16 Two hours.
J a n e │ 12.09.2016 │ Brüssel
Das Fotoshooting für Yves Saint Laurent war langweilig. Genauso wie seine Mode, aber das durfte ich natürlich nicht laut sagen. Mochte sein, dass dieser Mann sich auf Hosenanzüge für Frauen spezialisiert hatte, aber die Preise des Unternehmens ließ zu wünschen übrig.
Meine Haare waren zu einem klassischen Chignon an der Seite gesteckt, der elegante und weibliche Hosenanzug wurde durch eine berüschte Bluse aufgepeppt und ich fühlte mich wie so oft verkleidet. Aber das war okay, immerhin gehörte das zu meinem Job.
Das Studio war schlicht in weiß gehalten und es ging lediglich darum, eine möglichst ausdruckslose Miene zu machen. Es dauerte trotzdem leider Stunden, bis ich endlich gehen durfte.
In der Umkleide sah ich Eleanor auf meinem Stuhl sitzen und sich um sich selbst drehen. Leider hatte ich Sophia und Perrie immer noch nicht kennengelernt, zumal Liam das Frühstück mit Sophia in Paris abgeblasen hatte. Er schien immer noch wütend auf mich zu sein, weil ich ihm gegenüber dicht gehalten hatte, was Niall betraf.
Niall selbst blieb mir ein Rätsel. Er war wie immer. Oberflächlich betrachtet. Zumindest war er weiterhin freundlich zu mir und verhielt sich so, wie ich ihn kannte. Doch immer, wenn ich einen der Jungs dabei ertappte, wie sie einen sorgenvollen Blick auf Niall warfen, wurde mir bewusst, dass es noch einen anderen Niall gab.
Einen, den ich noch nie zu sehen bekommen hatte. Manchmal machte mich das neidisch, doch gleichzeitig fragte ich mich, ob es vielleicht nicht besser so war, wie die Dinge standen.
Wer wusste schon, wie der andere Niall war und ob das nicht alles noch so viel komplizierter machen würde, als es zwischen uns eh schon war.
Sex machte sowieso alle schwieriger. Zwar hatte ich ihm gegenüber so getan, dass ich alles als großen Ausrutscher betrachtete, aber wenn ich ehrlich mit mir selbst war, dann hatte mich die Nacht erschüttert.
Regelrecht durchgeschüttelt.
Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben könnte, was Niall mit seinen Berührungen bei mir ausgelöst hatte. Dafür war es zu verwirrend und zwiespältig. Verliebtheit schloss ich aus, denn so lange ich nur die Seiten an ihm kannte, die er mich sehen lassen wollte und ich nicht dieselbe Sichtweite auf ihn hatte, wie die Jungs, kam es mir eher so vor, als würde mir etwas entgehen, als das ich das Gefühl hatte, verliebt zu sein.
„Man hat deine ganzen Sommersprossen überschminkt", stellte Eleanor entsetzt fest und ich zuckte mit den Schultern. „Das tun sie oft", gab ich zu. „Sommersprossen sind na ja, hässlich eben."
Eine feine Augenbraue huschte ihr in die Höhe, doch ich hatte nicht das Bedürfnis dieses Thema mit Eleanor zu diskutieren.
„Was machst du überhaupt hier?", fragte ich stattdessen und begann den Anzug vorsichtig auszuziehen. Erneut drehte Eleanor sich auf den Stuhl um sich selbst und erzählte, als würden wir uns in einem teeniehaften Mädchenzimmer befinden und nicht in einem Fotostudio: „Na... also ich dachte, da wir für Nialls Geburtstag alles fertig haben und die Jungs nachher eh ein Konzert haben, dass wir ein bisschen was zusammen machen könnten."
„So, wie uns Brüssel ansehen?" Für Niall ein Geburtstagsgeschenk aufzutreiben war schwerer gewesen, als über die mexikanische Grenze zu flüchten.
Eleanor hielt inne und neigte leicht den Kopf, ihr Lächeln war etwas schief.: „Nein, ich dachte eher an einer Undercovermission."
Nun starrte ich sie an und sie kicherte: „Ich weiß, du hast noch nie ein Konzert von den Jungs gesehen. Wieso mischen wir uns nicht unter die Fans und checken die Lage?"
Die Lage checken?
War ihr bewusst wie sie sich anhörte? Ich runzelte die Stirn. „Ohne deine Träume jetzt zu zerstören, aber weißt du was los ist, wenn man uns erkennt? Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich die Liste für die beliebteste Freundin der Directioner anführe."
Das tat ohne zu lügen Perrie Edwards.
Die Fans liebten sie abgöttisch.
Eleanor winkte ab: „Ach, komm mir nicht damit." Sie zog eine Tüte hervor und schließlich sah ich ungläubig auf die ganzen Fanartikel.
„Das ziehe ich nicht an!", wehrte ich mich heftig und weigerte mich das schwarze Shirt entgegen zu nehmen, auf dem fett stand: Niall please. Wusste sie wie das ankam, wenn Niall mich damit sah?
Wusste sie, dass dieses dumme Shirt irgendwie doppeldeutig klang, wusste sie- nein natürlich nicht, sie wusste überhaupt nichts!
„Komm schon, Jane. Verdirb mir nicht den Spaß. Schau mal, ich habe noch lauter andere tolle Sachen", flötete Eleanor begeistert und jetzt war es amtlich. Sie war selbst ein Directioner und der Schlachtgesang sämtlicher Directioner dieser Welt 'Einmal 1D immer 1D' wurde mir hautnah demonstriert.
Sie breitete die ganzen Sachen auf dem Tisch aus. Ich betrachtete die Mützen, die ja schon irgendwie cool waren. Gummiarmbänder, Uhren, sogar Socken, Halstücher und Schuhe mit Aufdruck.
Eleanor grinste mich an, doch ich blieb skeptisch: „Ein Detail am Rande, man wird uns erkennen."
