Kapitel 39

"Loose you too" - SHY Martin

https://youtu.be/nuk6ck0Mpts

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Taehyung Pov



Etwas schwerfällig öffnete ich am nächsten Morgen meine Augen.


Ich blinzelte kurz, weil die Haare meines besten Freundes meine Nase kitzelten.

Kaum wurde mir allerdings bewusst, dass Jimin immer noch so nah an mich gekuschelt lag, wie wir gestern Nacht eingeschlafen waren, legte sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen.


Unwillkürlich drückte ihn gleich noch mehr an mich.

Jiminie...

Am liebsten wollte ich ihn gar nicht mehr loslassen.



Langsam atmete ich durch.

Jimins Geruch, den ich dadurch noch stärker wahrnahm, sorgte dafür, dass meine Muskeln sich wieder entspannten.

Allein bei dem Gedanken an gestern Nacht, hatte ich mich ein bisschen verkrampft...


Ruhig blieb ich neben meinem besten Freund liegen, während die Erinnerungen durch meinen Kopf zogen.


Ich hatte selbst bemerkt, dass ich im Laufe der letzten Woche immer anhänglicher geworden war.

Es war keine wirkliche Absicht gewesen...

Wahrscheinlich hatte die Tatsache, dass Jimin letztes Wochenende woanders übernachtet hatte, das Gefühl verstärkt, welches ich in den letzten Monaten immer wieder gehabt hatte.

Dass er von mir wegdriftete...

Jimins spontanes Treffen mit wem auch immer hatte nicht unbedingt geholfen.

Je mehr es sich angefühlt hatte, als würde er sich emotional von mir entfernen, desto näher hatte ich ihm körperlich sein wollen.

Als hätte ich die ständige Bestätigung gebraucht, dass es ihm nicht unangenehm war...

Dass mein bester Freund es trotzdem genoss, bei mir zu sein.


Ich hatte es immer weiter ausgereizt.

Dabei komplett ignoriert, dass es mich selbst auch an meine Grenzen getrieben hatte...


Seit Jimin das mit uns damals beendet hatte, hatte ich nie aufgehört, es mir zurückzuwünschen.

Ich hatte ihn wieder küssen wollen...so viel mehr mit ihm anstellen...

Ich hatte die Sorglosigkeit von damals zurückgewollt.

Die selbstverständliche Nähe.

So sehr, dass es manchmal richtig wehgetan hatte...

Es war zunehmend schwerer geworden, mich zurückzuhalten.


Dass Jimin nie von sich aus wegsah, wenn wir uns anstarrten, machte es nicht besser.

Seine zutrauliche Art, sobald ich ihm näher kam, auch nicht.

Ständig hatte mich alles an ihm daran erinnert, warum ich diese besondere Zeit vermisste.


Entsprechend war mein Verhalten der letzten Woche keine wirklich gute Idee gewesen.

Ich hatte ihn nicht küssen wollen...

Hatte mir eigentlich so fest vorgenommen gehabt, ihm nicht zu nahe zu kommen, wenn er nicht wollte...

...bis mir gestern einfach eine Sicherung gerissen war.


Den ganzen Tag über waren Jimin und ich uns so nah gewesen.

Er hatte jeden meiner Annäherungsversuche widerstandlos angenommen.

Und dann dieser Blick, mit dem er mich angesehen hatte...


Jedes Mal, wenn er mich mit seinen unendlich braunen Augen anschaute, konnte ich die Sehnsucht darin sehen.

So oft hatte ich versucht, mir einzureden, dass ich es mir nur einbildete.

Immerhin war er es, der es beendet hatte.

Ich hatte nur bis gestern nie vollständig verstanden wieso...


Wahrscheinlich hatte ich deshalb für einen Moment geglaubt, dass es vielleicht doch gar nicht so falsch war, den Bedürfnissen in mir nachzugeben.

Dass es okay sein könnte, ihn zu küssen.

