Kapitel 43
"I Can Feel a Hot One" - Manchester Orchestra
https://youtu.be/JuelAYlaR-k
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"Hmhn...", schwerfällig blinzelte ich, als ich am nächsten Morgen aufwachte.
Meine Augenlider fühlten sich an, als wären sie aus Blei.
Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich gestern in diesem Park geblieben war.
Viel zu lange wahrscheinlich...
Aber ich hatte einfach nicht aufhören können, zu weinen...
Immer, wenn ich gerade der Meinung gewesen war, mich beruhigt zu haben, war es wieder von vorne losgegangen.
Es hatte sich angefühlt, als hätten meine Gedanken mich erdrückt.
Ein Teil von mir hatte sich das sogar gewünscht.
Dann hätte ich mich all den Dingen, die gestern passiert waren, nicht stellen müssen.
Nicht zuletzt war ich auch deshalb so lange unterwegs gewesen, weil ich Angst gehabt hatte, nach Hause zu kommen und Tae alles erklären zu müssen.
Ich hatte sicher gehen wollen, dass er schon eingeschlafen war.
Allerdings war das auch eher eine Übergangslösung gewesen...
"Ja...", verließ es leise meine Lippen, als es an der Tür klopfte.
Als mein bester Freund kurz darauf seinen Kopf in mein Zimmer steckte, zog sich mein Herz sofort zusammen.
"Bist du wach?...", wollte er vorsichtig wissen.
Ich schüttelte nur meinen Kopf, bevor ich mich auf die Seite drehte.
Nicht wach genug, für dieses Gespräch...
Tae lächelte sanft über meine chronische Müdigkeit.
"Darf ich trotzdem zu dir kommen?", fragte er lieb.
Die Wärme in seiner Stimme half dem Drücken in meiner Brust nicht wirklich.
Trotzdem nickte ich.
Nach allem was gestern gewesen war, konnte ich Tae nicht länger aus dem Weg gehen.
Das wusste ich.
Immerhin hatte er auf dem Sofa geschlafen, als ich nach Hause gekommen war.
Wahrscheinlich hatte er auf mich warten wollen und war dann einfach eingenickt...
Ich hatte mich furchtbar dafür gefühlt, ihn wenigstens noch zugedeckt und war dann in mein Bett gefallen.
Kaum hatte ich gelegen, hatte mein Körper realisiert, was für ein unendlich anstrengender Tag es gewesen war...
Etwas angespannt schloss ich meine Augen, als Tae zu mir ins Bett kletterte.
Ich wollte die Geborgenheit nicht spüren, die seine Nähe in mir auslöste.
Nicht, nachdem ich wusste, was ich ihm angetan hatte und noch antun würde.
Gleichzeitig sehnte sich alles in mir nach ihm...
Nach all den schrecklichen und einsamen Gedanken von gestern fühlte es sich unfassbar tröstlich an, nicht alleine zu sein.
"Ich war beruhigt, als ich vorhin gesehen hab, dass du in deinem Bett liegst...", murmelte Tae, während er von hinten seinen Arm um mich legte und mich zu sich zog.
Für einen Moment drückte er mich ganz fest an sich.
Als würde er sich vergewissern müssen, dass ich da bin...
Ich spürte, wie sich ein riesiger Kloß in meinem Hals bildete.
Tae hatte sich Sorgen gemacht...
Natürlich hatte er das.
Wenn er einfach ohne Vorankündigung die ganze Nacht verschwinden würde, obwohl wir gemeinsame Pläne gehabt hatten und auf keine meiner Nachrichten antworten würde, wäre ich auch krank vor Sorge gewesen.
Dabei war es gestern gar keine Absicht gewesen...
Ich hatte ihm nicht wehtun wollen.
Es war nur alles zu viel geworden...
Ich hatte nicht gewusst, wie ich ihm gegenüber hätte reagieren sollen.
Weil alles andere schon so schrecklich gewesen war, hatte ich mich einfach davor gedrückt.
Schon wieder hatte ich nur an mich gedacht.
"Tut mir leid, wegen gestern...", flüsterte ich in den Stoff meiner Bettdecke.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte...
Für das, was ich getan hatte, gab es eigentlich keine Entschuldigung.
Für gar nichts von den gefühlt unendlich vielen Dingen, die ich falsch gemacht hatte...
Ich hörte Tae leise hinter mir seufzen.
"Ist okay, Jiminie...", flüsterte er.
"Ich bin froh, dass es dir gut geht.."
Ich kniff die Augen zusammen.
Nein...
Nichts war 'okay'...
Tae war wir immer viel zu lieb und verständnisvoll.
Allerdings war ich ihm gerade so dankbar dafür...
Kaum hatte er mein Zimmer betreten, hatte mein tonnenschweres Herz sich ein wenig leichter angefühlt.