Sie schüttelte heftig den Kopf: „Nein, schau, du hast keine Sommersprossen mehr, ich habe ein einmaliges Haarfärbemittel dabei und mit ein paar Tricks, wie eine Brille und einem falschen Akzent schaukeln wir das schon."
„Du meinst, wir müssen Directionisch sprechen?"
Eleanor strahlte mich an, so als hätte ich gerade die eine Millionen Dollar Frage richtig beantwortet.
„Bitte, bitte, bitte Jane, es wird sicher total lustig."
Ich seufzte ergeben und hob abwehrend die Hände: „Na schön, okay. Überredet."
Kurz darauf bearbeitete Eleanor gut gelaunt meine Haare und als ich sie föhnte, waren sie nicht mehr hässlich kupferrot, sondern kastanienbraun. Eine hübsche Farbe. Neben mir steckte sich Eleanor die Haare hoch und zupfte nur vorne ein paar Strähnen heraus. Wenn sie eine Mütze trug, würde es aussehen, als hätte die lediglich Kinnlange Haare. Die Nerdbrille tat ihr übriges.
Ich prustete los, als sie sich tatsächlich für eine schwarze Mütze entschied, auf der fett und deutlich 'Larry' stand.
„Ich denke für heute bin ich ein Harry-Girl", grinste sie und zog sich das Harry Please - Shirt über den Kopf. Es war irgendwie clever von Eleanor, sie verwandelte sich in einen Fan, der absolut dem Gegenteil von sich selbst entsprach.
Ich strich über das Niall Please - Shirt und blickte dann auf die Mützen. Am Ende entschied ich mich für 'Louis' und entlockte Eleanor damit ein fettes Grinsen. Mir gefielen die gummiähnlichen Armbänder und als ich mich neben Eleanor im Spiegel betrachtete, brachten wir in lautes Gekicher aus.
In Jeanshosen, 1D-Chuchs, mit Halstuch, Mütze und Shirt sahen wir tatsächlich aus, wie zwei ganz normale, wahnsinnige Fans. Schnell schossen wir noch ein Selfie, dass später auf Twitter hochgehen würde und dann schnappten wir uns auch schon unsere Taschen. Vor dem Studio wartete Frank und grinste uns belustigt an, als er uns erblickte.
„Wenn man nicht so genau hinsieht, oder nicht mit euch rechnet, dann erkennt man euch tatsächlich nicht", sprach der Berg von einem Mann, mit der viel zu kleinen Harry Potter Brille auf der Nase. Seine Nase sah sowieso aus, als hätte er vor vielen Jahren einmal, einen heftigen Schlag drauf verpasst bekommen. Platt und misshandelt.
Mir war von vorne herein bewusst, dass Frank uns in sicheren Abständen ins König-Baudouin-Stadion folgen würde. Für den Fall der Fälle verstand sich. Ein paar Straßen vor dem Stadion ließ uns der Fahrer aus dem Auto und Frank gab und ein paar Meter Vorsprung.
Eleanor quietschte aufgeregt vor sich hin und harkte sich bei mir unter. Es waren noch drei Stunden bis zum Konzert, aber jetzt schon tummelten sich die Fans vor dem Stadion. Wir stellten uns ebenfalls in die richtige Reihe, um Einlass gewährt zu bekommen, als ich hörte, wie die ersten Fans das aller erste Lied der Jungs anstimmten.
What makes you beautiful war für sie scheinbar eine heilige Hymne, immerhin hatte mit diesem Song das ganze Fieber angefangen.
Mich überraschte die Vielfalt der Fans, von ganz jungen Mädels, bis hin zu etwas älteren Frauen und sogar gar nicht so wenig männlichen Fans war eine Menge dabei. Viele trugen ähnliche Mützen, wie Eleanor und ich. Auf manchen stand nur der Name der Jungs, oder aber auch Zouis, Niam, Narry und Ziam. Eins ließ sich jedoch nicht leugnen, Larry und Niam überwogen den Großteil.
„Gibt es keine Elounor-Mützen?", flüsterte ich Eleanor zu und sie grinste: „Nein, ich glaube nicht. Perrie hat sich ihre Zerrie-Mütze selbst gemacht. Vielleicht denken die Hersteller, dass es Verluste einfahren würde, wenn die Beziehungen plötzlich enden würden."
Eine dumme Ansicht, denn wollte Zayn nicht Perrie heiraten?
Plötzlich ertönte laut: „Gib mir ein H!"
„H", kreischte die Menge.
„Gib mir ein A!"
Es ging zu wie bei einem Footballspiel und begeistert kreischten wir die restlichen Buchstaben für Harry mit. Wussten die Jungs eigentlich, dass die Stimmung schon bombig war, bevor ihr eigentliches Konzert anfing?
Während der Wartezeit entdeckte ich unheimlich tolle Fanplakate. Von 'we love you' bis 'pizza for Niall' und 'Harry marry me' ließen sich die Fans sehr viel einfallen. Einige waren in englischen Nationalfarben, andere in irischen bekleidet. Im Stadion kauften Eleanor und ich Leuchtstäbe und piksten uns damit albern gegenseitig in die Rippen.
Hinter uns wurde klatschend der Rhythmus von 'Steal my girl' angestimmt, es war jetzt schon die reinste Party. Eleanors Handy klingelte und sie ging dran.
„Ja? Hey... äh Daddy." Sie sah mich breit grinsend an und ich begriff, dass sie mit 'Daddy' Louis meinte. Nach dem Motto 'Sugar Daddy'. Wenn sie hier Louis' Namen fallen lassen würde, käme das sicher ein bisschen komisch, immerhin waren wir umzingelt.
„Wo wir sind?", wiederholte sie seine Frage und ich beugte mich zu ihr. Mehr schlecht als recht konnte ich Louis' Stimme hören. „Wir sind näher als du denkst", plapperte Eleanor, „nämlich auf der größten Party die du dir vorstellen kannst."
