28 Done.

E l e a n o r │12.01.2017 │London



Die letzten Tage waren für mich wie ein Leben, dass eigentlich jemand anderes führte. Taylor hatte mich zum Flughafen begleitet, da ich meinen Mietwagen eh dort hatte abgeben müssen. Mit Louis hatte ich kein weiteres Wort mehr gewechselt. 

Niall und Harry dagegen waren immer drauf und dran gewesen etwas zu sagen, doch letzten Endes hatten sie es doch nicht getan. Jane versprach mir, dass sie da war, wenn ich sie brauchte. Ich glaubte ihr jedes Wort, doch sobald ich wieder in London war, wollte ich nur eins. Meine Ruhe haben und alleine sein.

Jetzt saß ich in einer Beratungsstelle für einen Schwangerschaftsabbruch und fühlte mich vollkommen fehl am Platz. Die rundliche Frau hinter dem Schreibtisch redete beruhigend auf mich ein, doch ich verstand kaum ein Wort, da mein Blick immer wieder aus dem Fenster glitt und meine Gedanken abschweiften. 

Ich war so furchtbar müde und erschöpft. Es sollte nur alles endlich aufhören. Plötzlich bemerkte ich die Stille und drehte meinen Kopf.

Mrs Ross sah mich mitleidig an. Ich wollte ihr Mitleid nicht, ich wollte jemanden, der mir sagte, was ich nun tun sollte. Auf der einen Seite hatte ich Louis gesagt, dass ich mich drum kümmern würde. Was sollte ich mit einem Kind und das jetzt? 

Dann auch noch von jemanden, mit dem ich nicht mehr zusammen war und der im Licht der Öffentlichkeit stand? Würde ich das überhaupt gewuppt bekommen? Ganz sicher nicht, vor allem nicht, wenn ich Karriere machen wollte.

„Miss Calder, Sie müssen sich nicht sofort und auch nicht hier und jetzt entscheiden, aber lassen Sie mich Ihnen sagen, dass es viele Möglichkeiten gibt. Adoption, oder Unterstützung vom Staat, außerdem Familienhilfe." Sie redete weiter.

Ich wollte keine Familienhilfe, oder auch nur an das Wort Adoption denken. Doch als sie mir erklärte, wie ein Schwangerschaftsabbruch funktionierte, wurde mir übel. Ich kotzte in ihren Papierkorb und Mrs Ross ertrug dies mit Würde. Wahrscheinlich war ich nicht die Erste, die ihr Büro als Kloschüssel benutzte.

Es würde abgesaugt werden. Wie ein Krümmel vom Boden. Das Glasgefäß würde es zerreißen und in Stücke auseinander nehmen. Konnte ich ein unschuldiges Leben wirklich wie Dreck behandeln, obwohl ich der Dreck war?

Nach einer Stunde verließ ich das Büro von Mrs Ross. Ich war wackelig auf den Beinen und sehnte mich nach einem Schlaf, aus dem ich nie wieder aufwachen würde. In den Händen hielt ich Unterlagen und mir wurde bewusst, ich würde mich möglichst bald entscheiden müssen.

 Mein Magen knurrte, ich hatte Hunger, aber ich wusste, wenn ich mir jetzt etwas zu Essen kaufte, dann würde ich es spätestens in zwei Stunden wieder ausbrechen. Die Luft war kalt und auf dem Parkplatz zwang ich mich, tief durchzuatmen. Vor meinem kleinen Auto hielt ich inne und schloss die Augen.

Noch immer hatte ich nicht mit meinen Eltern oder besten Freundinnen gesprochen. Lani und Ella würden mich in den Arm nehmen, aber sie würden auch auf mich einquatschen und das wollte ich nicht. Perrie war zu beschäftigt und Sophia würde sich zu stark einmischen. 

Jane blieb, aber sie war auf einem anderen Kontinent und ich wollte nicht schon wieder, dass sie mir half. Ich zog mein Handy aus meiner abgenutzten Lederjacke, die mir Louis einst zum Geburtstag geschenkt hatte und scrollte durch meine Kontakte. 

Bei einen Namen blieb ich hängen. Ich hatte ihn schon länger nicht mehr angerufen, doch ich wusste, dass er es mir nie übel nehmen würde. Kurzerhand schickte ich ihm eine Nachricht und fragte, ob er Zeit hätte.

Er hatte Zeit.

Als ich mich ins Auto setzte, fühlte ich mich seltsamer Weise plötzlich besser. Der Weg führte mich in einen Londoner Vorort. Und nach über einer Stunde Fahrt hielt ich vor einer Schule inne. Kinder stürmten an mir vorbei und ich machte mich auf die Suche nach dem Sportplatz. 

Schon vom weiten sah ich sein dichtes dunkelrotes Haar und hörte ihn schimpfen: „Nein Danny, das war kein Abseits und wenn du nicht sofort zum Duschen gehst, dann wird aus dem 3:0 ein 4:0 wegen Aufmüpfigkeit!" 

„Das ist nicht fair!", empörte sich ein knapp neunjähriger Junge und stampfte vom Fußballfeld. „Kack Coach!" 

„Das habe ich gehört!"

