35 Wrong.

N i a l l │20.03.2017 │ London



Erschöpft kam ich vom joggen zurück und verabschiedete kurz vor der Haustür Preston. Obwohl wir eine Pause hatten, mussten wir in Form bleiben. Stures vor mir hin trainieren war nicht mein Ding. Ich brauchte jemanden, der mir in regelmäßigen Abständen in den Hintern trat. Verschwitzt trat ich wieder in mein Haus und schlüpfte aus den Schuhen.

In der Küche griff ich zu einer Flasche Wasser und halbierte sie prompt. Es war still und ich fragte mich nach einem Blick auf die Uhr, ob Barbara nicht langsam einmal aufstehen wollte. Gleich war es halb zwölf und es wäre schade drum, wenn wir den Tag nicht nutzen konnten. 

Leider hatte sie es nicht zu mir nach Mullingar geschafft. In L.A bei ihr, war uns ständig etwas dazwischen gekommen, denn obwohl wir unsere Beziehung öffentlich machen wollten, hinderte uns das Management uns daran.

Wusste der Geier, wie sie von unserer Beziehung Wind bekommen hatten. Sie warfen ein, dass wir für unsere Glaubwürdigkeit noch etwas warten sollten. Zumindest bis zu Zayns Hochzeit, dann könnte ich Barbara als meine offizielle Begleitung und Freundin vorstellen. Warten frustrierte mich, aber ich konnte den Gedanken auch nachvollziehen. 

Ich betrat mein halbdunkles Schlafzimmer und beugte mich zu Barbara runter. „Hey", flüsterte ich und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, lLust mit unter die Dusche zu kommen?" 

Sie lachte leicht, dann verzog sie jedoch schmerzvoll das Gesicht und brummte: „Ein anderen Mal, ohne Kopfschmerzen."

Sanft strich ich ihr durch das Haar, dann stand ich wieder auf und suchte nach frischen Klamotten. Ich wollte nicht pissig werden, aber langsam feierte sie mir eindeutig zu viel. Egal wo wir waren, sie ging abends immer weg. 

Konnten wir denn nie einfach nur mal zu Hause bleiben und nichts tun, außer vor dem Fernseher zu gammeln, eine Pizza zu bestellen und die Seele baumeln zu lassen? Ich würde gerne wirklich mehr Zeit mit ihr alleine verbringen und nicht in einer Masse an Leuten so tun, als wären wir nur gute Freunde. 

Die heiße Dusche entspannte meine Glieder und als ich fertig war, zog ich mich schnell an, stellte Barbara ein Glas mit einer Kopfschmerztablette ans Bett und überlegte, was ich mit den Tag anfangen sollte. Urlaub war toll, aber nicht, wenn man seine eigentlichen Pläne nicht umsetzten konnte.

Ich sah auf meine Couch und entschied mich dagegen. Stattdessen schnappte ich mir meinen Autoschlüssel und beschloss meine Freunde zu besuchen. Harry hatte sicher genauso einen brutalen Kater wie Barbara, immerhin hatte ich auf Instagram gesehen, dass er sich am Vorabend mit ihr im selben Club aufgehalten hatte. 

Ich setzte mir die Sonnenbrille auf und entschied mich gegen Zayn. Mitten in den Hochzeitsvorbereitungen mitzumischen, dass war auch nicht so meins. Außerdem hatte Louis schon verlauten lassen, dass ich es doch besser in nächster Zeit ließ, Zayn irgendwie abzulenken, falls ich noch wollte, dass Perrie mich mochte. 

Louis... hm... nein, er war mega schlecht drauf aktuell. Meine Laune war auch so schon schlecht genug, er musste sie nicht noch schlechter machen. Das schaffte ich dann doch noch alleine. Blieb Liam. Vielleicht hatte ich sogar Glück und Sophia war nicht da. 

Mein Handy ging und ich stellte an der nächsten Kreuzung die Freisprechanlage an. 

