Kapitel 61

"All in due Time" - Joshua Bassett

https://youtu.be/2Kiwy653Xtg

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Jungkook Pov


Der Musik in meinen Kopfhörern lauschend, bewegte ich meinen Kopf ein bisschen hin und her.

Immer wieder wanderte mein Blick dabei zu der Stelle, an der Taes Bus auftauchen sollte.


Nach den letzten drei Wochen war es irgendwie zur Gewohnheit geworden, dass wir uns Samstags trafen.

So auch heute.


Wie immer war ich viel zu früh da und deshalb noch eine Weile mit meinen Gedanken alleine.

Diese waren nach letzter Woche zugegebenermaßen deutlich ertragbarer geworden...

Ich war beruhigt, dass Tae überhaupt nicht auf etwas ernstes aus zu sein schien.

Dass das zwischen uns erstmal ganz entspannt war.

Nach allem, was mit Jimin passiert war, konnte ich mir etwas anderes im Moment eigentlich überhaupt nicht vorstellen.

Ich dachte immer noch viel an ihn...

Besonders nach Taes und meinem letzten Treffen hatte ich mir Gedanken gemacht.

Vorwürfe.


Immer wieder hatte ich mich gefragt, wie genau Tae seine Worte gemeint hatte.

Was es heißen sollte, dass er wusste, wie es war, an jemandem zu hängen, es aber mit meiner Situation nicht vergleichbar war.

Ob er auch in Jimin verliebt war.

Ob er etwas anderes gemeint hatte.


Je länger ich über unser Gespräch nachgedacht hatte, desto mehr war mir aufgefallen, dass Tae nicht unbedingt so klang, als wäre er verliebt, wenn er über Jimin sprach.

Er redete viel über ihn.

Er redete ausschließlich positiv über ihn.

Allerdings wirkte es überhaupt nicht wie verliebtes Geschwärme.

Ganz im Gegenteil...

Jimin hatte damals, als er über Tae gesprochen hatte, vollkommen anders geklungen.

Man hatte es förmlich in seinen Augen sehen können...


Je mehr ich mich an die Momente erinnert hatte, in denen Jimin über Tae geredet hatte, desto idiotischer kam ich mir vor, weil ich mich überhaupt in ihn verliebt hatte.

Als hätte ich damals schon beschlossen, meine Augen zu verschließen...


Letztendlich war ich nicht wirklich schlau aus Taes Worten geworden.

Da ich ungern mehr nachhaken wollte, hatte ich beschlossen, es erstmal dabei zu belassen.

Ob er in Jimin verliebt war oder nicht, würde letztendlich wahrscheinlich nur wenig ändern...

So wie Tae von Jimin sprach, war es offensichtlich, dass Jimins Angst, ihn zu verlieren, komplett unbegründet war.

Wann auch immer Jimin Tae von uns erzählen würde...

Tae würde ihm verzeihen.

Ganz einfach, weil die beiden sich ihr Leben lang kannten und Tae letztendlich auch genau so von Jimin sprach.

Ob romantisch oder nicht...

Jimin war Taes Leben.

Man hörte es.

Man sah es, wenn er von ihm sprach.

Kein Geheimnis der Welt würde die beiden auseinander bringen.


Was dagegen mich anging...

Tae kannte mich seit knapp einem Monat.

Und effektiv log ich ihn an, seit wir uns kennengelernt hatten.

Ein Teil von mir war sich absolut sicher, dass ich, sobald das mit Jimin und mir rauskommen würde, komplett abgeschrieben sein würde...


Der bloße Gedanke daran brachte mein Herz dazu, sich schmerzhaft zusammenzuziehen.

Ich war immer noch der festen Überzeugung, dass es ein riesen Fehler war, sich mit Tae zu treffen.

Dass ich am Ende wahrscheinlich noch viel trauriger sein würde, als ich es jetzt wegen Jimin war.


Und trotzdem...


Meine Augen weiteten sich, als der Bus um die Ecke bog.

Trotzdem stand ich hier.

Im Begriff, mich erneut mit jemandem zu treffen, in dessen Gegenwart meine Stimmbänder fast explodierten, weil ich ihm so dringend sagen wollte, was Sache war.

Weil ich frei sein wollte.

Frei von diesem Geheimnis.

Frei von Jimin.

Seit Wochen tat es weh...

Und egal was ich tat...

Letztendlich kam ich nicht um die immer wiederkehrende Erkenntnis herum, dass ich in ihn verliebt war.

