Kapitel 42

"Unworthy" - Vancouver Sleep Clinic

https://youtu.be/7SKkvgCcskU

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Stumm starrte ich den Weg vor mir an.

Meine Füße trugen mich von selbst.

Wie fremdgesteuert.


Ausdruckslos blieb mein Blick an einer der Bänke hängen, welche überall am Flussufer von Taes und meinem Lieblingspark verteilt waren.

Ohne darüber nachzudenken setzte ich mich.


Während mein Blick an der dunkeln Wasseroberfläche hängen blieb, wurde mir bewusst, dass ich noch nie alleine hier gewesen war.

Tae und ich waren immer nur gemeinsam spazieren gegangen.


Streng genommen wusste ich gar nicht, wieso es mich jetzt in diesen Park verschlagen hatte.

Wahrscheinlich hatte ich einfach einen Ort gebraucht, an dem ich in Ruhe weinen konnte...


Kaum war mir das bewusst geworden, konnte ich spüren, wie sich wieder Tränen in meinen Augenwinkeln bildeten.

Meine Sicht verschwamm...


Ich biss mir auf die Lippe, bevor ich meine Augen schloss.

Schmerzerfüllt zuckten meine Augenbrauen dabei zusammen.


Mein Herz tat so schrecklich weh...

Noch nie hatte ich etwas vergleichbares erlebt.


Aber nach dieser Nacht?...



Sobald die Bilder des heutigen Abends in meinem Kopf auftauchten, begannen meine Schultern zu zittern.

Meine Brust bebte, bevor mir ein Schluchzen entwich.


Wie konnte ein einzelner Abend....nur so furchtbar schief laufen?...


Immer mehr Tränen fanden ihren Weg über meine Wangen, bevor ich es endgültig aufgab und mein Gesicht einfach in meinen Händen vergrub.

Unkontrolliert fing ich an zu weinen.

Meine Atmung glich einem Wimmern.


Ich verstand es einfach nicht...

Wie hatte das passieren können?


Wie hatte der eine Mensch, der mich von meinem Liebeskummer bei Tae hatte ablenken können, der selbe Mensch sein können, wie der, in den Tae sich verliebt hatte?...


An dem Abend, an dem ich Kookie kennengelernt hatte, war ich alleine feiern gegangen, weil ich es nicht ertragen hatte, wie viel Tae von dem Jungen aus der Uni gesprochen hatte.


Die Ironie, die in dieser Tatsache lag, ließ mich erneut aufschluchzen.

Kookie war danach nur meinetwegen immer wieder in den Club gekommen.

Wenn ich damals nicht in den Club gegangen wäre....wenn Tae nicht von Kookie geredet hätte...

...hätte ich Kookie dann niemals kennengelernt?

Oder vielleicht erst, wenn etwas zwischen Tae und ihm passiert wäre?


Allein die Vorstellung sorgte dafür, dass mein Herz sich anfühlte, als hätte man es mit einem stumpfen Messer durchbohrt.

Ein Teil von mir ertrug den Gedanken nicht, dass ich Kookie niemals hätte kennenlernen können.

Ich hasste mich für die Idee, dass ich eine negative Einstellung ihm gegenüber hätte haben können, wenn Tae ihn mir vorgestellt hätte.

Es fühlte sich so unnatürlich an...

Falsch.

Der Gedanke, Kookie nicht so getroffen zu haben, wie es passiert war, war mir zuwider.


Trotzdem wäre es wahrscheinlich für alle Beteiligten...

Immer mehr Tränen quollen aus meinen Augen.

....besser so gewesen.



Mein Schluchzen wurde lauter, während ich mich daran erinnerte, was gerade passiert war.


Ich brauchte eine Weile, um mich wieder halbwegs zu beruhigen.

Um einen ansatzweise klaren Gedanken fassen zu können.

Etwas anderes zu sehen, als den unglaublich verletzten Blick, mit dem Kookie mich vorhin angeschaut hatte.


Allerdings waren die "klaren" Gedanken auch nicht wirklich besser...

Statt seinem Blick von vorhin sah ich plötzlich all die Male davor.

Ich spürte das Herzklopfen, was es in mir ausgelöst hatte, wenn Kookie mich angelächelt hatte...

Wenn seine Hasenzähne dabei zum Vorschein gekommen und seine dunklen Kulleraugen sich in meinen verloren hatten...


All diese Bilder hatten mich in den letzten Wochen so glücklich gemacht.

