14 False Heartbeat.

J a n e │ 21.08.2016 │ Oslo



Nialls Lippen auf meinen fühlten sich absolut richtig an. Etwas, was nicht so sein sollte. Trotzdem ließ ich es zu und ignorierte die schrille Alarmglocke in meinem Kopf. Meine Hände zog an seinem schweren nassen Shirt. Niall verstand und zog es sich hastig über den Kopf. 

Die wenigen Sekunden, in denen seine Lippen meine verließen fühlten sich furchtbar lang an. Niall war ein wunderbarer Küsse, er ließ mich fast den Kopf verlieren. Dabei könnte ich ihn in Momenten, wie diesen, wirklich gut gebrauchen.

„Jane", hauchte er gegen meine Lippen und ich wollte sie direkt wieder auf seine legen, als er leicht zurückwich. Im ersten Moment glaubte ich, er hätte im Gegensatz zu mir, seinen Verstand wieder eingeschaltet, doch dann spürte ich seine Hände auf meinem nackten Bauch. 

Ich folgte ihnen und musste ich lachen. Mit einem Ruck riss er mir das Top über den Kopf und dann küsste er mich so intensiv, dass eine Hitzewelle mich überrollte und regelrecht mitriss. Das kalte Wasser auf meiner Haut schien sich wie von selbst zu erhitzen.

Wie durch einen Nebel nahm ich wahr, wie Niall seine Shorts zu Boden segeln ließ. Er stand nun nackt vor mir, doch dafür hatte ich keinen Blick. Stattdessen konzentrierte ich mich auf jede seiner Berührungen. Seine Zunge, die mit meiner spielte, seine Hände, die an meinen Seiten entlang strichen. All die winzigen Kleinigkeiten.

Plötzlich schlang er seine Arme um meine Hüfte und hob mich hoch, aus Reflex schlang ich meine Beine um ihn. Mit der Hand schlug ich gegen den Wasserhahn und stellte das eisige Wasser ab. Niall stolperte unsicher mit mir in seinen Armen aus der Dusche und erst da merkte ich, dass mein Körper vor Kälte fast zitterte. 

Lediglich Nialls Haut wärmte mich. Er schnappte schließlich nach Luft, unterbrach den Kuss, dann rutschte er aus und fiel rückwärts auf das große Bett. Ich stütze mich gerade noch rechtzeitig mit den Armen ab und stimmte in Nialls Lachen mit ein.

„Es läuft aber auch nie alles heldenhaft, männlichen nach Plan", sprach er und ich setzte mich auf seine Hüfte. Ich spürte, dass ihn die Position erregte und ließ die Hüfte sanft kreisen. Er würde sich jedoch noch gedulden müssen. Seine Hände glitten über meine Hüfte, an meinen Seiten hoch, bis zu meinem BH.

„Entschädige mich zumindest mit einem guten Anblick", verlangte Niall und ich tat ihm den Gefallen. Meinen BH warf ich neben das Bett, dabei nahm ich nicht den Blick von ihm. Seine blauen Augen wanderten von meinem Gesicht über meinen Oberkörper und blieb an meinen Brüsten hängen. 

„Entschädigt?", fragte ich und ein Grinsen huschte über Nialls Lippen.

Das war Antwort genug. Niall setzte sich hin. Ich wartete darauf, dass er mich küsste, stattdessen presste er seine Lippen an meinen Hals und ich seufzte. Kurz schnappte ich nach Luft, als er uns in einem Ruck herumdrehte, sodass ich nun auf dem Rücken lag und er sich über mir beugte.

„Ich bin so froh, dass wir das nicht im Tourbus machen", hörte ich ihn murmeln und musste schlucken. Seine Daumen strichen über meine Brustwarzen, die sich kurz darauf seiner Zunge entgegen reckten. Niall leckte so genüsslich über meine harten Knospen, dass eine Gänsehaut über meinen Körper zog. 

Ein Seufzten verließ meine Lippen. „W-Wieso bist du froh?", brachte ich heiser hervor. Niall saugte an meiner rechten Spitze, sie war mittlerweile so empfindlich, dass sich mein ganzer Körper bei seiner Liebkosung anspannte.

„Weil du gleich ziemlich laut werden wirst", prophezeite Niall. Plötzlich hielt er inne und ließ von meinen empfindsamen Brüsten ab: „Aber warte, du willst sicher gleich mit mir drum wetten." Er grinste mich provozierend an und ich versuchte die Hitze in meinem Körper zu unterdrücken. 

Möglichst entspannt wollte ich meinen Körper unter seinem strecken: „Nimm dir nicht zu viel vor, ich bin noch nie laut geworden."

„Es gibt für alles ein erstes Mal."