So wie damals...


Doch natürlich war es das nicht gewesen.

Auch wenn es sich unbeschreiblich richtig angefühlt hatte, Jimins unbeschreiblich weiche Lippen endlich wieder auf meinen zu fühlen...

Ich förmlich hatte spüren können, wie belebende Glücksgefühlswellen durch meinen Körper geströmt waren...

...so war es trotzdem nicht in Ordnung gewesen.


Das hatte ich die ganze Zeit über gewusst.

All die Enttäuschung, die sich in mir breit gemacht hatte, sobald Jimin mich von sich weggeschoben hatte, hatte überhaupt keinen Sinn ergeben...


Im ersten Moment hatte ich wahnsinnige Angst gehabt.

Angst, das zerstört zu haben, was Jimin und ich in den letzten Monaten so mühevoll wieder aufgebaut hatten.

Das, was ich mit all dieser qualvollen Zurückhaltung versucht hatte, zu schützen.


Ich hatte Angst gehabt, dass Jimin sich von mir bedrängt fühlen und ihm meine Nähe wieder unangenehm sein könnte.

Obwohl ich genau hatte spüren können, dass er den Kuss auch gewollt hatte.


Aber darum war es letztendlich gar nicht gegangen...



Vorsichtig entfernte ich mich ein wenig von meinem besten Freund, um mich auf meinem Ellenbogen abstützen und ihn besser ansehen zu können.

Lächelnd schaute ich dabei zu, wie er friedlich vor sich hin atmete.


Wahrscheinlich hatte ich es einfach nicht verstanden gehabt...


Immerhin war ich beim letzten Mal auch der Meinung gewesen, dass Jimin sich wohl fühlte, mit dem was wir taten.

Bis er es beendet hatte, weil genau das nicht mehr der Fall gewesen war.


Ich hatte einfach akzeptiert, dass er hatte aufhören wollen und hatte den Grund dafür missinterpretiert.


Immerhin hatte es gar nicht daran gelegen, dass Jimin mir nicht mehr hatte nah sein wollen...

Sondern daran, dass er genau das hatte beschützen wollen.


Ich hatte es nur bis gestern nicht so gesehen...



Eine Weile lang klebten meine Augen an der Mimik meines Gegenübers, bevor ich ihm vorsichtig ein paar seiner dunklen Haarsträhnen aus dem Gesicht strich.

Sanft streichelte ich danach über seinen Kopf.

"Jiminie...", verließ es voller Zuneigung meine Lippen.


Auch wenn mir die Vorstellung, dass das von damals nun endgültig vorbei sein würde, ziemlich wehtat, war ich gestern Abend primär erleichtert gewesen.

Immerhin war es ja eigentlich nichts neues, dass ich mich mit dem Gedanken anfreunden musste, diesen wunderschönen Jungen vor mir nie wieder küssen zu können...

Die ganzen letzten Monate hatte ich nichts anderes versucht.


Was allerdings neu gewesen war, war die Erkenntnis, dass es Jimin ganz genauso ging, wie mir...

Dass es auch für ihn schwer war.

Dass er mich auch vermisste...

Er auch Angst hatte...

Bis gestern war mir gar nicht bewusst gewesen, wie sehr das ganze ihn aufgefressen hatte.

Ich hatte ihn nicht verstanden...


Doch nachdem er plötzlich angefangen hatte zu weinen...

Es für mich das intuitivste auf der Welt gewesen war, ihn in den Arm zu nehmen...

Er sich ganz selbstverständlich an mich geklammert hatte...


...nachdem all das passiert war, war es mir auf einmal klar gewesen.

Dass Jimin die ganze Zeit über Recht gehabt hatte.

Dass ich einfach an einer Fantasie festgehalten hatte, die einfach schon viel zu lange in meinem Kopf existiert hatte, bevor sie wahr geworden war.

Dass das mit uns aber eigentlich...