Der Junge marschierte beleidigt an mir vorbei und schlug lautstark die Tür der Umkleidekabine zu. Ich schmunzelte und sah ihm nach, dann blickte ich zu dem Mann im Trainingsanzug und hob die Hand.

Charlie grinste breit und schulterte das Netz mit den Bällen. Er hatte noch immer ein rundes Gesicht, dass mich erfreut anstrahlte und mir vorgaukelte, ich wäre wieder ein Teenager. Unser Kontakt war lose, doch wenn wir uns trafen, dann war mir, als hätten wir uns gestern erst gesehen. 

Meine Laune hob sich sofort. Charlie schloss mich in eine herzliche Umarmung und ich erwiderte sie. Ich bemerkte nicht, dass er mich nicht kurz darauf losließ, sondern wir in dieser Position verharrten.

Erst als Pfiffe ertönten und Kinderstimmen riefen: „Der Coach hat eine Freundin, der Coach hat eine Freundin." 

„Ein verliebtes Ehepaar, küsst euch doch, küsst euch doch, weil die Braut nach Hause muss", lösten wir uns aus der Umarmung. Charlie stöhnte und ich kicherte. 

Es war herrlich mit anzusehen, wie mein alter Freund versuchte mit Neunjährigen zurecht zu kommen, die nun kreischend mit ihren Turnbeuteln davon liefen. Als Charlie sich dazu entschieden hatte Sportlehrer zu werden, hatte er alles richtig gemacht. Erst als auch das letzte Kind verschwunden war, setzten wir uns auf die Bänke, welche die kleinen Zuschauerränge darstellen sollten.

„Also Ellie, wie geht es dir?", fragte er und bot mir eine Flasche Wasser an. Ich lehnte sie dankend ab und vergrub meine Hände in meiner Jacke. „Geht so", gab ich zu., „und dir?" 

„Och, ich bin ganz zufrieden." Ich sah auf das grüne Feld, schade das ich nicht eher dagewesen war, um die Kids spielen zu sehen. Charlie räusperte sich: „Das mit Louis tut mir leid."

Ich wusste das er damit das Ende der Beziehung meinte und ich zuckte mit den Schultern. „Das ist mein kleinstes Problem." Nun drehte sich Charlie und sah mich stumm an. Er strich mir sanft durch die Haare und schließlich ergriff seine Hand meine. Die Geste hatte nichts romantisches an sich, sie war rein freundschaftlich und spendete mir unbewusst viel Trost.

Obwohl ich kaum fünfzehn Minuten da war, brauchte ich bei Charlie nicht mit einer langen Erklärung anfangen. Ich kam direkt zum Punkt und spürte, dass mir Tränen aufstiegen. „Charlie, ich weiß nicht, was ich tun soll, denn egal was ich tue, es ist falsch." Er harkte nicht nach, ganz egal, ob er verstand, was ich meine oder was nicht. Charlie hörte einfach zu.

„Ich bin schwanger und vollkommen überfordert." Es war die Wahrheit, denn ich konnte es einfach nicht meiner Familie sagen, noch mich entscheiden, was ich wirklich wollte. „Louis habe ich gesagt, dass ich mich drum kümmern werde. Von ihm habe ich nichts mehr zu erwarten."

Ich holte tief Luft. „Mein Kopf sagt mir, dass, wenn ich es abtreibe, dann ist alles vorbei. Dann gibt es nichts mehr, was Louis und mich verbindet. Außerdem wäre es nur vernünftig, ich meine, ich bin 23 Jahre alt und gerade fest im Job eingestiegen. Hätte ich überhaupt Zeit mich drum zu kümmern? Und was würde ich meinem Kind damit antun, wenn ich es behalte? Es hätte einem Vater, der sich nicht drum schert und es würde trotzdem ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden, wenn rauskommen würde, dass es von Louis ist und oh Gott!", alleine die Vorstellung, was für ein Chaos losbrechen würde, machte mir Angst.

Charlie nahm mich in den Arm und ich redete weiter. „Wovon soll ich ein Kind ernähren und die Kosten decken? Wer passt auf, wenn ich arbeiten muss, ich kann nicht nur zu Hause arbeiten und ich habe überhaupt kein Platz für ein Kind. Zu Beginn würde es gehen, aber später braucht es ein Zimmer und... meine Eltern, was werden meine Eltern dazu sagen?"

Charlie strich mir beruhigend über den Rücken und zum ersten Mal seit ich wieder in London war, konnte ich atmen. Mich erdrückte die Last nicht mehr. Er hörte mir über eine Stunde in all meinen Zweifeln einfach nur zu, dann zog er mich vom Sitz und verkündete, dass wir erst einmal Nervennahrung brauchten.

Ohne, dass ich es verhindern konnte, kümmerte sich Charlie um mich. Seine Anwesenheit nahm mir einen Teil der Sorgen, so wie er es früher getan hatte, als ich angst wegen einer schlechten Note gehabt hatte, oder weil ich nicht nach Hause wollte, nachdem ich mich gerauft hatte. Meine heutigen Probleme waren größer, aber die Hilfe, dieselbe. 

