Aussprache

Kapitel 46

Emily

Ihre Mutter sagte kein Wort als sie ihre Handtasche und ihren Schlüssel einpackte, um den halbstündigen Spaziergang zu ihrem Hausarzt zu absolvieren und Emily wurde zum ersten Mal klar, wie viel Rücksicht ihre Eltern auf sie stehst genommen hatten und dass sie sich scheinbar sehr wohl darüber bewusst waren, dass Emily das Autofahren mied.

Emily hatte sich immer ausgemalt, dass es schon keiner bemerken würde, wie viel Angst sie vor dem Fahren hatte. Aber scheinbar war, das alles offensichtlicher gewesen, als sie sich eingestehen wollte. Vielleicht schmerzte sie es gerade deswegen soviel Unruhe ins Haus gebracht zu haben.

"Es tut mir leid. Ich wusste, dass Dave ein Stalker ist, aber ich hab es nicht ernst genommen und auf Warnungen nicht gehört", sagte sie und ihre Mutter hielt inne, lächelte sie an und streichelte liebevoll ihr Gesicht. Sie schien nicht im Geringsten wütend auf Emily zu sein, dabei wäre es wohl durchaus angebracht.

"Oh Liebling, dafür musst du dich nicht entschuldigen. Macht er dir schon länger zu schaffen?" fragte Catharina und Emily zuckte mit den Schultern.

"Ich hatte keine Angst oder so, er war nur etwas anhänglich, hatte dann plötzlich den gleichen Stundenplan wie ich und so weiter. Ich habe es ehrlich gesagt erst als etwas nervig empfunden und dann vielleicht als niedlich. Ich habe nicht geahnt, dass er so sein könnte. Ian und Lola hatten mich gewarnt", fügte sie noch an, um sich auch vor Anderen einzugestehen, dass sie blind gewesen war. Wenn sie daran dachte, wie viel schlimmer es hätte werden können, wurde ihr ganz flau im Magen.

"Lola?" fragte ihre Mutter aber nur und Emily nickte.

"Sie ist Ians Schwester und geht mit mir auf die Uni. Sie hat bereits ihre Erfahrungen mit Dave gemacht und mich gewarnt. Ich dachte zuerst, es sei ein Trick, aber wenn ich ehrlich zu mir bin, hat mir mein Bauchgefühl bereits vorher gesagt, dass mit Dave etwas nicht stimmt und Lola durchaus recht haben könnte. Aber ich wollte nicht naiv sein, wegen dem Patent von Max und der Sache mit Ians Vater", erklärte sie weiter, weil sie das Bedürfnis hatte, ihrer Mutter alles gestehen, was in den letzten Wochen passiert war. Ihre Eltern waren immer gut zu ihr gewesen, es war nicht fair Geheimnisse vor ihnen zu haben und es fühlte sich nicht richtig an, welche zu haben.

Dennoch hielt Emily inne, als ihr Vater aus dem Wohnzimmer trat und ahnte, dass es vermutlich gerade ein schlechter Zeitpunkt war, um Ian zu verteidigen, aber es brannte ihr auf der Seele und sie wollte nicht, dass ihre Eltern schlecht von Ian dachten. Nicht, wenn sie ihn irgendwann wieder mit hier herbringen wollte.

"Ian hat uns beschützt, indem er die Hypothek aufkaufte. Sein Vater hätte es sonst getan und dafür gesorgt, dass sie uns um die Ohren fliegt, damit wir gezwungen sind, das Patent abzugeben. Es war übergriffig und hat mich wütend gemacht, aber es hätte viel schlimmer werden können. Er meinte es nur gut", verteidigte Emily Ian doch das Gesicht ihres Vaters blieb hart.