...keinen Sinn machte.


Jimin hatte es selbst gesagt...

Er und ich waren beste Freunde.

Waren wir immer gewesen und würden wir immer sein.

Etwas anderes hatte nie zur Debatte gestanden.


Auf lange Sicht war es keine gute Idee, mit seinem besten Freund zu schlafen.


Vor allem nicht...



Ich schluckte ein wenig.

...wenn sich neue Chancen ergaben.


Nachdenklich streichelte ich über Jimins Wange.

Danach ließ ich von ihm ab und guckte ihn wieder einfach an.


Die ganze Zeit hatte ich versucht, es irgendwie zu ignorieren.

Diese Tatsache, die eigentlich viel zu offensichtlich war, als dass das überhaupt möglich wäre, sie nicht wahrzunehmen.


Jimin hatte jemanden kennengelernt...

Jemand besonderen.

Jemanden, der ihn glücklich machte und aus seinen alten Verhaltensweisen herauszog.


Da ich immer geliebt hatte, wie es zwischen Jimin und mir gewesen war, hatte ich den Gedanken nicht gemocht, dass sich etwas ändern könnte.

Wobei das schon lange passiert und wahrscheinlich sogar gut war...

Immerhin waren Jimin und ich langsam in dem Alter, in dem es Sinn machte, sich ernsthaft auf andere Menschen einzulassen.

Wir waren nicht mehr die Schüler, die aus Spaß auf Partys rumgemacht hatten.

Schon lange nicht mehr...



Während ich in all diesen mehr als vergangenen Erinnerungen schwelgte, bildete sich ein kleiner Kloß in meinem Hals.

Trotzdem lag dabei ein Lächeln auf meinen Lippen. 


Weil ich trotz allem gar nicht anders konnte, als mich für meinen besten Freund zu freuen.

Immerhin war er genau das...

Der bisher wichtigste Mensch in meinem Leben.

Es ging mir nur gut, wenn es ihm auch gut ging.

Andersrum ganz genauso.


Wahrscheinlich war es langsam an der Zeit, diese Tatsache zu akzeptieren.

Zu verstehen, dass es keinen Sinn ergab, sich vor neuen Menschen in Jimins Leben zu fürchten.

Dass ich der Stimme, tief in meinem Herzen, glauben konnte, wenn sie mir sagte, dass er trotzdem immer bei mir sein würde.

Dass unsere Freundschaft alles überleben würde.


Letztendlich war es das einzige, was zählte.

Dass Jimin blieb.

Und er glücklich dabei war...



Mein Herz machte einen Sprung, als der Dunkelhaarige im Schlaf zu bemerken schien, dass ich nicht mehr extrem nah an ihm dran lag.

Er gab ein unzufriedenes kleines Murren von sich, bevor er nach vorne rückte.

Kaum traf sein Gesicht auf meine Brust, begann er wieder zu lächeln.

"Tae...", gab er kaum hörbar von sich, während er sich an mich schmiegte.


Etwas ungläubig hatte ich ihm dabei zugesehen.

Meine Herzfrequenz wollte sich gar nicht mehr beruhigen.

Gleichzeitig fragte ich mich, wie ich überhaupt jemals auf die Idee hatten kommen konnte, dass Jimin und ich uns voneinander entfernen könnten.

Er bemerkte sogar schlafend, wenn ich nicht bei ihm war...


Von diesem Gedanken plötzlich überglücklich, spürte ich, wie der Kloß in meinem Hals sich langsam auflöste.

Das Drücken in meiner Brust verschwand.

Zurück blieb nur ein tiefes Gefühl der Sicherheit.



"Keine Sorge, Jiminie...", flüsterte ich, während ich meinen Arm wieder um ihn legte und mich an ihn kuschelte.

"Wir bleiben immer zusammen..", versprach ich.


Ich lauschte dem zufriedenen Seufzen, welches mein bester Freund von sich gab, bevor ich meine Augen schloss.