Charlie füllte meinen Kühlschrank mit allerhand Zeugs, er schob alte Filme in den DVD-Player und tat nichts anderes, als einfach da zu sein. Dann, irgendwann Abends beugte er sich über die Unterlagen, die man mir an der Beratungsstelle mitgegeben hatte.

Schließlich begann er zwei Listen zu machen. Das Pro und das Kontra. Ich sah, wie sich die Liste gegen das Kind füllte und füllte und jene für das Kind erschreckend kurz blieb. Mir wurde wieder schlecht und ich brach erneut. 

Bald würde ich meine Matratze neben das Klo ziehen, damit ich mir den Weg sparen konnte. Auf dem Blatt für das Kind stand lediglich: Kinder bringen Freude mit sich. Dagegen sprach so unheimliches vieles. Ungeschoren hatte Charlie alles aufgelistet, was an Hindernissen und Problemen auf mich zukommen würde.

Schweigend lagen Charlie und ich nebeneinander in meinem Bett und starrten an die Decke. Vorbeifahrende Autos warfen beruhigende Schatten. Guter Rat war teuer.

„Ellie... eigentlich entscheiden doch nur zwei Fragen über das, wie es weiter gehen soll, nicht wahr?", sprach Charlie in die Stille hinein und ich drehte meinen Kopf. Ich sah auf sein rundes, aber vertrautes Gesicht.

„Was meinst du?", wollte ich wissen und er sprach: „Es sind doch eigentlich nur zwei Fragen, dessen Antworten sagen, was richtig ist." Ich schluckte und spürte mein Herz heftig schlagen. „Welche zwei Fragen?"

Charlie holte tief Luft. „Die Erste wäre, liebst du Louis?"

Verdattert sah ich ihn an und er sprach weiter: „Die Zweite... könntest du damit leben, es abgetrieben zu haben, wenn es von einem Menschen ist, den du liebst." Ich setzte mich aufrecht hin. 

 Innerlich fegte ein Sturm durch meine Gefühlswelt und ich tapste kurzerhand in mein kleines Wohnzimmer. Dort sah ich auf die beiden Listen und ließ mich davor nieder. Mit tauben Fingern strich ich über die Liste für eine Abtreibung.

War es wirklich so einfach? Konnte ich mich im Spiegel noch ansehen, wenn ich die zwei Fragen falsch beantwortete? Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Dann zerriss ich die Liste. Hinter mir hörte ich Charlies Schritte und spürte, dass er mich beobachtete.

Ich liebte Louis.

Das hatte ich schon immer getan.

„Ich kann das nicht", sprach ich und in diesem Moment platzte mein Herz. Die Last fiel von meinen Schulter. „Ich kann nichts töten, in dem so viel von Louis drin steckt, etwas, was ein Teil von ihm ist." Es ausgesprochen zu haben veränderte alles. 

Zum ersten Mal seit Wochen war ich wieder ich selbst. Ich hatte keine Ahnung, wie ich ein Kind wuppen sollte, doch ich wusste eins: Wenn ich es wegwarf, wie ein Stück Müll, dann war würde ich mich ein Leben lang dafür hassen.

Die Antwort, sie war da. Meine Entscheidung war gefallen.



N i a l l │17.01.2017 │Mullingar



„Blauer Ritter ist auf dem Weg in die Küche, wo ist der grüne König?", flüsterte ich ins Walkie Talkie und lag ausgestreckt hinter der langen Couch im Wohnzimmer. Zu Hause zu sein, war einfach wundervoll. Ich hatte mich in den ersten paar Tagen mit alten Freunden getroffen, den Weihnachtskram für meinen Dad weggeräumt und Reparaturen am Haus vornehmen lassen. 

Jetzt spielte ich mit Theo und probierte die Geschenke aus, die ich ihm Weihnachten stellvertretend für das Christkind gekauft hatte. Denise und Greg konnten für das neue Kinderzimmer in den Weiten des Möbelhauses verloren gehen, während Theo in meinem Haus umher tobte.

Ich wusste, dass er es liebte, sich bei mir verstecken zu dürfen, wo er wollte. Mir war es egal, ob er in meinem Schrank hockte, die Wäsche zerknitterte, oder im Keller zwischen all den staubigen Sachen saß. Hauptsache er hatte Spaß. Außerdem würde ich ihn mit so viel fettigen Essen vollstopfen, dass Greg sein Vergnügen mit Kackbomben haben würde.

„Onkel Niall", plötzlich lehnte mein Neffe über die Rückbank der Couch und sah auf mich herunter. Ich lag auf dem Rücken und blickte ihn erstaunt an: „Hey, ich dachte du wolltest dich verstecken." Und ich ihn mit dem Walkie Talkie suchen.

„Warum kenne ich deine Freundin nicht?" Die Frage kam so kindlich und ernsthaft zugleich über seine Lippen, dass ich im ersten Moment nicht reagierte. Wie kam Theo jetzt darauf?

Ich blieb liegen und fing ihn auf, als er von der Couch auf mich drauf hopste. „Kumpel, ich habe gar keine Freundin, die ich dir vorstellen könnte." Theo lag auf meinem Bauch und hob den Kopf. Es kam schon einmal vor, dass wir einfach an Ort und Stelle kuschelten. „Nicht? Aber wenn man ein Mädchen küsst, dann hat man sie doch gerne, oder?"

