Betrogen?
Kapitel 66
Emily
Bei den Toiletten angekommen schlüpfte Emily ohne ein Zögern in den Bereich der Männer und einige der älteren Herren schenkten ihr daraufhin ein frivoles Grinsen, gerade in Richtung ihres Ausschnittes.
Doch das verunsicherte Emily nicht. Stattdessen sah sie mit einer Genugtuung dabei zu, wie Ians Vater sich gerade die Hände wusch und sie beschloss, dass dieser Ort so gut war wie jeder andere, um den Kerl dort vor sich über den Tisch zu ziehen.
Und das musste sie mit einer schauspielerischen Leistung tun, die sie sich für diese Verhandlung zurechtgelegt hatte. Schließlich musste ihr plötzlicher Wunsch doch zu verkaufen echt wirken.
"Sie setzen ihren Sohn auf mich an, um ihren Willen zu bekommen? Das macht sie einerseits zu einem miserablen Vater und andererseits zu einem ziemlich dreisten Geschäftsmann. Warum sollte ich Ihnen das Patent verkaufen?", fiel Emily mit der Tür direkt ins Haus und Frederik Canningham sah verwundert von dem Waschbecken auf.
Als er sich aufrecht hinstellte und sich ihr zuwandte, stellte Emily erschreckenderweise fest, dass er Ian unfassbar ähnlich sah.
Ein nicht gerade unakratktiver, gepflegter Mann irgendwo in seinen fünfzigern, dessen harter Zug um Augen und Lippen ihn streng und unerbittlich wirken ließ.
Fast furchterregend. Und als er seinen Blick missbilligend über sie gleiten ließ und gelassen zu einem der Handtücher griff, um sich die Hände abzutrocknen, bemerkte sie auch noch, dass sie ihn mit ihrem Auftreten nicht mal aus der Ruhe gebracht hatte.
Sie schloss mit einem Knall die Tür, die kurz darauf wieder aufging und ein Mann den Kopf reinsteckte.
"Suchen Sie sich ein anderes Klo!", blaffte sie den Mann an und stieß die Tür erneut ins Schloss. Ihr Ausbruch schien Frederik zu gefallen, denn seine Mundwinkel zuckten überlegen.
"Ich weiß nicht, wer sie sind, junge Dame und was mein Sohn mit Ihnen gemacht hat, aber ich versichere Ihnen, ihre Wut auf mich ist unbegründet!", entgegnet er und Emily war froh, dass er sie nicht direkt erkannte. Das bedeutete, dass er nicht wissen konnte, wie nahe sie Ian mittlerweile stand.
"Mein Name ist Emily Watson und ihr Sohn hat versucht, mir mit schmutzigen Tricks mein Patent abzunehmen. Obwohl meine Ablehnung wohl deutlich genug war", empörte sie sich und nichts daran war auch nur ansatzweise gespielt. Sie war tatsächlich wütend deswegen und in jeder Lüge steckte bekanntlich am besten immer ein Körnchen Wahrheit, oder?
"Ist das so?", gab Frederik lang gezogen von sich und seine Augen blitzen verschlagen, bevor er weiterfuhr.
Ein Mann kam aus einer der Toilettenkabinen, war verwirrt über das Szenario, aber bevor er sich die Hände waschen wollte, blaffte Frederik ihn seinerseits an.
"Gehen Sie dafür in einen anderen Waschraum!"
worauf Emily denn Mann aus der Tür ließ und sich dann wieder davor positionierte. Sie hatte keine Angst, mit Frederik allein zu sein, er war nur ein Arschloch, nichts weiter. Aber die brauchte die Kontrolle.
"Nun Miss Watson, Sie sind hier, das bedeutet, dass Sie nicht so uninteressiert sein können wie sie vorgeben, also warum lassen wir die Spielchen nicht bleiben und sie sagen mir was sie wollen?"
"Wer sagt, dass ich nicht nur hier bin, um Ihnen vor das Schienbein zu treten?", fragte sie und da begann Frederik tatsächlich damit, an sie auszulachen.
Sein Gesicht verzog sich zu einer ehrlich erfreuten Maske und als er sich wieder einkriegen, versteifte sich Emily noch mehr. Gott, der Kerl war dermaßen selbstgefällig, dass es ihr fast körperlich unangenehm war, ihm das Patent zu überlassen. Selbst wenn es nur zum Schein war.
"Nein, Kindchen. Du bist hier, um über den Preis zu verhandeln. Du gehörst eindeutig nicht zu den Frauen, die sich von ein paar Männern um den Finger wickeln lassen. Du gehörst zu der Sorte Frau, die im Leben weiterkommen wollen. Genau deshalb haben Sie auch dieses Stipendium für sich herausgeschlagen, nachdem ihr Bruder gestorben ist", meinte Frederik und es war, als würde man ihr mit Anlauf in die Magengrube treten.
Dieser Scheißkerl wusste nicht nur von Max, sondern hatte auch noch die Nerven, ihren toten Bruder gegen sie zu verwenden!
Emily ballte die Fäuste und zwang sich dazu, jeden Widerspruch in ihrer Kehle herunterzuschlucken. Sie war nicht der Typ Mensch, der immer aus allem Profit schlagen musste! Sie hatte dieses Stipendium nie gewollt! Es nach seiner Vergabe nicht mal antreten wollen, weil es ihr so falsch vorgekommen war! Aber ihre Eltern hatte ihr gesagt, dass Max das gewollt hätte, also hatte sie es getan.
Dennoch spürte Emily, wie ihre eiserne Maske um sie herum bröckelte.