Irgendwie war es gerade gar nicht mehr so schwer, daran zu glauben, dass alles gut werden würde.

Da war so eine Ruhe in mir...


Die Gewissheit, dass Jimin und ich in Zukunft noch ganz oft kuschelnd miteinander im Bett liegen können würden, reichte aus.

Alles andere würde nicht schlimm sein.



Während ich auch nochmal dabei war wegzudösen, nahm ich mir vor, heute ohne Vorurteile in das Treffen mit Jimins neuer Bekanntschaft zu gehen.

Mein Verhalten der letzten Woche tat mir leid...


Gleichzeitig musste spürte ich ein kleines Kribbeln in meinem Bauch, als mir einfiel, dass ich wahrscheinlich nicht unschuldig daran gewesen war, dass Jimin sich umgeguckt hatte.

Immerhin hatte ich auch jemanden gehabt, über den ich die ganze Zeit gesprochen hatte.


Schwach zuckte mein Mundwinkel nach oben, als ich an den braunhaarigen Jungen aus der Uni dachte.

Die letzte Woche über war ich so mit Jimin beschäftigt gewesen, dass ich ihn fast vergessen hatte.


Aber vielleicht war ja jetzt langsam der Zeitpunkt gekommen, ihn anzusprechen...

Das einzige was mich bisher davon abgehalten hatte, war wahrscheinlich die leise Hoffnung gewesen, dass Jimin es sich anders überlegen könnte.


Da ich nun aber verstanden hatte, dass das nie passieren würde und auch warum...

...gab es eigentlich keinen Grund mehr den Braunhaarigen so stalkerhaft aus der Ferne zu beobachten.

Für mich wurde es auch Zeit, weiterzuziehen.

Und auch, wenn ich nichts über diesen Jungen wusste, so wollte ich es trotzdem gern versuchen.

Er war immerhin der erste, der es nach Jimin geschafft hatte, überhaupt meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Es fühlte sich richtig an, dem nachzugehen...



Das Lächeln auf meinen Lippen wurde immer breiter, während ich wieder ins Land der Träume glitt.


Mit zwei Vorsätzen schlief ich ein.



Erstens.


Ich würde Jimin in Zukunft ein ordentlicher bester Freund sein.



Zweitens.


Was auch immer dieses Wochenende passieren würde...



...ich würde den Braunhaarigen am Montag auf jeden Fall ansprechen.



Ach TaeTae ^^"

Dieses Kapitel tat irgendwie auf einer anderen Ebene weh...
Gleichzeitig war ich total froh, all diese Sachen mal so deutlich ausschreiben zu können.
Also, wie wichtig es manchmal ist, einfach loszualssen.
Dass es normal ist, sich anderen Menschen zuzuwenden und dass es auch einfach zum Leben dazu gehört, dass Freundschaften, die sehr intensiv sind, sich über die Zeit abschwächen, dass das aber überhaupt nicht bedeuten muss, dass sie schlechter werden.

I mean ich bin in meinen FFs ja auch ein Freund von sehr exzessiven Best-Friend-Darstellungen.
Aber genau deshalb war es schön, zeigen zu können, dass diese (vor allem auf lange Sicht) nicht unbedingt realistisch sind.
(Keine falschen Ideale vermitteln und so. Ihr versteht schon ^^")

Geschichten sind kleine Universen, die mit einem Minimum an Charakteren auskommen... da machen solche Konstellationen Sinn. Es ist schöner und einfacher so.
Aber das echte Leben ist so unendlich viel größer, weiter und länger, als jede Geschichte es jemals sein könnte.
Und das ist gut so. ^^
Würde auf Dauer sonst ganz schön eintönig werden, glaube ich. x3

Sorry, ich bin beim schreiben voll melancholic geworden und musste das jetzt loswerden ^^" 

Bis heute Abend~

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