»Hey Horan«, begrüßte mich eine Stimme mit einem kanadischen Akzent und ich grinste breit: „Biebs, wie komme ich zu der Ehre. Habe den Klang deiner Stimme schon gefühlte Monate nicht mehr vernommen. Weder im Radio, noch in skandalösen Interviews." Es war ein Running Gag zwischen uns, dass wir unsere Nachnamen nutzen.

»Ha, ha, ha«, nahm er es mit trockenen Humor. »Wird sich bald ändern. Mein neues Album wird euer Neues platt machen. Mach dich drauf gefasst.«

Statt angefressen zu sein, brach mein inneres Fangirl hervor: „Wann kommt dein neues Album raus, steht der Name schon? Wieso weiß ich nichts davon! Zwei Jahre kein Ton von dir und dann hältst du es nicht für nötig-"

»Alter, reg dich ab«, unterbrach Justin mich grob. »Ich schicke dir die Songs gleich, aber wehe ich finde einen dummen Abklatsch auf euren Album, dann-«

„Wie viele Songs sind es? Mit wem hast du zusammen gearbeitet? Gibt es schon ein Cover?", was Justin konnte, konnte ich schon lange. „Schickst du sie auf mein Handy, dann kann ich sie gleich noch hören."

Ich hörte Justin tief seufzten und kramen. Obwohl er den Ruf eines Bad Boys hatte, war er durch und durch Musiker. Seine Songs lagen ihm am Herzen und er liebte es Wochenlang im Studio fest zu hängen.

»Um es kurz zu halten, 13 Songs, Frank Geldner und ja, aber ich habe nicht angerufen, weil ich mich von dir an-fangirlen lassen will! Fang an, dein inneres Groupie unter Kontrolle zu kriegen, abgesehen davon bist du sowieso ein scheiß Groupie.«

Nun musste ich grinsen, statt verletzt zu sein, erwiderte ich sarkastisch: „Du würdest dir in die Hose scheißen, wenn ich anfangen würde, mich wie ein echtes Groupie auf dich zu stürzen." 

»Kleines Detail am Rande, ich bin stärker als du, Horan. Und Alter, hör auf mich abzulenken. Die Songs habe ich dir gemailt und jetzt zum Grund, warum ich anrufe.«

Hoffentlich kam jetzt nichts Schlimmes. So was, wie: Ich habe eine Nutte geheiratet, kennst du einen diskreten Anwalt, oder die Amerikaner weisen mich aus, weil sie die Faxen dicke von meinen Eskapaden haben. Ist es schwer Ire zu werden?

»Ich schmeiße eine Party in Malibu wegen meinem Comeback und fänd's cool, wenn du kommen würdest. Eventuell auch ein paar Tage eher, dann hätten wir etwas Zeit abzuhängen.«

Kurz schwieg ich und wartete, dass er etwas hinzu setzte, doch es kam nichts. „Hm", sprach ich gedehnt. „Kommt drauf an, wann die ist. Die Jungs und ich sind wegen Zayns Junggesellenabschied sowieso einmal drüben, wäre gut, wenn es sich verbinden ließe." 

»Habe dir die Einladung mit den Songs geschickt. Meld' dich, wenn es passt, ja?« Ich nickte, bis mir einfiel, dass er mich nicht sehen konnte. „Okay, soll ich was mitbringen?"

Mittlerweile bog ich ab und erreichte ein gehobenes Viertel. Sämtliche Häuser waren doppelt und dreifach gesichert. 

»Ne, bring dich selbst mit, reicht völlig aus. Hübsche Chicas sind hier genug. Also Alter, sag mir, was du von meinen neuen Songs hältst, aber ohne Fangirl-Getue.«

Ich lachte und Sekunden später hatte ich aufgelegt. Dann wählte ich Liams Nummer und fragte, ob er zu Hause war. Etwas, was ich vielleicht schon eher hätte machen sollen. Ich hatte Glück im Unglück.

Liam war Klettern, versprach aber, in einer Stunde da zu sein. In der Zeit könnte ich ruhig schon das Haus betreten, da er mir den Code für das Sicherheitssystem schicken wollte. Kurz darauf lehnte ich halb aus dem Auto, gab den Zahlencode ein und parkte auf dem Grundstück meines Freundes. 