Plötzlich starrte uns ein Pulk aus Larry-Shipper an und ein Mädchen brüllte energisch zu uns: „Larry forever!"
Eleanor und ich zögerten nicht und rissen sofort die Fäuste zum Himmel. „Larry forever!", jaulten wir zurück. Es war so herrlich albern und lustig, dass wir ihnen schließlich energisch zuwinkten, denn der Strom an Fans trieb uns in eine andere Richtung.
„Ja, uns geht's gut, wir haben Frank dabei", widmete sich Eleanor wieder ihrem Handy. „Nein, ich werde nicht auf dich hören, ich bin alt genug für meine eigenen Entscheidungen, Daddy! Ich werde dir auch nicht sagen wo ich bin. Hab' dich lieb, pass auf dich auf und wenn ich nach Hause komme, werde ich dir von einem sexy Hüftschwung, der mich geschwängert hat, vorschwärmen."
Sie legte auf und sah zu mir: „Lasst uns ihm ein Foto schicken, sonst befehligt der Herr wen los." Wir grinsten in ihr Handy und wenig später war das Foto via WhatsApp verschickt. Eleanor studierte unsere Karten, wusste der Teufel, wo sie die aufgetrieben hatte und zusammen suchten wir unseren Fanblock.
Wir standen recht weit hinten, aber das war uns ziemlich gleichgültig. Als Fan sah man das vielleicht anders, doch als wir uns zu einer Gruppe von Mädchen gesellten, schienen sie nicht einen Gedanken daran zu verschwenden, wie gut oder schlecht ihre Sicht eventuell sein würde.
„Oh mein Gott, seid ihr auch so aufgeregt?", fragte und ein Mädchen mit blonden Locken. Ihre drei Freundinnen machten eifrig Fotos von der Halle. Sie trugen unterschiedliche Band-Shirts, aber dieselben Halstücher wie wir.
Auf der Kappe von einem rothaarigen Mädchen machte ich Liams Namen aus. Die Kleinste von ihnen kumpelte uns direkt vertraulich an: „Auf wen freut ihr euch am Meisten?"
Überrumpelt tippte ich mit den Finger auf meine Louis-Mütze und sie strahlte: „Ja, ich auch. Louis hat definitiv den besten Hintern!"
„Oh ja", stimmte Eleanor automatisch zu und wurde mit ihrem Harry-Shirt seltsam angesehen, weshalb sie hastig hinterher schob: „Mag sein das Harry meine Nummer eins ist, aber direkt dahinter steht Louis und das mit dem Hintern ist Fakt!"
Das Mädchen strahlte sie an. „Ich bin Sabrina", stellte sie sich überschwänglich vor und prompt wurden wir mit ihren Freundinnen bekannt gemacht.
Die mit den Locken grinste in die Runde: „Christina, eindeutig Larry-Anhänger, aber eher so Bromance-mäßig, aber wenn ich könnte, dann würde ich Niall anspringen, am besten, wenn er es am wenigsten erwartet."
Ich hätte sie beinahe angestarrt wie ein Erdhörnchen. Bromance? Anspringen? Wenn ich Directionisch sprechen müsste, ich würde mich gnadenlos als Laie ausliefern.
„Lea", sprach das rothaarige Mädchen mit der Liam-Mütze schüchtern und trat nervös von einem Bein auf das andere. Ihre Freundin neben ihr hielt ein Plakat in den Händen und drehte sich überschwänglich um sich selbst: „Jennifer, aber sagt Jen oder Jenny."
Ich blickte auf den Spruch, welcher das Plakat zierte: I love u more than free WiFi. Schallend lachte ich auf: „Das ist ja mal genial! Für wen ist das?"
„Harry, einmal in sein Grübchen piksten und ich könnte beruhigt sterben."
Oh Gott, ich amüsierte mich köstlich.
Schließlich wurden wir abwartend angesehen und Eleanor schaltete als erstes: „Ich bin Lore und das ist... Anna." Ich nickte und grinste wie ein Honigkuchenpferd, aber innerlich fragte ich mich, was Eleanor hier gerade ritt.
Ehe wir uns versahen, steckten wir auch schon in einem angeregten Gespräch und merkten kaum, wie stark sich die Halle füllte. Unsere Lieblingslieder, seit wann wir infiziert waren (wie das klang) und was wir von dem neuen Videoclip hielten. Gerade rechtzeitig fiel mir ein, dass das Lied dazu 'Head Over Heels' hieß.
Die Mädchen mochten den Clip, da er so einfach gehalten war. Harry dagegen hatte keine Gelegenheit ausgelassen, um zu betonen, wie schrecklich der Dreh gewesen sei. Nicht jeder fand es cool beim Kälte draußen auf einem Feld herumzuhüpfen und dabei so zu tun, als wäre es die heißeste Sommernacht seines Lebens.
(„Mir sind die Kronjuwelen blau angelaufen!")
„Was haltet ihr eigentlich von Zerrie und so?", fragte Christina plötzlich und ich nickte wieder nur dumm: „Sie wollen heiraten, also... gut."
„Bei Elonour dauert es bestimmt auch nicht mehr lange", flötete Sabrina und ich merkte, dass Eleanor gezwungen lächelte. „Sie sind ja auch schon ewig zusammen."
Fünf Jahre waren definitiv eine beeindruckende Zeit.
„Mal schauen, wie lange das bei Jaiall hält, die meistens Fans sind sich noch uneinig, wie wir sie nennen", gab Jenny Auskunft und ich brauchte etwas, bis ich begriff, wer mit Jaiall gemeint war.
„Immer noch besser als Narbara!", spottete Christina. „Das war ja zum heulen. Sie sieht schlimmer aus, als Helena von Troja! Da darf man sich im Spiegel ja nicht mehr angucken."