„Ich schätze schon." Worauf er hinaus wollte, begriff ich immer noch nicht.

Dann begann Theo zu erklären, was ihn so verwirrte: „Dann hast du doch eine Freundin. Oma hat Bilder von dir geguckt und da war ein Mädchen, du hast sie geknutscht und Dad sagt immer, er knutscht nur Mom, weil er nur Mom gerne hat." 

Langsam begriff ich die Logik. Meine Mutter hatte im Internet Bilder von Jane und mir gesehen und Theo hatte daraus seine kindlich naiven Schlüsse gezogen. Was sollte ich ihm darauf sagen? Bislang war ich mit der beinahe Wahrheit immer am besten gefahren und versuchte mein Glück.

„Ja... also weißt du Theo, knutschen macht Spaß, man muss also nicht immer jemanden gerne haben", sprach ich und mein Neffe sah mich erschrocken an: „Du knutscht mit jemanden, den du nicht magst?" 

„Mögen schon, aber nicht so, wie dein Dad deine Mom mag, weißt du?"

Theo schwieg und schien anstrengt nachzudenken. Kurzerhand stand ich auf und hob ihn hoch. Ich warf ihn mir wie einen Kartoffelsack über die Schulter, weshalb er vor Vergnügen aufkreischte. Im Flur drehte ich mich um mich selbst und Theo jaulte auf vor Freude über Action. In der Küche setzte ich ihn auf die Arbeitsplatte und holte einen Saft aus dem Kühlschrank.

Greg hatte mir damit gedroht, dass ich ernsthafte Schwierigkeiten kriegen würde, wenn ich Theo noch einmal so viel Cola gab, dass er die ganze Nacht zu aufgedreht war zum schlafen. Da mein Bruder seine Worte in der Regel wahr machte und ich nicht unter ständiger Aufsicht mit Theo spielen wollte, hielt ich mich daran.

„Wenn ich groß bin, will ich auch so viele Frauen haben, wie du, Onkel Niall", verkündete Theo plötzlich und ich runzelte die Stirn: „Warum?" Mittlerweile war ich dahinter gestiegen, dass er damit Fans meinte.

„Dann kann ich immer knutschen und habe ganz viel Spaß, denn viele Frauen müssen oft geküsst werden, damit keine traurig ist", erklärte er mir und mir schwante Böses.

„Nein, Theo, so meinte ich das nicht." 

„Aber du machst das doch!"

In diesem Moment wurde mir klar: Ich war ein furchtbares Vorbild.

Es klingelte. Das war dann wohl die bestellte Pizza und der Salat. Letztes hatte ich nur bestellt, damit Greg mir nicht nachweisen konnte, dass ich Theo keine Alternative zum ungesunden Essen gab. 

Es war ja nicht meine Schuld, wenn er für das Grünzeug zu satt war. Ich gab Theo das Geld für die Pizza, hob ihn von der Arbeitsplatte runter und sagte: „Hier, gib du unseren Pizzamann, was er verdient und danach reden wir über... knutschen und warum du das nicht tun solltest."

Er raste aus der Küche und ich rieb mir über das Gesicht. Gott, mir hatte er besser gefallen, als er nur geschlafen, gekackt und gekuschelt hatte. Auch wenn man jetzt eindeutig aufregender mit ihm spielen konnte. Ich hörte Theo reden und runzelte die Stirn.

„Hier, Geld... warum hast du keine Pizza? Aber du bist der Pizzamann! Onkel Niall, der Pizzamann hat keine Pizza! Dann kriegt er auch kein Geld!"

Wenn das jetzt der Postbote war, dann man Tau. Der mochte mich sowieso schon nicht, weil er sich über die Fanpost beklagte, die es tatsächlich zu mir schaffte. Ich ließ die Teller stehen und trat in den Flur.

Nein, es war nicht der Postbote.

Ich sah auf eine junge Frau mit brünetten Haaren, die sich zu meinem Neffen herunter gebeugt hatte. Als sie aufstand blieb ich wie angewurzelt stehen. Blaue Augen sahen in meine und unsicher strich sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr.

Barbara war hier und ihre Anwesenheit zog mir den Boden unter den Füßen weg. Vor zwei Tagen erst hatten wir telefoniert. Das Übliche, Höflichkeiten, Interesse und doch irgendwie auch nichts.

„W-Was tust du hier?", stotterte ich und sah, wie sie unsicher von einem Bein auf das andere trat.

„Ich war gerade in der Nähe... und dachte..."

Wir wussten beide, dass es eine Lüge war, denn wie kam man auf einen Sprung nach Irland?

„Der Pizzamann!", kreischte Theo und zog meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Er rannte in den Vorgarten, direkt auf den Lieferboten zu. Neben Barbara sah ich eine Tasche und räusperte mich: „Komm rein." Es war das erste Mal, dass sie mich besuchte. Mein Neffe kam zurück und ich half ihm die Stufen hoch, indem ich das Essen abnahm.

 Erstaunt musterte er Barbara und ich sprach: „Theo, dass ist Babs, eine Freundin von mir." 