"Okay. Dann reden wir nicht mehr um den heißen Brei herum. Ich weiß, dass Ihre Firma gut läuft, ich will mehr als die paar Pennys ,die sie mir geboten haben. Ich will fünf Prozent ihres Unternehmens!", meinte Emily und zwang ich damit, in dieser Rolle zu bleiben, die sie sich selbst auferlegt hatte.
Wieder lachte Frederik. Aber diesmal war es kein echtes Lachen, er lachte, weil er glaubte, sie damit weiter demütigen zu können.
Er genoss seinen vermeintlichen Sieg und Emily kämpfte mit sich, ihm diesen zu überlassen, aber scheiße, es war schwer! Sehr schwer sogar.
Dann verstummte er wieder, lehnte sich an das Waschbecken und verschränkte die Arme vor der Brust, wieder etwas das Ian Verhalten scheiße ähnlich sah.
"Ein Prozent", bot er ihr an und rechnete im Hinterkopf sicher bereits die Hälfte runter, schließlich hatte der Arsch vor, seine eigene Firma und ihre Anteile abzuwerten. Aber offiziell wusste, das Emily natürlich nicht.
"Vier Komma fünf", bot Emily an und Frederik Canningham gab ein kleines Pfeifen von sich.
"Das Patent ist nicht mehr als einen Prozentwert, du überschätzt deine Möglichkeiten, Kindchen"
"Dann schlagen Sie es aus, lassen Sie mich und meine Familie in Ruhe und ich suche mir jemanden, der mir gibt, was ich will", hielt Emily dagegen und Canningham zögerte.
Lange und Fuck, das lief nicht so geschmiert wie sie es sich ausgemalt hatte. Wieder vibrierte ihr Telefon in ihrer Tasche und ihr kam ein Gedanke.
"Vier Prozent, Canningham, das ist mein letztes Angebot. Ich hab nicht mehr viel Zeit. Ihr Sohn kann ziemlich anhänglich sein und ich glaube nicht, dass er noch lange glauben wird, dass ich mir das Näschen pudere", entgegnete Emily, zog demonstrativ ihr Telefon heraus und las die Nachricht von Ian.
Er war angekommen, war die Erste, wie sie es sich gedacht hatte. Die Zweite sagte ihr, dass er jetzt im Gebäude war. Er hatte die Paparazzi überlebt.
Als sie es wieder wegpackte, sich umdrehte und mit einem Schulterzucken drohte zur Tür zu gehen, hörte sie, wie Frederik hinter ihr schnaufte.
"Fein. Drei Prozent, und zwar nur, weil ich ihre Attitüde schätze, Kindchen. Davon könnte sich mein Sohn eine Scheibe abschneiden!" meinte er und Emily riss sich zusammen, weil sie keinen Verdacht erregen wollte.
Erfolg. Sie hatte es geschafft, sie hatte...
"Drei Komma fünf!", gab sie ein letztes Mal zurück und zu über Überraschung nickte Frederik kurz angebunden und streckte ihr die Hand entgegen.
Emily ging auf ihn zu, schon ihre Hand in seine.
"Das will ich schriftlich. Sofort!", meinte sie dann.
"Vertrauen Sie etwa dem Wort eines Geschäftsmannes nicht, Miss Watson?"
"Normalerweise schon, aber bei Ihnen? Nein. Bitte nehmen Sie das auf jeden Fall persönlich", schnaufte sie ihm entgegen und zu ihrer Überraschung schien er wieder amüsiert. Dieser miese Wichser!
Dann löste er den Handschlag und griff zu der kleinen Tasche neben dem Becken, die Emily bis jetzt noch nicht einmal bemerkt hatte, daraus zog er eine Mappe hervor und schlug eine Notizmappe auf, in der ein ganzer Stapel Standardverträge baumelten.
"Sie haben Standardverträge bei sich?", fragte Emily, während Frederik die Einzelheiten ihres Deals in eine der leeren Zeilen eintrug.
Bei der drei Komma Fünf, die er eintrug, wurde sie wieder stolz auf sich. Auch wenn sie wusste, dass er das nur tat, weil dieser Mann damit rechnete, dass ihre Anteile in ein paar Tagen nur noch die Hälfte wert wahren. Im Gegensatz zu ihrem Patent.
"Kindchen, ich bin hier, um Verträge zu schließen und Vereinbarungen zu treffen. Vergessen Sie meinen Sohn für diesen Abend und ich bringe Ihnen vielleicht noch etwas bei", bot er ihr an und reichte ihr die Mappe, wo sie alle Details überflog.
Emily nahm den Stift entgegen und unterschrieb, bevor sie sich das Original schnappe und Frederik Canningham den Durchschlag überließ. Sie würde kein Risiko eingehen. Nicht bei diesem Menschen.
"Ich verzichte. Schönen Abend noch, vielleicht lernen sie heute selbst noch etwas..."
"Wie zum Beispiel wie sie und mein Sohn einundfünfzig Prozent meiner Firma erklaubern, weil sie auf Nathans Prozente hoffen?" fragte Frederik und Emily erstarrte.
Canningham aber grinste nur breit.
Sie war..
Das konnte...
Woher...
"Sie haben doch nicht wirklich gedacht, dass er auf ihrer Seite steht, oder Miss Watson. Aber was ich sagte, meinte ich ehrlich: Vergessen sie meinen Sohn. Er stürzt Sie nur ins Unglück, wie ich gerade bewiesen habe"
Emily Herz schlug ihr bis zum Hals als sie dem Mann ins Gesicht sah und feststellen musste, dass nicht er gerade hereingelegt worden, war sondern sie. Von Frederik und Nathan! Was zur Hölle?
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