Dass ich, obwohl er mich so mies behandelt hatte, nicht damit aufhörte.

Dass ich seinetwegen sogar jemand anderen mies behandelte.

Jemanden, den ich mit jedem Treffen mehr in mein Herz schloss.


Ich hatte keine Ahnung, wie Tae das anstellte...

Was an ihm es war, das alle meine Hirnwindungen in die entgegengesetzte Richtung laufen ließ.

Schon als er mich zum ersten Mal um ein Treffen gebeten hatte, hätte ich "nein" sagen sollen.

Ich hätte ausweichen sollen, als er mich zum ersten Mal umarmt hat.

Ich hätte all seine Nachrichten löschen sollen.

Es gab ungefähr hundert Dinge, die ich Tae gegenüber hätte anders machen sollen.

Dinge, die ich sonst ohne zu Zögern anders machen würde.

Dinge, die ich in seiner Gegenwart nur irgendwie nicht tat.


Ich hatte es noch nie wirklich erlebt, dass jemand so eine Wirkung auf mich hatte.

Dass ich ihn, obwohl alle Alarmsirenen in meinem Kopf angingen, wiedersehen wollte.

Dass ich ihn kennenlernen wollte.

Einfach bei ihm sein sollte.

Mir war es noch nie passiert, dass ich mich, obwohl ich es besser wusste, an die naive Hoffnung klammerte, dass ja vielleicht doch alles gut werden könnte.

Dass es einen sonderbaren, magischen Weg gab, auf dem das hier nicht in einem totalen Desaster enden würde...


Wahrscheinlich war ich ein abscheulicher Mensch, weil ich mich mit diesem Gefühl abgefunden hatte.

Weil ich mir, nachdem ich auf tausend Wegen festgestellt hatte, dass es ein Fehler war, trotzdem gedacht hatte, dass es für den Moment okay sein könnte.

Dass ich mir wünschte, dass es okay war.

Einfach weil ich Tae mochte...

Weil ich mich in seiner Nähe fühlte, als würde all das Chaos, das Jimin hinterlassen hatte, wieder in Ordnung kommen.


Ich hatte keine wirkliche Rechtfertigung.

Ich hatte keine Entschuldigung.

Ich hatte nichts, außer dem Bedürfnis, bei ihm zu sein.

Seine Nähe noch ein kleines bisschen länger genießen zu können...


Es war selbstsüchtig.

Es war ein Fehler.

Ich verließ mich darauf, dass ich, wann auch immer Jimin den Mund aufmachen würde, zu exakt diesem Ergebnis kommen würde...

Dass ich es einfach noch ein kleines bisschen vor mir her schieben konnte.



"Hey~", gut gelaunt begrüßte Tae mich, nachdem er aus dem Bus gestiegen war.


Ich erwiderte seine Begrüßung, bevor wir uns kurz umarmten.

Als wir uns anschließend voneinander lösten, gab es einen kurzen Moment...

Einen kurzen Moment, in dem Tae mich ansah.

Einen kurzen Moment, in dem ich schlucken musste.

Dieses unendlich warmen Seelenspiegel...

Dieses Haselnussbraun...


Es bestätigte mich in dem einen Vorsatz, den ich im Laufe der letzten Woche mit einem halbwegs reinen Gewissen getroffen hatte.

Dem Vorsatz, dass ich nicht derjenige sein würde, der Tae die Wahrheit sagte.


Bei all den Gedanken, die ich mir gemacht hatte...

All den Dingen, die ich entschieden hatte, obwohl ich es besser wusste...

Letztendlich war es die einzige Sache, der ich mir sicher war.


Ich war mir sicher, dass Jimin es Tae sagen musste.

Dass es den beiden schaden würde, wenn ich es tat.

Einfach, weil sie die beiden mit der jahrelangen Freundschaft waren...

Sie waren die Menschen, deren Augen glitzerten, wenn sie voneinander sprachen.

Dieses warme Haselnussbraun, das mich gerade anschaute...

Es war nichts im Vergleich zu den Strahlen, das Taes Mimik erfüllte, wenn er von seinem besten Freund sprach.


Und deshalb...

Auch wenn es mir die Stimmbänder zerriss...

Auch wenn es mein schlechtes Gewissen nur schlimmer machte...



"Gibt es schon Pläne für heute?", erkundigte ich mich.


Ich würde nichts sagen.

Jimin zuliebe.

Irgendwie auch Tae zu liebe.

Einfach ihrer Freundschaft zuliebe...


Einer Freundschaft, die ich niemals nachempfinden können würde.