„Küsst du sie auch?", fragte er unverblümt und innerlich schlug ich meinen Kopf gegen die Wand. Ohne zu antworten trieb ich ihn weiter ins Haus und er setzte sich an den Esstisch. Mit glänzenden Augen betrachtete er die Pizza, während ich Trinken holte und Barbara ein Wasser reichte.

Herzhaft biss Theo in sein Stück. Eine Servierte hatte ich ihm in den Kragen gesteckt. Die folgenden Minuten überließ mein Neffe nichts dem Zufall. Er schmatzte geräuschvoll vor sich hin, fragte Barbara über, seiner Meinung nach, wichtige Dinge aus und erklärte ihr schließlich: „Die Ninja Turtels sind cooler als Käpt'n Balu. Aber ich darf sie nicht mehr gucken, Papa sagt, sie hauen zu viel, dabei kämpfen sie für das Gute." 

Er blickte Barbara vollkommen ernst an, so als wartete er darauf, dass sie sagte, dass sie seiner Meinung war. Stattdessen sprach sie: „Dein Papa wird schon recht haben." Dies empörte Theo jedoch nur.

Ich sah, dass er nach einem Stück nicht mehr konnte und eigentlich satt war, trotzdem stopfte er weiter Teig in sich rein, bis er sich nach hinten fallen ließ. Den Salat hatte natürlich keiner von uns angerührt.

„Komm Theo, Hände und Mund waschen", wies ich ihn an, damit er mir die Couch nicht mit Fettflecken vollschmierte. Er sauste ins Bad, wo ich hören konnte, wie er seinen Hocker ans Waschbecken schob, dann rauschte das Wasser. „Er ist bis 18 Uhr hier", sprach ich und begann das Essen wegzuräumen. 

Ohne zu warten half Barbara mir. Mir wurde bewusst, dass ich kaum offen mit ihr sprechen konnte, so lange Theo da war. Er hielt mich in Schach als wir Wii spielten und ich merkte ihm deutlich an, dass er nicht unbedingt begeistert war, dass ich noch zusätzlichen Besuch hatte.

Wenn es einer der Jungs war, kam es auch drauf an, wer. Mit Harry und Louis hatte er keine Probleme, es war eher so, dass ich dann auf beide eifersüchtig war. Louis und Theo verschworen sich immer gegen mich und heckten ein Unglück nach dem nächsten aus, während Theo bei Harry richtig anhänglich wurde. 

Ich wusste, dass Theo Liam zwar auch mochte, aber er ihm viele Dinge vorbildlich verbot. (Keine Süßigkeiten, wenig Cola, Mittagsschlaf) Zayn war für meinen vierjährigen Neffen einfach zu cool. Und zu cool bedeutete das Theo ihn eher aus sicheren Abstand bewundert beobachtete, statt ihn zum spielen zu nötigen.

Pünktlich um 18 Uhr klingelte mein Bruder. Greg wirkte sichtlich geschafft und murrte: „Wenn ich noch einmal über Blautöne diskutieren muss, dann campiere ich bei dir auf der Couch." Denise war anstrengend im schwangeren Zustand, dass ließ sich nicht bestreiten.

„Hast du noch Nutella und Gurken?", fragte ich scherzhalber und Greg schlug sich die Hand gegen die Stirn: „Nutella, Niall, du hast nicht zufällig noch ein Glas? Sie räuchert mich aus, wenn ich ohne komme."

Lachend verschwand ich in meine Vorratskammer und reichte ihm zwei Gläser, dann half ich Theo dabei die Jacke richtig zu zumachen und suchte nach der bunten Strickmütze. Als ich sie ihm aufsetzte, strahlte er mich müde, aber glücklich an. „Darf ich morgen wieder kommen?" 

„Ja klar!" Theo drückte mich und hopste dann die Treppen in den Vorgarten herunter. Ich schloss die Haustür und dann war ich mit Barbara alleine. Im Wohnzimmer hatte sie die Beine zum Körper gezogen und sah mich abwartend an. Es war komisch, denn ich wusste nicht, wie ich mich jetzt verhalten sollte. Ich konnte mich nicht setzten, stattdessen blieb ich stehen.

„Was willst du hier?", fragte ich gerade heraus und beobachtete, wie sie sich langsam erhob. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich sie die ganzen Wochen konsequent aus meinen Gedanken verdrängt hatte. Aber jetzt, wo sie direkt vor mir stand, krampfte sich mein Magen zusammen. 

Sie war so wunderschön anzusehen und mir wurde erneut bewusst, wie viel Einfluss Barbara auf mich hatte. Alleine ihre Anwesenheit machte mich schwach, denn ich wollte sie an mich ziehen, ihr nahe sein und alles vergessen, was wir besprochen hatten. Plötzlich war es mir mal wieder egal, ob sie wusste was sie wollte, oder nicht. Ob sie blieb oder mich erneut verletzte.

Barbara sah mich an, ich spürte, wie sie versuchte die Anspannung aus ihren Körper zu vertreiben, indem sie tief durchatmete. „Weißt du noch, was du in Chicago zu mir gesagt hast?" Natürlich wusste ich das, denn ich hatte mir lange darüber den Kopf zerbrochen, wie ich etwas ändern kännte.