Mir schwirrte der Kopf. Ziam, Zerrie, Narbara - bald würde ich nicht mehr durchsteigen.
„Ich mag ihre Haare", flüsterte Lea plötzlich und lächelte verschämt. „Jane mag ein Model sein, aber sie wirkt nicht so."
„Sondern herrlich normal", warf Eleanor strahlend ein und die Mädchen nickten.
Irgendwie berührte mich das. Ich hatte einen Kloß im Hals und spürte, wie Eleanor meine Hand drückte. Langsam begriff ich, warum sie mich mit auf das Konzert genommen hatte. Nicht überall schlug mir der nette Hass entgegen, wie auf Twitter.
Das Licht ging aus, sofort fuhr jemand die Lautstärke hoch, es war als würde mein Trommelfeld unter dem Gekreische vibrieren. Es war mein erstes Konzert dieser Größe und es überwältigte mich. Der Bass ließ den Boden beben, die Band gab Gas und dann explodierte die Halle, als wie aus dem Nichts die Jungs auf der Bühne standen.
Es war unglaublich.
Mit offenen Mund befand ich inmitten einer begeisterten Masse, die vom ersten Moment an mitzog. Das ganze Konzert war eine einzige Show, eine Party, die nicht größer, gewaltiger und emotionaler hätte sein können.
Es wurden viele Songs vom neuen Album gespielt, aber auch alte. Bei 'Best Song Ever' ging regelrecht die Post ab. Wir tanzten, lachten und schlossen uns dem Gekreische an. Es war einfach ansteckend. Bei 'c'mon c'mon' nutzen die Jungs die Außenbühne, weshalb sie zum ersten Mal in unseren Blickfeld gerieten.
Wie ein echter Fan riss Eleanor überschwänglich an meinem Ärmel. Ich wollte ihre Begeisterung teilen, doch stattdessen sah ich wie erstarrt auf die Bühne. Meine Augen lagen auf Niall und ich wagte es kaum zu atmen.
Es war, als würde sich dort eine ganz andere Person befinden. Er bewegte sich frei, völlig ungehemmt. Das Lachen auf seinen Lippen, ich hatte es so schon einmal gesehen, vor langer Zeit und zum ersten Mal verstand ich, wie anders die Jungs ihn kannten.
Sie kannten eine völlig andere Seite an ihm, eine Seite, wo sich sein Wesen hell, unbekümmert und vollkommen mit sich im reinen entfaltete.
Ich sah ihn einfach nur an, wie er mit Louis scherzte, tanzte, als würde ihn niemand sehen, obwohl fast 35.000 Leute dabei zusahen und sich so wohl in seiner Haut fühlte, wie man nur konnte. Es war ein faszinierendes Bild. In meinem Magen breitete sich ein seltsames Gefühl aus, ein Gefühl, dass mich wissen ließ, dass ich mochte, was ich sah.
Mehr, als ich es vielleicht sollte.
„Alles in Ordnung?", fragte Lea und ich zwang mich zu einem Lächeln: „Ja, ja sicher." Ich schluckte und versuchte mich wieder auf das Konzert zu konzentrieren. Obwohl ich mich bemühte, zu meiner anfänglichen Laune zurückzugelangen, blieb das komische Gefühl.
Als der Song endete, kehrten die Jungs wieder zurück auf die Hauptbühne. Die Musik ging aus und sie ließen sich auf Erhebungen nieder, sodass sie alle im Stadion sehen konnten, selbst wir, am Ende der Welt.
Jemand reichte Niall eine Gitarre und plötzlich machte Eleanor den Leuchtstab an. Ich tat es ihr gleich, dann legte sie den Arm um meine Schulter und die ganze Stimmung im Station schlug um. Noch nie hatte ich ein solches Lichtermeer gesehen. Gänsehautfeelig total.
'Little Things' hatte eine Macht die man nicht erklären konnte. Als Zayn mit seinem Solo begann, da glaubte ich ihm jedes einzelne Wort und so ging es 35.000 anderen Leuten im Stadion scheinbar auch. Eleanor und ich hoben die Lichtstäbe und schwenkten sie im Takt zur Musik. Es war ein wunderbares Lied. Warm, sanft und schlicht.
Plötzlich fing Eleanor an zu weinen, sie wischte sich energisch die Tränen weg. Ich beugte mich zu ihr, doch sie sprach: „Hört gleich auf." Dann lächelte sie tapfer, doch statt das die Tränen stoppten, weinte sie nur weiter.
Ohne, dass ein weiteres Wort fiel, schlossen Lea, Christina, Jenny, Sabrina und ich sie in die Arme. Keiner von uns wusste, warum Eleanor weinte, aber es spielte auch keine Rolle. Das gesamte Lied über rührten wir uns nicht vom Fleck.
Erst als es zu Ende war und den Fans ein paar Herzschläge Zeit gelassen wurde, das Lied sacken zu lachen, lösten wir uns von Eleanor. Sie lachte beschämt und nahm von allen Seiten ein Taschentuch an.
Dem gesamten Konzert über blieben wir in Teil dieser Gruppe und als es nach zwei Stunden endete, da war mir klar, dass One Direction so viel mehr war, als nur eine Boyband. Sie brachten die unterschiedlichsten Menschen zusammen und zauberten für zwei Stunden ein Ereignis, dass man nicht so schnell vergaß.
Die Jungs verabschiedeten sich nach zwei Zugaben und die Fans feierten sie gebührend. Neben mir ging Sabrina in die Hocke, ich glaubte zuerst, dass ihr Kreislauf nachließ, doch sie winkte ab, als ich helfen wollte. „Nein, lass mich, ich muss das erst Mal sacken lassen." Sie holte tief Luft. „Mensch, das war eine Party!"
„Das kannst du laut sagen", stimmte ich ihr heftig zu. Eleanor und ich hatten es nicht eilig das Station zu verlassen, denn sie durchstöberte gelassen ihr Handy und ließ mich wissen: „Daddy hat mich bombardiert, er holt uns ab." Sie rollte mit den Augen.