Immer wieder hatte ich absichtlich an Kookie gedacht, nur um das kleine Kribbeln zu spüren, welches dadurch durch meinen Körper gerauscht war.


Doch jetzt...

...war das gar nichts mehr.

Nur noch Schmerz.

Das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.



Immer bitterer schmeckte mein Mund, während ich mir wünschte, dass dieser wundervolle Junge, an den ich gerade dachte, mich nicht kennengelernt hätte.

Alles in mir sträubte sich dagegen...

Dennoch wusste ich, dass dieser Gedanke absolut berechtigt war.


Ich hatte Kookie schrecklich wehgetan.

Alles was wir gehabt hatten...

All die schönen Momente...

Jedes Lachen...

Jeden Kuss...

Ich hatte all das weggeworfen.


Kookie hatte das nicht verdient.

Nichts davon.

Das wusste ich...


Trotzdem hatte ich es getan.

Einfach so.

Als wäre es mir egal gewesen.


Mir fehlten die Worte, um zu beschreiben, wie sehr ich mich gerade selbst verabscheute.



Je länger ich Kookie vor meinem inneren Auge sah, desto stärker begann ich wieder zu weinen.

Meine Schultern wollten nie wieder aufhören zu zittern.


So sehr wünschte ich mir, dass es anders gelaufen wäre...
Dass es nicht so hätte enden müssen.

Dass es gar nicht hätte enden müssen.


Immerhin war Kookie mir nicht egal gewesen.

Kein bisschen...

Ich hatte ihn so unfassbar gern gehabt...


So sehr, dass es...



Ich schnappte nach Luft, als mir meine eigenen Gedanken bewusst worden.

So sehr, dass es fast gereicht hätte...


Ein kleiner Schauer des Selbstekels rauschte meinen Rücken herab.

"Es tut mir so leid...", wisperte ich, an jemanden gerichtet, der es nie würde hören können.

"Kookie...", kaum verließ sein Name meine Lippen, konnte ich förmlich spüren, wie etwas in mir zerbrach.

"Kookie...", wiederholte ich schluchzend.

Ich zog meine Beine an meinen Körper und vergrub mein Gesicht in meinen Knien.

"Es tut mir leid...", flüsterte ich.

"Es tut mir leid...", immer und immer wieder.


Ich konnte einfach nicht aufhören, mich zu entschuldigen.

Für alles.

Dafür, dass ich auf ihn eingegangen war...

Immer wieder zu ihm gegangen war...

Ihm ständig falsche Hoffnungen gemacht hatte, obwohl ich gewusst hatte, dass mein Herz jemand anderem gehörte...


Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr realisierte ich, wie schrecklich ich mich Kookie gegenüber benommen hatte.

Die Gespräche, die wir gehabt hatten, hin oder her...

Ich hatte ihm nicht vermittelt, dass das zwischen uns so locker war, wie ich gesagt hatte.

Im Gegenteil...

Jeden Strohhalm, den er mir angeboten hatte, hatte ich angenommen.

Jede Chance, mich nur ein kleines bisschen besser zu fühlen.

Ich hatte nur an mich gedacht.


Dass nichts davon auch nur ansatzweise böse gemeint war, änderte jetzt auch nichts mehr.

Zwar hatte ich mich nur immer mehr auf Kookie eingelassen, weil ich gespürt hatte, dass meine Gefühle für ihn immer echter geworden waren...

Aber trotzdem hatte ich mich letztendlich nicht für ihn entscheiden können.


Nicht, dass ich jemals gedacht hatte, dass ich wählen müssen würde...



Ich wischte mein Gesicht an meiner Hose ab, nur um kurz darauf zu spüren, wie wieder neue Tränen darüber liefen.

Ich konnte einfach nicht aufhören...

Mit jedem Atemzug fühlte es sich an, als würde mein Herz ein bisschen mehr zerreißen.


Das Loch, welches der Gedanke, Kookie nie wieder zu sehen, hineingerissen hatte, kläffte.

Es stach auf eine so befremdliche, abartige Art und Weise.

Als sollte es einfach nicht da sein.

Als wäre es falsch.



Nach Luft ringend hob ich meinen Kopf an.

Zittrig durchatmend schloss ich meine Augen.


Es war falsch...

Tief in mir spürte ich es.

Mein Leben war nicht so, wie es sein sollte, ohne Kookie darin.