Die sanfte Wärme, die von meinem besten Freund ausging, war einnehmend...
Heilend.
Unwillkürlich spürte ich, wie ein Teil der Anspannung dadurch aus meinem Körper wich.
Lautlos atmete ich aus.
Tae kuschelte sich ein wenig an mich.
Ich spürte, wie er sein Gesicht in meinen Haaren vergrub.
So blieben wir eine Weile lang liegen...
Eng an einander gedrückt.
Keiner ein Wort sagend.
Ich konnte Taes Herzschlag an meinem Rücken spüren.
Er war so viel ruhiger, als meiner...
Meine Herzfrequenzen und meine Gedanken lieferten sich gerade einen kleinen Wettkampf, wer schneller sein konnte.
"Guckst du mich auch irgendwann wieder an?...", wollte Tae nach ein paar Minuten vollständiger Stille wissen.
Natürlich bemerkte er, wie durcheinander ich war.
Dass etwas nicht stimmte.
Ich schluckte ein wenig, bevor ich nickte.
Irgendwann würde es sich eh nicht mehr vermeiden lassen...
Langsam drehte ich mich in Taes Umarmung zu ihm um.
Mein bester Freund erschrak ein wenig, als ich ihm direkt ins Gesicht sah.
Seine Pupillen weiteten sich, kaum dass sein Blick an meinen Augen hängen blieben.
Sie waren immer noch rot. Wahrscheinlich auch ein wenig geschwollen...
"Jiminie...", verließ es mitfühlend Taes Lippen, während er seine Hand an meine Wange legte.
Sanft strich er über die schon vor Ewigkeiten getrockneten Tränen.
Als würde er sie immer noch wegwischen wollen..
Von dem Stechen in meinem Herzen schmerzerfüllt, kniff ich die Augen zusammen.
Tae sollte nicht so lieb zu mir sein...
Das hatte ich nicht verdient...
Gleichzeitig...
Etwas hilflos schmiegte ich mich in seine Handfläche.
...konnte ich aber auch nicht anders, als es einfach zu genießen.
Ich fühlte mich so schrecklich...
Lächzte förmlich nach jedem positiven Impuls.
"Was...ist passiert?..", fragte Tae, nachdem seine Augen ein paar Sekunden lang forschend über meine Mimik gezuckt waren.
Kaum hatte er ausgesprochen, fühlte ich die Überforderung in mir aufsteigen.
Bodenlose Panik.
"I-ich...", setzte ich an.
"A-also", meine Unterlippe begann zu zittern.
Ich hatte mir noch nicht überlegt, was ich ihm sagen sollte...
Jede Art ausgedachte Lügengeschichte fühlte sich falsch an.
Mal ganz abgesehen davon, dass mir nichts einfiel, was mein Verhalten von gestern auch nur ansatzweise hätte rechtfertigen können.
"W-wegen dem Jungen, d-den ich dir vorstellen wollte...", stammelte ich, noch bevor ich darüber nachtgedacht hatte.
Kaum sprach ich das Thema an, spürte ich, wie mir wieder die Tränen in die Augen stiegen.
Mein Herz fühlte sich an, als würde man es zerdrücken.
Es war einfach alles so schrecklich...
Mein bester Freund blinzelte etwas überrumpelt, als er bemerkte, dass ich zu weinen begann.
"Hey...shh..", ohne zu zögern zog er mich an sich und drückte mein Gesicht in seine Halsbeuge.
"Ganz ruhig, Jiminie...", flüsterte er, während er sanft über meinen Hinterkopf streichelte.
Davon überrascht, seine Nähe plötzlich wieder so intensiv zu spüren, verschlug es mir für einen Moment die Sprache.
Desorientiert vergriffen meine Hände sich in Taes Oberteil, während ich mich an ihn drückte.
Ich hasste mich dafür, seine ganzen Zärtlichkeiten anzunehmen.
Aber ich wusste einfach nicht, wohin mit mir...
Stumm fanden ein paar Tränen ihren Weg über meine Wangen.
Offensichtlich auch nicht ganz wissend, was er mit meiner Reaktion anfangen sollte, behielt Tae mich einfach eine Weile so im Arm.
Immer wieder streichelte er über meinen Kopf und meinen Rücken, um mir zu zeigen, dass er da war.
So lange, bis ich mich wieder ein wenig beruhigt hatte.
"Was war mit ihm?...", wollte mein bester Freund wissen, nachdem ich eine Weile lang kein Schniefen mehr von mir gegeben hatte.
"Habt ihr euch gestritten?...", fragte er vorsichtig.
Mir stockte der Atem.
Kaum tauchte das Bild von "ihm" vor meinem inneren Auge auf, konnte ich spüren, wie mein Herz sich auseinanderriss.