Sein Heim war mir alles in einem etwas zu groß, aber Liam mochte es, sich zu Hause auszubreiten, Tennis zu spielen, einen Pool zu haben und den ganzen luxuriösen Quatsch. Bevor ich die Haustür öffnen konnte, mich nebenbei zweimal vertippte, hörte ich Loki schon heftig bellen. Hoffentlich fiel er mich nicht an, oder verwechselte mich. 

Meine Sorgen waren jedoch unberechtigt. Denn er sprang mich zwar an, aber eher freudig und mit wedelnden Schwanz. Zutraulich streichelte ich Loki und grinste. Ich war nicht so der große Fan von Haustieren, aber Loki war gut erzogen und nachdem ich mir eine Cola aus dem Kühlschrank geholt hatte, lag ich mit ihm auf dem Wohnzimmerteppich und alberte herum. 

Neben Knoten ziehen und Ball holen, ließ er sich am liebsten kraulen. Immerhin war zumindest einer bereit mit mir Zeit zu verbringen. 

Ich hatte ihn gerade neben mir liegen und zappte durch das Fernsehprogramm, als die Haustür zuknallte und ich Sophias scharfe Stimme vernahm: „Ich schwöre dir, Perrie, wenn du mich zwingst ein gelbes Brautjungfernkleid zu tragen, dann steige ich aus! Gelb macht dick und falls du es vergessen haben solltest, El wird die nächsten Monate definitiv nicht dünner. Wenn Jade unbedingt gelb tragen will, dann soll sie es tun. Aber verlange nicht von mir, dass ich aussehen will, wie Tweety! Ja, überlege dir das besser noch mal und halte mich auf den Laufenden."

Schwere Taschen landeten auf dem Boden, dann zuckte ich zusammen, weil sie etwas über die Couch warf und als ich mich reckte, erkannte ich mehrere Kleidersäcke. Dann erst entdeckte Sophia mich und erschrak sich dermaßen, dass sie prompt gegen den Tisch stolperte: „Man, Niall! Musst du mich so erschrecken?" Ihre Begrüßung war freundlich wie immer.

„Der Fernseher lief", erklärte ich, als würde mich das von jeder Schuld freisprechen. Sie hob beide Augenbrauen und seufzte: „Ich bin davon ausgegangen, dass Liam ihn mal wieder angelassen hat, um mich in den Wahnsinn zu treiben, so wie er neuerdings auch sein Zeug herumfliegen lässt."

Das klang gar nicht nach meinem besten Freund. Normalerweise versuchte Liam krampfhaft Ordnung zu wahren. „Wieso sollte er das tun?", fragte ich unschuldig und hoffte, dass Liam wirklich bald kam. Mit Sophia alleine zu sein behagt mir nicht. 

„Er wird seine Gründe haben", sprach sie knapp, dann begrüßte sie Loki und ein liebevolles Lächeln glitt über ihre Lippen. Wenn ich nicht wüsste, dass sie auch anders konnte, dann hätte ich Liam schon versucht die Beziehung madig zu machen. Ihre unterkühlte Art bekam man scheinbar nur zu spüren, wenn man etwas Besonderes war.

„Wie bist du reingekommen?", fragte sie und ich erklärte: „Liam hat mir den Code geschickt." Plötzlich fröstelte es mich, denn sie wurde noch ein Ton kühler: „Natürlich hat er das."

Ich stand auf und sah nervös auf die Uhr, vielleicht sollte ich später wieder kommen. „Okay, du hast sicher zu tun und ich-"

„Zieh dich aus."

Was?

Ich starrte sie an und sah, wie sie die Taschen auf den großen Esszimmertisch wuchtete. Unbehaglich räusperte ich mich: „Wie bitte?" 

Sie machte eine unwirsche Handbewegung und wiederholte sich: „Na los, Klamotten runter." Mein Körper versteifte sich und ich musste schlucken. 

Das war ein verdammter Alptraum. 

Die Freundin meines besten Freundes machte mich an und die einzige Chance, die ich hatte, war Flucht. „I-Ich denke b-besser nicht u-und ich s-sollte gehen", entwich es mir rau.