Ich seufzte: „Ist er sauer?"
„Oh ja", sprach Eleanor sarkastisch. „Ein paar Straßen weiter von hier, will er uns in gut einer Stunde mit dem Bulli abholen."
Mist, wir würden uns nicht umziehen können. Die Jungs würden uns in diesen Klamotten sehen. Seit einer Woche hatten sie den unumgänglichen Plan, wie sie Nialls Geburtstag feiern wollten. Allen voran, dass sie ihm keine einzige Fluchtmöglichkeit lassen wollten, mit Barbara zu feiern.
(„Und wenn ich ihn 24 Stunden mit Handschellen an mich ketten muss!", hatte Louis wütend getöhnt.)
Was er gemacht hätte, wenn sie aufs Klo gemusst hätten, geschweige denn, wie das heute auf dem Konzert ausgesehen hätte, wollte ich nicht wissen.
Liam hatte eine Hütte etwas außerhalb gebucht, die wir in aller Herrgotts Frühe hatten herrichten müssen. Nie wieder stand ich freiwillig um halb vier auf. Wie die Schwerverbrecher hatten wir uns aus dem Bus geschlichen und waren fix und fertig und kurz nach sieben wieder dagewesen. Alles nur, damit Niall nichts mitbekam.
Nur standen Eleanor und ich vor ein Problem. Wir verließen das Stadion mit den Mädchen und leider wurden wir sie nicht los.
„Das ist doch voll die dunkle Ecke!", empörte sich Sabrina. „Wir begleiten euch, nicht das euch was passiert!" Die anderen nickten heftig.
Eleanor warf mir einen kurzen Blick zu und sprach: „Ihr müsst das nicht, wir passen schon auf."
„Kriegen wir eure Handynummern?", fragte Jenny überschwänglich und schlürte ihr Plakat hinter sich her. Mittlerweile standen wir auf der Straße und ich bemerkte, dass Lea immer wieder über ihre Schulter sah.
„Was ist?", fragte ich sie besorgt und sie flüsterte: „Uns folgt da so ein komischer Kerl, der ist schon seit wir das Stadion hinter uns gelassen haben auf unseren Fersen."
Ach je... Frank... den gab es ja auch noch.
Der gesamte Pulk folgte Eleanor. Sabrina quasselte so überschwänglich auf sie ein, dass sie gar keine Gelegenheit hatte das Wort an mich zu richten, während Jenny und Lea mich mit sich zerrten, immer ein Auge auf Frank.
Wer wusste, für was sie ihn hielten. Denn unheimlich wirkte er ja tatsächlich.
„Hoffentlich kein Pädophiler", flüsterte Lea neben mir und Jenny setzte hinzu: „Wie gut das wir bei euch sind, am besten wir gehen nicht eher, bis Lores Vater euch abgeholt hat."
Wir waren in der besagten Straße angekommen. Es war tatsächlich eine dunkle Ecke. Eleanor sah noch mal durch ihre Nachrichten und kurzerhand standen wir schließlich in einem Hinterhof. Müllcontainer als Gesellschaft.
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass dies der Vorspann für einen schlechten Horrorfilm war. Naive Mädchen, einen ominösen Hinterhof, fehlte nur noch der Schlächter mit Beil.
Endlich traf mein Blick den von Eleanor und ich konnte erkennen, dass sie dasselbe dachte.
„E-Er ist gleich da", sprach sie, doch bevor ich mehr erfahren konnte, sah ich Eleanor schlucken und hörte das Geräusch eines Autos. Eindeutig der dunkle Bulli mit den getönten Scheiben, der sich nun vorsichtig in den Hinterhof zwängte.
„Okay", sprach ich laut in die Runde. „Karten auf den Tisch. Mädels, versprecht gleich mir nicht zu kreischen."
„Wie bitte?", fragte Sabrina irritiert, doch uns lief die Zeit davon.
„Versprecht es!", verlangte ich mit einschüchternden Blick. Sie nickten halbherzig und ich plapperte: „Vorne weg, es tut uns leid, wir wollten nur auf das Konzert, wir hätten nicht wissen können, dass ihr uns folgt. Denkt dran, tut uns leid. Schwört, dass ihr niemanden erzählt, dass wir gekreischt haben"
„Und geheult", setzte Eleanor dezent panisch dazu. Ich blickte die vier Mädchen an, die immer verwirrter wurden. Wieder ein Nicken.
„Das Letzte", hastig sah ich über meine Schulter, sie waren gleich da, „nennt es nicht Jaiall und sprecht um Himmels Willen nicht Narbara an, wenn ihr nicht wollt, dass dies das letzte Konzert war."
„Anna", begann Lea sichtlich verstört, „hast du etwa gerade Angst?"
„Ja!", riefen Eleanor und ich im Chor, daran war nichts zu leugnen.
Das Auto hielt und wie wir es erwartet hatten, sprang Louis als erstes aus dem Bulli. Zum Glück war Liam gefahren, ich war mir nicht sicher, ob Louis bei seiner aktuellen Wut nicht den Bulli um eine Laterne gewickelt hätte.
Kollektives Luftholen neben uns. Vier Augenpaare starrten ihn an.
„Das war das Blödeste, Gefährlichste und Dümmste, was ihr je getan habt!", herrschte er uns an. Noch nie hatte ich ihn so außer sich gesehen. „Das waren die schlimmsten zwei Stunden meines Lebens! Es hättet sonst was passieren können!"
Ich sah auf meine Schuhspitzen und murmelte was von: „Frank war dabei."
Louis hörte mich und rief: „Und Frank hätte es mit einer ganzen Masse aufnehmen können? Wer ist er, Clark Kent, oder was?"