Kookie...
Leise schluchzte ich.
"K-Kann man s-so sagen...", brachte ich kaputt zustande, bevor ich kurz meine Augen schloss, um durchzuatmen.
"Wir werden uns wohl...nicht wieder sehen...", fügte ich leise hinzu.
Danach quollen direkt neue Tränen aus meinen Augen.
Es auszusprechen tat so weh...
Ich vermisste den Braunhaarigen jetzt schon so sehr, dass ich kaum noch Luft bekam.
Tae verspannte sich kurz, nachdem ich ausgesprochen hatte.
Danach drückte er mich noch fester an sich.
"Das tut mir leid, Jiminie...", flüsterte er.
Von dieser Reaktion ein wenig überfordert blinzelte ich.
Tae schien wirklich überhaupt nicht mitbekommen zu haben, dass der Junge, den ich ihm hatte vorstellen wollen und Kookie ein und die selbe Person waren...
Für ihn existierte eine unbekannte vierte Person, wegen der ich mich gerade weinend an ihn klammerte...
Ich wusste nicht ganz, wohin mit dieser Erkenntnis.
Auf der einen Seite fiel gerade ein kleines Gewicht von meinen Schultern, weil ich mir keine Ausrede mehr einfallen lassen musste. Tae hatte sie sich selbst geliefert...
Auf der anderen Seite fühlte ich mich allerdings gleich noch elender.
Mein bester Freund brachte mir so viel Mitgefühl entgegen...
Mitgefühl, welches ich überhaupt nicht verdiente, weil ich mich nicht dazu durchringen konnte, ihm die Wahrheit zu sagen.
Allerdings konnte ich nach gestern einfach nicht anders...
Das mit Kookie war so furchtbar gewesen...
Mein Kopf fühlte sich an, als würde er platzen, wenn ich ihn auch nur noch mit einem Milligramm weiterer Gedanken belasten würde.
Entsprechend...
Stumm schniefte ich, bevor ich mein Gesicht wieder im Stoff von Taes Oberteil vergrub.
...nahm ich die Erklärung an, die sich in Taes Kopf gebildet hatte.
Es war leichter, als sich etwas neues zu überlegen.
Schmerzloser...
Nach gestern ertrug ich nicht noch mehr Schmerz.
Statt also weiterzusprechen oder meinen besten Freund in irgendeiner Form aufzuklären, blieb ich einfach in seiner Umarmung.
Auch nur indirekt über Kookie zu sprechen, hatte irgendwas in mir ausgelöst...
Meine Schultern wollten eine ganze Weile lang nicht mehr aufhören zu zittern.
Die ganze Zeit fanden neue Tränen ihren Weg über meine Wangen.
Der Braunhaarige fehlte mir so sehr... die Gewissheit, dass er da war.
Alles was gestern passiert war, tat mir unendlich leid...
Mit jeder Sekunde, in der ich realisierte, dass es kein Zurück mehr gab, brach mein Herz ein bisschen mehr.
Das Loch darin wurde immer größer...
Tae versuchte mich weiter zu trösten.
Er flüsterte mir beruhigende Worte zu, bevor er irgendwann einfach dazu über ging, mich ganz fest an sich zu drücken.
"Alles wird gut, Jiminie...", murmelte er.
Ich hatte keine Worte dafür, wie dankbar ich war, dass Tae gerade bei mir war.
Obwohl er einer der Gründe war, warum es mir schlecht ging, machte seine Anwesenheit so viel besser...
Sie schmälerte die bodenlose Einsamkeit, die mich gestern überkommen hatte.
"Mir war nicht klar...dass er dir so wichtig gewesen ist...", verließ es etwas zögerlich Taes Lippen, als ich mich nach ein paar Minuten immer noch nicht beruhigt hatte.
Obwohl ich gestern schon so viel geweint hatte, konnte ich einfach nicht damit aufhören.
Taes Umarmung gab mir so viel Sicherheit...
Sie ließ mich zu Hause fühlen.
Als wäre ich an einem Ort, an dem es okay war, seine Gefühle zu zeigen.
Das, gemeinsam mit dem Wissen, dass dies eigentlich nicht mehr ganz der Wahrheit entsprach, sorgten dafür, dass meine Tränen nicht mehr trocknen wollten.
Ich fühlte mich schuldig...
Verwirrt...
Einsam....
Irgendwie einfach...bodenlos traurig.
Als würde mein Herz nie wieder aufhören wehzutun.
"Mir...auch nicht...", schluchzte ich leise, bevor ich mich noch mehr an Tae drückte.
Erstaunlicherweise war mir wirklich nicht klar gewesen, wie viel Kookie mir bedeutet hatte.
Natürlich hatte ich ihn gern gehabt...