"Damit wären wir schon zurechtgekommen und nur damit das klar ist: Wir zahlen ihn jeden verdammten Dollar zurück! Inklusive der Zinsen", beschied ihr Vater und Emily wollte ihrem Vater wirklich seinen Stolz lassen, aber es musste ausgesprochen werden:

"Wir wären damit nicht zurecht bekommen! Ians Vater ist ein sehr mächtiger Mann, ich habe mich informiert und anhand der Art und Weise, wie er mit seinen eigenen Kindern umgeht, kann ich dir sagen, dass er absolut keine Skrupel hat. Du hast keine Ahnung davon, wie weit er gehen würde und wir hätten ihn absolut gar nichts entgegenzusetzen, Dad. Er erpresst Ian seit Jahren und nutzt jedes tiefere Gefühl, das seine Kinder füreinander und für ihre Mutter empfinden, schamlos aus, um sich daran zu bereichern. Er ist ein Monster!"

"Und will dieses Patent, ja?", fragte ihr Vater eisern und ohne auf den Rest auch nur einzugehen. Er war ein sturer Mann und Emily zweifelte daran, dass er es so einfach akzeptieren würde, was Ian getan hatte.

"Ja und zwar nicht, weil er wirklich benutzen wollen würde, sondern einfach, damit kein anderer es gegen ihn verwenden kann und ich glaube, dass es jetzt noch schlimmer wird", fiel Emily auf und ging dieser Idee in ihrem Kopf nach.

Ians Vater wird sicher alles andere als zufrieden damit sein, wenn sein Sohn eine Beziehung mit Emily einging und versuchen sie und ihre Familie zu zerstören. Einfach nur um seine Macht zu beweisen und seinen Sohn weiter unter Druck zu setzen. Das schien nämlich seine absolute Lieblingsaufgabe zu sein.

"Wegen dem Kuss, den ich da oben mit ansehen musste?", fragte Catherina ihre Tochter und Emily nickte, während diese auf einen Ausbruch seitens ihres Vaters wartete. Der allerdings nicht kam. Er schien nicht mal überrascht. Er war eigentlich sogar verdächtig gefasst.

"Bist du sicher, dass das nicht nur ein Trick ist und er seinen Vater nur als Bösewichten vorschiebt?" fragte ihre Mutter weiter, aber es ihr Vater, der auf die Frage seiner Frau antwortete. Zu Emilys Erstaunen.

"Nein. Der Kerl ist in Emily verknallt. Wenn das ein Trick ist, hat er einen Oscar verdient", erwiderte Hugh Watson und beide Frauen standen kurz einfach nur da und sahen ihn an. Hatte Ian ihm gegenüber etwas gesagt? Wenn ja, wann?

"Ach ja und das weißt du weil?", fragte Cat ihren Mann, der daraufhin mit den Schultern zuckte, als wäre das keine große Sache.

"Ich hab es gesehen. Ich bin nicht blind, Cat. Der Kerl hatte schon bei seinem ersten Auftritt hier Interesse an ihr. Ich erkenne es, wenn meine Tochter angeschmachtet wird, okay? Das wird sie doch ständig. Dieser Blick, dieser ganzen verliebte Trottel, hat sich in mein Gedächtnis gebrannt wie ein verdammtes Waffeleisen. Ich mag den Kerl zwar nicht, aber er scheint zumindest auf sie aufpassen zu können, das geht für mich in Ordnung.", meinte er und Emily wusste ehrlich nicht, von welchen ganzen Kerlen ihr Vater sprach, aber das war weniger schockierend als die Erkenntnis, dass ihr Vater scheinbar einverstanden mit Ian war. Das hatte sie sich komplett anders vorgestellt. Die Frage war nur: Was das jetzt gut oder schlecht?

"Darüber reden wir noch!", verkündete Catherina und reichte Emily eine Jacke, die eigentlich gar nicht notwendig wäre. Wie es aussah, war ihre Mutter in Bezug auf Ian komplett anderer Meinung.

"Du musst nicht mitkommen, ich kann alleine zum Arzt", kommentierte Emily und bei dem bösen Blick, denn ihre Mutter dabei bekam, schwieg sie schnell wieder und ergab sich sofort.

"Okay, aber lass uns fahren, ja? Ich will nicht laufen."

Und mit diesem Satz überrumpelte sie dann ihre Eltern ebenso so, wie sie sie überrumpelt hatten. Ihr Vater mit seinem merkwürdigen Einverständnis und ihre Mutter damit, dass sie Ian scheinbar wirklich nicht ausstehen konnte. Aber das schien ihr in diesen Moment nur fair.

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