Zayn zog sich aus dem Bulli, ich hörte ein Wimmern. Gelassen zündete er sich eine Zigarette an. Hinter ihm erschien Liam und plötzlich murmelte Lea: „Ich glaube... ich werde jetzt ohnmächtig."
Sofort griff ich nach ihrem Arm und hielt sie fest. Louis schien das immer noch nicht zu raffen, sondern zetterte munter weiter: „El, wie siehst du überhaupt aus? Seit wann bist du Larry-"
Plötzlich verstummte er und sah auf die vier Mädchen, die ihn anstarrten.
„Oh", entwich es ihm.
Eleanor räusperte sich. „Äh Louis, darf ich vorstellen, Lea, Christina, Jenny, Sabrina. Wir... haben uns auf eurem Konzert kennengelernt."
„Und sie haben uns in diese dunkle Ecke begleitet, aus Sorge, uns könnte etwas passieren", setzte ich hastig hinzu. Ich spürte, wie jemand an meinen Haaren zog und drehte mich um. Sichtlich verwirrt sah Niall mich an: „Jane, was zum Teufel hast du mit deinen Haaren gemacht und wo sind deine Sommersprossen?" Er strich mit den Fingern über meine Wange.
„Jaiall", hauchte Christina und ich vergrub das Gesicht in der Hand. Ich seufzte: „Christina, bitte, nenne es nicht Jaiall!"
Eleanor war diejenige, die das Chaos in den Griff bekam. „Wie Jane schon sagte, tut uns leid", sie sah der Reihe nach die Mädchen an. „Wir wollten einfach nur aufs Konzert, ein bisschen Spaß haben und so." Sie befürchtete, dass der Pulk es ihr übel nahm, aber es war kaum eine Regung von ihnen auszumachen.
Zumindest kreischten sie nicht.
„Sabrina findet übrigens genauso wie ich, dass dein Hintern nicht dick ist", erklärte Eleanor Louis und Sabrina sprach prompt empört: „Wo ist der bitte dick?"
Louis lächelte. Zumindest in diesem Moment und kurz darauf machten die Jungs ihnen die Freude und ließen sich mit ihnen fotografieren.
Harry amüsierte sich über Jennys Schild und ließ sich ins Grübchen piksen. Danach sprach sie tatsächlich: „Und jetzt kann ich in ruhe sterben!", woraufhin Harry sie nur lachend umarmt hatte und das verhindern wollen. Das er für zu hohen Blutdruck sorgte, schien ihm fern zu liegen.
Niall verteilte an Christina einen Horan-Hug, woraufhin Schluckauf zu hören war und Lea bekam akute Atemnot, als Liam mit ihr für ein Selfie posierte.
Vier Mädchen waren wunschlos glücklich, während Eleanor und ich ernsthafte Angst davor hatten uns in den Bulli zu setzten. Sie bedankten sich überschwänglich bei uns und Christina versprach mir hoch und heilig, dass Jaiall sich nicht durchsetzten würde und wenn sie sich tot twittern müsste.
Im Bulli wurde es etwas eng, Frank verabschiedete sich auf der Hauptstraße und wünschte viel Spaß. Ich dagegen wünschte mir nichts sehnlicher, als mit den anderen Mädels einfach nach Hause fahren zu können. Im Bulli war es verdächtig still.
Niemand sagte etwas als wir die Straße entlang tuckerten. Louis war noch immer stocksauer, Liam lenkte den Bulli behutsam durch die Straßen und pfiff etwas vor sich hin. Zayn gammelte neben mir und Harry checkte seine Nachrichten in Abwesenheit.
Schließlich drehte sich Niall um: „Ihr wisst, dass es verdammt dämlich war? Euch hätte echt was passieren können."
„So wie wir aussehen?", fragte Eleanor provozierend und Harry grinste: „Mir gefällt dein Shirt, El. Du wirst heute Nacht definitiv nicht alleine schlafen." Er zwinkerte und ich verschränkte automatisch meine Arme vor der Brust und sah betont unauffällig aus dem Fenster. Leider war das so ziemlich das einzige was man, wenn man zwischen Harry und Zayn saß, machen konnte. Beide beugten sich vor und grinsten.
„Eleanor hat mich gezwungen", erklärte ich trocken und nun grinste auch Niall mich an: „Ja, sonst hättest du die passende Mütze zu meinem Shirt getragen, oder?" Die Jungs brüllten vor lachen.
Immerhin hob sich die Stimmung im Bulli und die Situation entspannte sich etwas. Niemand machte das Radio an und ich vermutete, dass die Jungs ihren Ohren etwas Ruhe gönnen wollten.
In der allgemeinen Auszeit konnte ich ebenfalls meine Nachrichten abrufen und sah auf Twitter vorbei. Ewig hatte ich mich von der Seite nicht fernhalten können. Eleanors Rat, die Hass-Nachrichten einfach zu ignorieren, hatte ich versucht in die Tat umzusetzen, doch es war schwierig. Irgendwann würde es vielleicht etwas ruhiger werden. Fragte sich, wann irgendwann war.
Liam befuhr nun eine Landstraße, es wurde dunkler. Bislang hatten wir fast nur schweigend zusammen gesessen und nur hin und wieder mal ein Wort eingeworfen.
„Okay, da hier anscheinend niemand den Anfang machen möchte", begann Niall die Stille zu stören. „Wo fahren wir überhaupt hin?"
„In deine persönliche Hölle", flüsterte Louis ernst und hielt sich im dunklen Auto eine Taschenlampe unter das Kinn. Zayn gab ihm von hinten eine Kopfnuss und erklärte ruhig: „An einem Ort, wo du in ruhe deinen Geburtstag feiern kannst. Klar, ein Club wäre sicher cool gewesen, aber da warst du ja erst bei deinem letzten Ehrenabend."