Sophia fuhr herum und sah mich skeptisch an. „Na jetzt stell dich nicht so an und-", plötzlich hielt sie inne, dann brach sie in schallendes Gelächter aus. So als wäre ein Knoten geplatzt.

 Ich verstand überhaupt nichts und betrachtete sie dabei, wie sie sich hinsetzte und sich das lange Haar nach hinten strich: „Gott Niall, so meinte ich das nicht, wah, das wäre widerlich! Du bist Liams bester Freund! Ich würde doch nicht mit dir – schlag dir das für immer und ewig aus dem Kopf!" 

Jetzt klang es so, als wäre das Ganze meine Idee gewesen.

„Hey, ich war es nicht, der gesagt hat; zieh dich aus!", beschwerte ich mich und spürte, dass meine Wangen knallrot angelaufen waren. Nun rieb ich mir über das Gesicht: „Sag so etwas nie wieder!"

Ich hörte sie kichern und dann trat sie an mir vorbei und öffnete die Kleidersäcke. Sophia zog mehrere Anzüge in schwarz hervor. „Eigentlich wollte ich nur das du den hier anziehst, mit dem richtigen Hemd und so, damit ich die Länge abstecken kann. Perrie bat mich zu kontrollieren, dass eure Anzüge richtig sitzen."

Oh Gott! Ich war noch nie so erleichtert gewesen, wie in diesem Moment. Sophias Mundwinkel zuckten, dann lachte sie erneut und murmelte: „Nichts gegen deine Träume, aber das bleibt definitiv ein Traum." 

„Das wäre ein verdammter Alptraum!", sprach ich lauter als beabsichtigt und trat zu ihr. Sie legte die Anzüge über die Couch und reichte mir dann eine Hose, sowie ein verpacktes Hemd. „Ich werde gleich zu deinem Alptraum! Hier, zieh schon an."

Kurz verschwand ich in das Gästebad und schlüpfte vorsichtig in die Klamotten. Als ich die letzten beiden Knöpfe des weißen Hemdes schloss, sah ich, dass Sophia bereits ihren Nähkoffer im Wohnzimmer bereit gestellt hatte. 

Scheinbar war es vom Vorteil, wenn man ein Modestudium hinter sich hatte und besser mit der Nähmaschine umgehen konnte, als so manche Schneiderin. Skeptisch betrachtete sie mich und gerade, als es mir unangenehm wurde, bemerkte ich, dass sie nur auf den Anzug sah. 

„Zieh die Anzugjacke an, dann sehen wir, ob die Ärmel zu lang sind, denn die Hosenbeine müssen etwas gekürzt werden."

Wenig später versuchte ich keine Angst davor zu haben, dass sie mich mit der Nadel pikste. Angestrengt sah ich auf den Bildschirm und versuchte der Talkshow zu folgen, aber es gestaltete sich als schwierig, wenn Sophia an mir herumfummelte. Dabei erinnerte ich mich an ein Gespräch, dass ich an einem Morgen mit Jane gehabt hatte. 

„Kommst du eigentlich mit, wenn wir den Videodreh für einen neuen Song haben?", fragte ich und Sophia sah zu mir auf, da sie mir die Hose absteckte: „Ich denke nicht."

„Na toll", sprach ich gespielt missmutig. „Nimm's mir nicht übel, aber ich habe keinen Bock, mir wieder Non-Stopp anzuhören, wie toll du doch bist." 

„Wie toll ich doch bin?", wiederholte Sophia meine Worte und sah mich verwirrt an.

Ich rollte mit den Augen. „Es ist furchtbar. Ich meine, es ist klasse das Liam so glücklich mit dir ist, aber er dürfte langsam echt aufhören mit dir anzugeben. Die anderen ergreifen schon alle die Flucht, aber ich schaffe es nicht einmal rechtzeitig einen Fuß aus dem Tour-Bus zu setzten, bevor er mich in seinen Fängen hat!" 