Ich hatte niemanden, den ich mein Leben lang kannte.

Ich hatte niemanden, der bei meiner bloßen Erwähnung Glitzersterne in den Augen hatte.

Vielleicht genau deshalb war der Gedanke, die beiden noch mehr ins Wackeln zu bringen, so schlimm für mich.

Jimin war Taes bester Freund.

Tae vertraute ihm.

Letztendlich war das wahrscheinlich wichtiger als alles, das zwischen Tae und mir passieren würde.

Wichtiger, als alles, was zwischen Jimin und mir passiert war.


Egal wie ich die Gleichung auch drehte und wendete...



Tae zuckte mit den Schultern.

"Was auch immer du willst.", lächelte er.


...ich war immer übrig.



Meine Gedanken beiseite schiebend, erwiderte ich Taes Gesichtsausdruck.

"Wollen wir vielleicht erstmal ein bisschen spazieren gehen?", schlug ich vor.

"Diesmal auch ohne schweres Gespräch.", fügte ich scherzhaft hinzu.


Lieb zuckten Taes Mundwinkel nach oben.

"Gerne.", er nickte zustimmend.

"Vielleicht holen wir uns bei der Gelegenheit einen Kaffee?", fügte er hinzu.


Unwillkürlich kichernd, weil er meine Gedanken lesen konnte, stimme ich zu.

Gemeinsam liefen wir los.



Eine ganze Woche hatte ich damit verbracht, mich zu entscheiden.

Mir zu überlegen, wie sehr ich mein Gewissen ignorieren wollte.


Letztendlich waren exakt diese beiden Dinge herausgekommen.

Tae und Jimin zuliebe, würde ich nichts sagen.


Und mir selbst zuliebe...


Mein Herz klopfte, als Tae nach meiner Hand griff.

Mir selbst zuliebe würde ich das hier...

Es klopfte freudig...

...nur noch ein kleines bisschen länger...

Aufgeregt...

...passieren lassen.

Blind.

Ich meine an den Kommentaren im letzten Kapitel gesehen zu haben, dass das Interesse für Progress hier da ist. ^^
Vielen lieben Dank ❤️
Ich würde mich sehr freuen, wenn wir so weitermachen können <3

Lasst mich gerne wissen, wie euch das Kapitel gefallen hat ^^
Eure Gedanken interessieren mich sehr <3

Und actually hab ich jetzt noch ganz viel Redebedürfnis zu diesem Kapitel.
Weil oh boi...

Also vorweg kurz als Info:
Das war das letzte Kapitel vor einem kleinen Zeitsprung, nach dem wir seehr viel Progress bei Vkook haben werden.
Und entsprechend war es als ein kleines sum-up vom aktuellen Stand gedacht, damit man versteht, warum das mit Tae und Kookie dann so weiterläuft, wie es in den nächsten Kapiteln weiterlaufen wird.

Müssen wir darüber reden, dass Kookies Entscheidungen z.T. sehr fragwürdig sind?
Absolut nicht. xD
Aber ich plädiere hier für die selben Punkte wie mein Jimin.
You wanna tell me, dass es nicht komplett menschlich ist, etwas zu machen, obwohl man tief in sich drin weiß, dass es nicht gut ist?
Please.
Please.

That said, ist es natürlich trotzdem schwierig, dass Kookie sich weiterhin mit Tae trifft...
You don't have to tell me.
Literally mein Kopf schreit mich an, dass Kookie sich von Tae fernhalten soll.
Kookies Charakter schreit mich auch an, dass er nicht will, dass ich ihn so schreibe.
Aber das muss jetzt actually gerade einfach so sein, damit wir bei Vminkook und nicht bei Vmin und randomly broken-hearted Kookie rauskommen.

Poor Storytelling?
Absolut.
Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass ich bei dieser Geschichte wirklich einfach versuche, mit dem zu dealen, was mein Vergangenheits-Ich angerichtet hat, das noch nie Vminkook geschrieben hatte und eine deutlich höhere Toleranzgrenze hatte, was toxische Tendenzen angeht.
Soooo...

Wir leben bitte einfach damit, okay?
Wir akzeptieren, dass alle außer Tae in dieser Story ziemliche Kacke bauen und wir am Ende aber trotzdem super süßes Vminkook bekommen.
Und wenn wir irgendwann da sind, dann freuen wir uns einfach über Vminkook.
Cool?
Cool.
Danke xD

(I'm sorry, das musste raus xD)

Ich hoffe ihr hattet einen schönen Tag <3

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