Kapitel 57
"exile" - Taylor Swift feat. Bon Iver
https://youtu.be/osdoLjUNFnA
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Jungkook Pov
Ungläubig weiteten meine Augen sich, kaum dass Tae ausgesprochen hatte.
Ich konnte förmlich spüren, wie es mir die Kehle zuschnürte.
"W-Was?", entwich es mir erstickt.
Ich glaubte, mich verhört zu haben.
Tae nickte.
Ein etwas trauriges Lächeln lag auf seinen Lippen, als er mir erzählte, dass es wahrscheinlich etwas anderes war, als bei mir.
Dass er allerdings komplett nachvollziehen konnte, wie es sich anfühlte, wenn man jemanden einfach noch nicht loslassen konnte.
Ich spürte, wie seine Stimme in meinen Ohren zu einem Rauschen verkam.
Es war nicht so, als würde ich Taes Ehrlichkeit nicht zu schätzen wissen.
Allerdings war ihm nicht bewusst, dass ich wusste, von wem er sprach.
Ich selbst hatte es bis eben nicht gewusst...
Jimin hatte immer gesagt, dass seine Gefühle für Tae unerwidert waren.
Er hatte mir erzählt, was zwischen den beiden passiert war.
Dass er es beendet hatte, nachdem er gemerkt hatte, dass er sich in seinen besten Freund verliebt hatte.
Er hatte mich auch erzählt, dass der Typ, auf den Tae neuerdings stand der erste war, an dem er Interesse gezeigt hatte, nachdem das mit den beiden zu Ende gegangen war.
Seit ein paar Wochen wusste ich, dass ich besagter "Typ" war.
Entsprechend war es dadurch auch offensichtlich, von wem Tae jetzt gerade sprach.
Die Person, an der Tae immer noch hing...
Sein Grund warum er sich, genau wie ich, wahrscheinlich nicht komplett auf andere einlassen konnte...
Es gab nur eine einzige Person, die in Frage kam.
Zunehmend trockener wurde mein Hals, während ich mich plötzlich fragte, ob Jimin sich geirrt hatte.
Ob sie vielleicht zusammen sein könnten, wenn es mich nicht gäbe.
Wenn Tae mich nie in der Uni gesehen hätte...
Wenn Jimin mich niemals im Club getroffen hätte...
Wenn dieser schier endlose Strudel an verwirrenden und schmerzhaften Ereignissen, die sich danach ereignet hatten, nicht passiert wäre...
Ob sie dann beide...
Ich schluckte.
Ob sie glücklich wären...?
Still versank ich in der Frage, ob ich vielleicht das Problem in dieser Geschichte war.
Ich zuckte zusammen, als Taes Stimme mich zurück in die Realität holte.
"...Kookie?", fragte er vorsichtig.
"Ist ähm...", etwas verlegen verzog er den Mund.
"...ist das ein Problem für dich?", wollte er wissen.
Er schien bemerkt zu haben, wie geschockt ich ihn ansah.
Überrascht blinzelte ich, während ich versuchte, mich in die Situation zurückzufinden.
"N-nein....", entwich es mir ganz von selbst.
Mein Gehirn ratterte immer noch.
"I-ich...", nach einer Antwort suchend, rang ich mir ein kleines Lächeln ab.
"Ich hab es nur nicht kommen sehen.", sagte ich schließlich.
Es entsprach der Wahrheit.
Mit dem kleinen Haken, dass Tae natürlich nicht wusste, welchen Teil seiner Aussage ich nicht hatte kommen sehen.
Dumpf drückte mein Herz, als ich das Verständnis in der Mimik meines Gegenübers betrachtete.
Ich hatte so unfassbar genug von diesem Gefühl...
Von meinem schlechten Gewissen, weil ich ihm immer nur die Hälfte erzählen konnte.
Selbst heute, wo ich mir vorgenommen hatte, so ehrlich wie möglich zu sein, war Jimin wieder im Weg.
Er war immer im Weg.
In meinem Kopf.
In meinem Herz.
Nie kam ich um ihn herum...
Sichtbar erleichtert, dass ich kein Problem mit seinen Worten hatte, lächelte Tae.
"Aber dann...", er wurde etwas rot, bevor er mir in die Augen sah.
"Dann passt es doch eigentlich, oder?", fragte er.