Ich übertrieb etwas, aber das brauchte sie nicht zu wissen. Plötzlich entdeckte ich einen leichten Rotschimmer auf ihren Wangen. 

Sie griff nach meinem linken Ärmel und dann ging Janes Vermutung komplett auf, so als hätte sie es tatsächlich gewusst. 

„Weißt du, was noch viel schlimmer ist? Wenn er von der Tour kommt und er mir in allen Einzelheiten und jedem kleinen pupsigen Detail erzählen muss, wie viel Spaß ihr in den fremden Ländern hattet." Sie verzog missmutig das Gesicht.

„Du übertreibst", meinte ich leichthin und dann äffte Sophia erschreckend gut Liams Stimme nach: „Oh Purzelchen, Rio war so toll, rate mal, was Nialler und ich gemacht haben. Wir haben Sterne vom Himmel geholt, einen Drachen besiegt und das Blut von Jungfrauen getrunken." Sie seufzte: „Von New York, Chicago, Los Angeles und was weiß ich nicht, will ich gar nicht erst anfangen."

Sie steckte meine Anzugärmel ab, dann trat sie um mich herum und überprüfte, ob die Jacke wirklich richtig saß. Ich versuchte mich möglichst wenig zu bewegen und sprach: „Vorne weg, ich weiß zwar nicht was Liam da getrunken hat, aber ich habe keine Ahnung, wie Jungfrauenblut schmeckt." Es war seltsam, aber zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass die Anspannung zwischen uns etwas nachließ. 

Mir war, als würde ich endlich die Sophia sehen, die auch Liam kannte. Ihr Lachen war ansteckend und ihr Humor ungewöhnlich zynisch. Sie zupfte gerade erneut an meiner Anzugjacke herum, als ich hörte, wie die Haustür erneut aufging. 

„Niall, hast du noch was essbares im Kühlschrank gelassen?" Liam klang, als würde ich regelmäßig in Häuser einbrechen, nur um zu fressen. Erstaunt sah mein bester Freund uns an, dann sprach ich: „Gut das du kommst, deine Freundin hat zu mir gesagt, dass ich mich ausziehen soll!" Sophia schlug mich und setzte hinzu: „Dein Freund hat zu mir gesagt, ich mache seine Träume wahr!"

„Meinte Alpträume!", korrigierte ich sie und wir lachten. 

Liam starrte uns an, als hätten wir nicht mehr alle Latten am Zaun. Völlig verwirrt blinzelte er und fragte: „Seid ihr high?" 

Statt auf Liam einzugehen, sprach Sophia: „Warte Niall, ich helfe dir aus der Jacke, ohne dass du dich pikste." 

„Danke", antwortete ich und sah, dass Liam sich nicht einen Millimeter bewegt hatte. Seine Fassungslosigkeit wurde noch größer, als Sophia mich fragte: „Willst du zum Essen bleiben? Wir könnten etwas bestellen, nicht wahr, Liam?"

„Vielleicht bin ich ja high", sprach mein bester Freund langsam und absolut skeptisch. Dann beobachtete ich, wie Sophia ihn kühl darauf hin wies, nach dem duschen seinen Anzug anzuziehen, damit sie abstecken konnte. Sie sprach mit ihm, wie sie vorher mit mir geredet hatte. Er musste sie wirklich sehr verärgert haben. 

Während mein bester Freund duschen ging, bestellte Sophia Pizza und telefonierte mit Louis und Harry, damit auch deren Anzüge möglichst bald angepasst werden konnten. 

„Was hast du mit meiner Freundin gemacht?", wollte Liam wissen, als er in Shorts und Sport-Shirt zurückkehrte. Ich saß auf der Couch und hatte Loki halb auf mir liegen: „Habe ich dir doch gesagt, sie wollte das ich mich ausziehe und schon war das Eis zwischen uns gebrochen." 

Um das ganze einzuheizen, zwinkerte ich. Ich wollte nach meiner Cola greifen, doch plötzlich spürte ich, wie Liam mich brutal zurück in die Polster der Couch drückte. Vor Schreck vergaß ich zu atmen. 

