann aus den Augenwinkeln, wie Lola mit ein paar Freundinnen aus einem anderen Gebäude kam. Sie musste mit
ihr reden. Dringend!
"Ich komme etwas später nach Hause, Mum. Bitte machte euch keine Sorgen! Hab euch lieb!", beendete Emily das Telefonat ohne zuzulassen, dass einer ihrer Eltern dem etwas entgegenbringen konnte. Dann schulterte sie ihren Rucksack neu und fasste allen Mut, den sie hatte, um auf Lola Canningham zu.
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