eine kleine Welt

Kapitel 11

Emily

Emily legte, legte noch ein weiteres Notizheft in ihren Einkaufskorb, nur um sicherzugehen, dass es bis zum Ende des Semesters reichen würde und stöhnte jetzt bereits über den Preis. Die kleinen Läden rund um die Universität herum, versprachen zwar einen Studentenrabatt, aber Emily war sich nicht sicher, ob sie damit wirklich günstiger wegkommen würde, als in den Schreibwarenläden, in denen ihre Mutter sonst für Emily einkaufen ging, einkaufte. Dennoch griff sie tatkräftig nach einer Schachtel Kugelschreiberminen und war gerade auf dem Weg zu Textmarkern, als ihr ein wohlbekanntes Grinsen in dem Gang entgegenschlug. Dave.

Ganz automatisch rollte sie mit den Augen und verschränkte die Arme, was der Handkorb für ihren Einkauf, etwas behinderte, dennoch sollte ihre Geste klar werden.

„Du weißt, dass das Stalking ist, oder?" fragte sie und sein Grinsen wurde breiter.

„Ich brauche einen neuen Kugelschreiber", bringt er wenig überzeugend vor und machte nicht einmal den Versuch, sich tatsächlich in Richtung der Kugelschreiber zu bewegen.

„Du hast Kugelschreiber, das weiß ich zufällig aus sicherer Quelle", ließ Emily ihn auflaufen, aber da war er schon mit zwei langen Schritten direkt vor ihr und sah sie wieder auf diese Weise an, die viele Mädchen schwach werden ließ.

„Klar. Aber ich glaube umso mehr ich habe um so mehr hübsche Mädchen werden mich ansprechen. Das ist wichtig für mich." Er flirtete einmal mehr schamlos mit ihr und Emily konnte regelrecht fühlen, wie seine Penetranz sie langsam aber sicher weich kochte. Anders konnte sie sich nicht erklären, dass ihre Mundwinkel zuckten. Allerdings nicht, weil sie sich wirklich zu Dave hingezogen fühlte. Vielleicht wäre das allerdings nicht mal etwas Schlechtes, ihr Bauchgefühl versagte bei dem Thema Männer nämlich komplett.

Der Beweis? Der Schnösel, der sie beleidigte und dann auch noch die Frechheit besessen hatte, bei ihr zu Hause aufzuschlagen, um ihr das Patent abzuringen, wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Er sah nicht besser oder schlechter aus als Dave, charakterlich machte er in Gegensatz zu ihrem persönlichen Stalker sogar Minuspunkte. Und dennoch: Er war es, an dem sie dachte. Nicht Dave. Was also fand sie an ihrem Mr. Devil? Emily konnte es beim besten Willen nicht sagen, aber der Name traf immer besser zu. Ja, der Kerl schien der Satan persönlich zu sein. Ein verführerischer Lügner, ein gefallener Enge. Er war die Schlange in ihrem Garten-Eden, der ihr einen Apfel zeigte, von dem jedes schlauen Mädchens eigentlich die Finger lassen sollte. Doch das Versprechen der Sünde schien alles eher noch anziehender zu machen, als sie abzustoßen. Emily seufzte innerlich. Sie hatte schon immer eine Schwäche für die Typen gehabt, die ein wenig Bad-Boy ausstrahlten. Wahrscheinlich sollte sie da mal eine ärztliche Meinung zu einholen, sie kannte schließlich nicht einmal seinen Namen. Das alles war lächerlich.

„Und du, Stipendium-Girl? Was machst du hier? Anderen Studenten Nackenschmerzen verursachen, wenn du an ihnen vorbeiläuft?" Emily prustete sarkastisch.

„Niemand sieht mir nach", beharrte Emily sofort, aber Dave schien davon nicht überzeugt.

„Ach ja? Der Kerl an der Kasse starrt dich schon die ganze Zeit an. Ich wette, er wartete nur darauf, dass du dich unentschlossen zeigst, damit er dir seine Hilfe anbieten kann", meinte Dave und wackelte dabei anzüglich mit einer Augenbraue, was ihr ein weiteres Grinsen entlockte. Dave war witzig, das musste man ihm zugutehalten. Zudem hatte er recht, sie hatte das vorhin selbst bereits bemerkt.

Als Emily sich vor einem Regal gesteckt hatte, um an ein paar Karteikarten heranzukommen, hatte sie den jungen Verkäufer dabei erwischt, wie er sich etwas gebückt hatte um ihr unter den Rock sehen zu können. Das war allerdings alles andere als angenehm gewesen.

„Das ist kein Student und ich find seine Blicke auch alles andere als angenehm", gab sie zu und Daves Augen begannen zu leuchten.

„Na, wenn das so ist", begann er, war in der nächsten Sekunde an ihrer Seite, legte ihr eine Hand um die Hüfte und beugte sich etwas zu ihr herab, um ihr vertraut ins Ohr flüstern zu können.