Nun war Liam nicht mehr der harmlose Band Daddy, sondern ein eifersüchtiger Freund, mit dem man keine Späße trieb. „Reizt mich nicht!", zischte er sichtlich ungehalten und ich lockerte seinen Griff am Kragen meines Shirts: „Reg dich ab. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich mich vor ihr ausgezogen habe." 

„Ich weiß gerade überhaupt nicht mehr, was ich glauben soll."

Das aus dem Mund meines besten Freundes, der sonst sein Leben immer fest im Griff hatte, war irgendwie erschreckend.  Ich beugte mich vor und fragte: „Liam, was ist bei dir und Sophia los?"

Normalerweise waren sie ein Team, im Moment schienen sie ein Derby zu spielen. Was bei Louis und El abging, konnte ich mir auch in etwa vorstellen, aber die beiden hatten auch früher schon einmal gestritten. 

Missmutig rieb sich Liam über das Gesicht und sprach leise: „Am Anfang dachte ich, dass sie mich dafür bestraft, dass Louis sich so scheiße gegenüber El verhält. Freundinnen-Kodex und so, aber ich habe El gestern angerufen."

Nun war ich aber gespannt und richtete mich auf. Liam sah kurz über seine Schulter, damit er wusste, dass Sophia immer noch draußen am Pool telefonierte. „El hat mir versichert, dass sie mit Sophia gesprochen hätte und verdeutlicht hat, dass ich meine Hände, bei was auch immer, in Unschuld waschen würde. Aber Sophia ist immer noch sauer und ich habe noch genauso viel Plan, warum, wie am Anfang."

„Hast du sie mal direkt gefragt?", informierte ich mich und Liam antwortete sarkastisch: „Das ist die Idee, Nialler, ich frage meine Freundin einfach mal! Wieso bin ich da nicht selbst drauf gekommen? Fragen, die Antwort auf alles!"

Okay, dass war eventuell ein dummer Vorschlag gewesen. „Schon gut, du musst nicht gleich so ausflippen", wehrte ich ab. „Ich schätze, du hast nicht wirklich eine Antwort bekommen?"

„Nein", erklärte er knapp und dann wechselte Liam das Thema: „Wie war die Party gestern mit Barbara?" 

„Ich war nicht dabei."

Nun spürte ich den neugierigen Blick meines Freundes auf mir, aber er hakte nicht nach. Da ich nicht in einen ernsthaften Beziehungskrieg geraten wollte, stand ich kurze Zeit später auf und verabschiedete mich. 

Vorher wandte ich mich jedoch noch einmal an Liam: „Es geht mich nichts an und ich kenne Sophia zu schlecht, aber ich denke, wenn sie so wütend ist, dann wird das einen wirklich deftigen Grund dafür haben." 

Ich winkte Sophia zu, entschuldigte mich, dass ich nicht zum essen bleiben konnte und verschwand nach einem Handschlag zurück zu meinem Wagen.

Im Auto stöpselte ich mein Handy um und lud die neusten Songs von Justin. Noch bevor ich meinen Wagen auf de Straße gelenkt hatte, runzelte ich die Stirn. Die Songs waren anders als seine letzten, denn sie erinnerten mich an seine Anfangszeit, so als wäre er zurück zu seinen Wurzeln und das gefiel mir. 

Bei mir zu Hause schrieb ich ihm schnell eine Nachricht und betrat dann mein eigenes Heim. In der Tür blieb ich stehen. Es roch nach Essen, Musik von Demi dudelte aus meiner Anlage und als ich in die Küche spähte, entdeckte ich Barbara. Lächelnd drehte sie sich um. „Hey, ich habe Lángos gemacht, setzt dich."

Ich tat was sie verlangte und beobachtete sie dabei, wie sie in meiner Küche herumwerkelte. Es sollte mir ein Glücksgefühl geben, sie so nahe bei mir zu haben, mit ihr zusammen zu sein. Aber egal wie sehr ich mich bemühte, das Glücksgefühl stellte sich einfach nicht ein. Die Wahrheit war, dass es sich sogar falsch anfühlte, wenn ich versuchte mir einzureden, dass ich glücklich war. 