„Du hast gesagt, dass ich begreifen soll, was ich will. Das ich mich entscheiden sollte, was das zwischen uns nun ist und was ich bereit bin zu geben." Sie schien sich jedes einzelne Wort eingeprägt zu haben. „Ich habe begriffen, was ich dir angetan habe, Niall." 

Barbara schluckte: „Und es tut mir leid. Ich wollte nie, dass du glaubst, dass du mir nicht wichtig bist. Das du denkst, ich spiele nur mit dir, oder das du mir nicht gut genug bist."

Sie griff nach meiner Hand, so als müsste sie sich irgendwo festhalten. Wir standen voreinander, stumm und regungslos. Ich spürte den Kloß im Hals als ich daran zurück dachte, wie schmerzhaft es jeden Morgen gewesen war, wenn sie plötzlich nicht mehr da war. 

Jedes Foto, auf dem sie mit einem anderen Kerl abgebildet gewesen war und Spaß hatte, hatte sich angefühlt, als würde jemand ein Messer in meinem Magen umdrehen. Sie war wie ein seltener Schmetterling, der nur bei günstiger Windrichtung den Weg zu mir gefunden hatte und das wollte ich nicht. Sie sollte einfach bleiben.

„Ich liebe dich."

Ihre Worte schnürten mir die Luft ab, mein Herz hörte kurz auf zu schlagen, dann breitete sich eine angenehme Wärme in meinem Körper aus. Barbara sah mir ins Gesicht, ruhig und mit klarer Stimme sprach sie: „Ich liebe dich. Ich brauche keine Bedenkzeit, denn ich weiß was ich will." Der Griff um meine Hand wurde stärker. „Das Einzige, was ich brauche zum glücklich sein, bist du." 

Ich wollte sie zu mir ziehen, aber Barbara hielt mich davon ab: „Ich meine das Ernst, Niall. Jedes einzelne Wort. Ich will dich nie wieder verletzten und ich werde alles versuchen, um mich in den Griff zu kriegen."

Sanft strich ich ihr durch die Haare und musterte sie. „Warum gehst du dann immer, wenn du so empfindest?" Barbara schloss die Augen und dachte gründlich über ihre folgenden Worte nach.

 „E-Es ist nicht so einfach...", begann sie zögerlich und ich fragte mich, wie schlimm es sein möge, wenn die Karten doch eigentlich schon offen lagen. „.. manchmal raubt mir deine Zuneigung den Atem. Sie erdrückt mich, denn du bist... perfekt, aber auch unglaublich einnehmend. Du merkst es gar nicht, aber du gibst mir alles, Wärme, Halt, Vertrauen und öffnest mir dein Herz ohne etwas zu verlangen."

Meinte sie das Ernst?

Barbara meinte es ernst. „Mir macht es Angst, wie viel Macht du darüber hast, wie ich mich fühle, wie sehr ich dich brauche. Dein Lächeln, deine Umarmungen, dein Lachen, deine Berührungen, schon ein einziger Blick von dir macht mich unheimlich glücklich... Mir ist das noch nie vorher passiert, ich kenne so etwas nicht."

In diesem Moment zog ich sie an mich und schloss sie in eine feste Umarmung, dann brach ich in lautes Gelächter aus. Barbara schlug mich und empörte sich völlig zu Recht: „Das ist nicht lustig!" 

„Nein, nein, wirklich nicht, aber...", ich freute mich. Denn es war das Schönste, was mir je jemand gesagt hatte. Ihre schmalen Arme schlangen sich nun auch um meinen Körper. Es war so wunderbar sie nun endlich vollkommen an meiner Seite zu wissen.

„Wir machen das zusammen. Du und ich", hörte ich Barbara flüstern und in diesem Moment schloss ich die Augen und vergrub das Gesicht in ihren langen Haaren.

Sie war da und das war alles was zählte.



Z a y n │19.01.2017 │London



Geduldig schrubbte ich meine Hände, welche bis zu den Ellenbogen mit Farbe übersät waren. Urlaub war etwas herrliches. Besonders, wenn man die Grippe endlich besiegt hatte. Natürlich war es alles andere als toll gewesen, Silvester im Bett verbringen zu müssen, aber manchmal lief es eben anders als gedacht. 

Ich betrachtete die riesige Leinwand, die ich in den Flur gestellt hatte. Das Bild hatte etwas Surrealistisches. Mir gefiel es, die Farbverläufe waren interessant, es steckte ein bisschen von Perrie und mir drin und es würde sich fabelhaft im Wohnzimmer über der langen Couch machen.

Ich hörte die Tür ins Schloss fallen und steckte den Kopf aus dem Bad. Perrie schlüpfte aus ihren Stiefeln und hing ihre Jacke auf. „Hey, wie war's?", fragte ich sie und erwartete, dass sie lächelte und mir überschwänglich vom Treffen mit ihrer Freundin erzählte. Offen gestanden, ich hatte beim Frühstück verpennt und nicht zugehört, was sie mir mitgeteilt hatte. 

Morgens schaltete ich in der Regel auf Durchzug. Ebenso, wenn es um Elfenbein-Cremefarbende-was-weiß-ich-nicht-Servierten ging. Perrie würde schon richtig ausgesucht haben. Bei den Einladungen hatte ich ihr im Herbst auch freie Hand gelassen und das Ergebnis hatte sich sehen lassen können. 