Der letzte Monat hatte ausgereicht, um mir dessen sicher zu sein.


Und trotzdem...

Mein Versuch, durchzuatmen, brach.

Stattdessen verließ ein leicht gequältes Wimmern meine Kehle.

Gefolgt von noch mehr Tränen.


Trotzdem...

...hatte ich keine andere Wahl gehabt.



Mein Kopf schmerzte, vom vielen Weinen.

Gefühlt drückten tausend Steine auf mein Gehirn.


Ich hatte keine Wahl gehabt...


Neben diesem Gedanken tauchte plötzlich jemand anderes vor meinem inneren Auge auf.

Er sorgte dafür, dass ich sofort wieder mein Gesicht in meinen Händen vergrub.

Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare.

Tae...


Tae...


Das Zittern in meinen Schultern war zurück, kaum dass mir bewusst wurde, was ich meinem besten Freund angetan hatte.

Was ich ihm noch antun würde...


Immerhin hatte ich das mit Kookie nicht in der Absicht beendet, Tae davon zu erzählen.

Im Gegenteil.

Ich hatte Kookie so schrecklich verletzt, um nicht das selbe bei Tae tun zu müssen.


Allerdings bedeutete das...

Der Kloß, der sich gerade in meinem Hals bildete, schnürte mir die Luft zum Atmen ab.

...dass ich ihn anlügen musste.


Ihn.

Meinen besten Freund.

Den Menschen, der immer ehrlich mit mir war.

Der mit mir über alles redete.

Mir so viel Vertrauen schenkte, wie niemand sonst...


Allein bei dem Gedanken wurde mir übel.

Tae und ich logen uns nicht an.

Das einzige, was ich ihm bisher absichtlich verschwiegen hatte, waren meine Gefühle für ihn, weil ich mir sicher war, dass sie unsere Freundschaft zerstören würden.

Und selbst da...

Ich erinnerte mich an gestern Nacht.

...selbst, wenn Tae nicht die ganze Wahrheit kannte, verstand er mich.

Ganz egal, worum es ging.


Aber das....

Schon wieder ein Schauer des Selbstekels.


Ihm nichts von Kookie zu erzählen, ging weit über "verschweigen" hinaus.

Es bedeutete, das ich immer so tun müssen würde, als würde ich Kookie nicht kennen.

Als hätte ich ihn noch nie berührt...

Ihn noch nie geküsst...

Als wäre er nicht, dieser wunderschöne Teil meines Lebens gewesen.

Jemand, dem ich niemals hatte wehtun wollen.


Tae nichts von Kookie zu erzählen bedeutete, dass ich ihn aktiv anlügen würde.

Etwas, was ich bisher vermieden hatte, weil jede Faser meines Körpers sich dagegen sträubte.


Ich würde weiterhin lächeln, wenn Tae von seinem Schwarm sprach.

Den Unwissenden spielen.

So tun, als hätte ich Kookie noch nie gesehen.



Mein Bedürfnis, mich einfach nochmal zu übergeben, stieg.

Es war abartig...

Unfair Tae gegenüber.

Von Kookie mal ganz zu schweigen.


Aber es...

Neue Tränen stiegen mir in die Augen.

...war es genau das, was ich tun würde.


Ich sah einfach keinen anderen Ausweg...

Keine andere Möglichkeit, meine Freundschaft mit Tae zu retten.

Nach allem, was passiert war, durfte sie einfach nicht kaputt gehen.


Kookie nicht mehr als Teil meines Lebens sehen zu können, fühlte sich falsch an.

Aber Tae...

Bei ihm konnte ich es mir nicht mal vorstellen.

Wollte ich auch nicht.

Niemals.


Nicht, weil ich ihn liebte...

Sondern, weil er mein bester Freund war.

Der eine Mensch, der immer bei mir gewesen war und den ich um keinen Preis verlieren konnte.


Egal was passieren würde...

Wie sehr das mit Kookie wehtun würde...

Selbst, wenn der Rest der Welt, um uns herum zusammenbrechen würde...

Solange Tae nur irgendwie da blieb, würde ich es ertragen.

Alles.



Erneut hob ich meinen Blick.


Mit brennenden Augen starrte ich auf die fast schwarze Wasseroberfläche vor mir, während mir bewusst wurde, dass das mein Entschluss war.

Still zu leiden und meinen besten Freund anzulügen.


Wahrscheinlich hatte ich noch nie in meinem Leben so wenig Respekt vor mir selbst gehabt.