"Wir...", etwas zögerlich spielte er mit seinen Händen herum, bevor er sich traute nach meinen zu greifen.
"Wir könnten einfach machen, was sich gut anfühlt...", schlug er vor.
"Ganz ohne Druck."
Hilflos schaute ich seine haselnussbraunen Seelenspiegel an, während ich zu verstehen versuchte, wie weich seine Stimme gerade geklungen hatte.
Wie dringend meine Hand seine festhalten wollte, obwohl mein Kopf mich anschrie, dass es falsch war.
Dass diese sowieso schon komplizierte Geschichte gerade noch komplizierter geworden war.
Einen Moment lang schaute ich nach unten.
Ich guckte Taes und meine Hände an.
Fragte mich, ob das hier der Moment war, in dem ich gehen sollte.
Der Moment, in dem es genug war.
In dem ich genug Schaden angerichtet hatte.
Ich wusste, dass ich eigentlich nichts dafür konnte.
Weder für Taes Interesse.
Noch für alles, was zwischen Jimin und mir passiert war.
Trotzdem schmeckte mein Mund bitter.
Ganz einfach weil ich nicht umhin kam, die Situationen zu sehen, für die ich sehr wohl etwas konnte.
Situationen, in denen ich entschieden hatte.
Niemand zwang mich, Jimins Bitte, das von uns geheim zu halten, nachzukommen.
Niemand zwang mich, auf Tae einzugehen.
Ersteres tat ich, um den beiden nicht wehzutun.
Zweiteres, um mir nicht wehzutun.
Doch jetzt...
Mein Herz drückte.
Nachdem ich diese Information bekommen hatte...
Es tat weh.
Nachdenklich verschränkten meine Finger sich mit denen von Tae, als ich überlegte, ob es etwas bringen würde, jetzt reinen Tisch zu machen.
Ob es den beiden helfen würde.
Ob sie zusammen glücklich werden könnten.
Ob es sein könnte...
Mein Griff wurde fester.
...als hätte es mich nie gegeben.
Nie in meinem Leben hatte ich einen schmerzhafteren Gedanken gehabt.
Einen Gedanken, der in der Sekunde, in der aufkam, alles in mir kaputt machte.
"I-Ich...", entwich es mir.
Der Kloß in meinem Hals wurde größer.
Schmerzhafter, je länger ich es sacken ließ.
"Ich wollte nur...", versuchte ich es erneut.
Ich kämpfte dagegen an.
Versuchte sie nicht zuzulassen.
"Es soll..."
Die Tränen.
"Es soll nicht mehr wehtun...", wisperte ich.
Unkontrolliert sanken meine Schultern nach unten.
Ich gab mir Mühe, nicht loszuweinen.
Diese Situation nicht noch kontextloser eskalieren zu lassen.
Für Tae musste meine Reaktion total überzogen wirken.
Er musste sich fragen, was mit mir los war, dass ich ihm von mir erzählte und dann zusammenklappte, nachdem er sich auch mir gegenüber geöffnet hatte.
Immerhin...
Ich versuchte die Tränen wegzublinzeln.
Immerhin wusste er nichts...
Er wusste nichts von der Situation, in der ich mich befand.
Er wusste nicht, dass er sie gerade hundertfach komplizierter gemacht hatte.
Dass sie gerade über mir zusammenbrach...
Die Erkenntnis, dass ich mich nicht nur mit dem Typen traf, in den die Person verliebt war, in die ich verliebt war.
Nein.
Ich traf mich mit dem Typen, der in die Person verliebt war, in die ich auch verliebt war, die ebenfalls in ihn verliebt war, nur ohne dass die beiden von den Gefühlen des anderen wussten.
Kein Wort der Welt hätte ausdrücken können, was für ein kosmischer Witz diese Situation war.
Was für ein schmerzhafter Witz.
Noch mehr, wenn man selbst die Person war, die offensichtlich zu viel in der Gleichung war...
Einen Moment lang war ich komplett erstarrt.
So gefangen in meinem Gedankenstrudel, dass ich überhaupt nicht mehr mitbekam, was um mich herum passierte.
Obwohl ich sie so fest gehalten hatte, bemerkte ich nicht, dass Tae meine Hand losließ.
Ich merkte nicht, dass er sich mir näherte.
Dass er erneut versuchte, mich anzusprechen, bevor er es aufgab.