Ich hatte in Comic-Form uns beide gemalt und sie hatte sich darum gekümmert, dass der Druck ungewöhnlich, chic und trotzdem nach uns aussah.

„Wie immer", sprach Perrie knapp und schob sich an mir vorbei. Sie wirkte etwas durcheinander und ging direkt in die Küche, wo sie einen Pudding öffnete und den Deckel ableckte.

„Mit wem hast du dich getroffen?", fragte ich und Perrie rollte mit den Augen. Mist, anscheinend hatte sie mir das Morgens mitgeteilt und ich mal wieder nicht richtig zugehört.

„Sag mal, hörst du mir eigentlich je zu?", da hatte ich es bestätigt und blickte sie entschuldigend an. Perrie seufzte und begann mit mir zu reden, als sei ich fünf und nicht erwachsen: „Sophia und El, deshalb ist es ja ein bisschen später geworden. Wie sieht das Bild aus?" 

„Ist fertig", erklärte ich und erwartete Details von den Treffen, doch wieder zögerte sie.

Meine Verlobte betrachtete das große Bild, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass sie wirklich das Bild ansah. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte, mal wieder.

„Was ist los?", wollte ich nun wissen und sie sprach: „Ach, ich bin etwas geknickt, weil ich mit den Mädels keinen mehr trinken gehen kann und kein Sushi mehr in Frage kommt. Dabei wollte ich sie doch nächste Woche einladen." Perrie verwirrte mich, langsam fing sie wirklich an komisch zu werden. 

„Na dann geht einen Burger essen", war mein knapper Kommentar. Kurz biss sich Perrie auf die Unterlippe, dann sah sie auf meine Unterarme. „Wir wäre es, wenn du duschen gehst, während ich Essen mache?"

Das sie mich nicht energisch ins Bad schob, war das einzige, was sie nicht tat. Denn ich spürte ständig ihren Blick in meinem Nacken, als ich im Schlafzimmer nach frischen Klamotten suchte. Es war definitiv etwas komisch. Mit einem seltsamen Gefühl ließ ich sie alleine, aber als ich fünfzehn Minuten später zurück aus dem Bad kam, hörte ich sie telefonieren.

„Nein, sie hat mich auf die Seele meiner Nana schwören lassen, dass ich nichts sage... ja ich weiß auch, dass man dir an der Nasenspitze ansieht, wenn du... Sophia, dann mach es unterschwellig."

Eine Stille entstand.

Was unterschwellig?

„Nein, ich mache keine Fortschritte, ich könnte es mir auf die Stirn tätowieren und er rafft es nicht und nein, ich breche meinen Schwur nicht... es wird schon irgendwie gehen. Ja... du auch..." Sie legte auf und erschrak sich zu Tode, als sie mich in der Tür stehen sah.

„Perrie, gibt es irgendetwas, was du mir erzählen möchtest?"

Sie schüttelte den Kopf und reichte mir den Teller mit den Sandwich, kurz darauf pflanzten wir uns zusammen auf die Couch und schalteten einen Film an. Perrie kuschelte sich an meine Seite und ich spielte gedankenverloren mit ihrem Haar, während ich versuchte Amarican Gangster meine Aufmerksamkeit zu schenken. Doch Perrie trommelte mit den Finger auf meinen Knie herum, etwas, was mich nervös machte.

„Zayn, könnten wir mal rein theoretisch sprechen?", fragte sie nach einer Weile und ich nickte halb abwesend. „Klar, immer."

„Mal angenommen, wir würden ein Kind kriegen, wo sollte das Zimmer sein?" - „Wir könnten das Dach ausbauen lassen, oder wir renovieren eins der zwei Gästezimmer." Darüber würde ich mir also nicht an erster Stelle den Kopf zerbrechen.

„Was würdest du lieber haben wollen, einen Jungen, oder ein Mädchen?" - „Das ist mir ziemlich egal, wichtig ist doch, dass es gesund wäre." Wirklich, über Kinder hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht. 

In ein paar Jahren würde das sicher anders aussehen, aber im Moment hatten andere Dinge Prioritäten. „Wir haben fast acht Wochen darüber gestritten, wo wir heiraten werden, so wie ich uns kenne, würden wir uns neun Monate zoffen, bis wir uns auf einen Namen für ein Kind einigen würden", sprach ich mit einem Schmunzeln und Perrie erwiderte es.

Hätte ich gewusst, das heiraten so aufwendig war, hätte ich sie betrunken gemacht und das Baby in Vegas hinter mich gebracht, ganz egal welches Gewitter danach auf mich eingestürzt wäre. 

Alles war besser, als diesen ganzen Stress noch einmal zu machen. Probeessen waren toll, aber nicht, wenn man von der Vorspeise bis zum Nachtisch ganze 18 Stunden nur fraß.

„Was wäre, wenn wir nicht mehr zusammen wären und ich würde feststellen, dass ich schwanger wäre", sprach Perrie plötzlich. Ich neigte den Kopf. „Hm, keine Ahnung, dass würde das Ganze ziemlich kompliziert machen."