„Ich kann ja eine Weile deinen Freund spielen und ihm böse Blicke zuwerfen, dann wird er dich nie wieder belästigen", flüsterte Dave ihr zu und Emily spürte wie ein Leichter Widerwille in ihr aufstieg. Sie hatte seit ihrem Highschool Abschluss und den Unfall ihres Bruders, keinen Mann mehr so nahe an sich heran gelassen und so niedlich und charmant Dave auch war. Es war ihr unangenehm. Dabei war das lächerlich.

Dave war nett, scheinbar ehrlich an ihr interessiert, sah gut aus, hatte eine hervorragende Zukunft vor sich und er roch auch noch sehr angenehm. Alles in ihr sollte ihn mögen. Ihr Instinkt aber sagte etwas anderes. Es erinnerte sie an die unzähligen Male, wo sein so charmantes Lächeln, seine Augen kaum berührt hatte und ihr damit das Gefühl gab, etwas zu verbergen. Aber das musste ja nichts mit ihr zu tun haben. Vielleicht hatte er sorgen und versuchte nur das in ihrer Nähe nicht durchblicken zu lassen.

„Nicht nötig, ich bin zum ersten Mal hier und weiß nicht, ob ich nochmal hier einkaufen gehe. Die Preise sind ziemlich überteuert, selbst mit dem Studentenrabatt", meinte sie schnell und trat einen Schritt von Dave zurück. Dieser sah sie ziemlich verständnislos an, als könnte er überhaupt nicht nachvollziehen, was sie damit sagen wollte, doch er fing sich schnell wieder.

„Na dann, übernehme ich gerne für dich den Einkauf", sagte er so plötzlich, dass Emily sich fast beleidigt fühlte. Ihr Kommentar zu den Preisen war keine Aufforderung Dave zum Zahlen zu ermutigen und bevor sie es zuließ, dass ein Kerl ihre Rechnungen übernahm, würde sie schon am Hungertuch nagen müssen.

„Das ist nicht nötig!", beharrte sie und huschte schnell an Dave vorbei, um dieser doch sehr schnell, sehr unangenehm gewordenen Situation, zu entkommen.

„Du wirst nie mit mir ausgehen, oder?" fragte Dave dann plötzlich geknickt und als Emily zu ihm zurückblickte, sah sie ehrliches Bedauern in seinen Blick. Normalerweise war dies etwas, was sie dazu gebracht hätte, Mitleid zu empfinden, aber das tat es nicht. Was stimmte nicht mit ihr? Warum wollte sich bei Dave einfach keine emotionale Bindung aufbauen? Nicht mal im freundschaftlichen Sinne? Was sie nach all der Zeit so verkorkst geworden?

„Ich...", sie wollte gerade anfangen sich zumindest zu erklären, als jemand sie von hinten am Arm packte, von Dave wegzog und ihr gesamtes Sichtfeld, mit einem breiten Rücken ausfüllte. Ein Kerl so groß, dass es ihr Herzpochen verursachte und der dazu noch wusste, wie man sich kleidete. Für einen Moment war sie so perplex, dass sie nichts weiter wirklich wahrnahm als genau diesen Rücken, ohne die Situation wirklich zu verstehen und alles worum sie sich Gedanken machte war, dass sie an diese Person vorbeimusste, um zurück zu den Textmarkern zu gelangen.

„Na, Dave auf der Suche nach einem neuen Opfer?" fragte eine ihr wohlbekannte, sehr eindringliche Stimme. Eine, die sie einerseits wütend machte und andererseits verwirrte. Mr. Devil. Er musste es sein! Sie war sich dem absolut sicher!

Um ihre Theorie zu überprüfen, machte sie einen ganzen Schritt zur Seite und sah dann tatsächlich dieses markante, männliche Profil, das so rau und unbeugsam wirkte, wie Daves Züge normalerweise vertrauensselig und charmant wirkten. Was zum...

„Ian Canningham, na, was für eine Überraschung. Gibt es hier irgendein aufstrebendes Tech-Unternehmen, dass du dabei bist zu schlucken, um deinen Daddy zu beweisen, dass du doch nicht so unnütz bist, wie er glaubt oder was führt dich hierher?"

Oh mein Gott. Sie kannten sich. Dave und Mr. Devil kannten sich! Emily spürte wie ihr die Kinnlade herunterfiel bis ihr aufging, dass sich die Reichen sicher alle untereinander kannten, doch noch mehr schockte sie der Name ihres Mr. Devil. Canningham. Canningham? Canningham, wie der riesige Umweltsünder Nummer eins, Konzern Canningham&Lore Oil?

„Ich beweise niemanden irgendetwas. In Gegensatz zu dir, der versucht so zwanghaft in die Fußstapfen seiner Mutter zu treten. Wie geht es ihr mit der Fußfessel? Hab gehört, sie darf die letzten zwei Jahre ihrer Haftstrafe unter Hausarrest absitzen." entgegnete Ian funking Canningham kalt und Daves sonst so sympathisches und wunderschönes Lächeln viel zu abrupt zusammen, dass Emily ahnte, warum ihr Instinkt ihr gesagt hatte, sich nicht von ihm einlullen zu lassen. Denn was da zum Vorschein kam, war nicht nur gruselig, sondern monströs.

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