„Babs", sprach ich und sie drehte sich strahlend zu mir um. Ein Knoten machte sich in meinem Magen breit und es fiel mir schwer umzudenken: „Bist du glücklich, also, mit mir?" 

Sie ließ den Teller voller Lángos sinken und setzte sich zu mir. Als ihre Hand meine umschloss und ihre Finger sanft über meine Handfläche strichen, sprach sie: „Ja, unglaublich glücklich und ich zähle ehrlich gesagt die Tage, bis wir es öffentlich machen dürfen."

Ihre Worte sollten sämtliche Zweifel vertreiben, doch stattdessen fühlte ich mich nur noch schlechter, als zuvor. 

„Niall, ist alles in Ordnung?", fragte sie und ich zwang mich zu einem Lächeln: „Ja, ja natürlich. Alles okay."

Ich musste es versuchen. Sie war alles, was ich je gewollt hatte. Es würde mir gelingen, die Gefühle zurückzuholen. Und dann, dann war auch ich es endlich wieder.

Glücklich.



 J a n e │22.03.2017 │Hampton



Mir war schwindelig und nur langsam hob ich den Kopf und sah mich um. Wo war ich gleich noch mal?

Ah, ja, die Erinnerung kehrte zurück. 

Nach dem Zwischenstopp auf Hawaii hatte Kendall mich weiter durch die Welt gezogen. Jetzt befanden wir uns auf einer Party von Cara Delevingne und ich wusste nicht einmal, was der Anlass der Fete war. Die Musik war leise gedreht worden, immerhin war es mittlerweile acht Uhr Morgens. 

Langsam schritt ich durch das große Wohnzimmer, wo sich die Alkoholleichen stapelten. Es war wirklich etwas wild geworden zur späten Stunde. Irgendwann war ich sogar über Leute gestolpert, die sich auf dem Klo eine weiße Linie gezogen hatten.

An Drogen kam man selten bei dieser Art Party vorbei, trotzdem widerte mich das an. Nirgendwo konnte ich Kendall entdecken, weder in einem der vielen Zimmer, in denen man Verbrechen der besonderen Art offen legte, über Klamotten stolperte und an schnarchenden Leuten vorbei ging.

Vielleicht hatte Kendall irgendwann Nachts ein Taxi zurück zum Ferienhaus genommen. Da ich keine Tasche dabei hatte, beschloss ich kurzerhand den Weg zum Ferienhaus zu laufen. Ich trat auf die Terrasse und zog eine Sandaletten aus. Als meine nackten Füße sich im weichen Sand gruben, seufzte ich leise auf.

In letzter Zeit war ich erstaunlich viel am Strand und genoss es.

Ich hatte seit über 30 Stunden nicht geschlafen, aber trotzdem fühlte ich mich gut und wach. Meerwasser umspielte meine Knöchel und löschte die Spuren, die ich im Sand hinterließ, hinter mir. Summend lief ich am Strand entlang, genoss den Wind in meinen Haaren und sah auf die Weiten des Meeres, auf dem man mehrere Schiffe in großer Entfernung erkannte. Lange hörte ich nur das Brechen der Wellen und verlor sämtliches Zeitgefühl.

„Hey, du weißt schon, dass das hier Privatgelände ist?"

Erschrocken drehte ich mich um und musste mir die Haare aus dem Gesicht streichen. Ich blickte zum Ende des Strandes und sah, dass ein junger Mann nicht weit von mir, auf seiner Terrasse saß und mich angrinste. Es dauerte, bis ich ihn erkannte, aber dann erwiderte ich das Grinsen. „Bau doch einen Zaun drum, du Nörgler!"  

„Damit Tussen wie du, den auch ignorieren?"

Langsam ging ich auf die Terrasse zu und ließ mich von ihm hochziehen, dann betrachtete ich Max. Sah so aus, als hätte auch er ein Haus hier. Viele Prominente zogen sich an diese Ort zurück. Ich zwinkerte und fragte: „Ist das deine Art ein Mädchen auf einem Kaffee einzuladen?" Ohne zu zögern reichte er mir die Tasse in seiner Hand und ich nahm einen Schluck. 