Aber das, was ich gerade fühlte, war nicht das, was man fühlte, wenn man jemand verlor, den man gern gehabt hatte.
Dafür war das Loch viel zu groß.
Viel zu endgültig.
Es wurde noch ein bisschen größer, als ich mich daran erinnerte, wie ich in der letzten Nacht, die Kookie und ich gemeinsam verbracht hatten, der Meinung gewesen war, meine Gefühle für ihn nicht einordnen zu können.
Alles war mir viel zu schön und einfach vorgekommen, als dass ich es hätte benennen können.
Doch jetzt...
Gequält kniff ich die Augen zusammen.
Genau wie das mit Tae....
...fühlte sich das mit Kookie sehr tiefsitzend an.
Alles ignorierend...
.....und schmerzhaft.
Entsprechend....
....brachte ich es gerade beim besten Willen nicht fertig, diesen Gedanken zu Ende zu führen.
Nach allem, was gestern passiert war, war ich nicht in der Lage meine Gefühle für Kookie als das anzuerkennen, was sie offensichtlich gewesen waren.
Immerhin war es eh zu spät...
Ich hatte meine Entscheidung getroffen.
Es war nicht mehr von Bedeutung, ob die fünf magischen Buchstaben zutreffend gewesen waren...
"Wie...hieß er denn?..", wollte Tae zögerlich wissen.
Ich wusste, dass er nur versuchte, mit mir zu reden, damit ich nicht alleine in meinem Elend versinken musste.
Er wollte Anteil nehmen.
Allerdings löste seine Frage nichts weiter als tiefe Bitterkeit in meinem Inneren aus, weil mir klar wurde, was hätte passieren können, wenn mein bester Freund sie früher gestellt hätte.
"Ist jetzt....nicht mehr weiter wichtig...", murmelte ich deshalb.
War es nicht.
Immerhin würde ich nie wieder über ihn sprechen.
Auch wenn es mich zerriss...
...so kannte ich Kookie ab heute nicht mehr.
Völlig egal, was passieren würde.
Wenigstens das würde ich hinbekommen...
Mein bester Freund gab ein leises Seufzen von sich.
"Du möchtest nicht reden, oder?", fragte er ruhig.
Zaghaft schüttelte ich meinen Kopf.
"Kannst du einfach...bei mir bleiben...?", schniefte ich kleinlaut.
Ich hatte überhaupt kein Recht mehr, diese Frage zu stellen.
Trotzdem war Taes Nähe gerade das einzige, was mich daran hinderte, zu zerbrechen.
Ich konnte mich noch nicht davon lösen.
Ein winziges Gefühl der Erleichterung machte sich in mit breit, als mein bester Freund als Antwort auf meine Frage nickte.
"Klar, Jiminie...", murmelte er mit liebevoll rauer Stimme.
Anschließend drückte er mich ganz fest an sich und lehnte seinen Kopf gegen meinen.
Unwillkürlich vergriffen meine Hände sich noch mehr in seinem Oberteil.
Hilflos klammerte ich mich an ihn.
Immer mehr Tränen fanden dabei ihren Weg über meine Wangen.
Wahrscheinlich würden sie eine ganze Weile nicht mehr damit aufhören.
Auch der Schmerz in meinem Herzen war noch weit davon entfernt, taub zu werden.
Allerdings fühlte es sich nicht mehr so furchtbar an, wie gestern Nacht...
"Danke, TaeTae...", wisperte ich lautlos.
Weil ich nicht mehr allein war.
Danach schloss ich meine Augen.
Es tut mir leid...
Wie Jimin einfach seit vier Kapiteln gefühlt ununterbrochen weint...
Ich schwöre, ich hab ihn eigentlich lieb ._.
Noch kurz etwas zum weiteren Verlauf der Story:
Also nach den letzten Kapiteln haben wir jetzt sozusagen den "Jikook-Arc" erstmal hinter uns.
Entsprechend wird es langsam Zeit, Vkook aufzubauen. ^^
Damit das Pairing, neben dem ganzen Fluff von Jikook und diesem deepen was auch immer bei Vmin, auch eine faire Chance bekommt, eure Herzen zu erobern, muss ich Jimin als Main-Character ein bisschen zurückstellen.
Also er bleibt natürlich die Hauptfigur, aber ich denke in Zukunft wird es sehr viel mehr Kapitel aus Kookies und Taes Pov geben, als bisher.
Und z.T. auch mal mehrere hintereinander, ohne dass zwischendrin Jimins Sicht dabei ist.
Also wundert euch nicht, wenn jetzt ständig Pov-Wechsel kommen ^^
Dass muss so und irgendwann normalisiert es sich dann auch wieder. x3
Ich hoffe ihr habt/hattet einen schönen Tag ^-^
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