Liam seufzte schwer: „Wie könnten wir das Bild von den nackten Ärschen nur vergessen." Ich verstand gar nichts und Eleanor erklärte mir grinsend: „Letztes Jahr ist es ein bisschen aus dem Ruder gelaufen." Sie machte eine Geste von wegen zu viel getrunken. „Louis und Harry haben es etwas übertrieben und gedacht, es wäre cool einmal aller Welt ihren nackten Hintern zu demonstrieren. Mit einem aufgedruckten Niall-Tattoo."
Statt das es ihm peinlich war, schien Louis noch stolz drauf: „Das war ein lustiger Abend. Weniger lustig war, dass es ganze zwei Wochen nicht richtig weg ging."
Niall schmunzelte: „Ich habe euch gleich gesagt, das Ding ist nicht so harmlos. Als ich das Gesicht von James Corden auf meiner linken Pobacke hatte, dachte ich auch, dass es nach zwei Duschen weg ist, aber Bullshit."
Ich googelte und brach dann in lautes Gelächter aus.: „Das Bild von James Cordon, es sieht so echt aus."
Die Stimmung im Bulli war wieder gut. Louis Ärger schien verfolgen und schließlich verkündete Liam überschwänglich, dass wir unser Ziel erreicht hatten. Im Kofferraum des Bullis waren noch einige frische Lebensmittel und zusammen schleppten wir sie zu einer gemütlichen Hütte.
Das Holz für Lagerfeuer war schon bereit und während Zayn und Harry sich um das Feuer kümmerten, schleppten wir Campingstühle nach draußen, sowie eine Kiste mit Bier und einen Klapptisch, auf dem sich kurz darauf Essen stapelte.
Als Niall die Hütte betrat, hörte ich ihn lachen. Er hatte also den geschmückten Raum in Irlandfarben gefunden und schien sich zu freuen. Der Abend begann gemütlich, wir hockten uns alle um das Feuer, Gammelten in den Campingstühlen, hatten uns warm angezogen und stopften uns mit Essen voll. Es war schön, einfach nur zusammen zu sitzen und den Gesprächen zu lauschen.
„Ah Zaynie, jetzt erzähl doch mal, was hat das mit den Servietten gegeben?"
„Hast du Todessehnsucht, Louis?"
„Wir müssen übrigens über deinen Junggesellenabschied sprechen. Im Mai wirst du zum Schlachter gefü- ich meine musst du ja sagen, März oder April wäre ein guter Monat."
„Bei deinen Ideen Hazza, wird sich Zayn einen ganzen Monat erholen müssen, wie wäre es mit Februar?"
„Wir haben Payno dabei, Nialler. So schlimm kann es nicht werden."
„Willst du damit andeuten, ich wäre eine Spaßbremse?"
Ich an Zayns Stelle würde meinen eigenen Junggesellenabschied schwänzen und als ich Eleanor ansah, schien sie ähnlich zu denken.
„Was plant ihr eigentlich für Perrie?", fragte ich sie. Immerhin hatte ich schon mitbekommen, dass zwar der Rest von Little Mix Brautjungfern waren, aber auch Sophia und Eleanor indirekt dazu gehörten.
„Das verrate ich hier nicht, aber nur so viel: Tequila, Sahne und Fesselspielchen", sie zwinkerte und ich sah Zayn schlucken.
Die Jungessellenparties in Moncks Corner waren eher anderer Natur. Man gab bei seiner besten Freundin eine Party, oder in der örtlichen Kneipe und trank, tanzte und hatte Spaß bis in den frühen Morgenstunden.
Programm waren eher Wünsche für das zukünftige Paar, die man ins Feuer warf. Hin und wieder gab es auch ein kleines Feuerwerk. Nur in der Größe, von Club zu Club, angesagte Musiker, leichte Mädchen oder im anderen Fall, Männer - das würde sich in Moncks Corner keiner trauen.
Mir quer gegenüber sah ich, wie Eleanor den Blick schweifen ließ und da war sie wieder. Diese seltsame Traurigkeit auf ihrem Gesicht. Ich blinzelte, dann war er verschwunden und ein Lächeln lag erneut auf ihren Lippen. Von all den Menschen, die mir bislang begegnet waren, seit ich Moncks Corner verlassen hatte, war Eleanor die widersprüchlichste Persönlichkeit. Fröhlich und traurig zugleich.
Die Uhr schlug Mitternacht und ganz nach alter Tradition zählten die Jungs die letzten Sekunden runter. Dann wurde Niall überschwänglich beglückwünscht und eine Runde Kurzer wurde zur Pflicht.
Die ersten Geschenke wurden verteilt und Zayn, Liam und ich starrten Harry fassungslos an, als er Niall eine Geschenktüte reichte, aus der er die Classic Edition - die Top 100-Tennisspieler singen für wohltätige Zwecke! Auf zwanzig CD's hervorzog. Niall schien sich aufrichtig drüber zu freuen, während wir nicht recht wussten, was wir dazu sagen sollten.
Ich sah auf mein Geschenk, dass sich auf dem Campingtisch zwischen den anderen befand. Offen gesagt hatte ich mir einen ziemlichen Kopf gemacht, obwohl Taylor mich drauf hingewiesen hatte, dass ein Korb mit sämtlichen Chips-Sorten es auch tun würde.
Zayn würde ich kaum toppen können, denn er hatte sich angeboten eine Wand in Nialls Haus in London frei zu gestalten. Auch Liam war ziemlich unschlagbar mit Karten für die Australian Open. Als Gegensatz hatten Eleanor und Louis sich um Golfkarten der Majors bemüht. Alles Dinge, die Niall absolut zu mögen schien.
Von mir hatte er nur einen Umschlag bekommen und verwirrt öffnete er ihn. Dann zog er die Karte heraus und seine Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln. „New York, dann bist du dran", sprach er und steckte die Karte wieder ein.
„Was ist in New York?", wollte Harry nicht die Spur neugierig wissen, doch Niall legte ihm nur die Hände auf die Schulter und sprach: „Dafür bist du noch zu jung." Er kassierte einen Seitenhieb und bedankte sich dann aufrichtig bei uns für die Geschenke.