Ich verabscheute mich für diesen Entschluss.


Gleichzeitig kannte ich mich aber auch gut genug, um zu wissen, dass die Freundschaft mit Tae bei mir immer an erster Stelle stehen würde.

Dass nichts und niemand etwas daran ändern können würde.


Auch wenn diese Denkweise der Grund war, warum ich um keine Ahnung wie viel Uhr morgens alleine in einem dunklen Park saß und vor mich hin weinte.

Nach Hause konnte ich nicht gehen, weil ich Tae nicht erklären könnte, warum ich weinte.

An den einzigen anderen Ort, an dem ich mich wohl genug gefühlt hätte, um zu weinen, konnte ich auch nicht mehr, weil ich der Person, die der Grund dafür gewesen war, dass ich mich dort so wohl gefühlt hatte, das Herz gebrochen hatte.



Stumm ließ ich diese Gedanken über mich ergehen, während die Tränen lautlos über meine Wangen liefen.

Auch überall um mich herum herrschte Stille.

Niemand war hier.

Es gab nur mich und meinen Kopf.


Ich konnte mich nicht erinnern, mich jemals in meinem Leben so einsam gefühlt zu haben.

Die Zeit, in der ich das mit Tae beendet hatte, war nichts dagegen.

Das hier war so viel schlimmer.



Doch traurigerweise, kam es mir nach dem Entschluss, den ich gerade gefasst hatte, so vor, als hätte ich genau das verdient.


Ausdruckslos starrte ich vor mich hin, bevor ich meine Beine wieder an meinen Körper zog, um mir selbst Nähe zu schenken.

Mehr blieb mir nicht übrig.


Nach allem was passiert war, war es besser so.



Momentan war das hier der Ort, an den ich gehörte.

Nicht in Taes Arme...

Oder die von Kookie...


Sondern einfach...

..hier.


Nachts.


Auf einer Parkbank.



Einsam und verlassen.



Sooo...
Ihr habt es geschafft ^^
Also...erstmal. Die Story geht ja noch weiter. xD

Aber uff, was für eine Lesenacht...
Mein Herz tut vom Probelesen noch voll weh ^^"

Muss aber auch mal sein x3
Immerhin waren meine letzten x Lesenächte bei anderen Geschichten voller Fluff.
I was craving Drama xD

Aber anyway...
Hat es euch gefallen?
Auch wenn ich gerade monatelange Shipping-Arbeit bei Jikook gekillt hab ^^"
Oh und mich würde interessieren, ob ihr weinen musstet?
Weil tbh dachte ich immer, dass das eine Lesenacht wird, bei der man weinen muss.
Aber beim Schreiben ging es bei mir dann eigentlich...also ich hatte immer ziemliches Drücken im Herz, aber es waren keine Tränen dabei.
Deshalb wollte ich fragen, wie es für euch war ^-^

Dankeschön an jeden, der dabei war und die Geschichte unterstützt <3
Ein extra Danke an die fleißigen Kommentierer unter euch x3

Und eigentlich hatte ich vor, mich nach der Lesenacht erstmal wieder ne Weile von der Story zu verabschieden....
Aber ich weiß noch nicht.
Je nachdem, ob ich heute/morgen Lust auf das nächste Kapitel hab, sehen wir, was passiert.
Also...nicht wundern, wenn nichts mehr kommt und falls doch...idk. Freut euch einfach xD

ABER (ja, ich bin gleich fertig ^^")
Ich muss noch kurz sagen, wie sehr ich mich freue, dass die Story jetzt über 40 Kapitel hat x3
Es hat mir immer richtig wehgetan, sie mit unter 30 Kapiteln rumliegen zu sehen. (Und sie lag ja echt verdammt lange rum)
Weil ich mir jedes Mal dachte, dass ja noch so viel passiert, aber ich das einfach noch nicht mit euch teilen kann...
Ich hab mich nur nie so richtig aufraffen können, alles was in den lezten ü10 Kapiteln passiert ist, am Stück zu schreiben...
Deshalb bin ich SO happy, dass ich es jetzt doch geschafft hab und die Geschichte so viel mehr Tiefe bekommen hat (also ich hoffe, ihr versteht, was ich meine ^^")
Ich liebe Twisted einfach x3

Sooo.
Jetzt bin ich fertig mit quasseln ^^"
Sorry~

Ich hoffe ihr habt trotz allem noch süße Träume <3

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