„Stalkst du mich?", fragte ich und ohne Hemmung betrachtete ich die große Terrasse auf der sich ein Pool befand. „Ein Fan vom Meer bist du jedenfalls schon einmal nicht."

Max grinste erneut und hatte die Arme vor der Brust verschränkt: „Wer sagt, dass ich dich stalke und das Ganze kein Zufall ist?" Ich wusste nicht, wann ich so gleichgültig und gleichzeitig direkt geworden war, aber ich drehte mich zu ihm und und sprach: „Und, ist es ein Zufall?" Er sah mich an, doch statt mir zu antworten, stellte er eine Gegenfrage: „Was hattest du vor, dich im Meer zu ertränken?"

Eine interessante Idee, aber ich konnte recht gut schwimmen, also wäre das ein ziemlich qualvolles Unterfangen. „Eigentlich wollte ich deine Dusche benutzen", erklärte ich und ging langsam um den Pool herum, ich sah, dass Max mich erstaunt betrachtete und dann stellte ich die Tasse auf den Gartentisch. 

Meine Sandaletten legte ich auf den Stuhl daneben. „Du kannst mir Gesellschaft leisten, wenn du willst." Wieso ich das sagte, wusste ich selbst nicht so genau. Doch als es raus war, fühlte ich mich gut und sah ihn herausfordernd an. 

Max neigte den Kopf und sprach zögerlich: „Jane, ich-" 

Statt ihn aussprechen zu lassen, unterbrach ich ihn und strich mir durch das Haar, dabei betrat ich das Innere seines Strandhauses. „Ich habe gesagt, wenn du willst. Du musst nicht, wenn du nicht willst." Ich stellte meinen Verstand aus und zog mir das schwarze Kleid über den Kopf. Achtlos ließ ich es zum Boden fallen und sah mich um.

Schließlich sah ich die offene Tür im hinteren Teil des Flures und erkannte das Badezimmer. Es war groß und äußerst stilvoll. 

„Okay Jane, was wird das hier?", hörte ich seine Stimme hinter mir und ohne Scham blickte ich ihn an. Es war mir egal, ob ich nur in schwarzen Dessous vor ihm stand, aber scheinbar war Gleichgültigkeit schwierig für Max zu wahren. 

„Ich werde duschen, wenn es dir nichts ausmacht. Es macht dir doch nichts aus, oder?"

Sichtlich verdattert runzelte er die Stirn. „Nein, natürlich nicht, aber-" Ich machte es ihm leicht, indem ich in wenigen Schritten den Abstand zwischen uns überbrückte und etwas tat, was normalerweise nicht meine Art war. In die Offensive gehen. 

Leicht drückte ich ihn gegen den Türrahmen und stellte mich auf die Zehnspitzen. Meine Lippen streiften seine Wange, dann sprach ich heiser: „Was ist los, bist du zum Schisser geworden?"

Er war kein Schisser. 

Kurzerhand zog er sich das Shirt über den Kopf und Sekunden später spürte ich seine Lippen auf meinen. Seine Hände glitten an meinem Körper entlang und wir taumelten zusammen in die Dusche. 

Max war kein Niall, aber er vertrieb jeden Gedanken an einen blonden Iren aus meinem Kopf. Zum ersten Mal seit Wochen fühlte ich mich wieder lebendig und ohne dem komischen erdrückenden Gefühl auf der Brust. Leises Stöhnen drang an mein Ohr und meine Lippen brannten. 

Ich schloss die Augen und ohne es zu merken, wurde ich zu dem Mädchen, dass ich nie hatte sein wollen. 

Doch das Schlimme war, es kümmerte mich nicht. 

Das Einzige, was mir wichtig war, war die Zerstreuung des Schmerzes in meiner Brust. Eigentlich sollte ich mich schämen, denn ich schlief mit einen Mann, für den ich keinerlei Gefühle empfand. 

Aber einen Fehler zu machen, fühlte sich nicht annähernd so schlecht an, als sich in den falschen Mann zu verlieben. 

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