Schließlich seilte er sich ab, da sein Handy nicht still zu stehen schien. Wir anderen setzten uns wieder hin und ohne auf Niall zu warten, verteilte Louis einfach direkt schon einmal Kuchen. Zumindest hatte Niall seine Kerzen selbst ausblasen dürfen.
„Also Jane, was stand auf der Karte?", harkte Harry noch einmal nach, als ich meinen Kuchen annahm.
„Also Harry", sprach ich in genauso einem betont lässigen Ton, „die Classic Edition - die Top 100-Tennisspieler singen für wohltätige Zwecke! Auf zwanzig CD's, Ernsthaft?"
Er begriff, dass ich nichts sagen würde und schob beleidigt die Unterlippe vor: „Schön, behaltet euer schmutziges Geheimnis für euch."
Louis stellte schließlich das Radio an und es war, als hätten die Jungs einen Code untereinander. The Fray gab sich die Ehre und ohne auf Eleanors Gelächter zu achten tanzten sie. Kurzerhand zog mich Zayn aus meinem Campingstuhl und ich wurde genötigt mitzumachen.
Es war ein wunderbares befreiendes Gefühl unter dem Sternenhimmel zu tanzen, zu lachen und ein Bier zu trinken. In Momenten wie diesen fühlte ich mich so lebendig, wie ich es nur zu Hause tat. Bier wurde verschüttet, Harry und Louis stürzten zu Boden, weil sie sich zu schwungvoll beim Walzer drehten und Liam stolperte über einen Klappstuhl, da er eine Wurzel zu seinen Füßen nicht gesehen hatte.
„Da ist man zehn Minuten weg", beschwerte Niall sich grinsend, „und ihr feiert die Party einfach weiter." Statt das jemand auf seine Beschwerde einging, zogen die Jungs ihn zu sich und plötzlich reihten wir uns um das Lagerfeuer auf. Lauthals wurde 'We are the champions' von Queens gegrölt.
Beinahe war ich traurig darüber, als wir uns in die Hütte zurückzogen und jeder in seinen Schlafsack robbte. Doch sobald ich erst einmal lag, spürte ich, wie müde ich eigentlich war. Ich nahm nur noch vage wahr, das Liam Zayn in den Schlafsack half und Eleanor wissen ließ, dass er sich darum kümmern würde, dass das Feuer gänzlich aus war.
Kurz darauf hallte lautstarkes Schnarchen durch den kleinen Raum.
Zuerst drehte ich mich auf die Seite. Gott, das war ja schlimmer als im Knast! Ich kramte in meiner Tasche herum und musste feststellen, dass ich meine Ohrenstöpsel natürlich vergessen hatte. Eleanor schlief selig auf der anderen Seite des Raumes, während die Jungs schon weit, weit weg zu sein schienen.
Auch Liam stopfte sich etwas in die Ohren. Ich ärgerte mich und drückte mein Gesicht in das kleine Kissen. Nach über einer Stunde gab ich es auf. Verstimmt robbte ich aus meinen Schlafsack und zog ihn nach draußen. Mit meinem Handy leuchtete ich mir den Weg und beschloss mich auf die Holzverander zu legen. Es war kalt, aber hier hatte ich zumindest Ruhe.
Ich kämpfte mich gerade zurück in meine Rolle, als die Tür noch einmal aufging. Jemand leuchtete mir mit einer Taschenlampe ins Gesicht und ich knurrte.
„Was tust du hier draußen?", flüsterte Louis und ich sah ihn überrascht an. Er hatte sich wieder dick angezogen und suchte nach der alten Öllampe, die wir mitgenommen hatten. Louis lehnte sich gegen die Holzwand und zog die Decke um sich. Ich robbte wie eine fette Raupe auf ihn zu. Vielleicht spendete er etwas Wärme. „Die schnarchen darin, dass sich die Balken biegen", beschwerte ich mich. „Warum bist du hier?"
Er verzog das Gesicht. „Ich bin die Mortadella auf dem Sandwich, von rechts tritt El mich regelmäßig, ich glaube sie träumt, sie wäre ein Kaninchen oder so. Von links knurrt Hazza mich an, dass genauso gut ein Löwe neben mir liegen könnte. Ich habe ja einen festen Schlaf und so, aber das ist selbst für the Tommo Tomlinson zu viel."
Ich musste grinsen und schloss die Augen. Mein Kopf lag auf Louis' Bein: „Bleib bitte einfach so, du bist besser als jedes Kissen."
Louis tat mir den Gefallen.
Wie lange er wirklich so regungslos sitzen blieb, wusste ich nicht. Ich wachte erst am Morgen auf und spürte, dass etwas halb auf mir lag. Louis schmatzte mir ins Ohr und ich beschloss so liegen zu bleiben.
Immerhin war er warm, auch wenn es mir komisch vorkam mit ihm 'zu kuscheln'. Die Sonne war schwach auszumachen und ich sah auf die Feuerstelle. Liam hatte in der Nacht wohl wirklich aufgepasst, dass sie komplett aus war.
Jemand stieß leise die Tür auf und schließlich fiel ein Schatten auf Louis und mich. Sofort schloss ich die Augen wieder und tat, als würde ich schlafen. Zugegeben, es war schwierig gleichmäßig zu atmen, während man einen halben Soccer-Spieler auf sich liegen hatte. Der Schatten ging in die Hocke und dann linste ich so unauffällig, wie ich nur konnte unter meinen Haaren hervor.
Eine zweite Decke wurde über Louis gelegt. Die fremde Person verharrte einen Augenblick, ich wusste nicht was sie tat. Schließlich hörte ich ein Seufzten und Schritte die sich entfernten. Der Klang des Seufzers war eindeutig männlich gewesen.
Ich war verwirrt, denn - was zur Hölle war denn das?
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