„Ich setzte einen drauf und sage, weil wir uns im Bösen getrennt haben, dass ich das Kind nicht behalten würde, was würdest du mir sagen?"

Entsetzt sah ich sie an. „Erstens, ich würde dir zuerst an die Kehle springen, zweitens, egal ob wir uns je trennen oder nicht, sollte ich je rauskriegen, dass du mein Kind abgetrieben hast, du würdest die vier Wände nicht mehr lebend verlassen." Ich sagte das so ernst, wie ich es meinte und Perrie lächelte. Sie umschloss meine Hand und lehnte sich wieder an mich. Mittlerweile hatte ich den Faden zum Film komplett verloren.

„Du würdest also nicht sagen, dass ich zusehen soll, wie ich zurecht komme?"

Was stellte sie mir bitte für Fragen? „Nein, auf keinem Fall. So gut müsstest du mich mittlerweile kennen."

Plötzlich beugte sie sich vor und küsste mich. Ich genoss die sanfte Berührung ihrer Lippen und zog sie schließlich auf meinen Schoß. Der Film war unwichtig, stattdessen genoss ich die Zärtlichkeit meiner Verlobten. Nicht mehr lange und wir waren wieder in der Welt unterwegs. Deshalb war jeder Tag mit ihr war etwas besonderes.

Ich liebte es neben Perrie einzuschlafen und den Geräuschen zu lauschen, die sie machte, wenn sie noch im Bad war. Ebenso liebte ich es, dass sie die Lampe auf den Nachtisch brennen ließ und vor sich hinsummte. Dabei fühlte ich mich immer absolut zu Hause und glücklich. Lichtschalter klickten und schließlich bewegte sich die Matratze. 

Als das Licht ausging, drehte ich mich in Perries Richtung. Wie üblich brauchte sie etwas, bis sie ihre perfekte Liegeposition gefunden hatte. Ich glitt ins Reich der Träume ab. Neben Perrie würde ich sogar in einem Zelt bei Sturm und Donner einschlafen wie ein Baby.

Meine Gedanken ordneten sich und ich hörte Perrie noch murmeln: „Ich bin so froh, dass du anders bist als Louis." Zuerst schmatzte ich nur und gab ein 'hmhm' von mir. Doch dann begriff mein halb ausgeschaltetes Gehirn irgendetwas von Louis.

Wie kam sie jetzt auf Louis?

Ah, ja, sie war schließlich mit Sophia und El unterwegs gewesen. Mein Körper entspannte sich wieder. Dann runzelte ich die Stirn.

Louis und El waren auseinander.

Perrie stellte seltsame Was-wäre-wenn-Fragen.

Wieso wollte sie Sophia und El zum Sushi einladen, wenn man es nicht essen durfte?

Weshalb durfte man das Zeug nicht essen, war doch nur roher Fisch, oder?

Trennung. Kinderzimmer. Abreibungen.

Baby... Baby. Baby! BABY!

In einem Ruck riss ich die Augen auf und saß kerzengerade im Bett. Hastig tatschte meine Hand nach der Nachtischlampe und knipste das Licht an. Ich blickte Perrie mit geweiteten Augen an und brachte keinen vernünftigen Ton raus: „Du sagen mir...El... Louis... Baby!"

„Oh Gott sei dank!", stöhnte Perrie erleichtert auf. „Ich dachte schon der Groschen fällt nie bei dir. El ließ mich schwören, dass ich dir nichts sage und oh du glaubst nicht, wie befreiend das war! Ich hätte die ganze Nacht nicht schlafen können." 

Perrie plapperte weiter vor sich hin, ich kannte das. Mit Geheimnissen war sie nicht besonders gut, besonders nicht sie für sich zu behalten. Etwas, was mir garantierte, dass sie in diesem Leben niemals eine Überraschungsparty für mich organisieren würde. Ich konnte ihr gar nicht richtig zu hören, zu stark saß der Schock in meinen Gliedern.

Überfordert hob ich die Hand und atmete tief durch. Sofort verstummte meine Verlobte und ich sprach langsam: „Louis und El sind getrennt, im Schlechten", gut das war nichts Neues, dass hatte ich vorher gewusst. „Sie ist schwanger, er weiß das, sie sagt, sie wird es abtreiben und er sagt okay?" Zum Ende hin war ich immer lauter geworden und Perrie hatte wie ein Wackeldackel neben mir gesessen. 

Einen Moment lang betrachtete ich Perrie stumm, dann reagierte ich ganz instinktiv. Ich schwang die Beine aus dem Bett und kramte nach meiner Jeans. „Wissen die anderen Jungs das?"

„Nein, ich glaube nicht", erklärte Perrie. „Sophia will es Liam unterschwellig beibringen, aber sie hat nicht angerufen, was heißt-"

Schon hörte ich sie nicht mehr, da ich in den Flur stolperte.

„Zayn, wo willst du hin?"

Ich riss mir meine Lederjacke vom Hacken und schnappte mir meinen Autoschlüssel. „Sorry, ich muss weg."

„Aber wohin!", Perrie war mir mittlerweile gefolgt und in der Tür hielt ich noch einmal inne und drücke ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Nach Doncaster."

Dann verschwand ich in die Nacht hinaus.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top