Erst als ich auf einmal seine Arme um meinen Körper spürte, hörte ich ihn.
Ich spürte ihn.
"Hey..."
Vorsichtig drückte Tae mich an sich.
"Tut mir leid...", flüsterte er.
Von sowohl seinen Worten, als auch seinen Taten überrumpelt, brachte ich keinen Ton heraus.
Wie erstarrt blieb ich in seiner Umarmung.
So still, dass es ihm Möglichkeit gab, weiterzusprechen.
"Tut mir leid, dass du es ansprechen musstest, obwohl ich derjenige war, der den Kontakt wollte...", murmelte er.
"Und was auch immer mit der Person passiert ist, an der du noch hängst...", er zog mich noch ein wenig zu sich.
"Das tut mir auch leid...", sanft streichelte er über meinen Rücken.
"Es war daneben, es mit meiner Situation zu vergleichen...", fügte er etwas leiser hinzu.
Nicht wirklich wissend, wohin mit allem, was gerade passierte, blieb ich weiterhin stumm.
Ich brachte es nicht über mich, etwas zu sagen.
Viel zu sehr verstand ich erneut, warum Jimin Tae über alles andere gestellt hatte.
Viel zu sehr verstand ich erneut, dass auch ich ihn bereits viel zu gern hatte.
Ich stritt mich mit meinen inneren Dämonen.
Mit dem kleinen Teufelchen auf meiner Schulter, das mir sagte, dass es okay sei, meine Geheimnisse für mich zu behalten und Tae weiterhin zu treffen.
Dass ich damit ja eigentlich nur Jimins Wunsch entsprach.
Dass ich überhaupt nicht wissen konnte, was passieren würde, wenn ich Tae einfach alles beichten würde.
Dass es keine Garantie gab, dass die beiden trotzdem glücklich werden würden.
Ich wusste, dass das Teufelchen einen Haufen Mist von sich gab.
Dass all diese Gedanken Ausdruck von dem Wunsch waren, mein gebrochenes Herz ein kleines bisschen weniger zu spüren.
Dass ich mich nach allem was passiert war, einfach nur mal wieder gut fühlen wollte.
Ich wusste, dass dieser Wunsch auf Taes Kosten ging.
Dass es alles andere als okay war, mich auf ihn einzulassen.
Ich wusste es.
Und dennoch...
Hilflos seufzte ich, als meine Arme anfingen sich zu bewegen.
Dennoch war ich nicht stark genug, ihr zu widerstehen.
Langsam schloss ich meine Augen.
Dieser unfassbar heilenden Wirkung, die er auf mich hatte...
Ich erwiderte seine Umarmung.
Erneut besiegte sie meine Schuldgefühle.
Sooo hier jetzt finally das Update ^^
Obwohl ich das Kapitel schon eine Weile fertig hatte, musste ich es jetzt erstmal etwas in meinem Kopf hin und her rollen lassen.
Weil you know...
Nichts von dieser intensen Reaktion von Kookie war geplant gewesen.
Es ist beim schreiben einfach passiert ^^"
Gerade wenn Sachen so unerwartet intense werden, muss ich immer erstmal überlegen, ob es mir so gefällt bzw. ob ich es sinnvoll finde.
Und tbh hier fand ich es dann eigentlich ziemlich sinnvoll.
Im Gegenteil wäre es wahrscheinlich wenig sinnvoll gewesen, wenn Kookie die Info, die Tae ihm gegeben hat, einfach so weg gesteckt hätte.
Und so unsicher, wie er die ganze Zeit ist, finde ich es auch eigentlich ganz logisch, dass alles über ihm zusammenbricht.
Nicht unbedingt angebracht, wenn man die Situation aus Taes Perspektive betrachtet...
But that's fine.
Das sehen wir dann im nächsten Kapitel ^^
Please let me know, wie ihr das Kapitel fandet <3
Und vor allem ob es verständlich war, warum Kookie am Ende doch eingeknickt ist und nichts geagt hat.
Den Bogen fand ich schwer, deshalb wüsste ich gern, wie es durchgekommen ist ^^
Also yeah...
So viel zu meiner "Vkook-Cuteness".
Aber hey, immerhin ist eine Umarmung dabei xD
(Diese Charaktere bringen mich ins Grab ._.)
Wish you a wonderful day <3
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