Sekunden später zog ich scharf die Luft ein. Niall hatte eine Hand in meine Shorts wandern lassen. Seine Finger rieben sanft, aber mit variierenden Druck an meinem Slip entlang. Nialls Atem streifte meine Wange, meine Hände vergruben sich in das Laken unter mir. 

Er malte leichte Kreise, es war als würden seine Finger auf Reise gehen, eine Reise, die verhinderte, dass ich mich unter Kontrolle behielt. Mein Höschen verhinderte direkten Kontakt, doch trotzdem hatte ich das Gefühl, dass Niall mich an jenem empfindsamen Ort anfasste. Bevor ich mich versah, reckte ich ihm mein Becken entgegen.

„Hm, nein, du bist mir definitiv noch zu leise", murmelte Niall an meinem Ohr. „Ein bisschen Aufwärmung schadet nicht."

Ein bisschen was?

„Oh Gott", keuchte ich als sein Daumen über meinen Kitzler fuhr. Er spielte mit den Stoff meines Höschen und ich musste mir heftig auf die Lippen beißen. Niall zog mit seinen Lippen eine Spur von meinem Hals bis zu meiner Schläfe. „Du wirst die Wette verlieren."

Und wie ich sie verlor.

Als ich den ersten Finger in mir spürte und er sich in mir bewegte, riss ich die Augen auf.

„Ah...", ich spreizte meine Beine noch weiter und Niall kam mir entgegen, da er einen zweiten Finger in mich einführte. Seine Bewegungen, kombiniert mit seinem Daumen, der immer wieder in unregelmäßigen Abständen über meine Lustperle kreiste jagten mir abwechselnd eine heiße und kalte Welle über den Körper. 

Meine Wangen brannten, ich konnte mich nicht mehr konzentrieren und jegliches Denken wurde eingestellt. Ich stand regelrecht in Flammen.

Doch genauso schnell fiel ich auch ins eiskalte Wasser. Bevor ich den Sprung von der Klippe machen konnte, zog Niall seine Hände von meinem Körper und kletterte vom Bett. Sofort wich sämtliche Anspannung von mir und ich gab ein frustriertes: „Hmpf", von mir. Kurzerhand drehte ich mich um und legte mich auf den Bauch. Ich betrachtete Niall, wie er, nackt wie Gott ihn schuf, gelassen zu seinem Koffer ging und nach etwas suchte.

„Falls dir die Kondome geklaut worden sind, in meiner Tasche, rechts neben dir sind zwei drin", sprach ich, bevor ich gescheit darüber nachgedacht hatte. Ich hatte Harry im Bus verdächtig durch die Taschen der Jungs schnüffeln gesehen. Von wegen er war auf der Suche nach seinem hässlichen Lieblingshemd.

Niall ließ von seinem Koffer ab und zog meine Tasche zu sich. Ich dagegen betrachtete seine nette Rückansicht. Mein Hals wurde trocken, denn es gefiel mir was ich sah. Ein Spiel von dezenten Muskeln, breite Schultern, makellose Haut.

„Dafür, dass du das alles schon kennst, starrst du aber ganz schön." Er blickte über seine Schulter, scheinbar hatte er gefunden, wonach er suchte. Statt zu antworten, sah ich ihn nur an. Ich regte mich nicht, als Niall zurück ins Bett stieg. 

Er beugte sich zu mir runter, strich mir das Haar über die Schulter und Sekunden später spürte ich seine Lippen, wie sie sich eine Spur meiner Wirbelsäule entlang küsste. Sanft strichen seine Hände über meinen Rücken und ich bemerkte, dass er bei meinen, mittlerweile leicht verblassten Blutergüssen inne hielt.

Patrick hatte mich heftiger gegen die Anrichte gedrückt als ich es erst angenommen hatte.

„Wenn ich aufhören soll, dann sag sofort Bescheid", hörte ich seine raue Stimme. Sein Atem auf meiner Haut ließ eine Gänsehaut über mich prasseln. Ich wusste, worauf sich seine Worte bezogen, doch ich tat, als hätte ich sie nicht verstanden. „Im Moment darfst du ruhig noch ein paar Tage so weiter machen", witzelte ich und ich spürte Niall lächeln. „Na denn, ich werde sehen, was ich tun kann."

Er konnte viel tun. Schon in der ersten Nacht, als wir aufeinander getroffen waren, hatte ich erfahren, zu was er mit seinen Händen fähig war. Sanfte Streicheleinheiten, bewusste leichte Massagen, Niall schien keine einzige Geste dem Zufall zu überlassen. 

Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und drehte mich um. Meine Beine umschlangen seine Hüfte und ich zog ihn zu mir herunter. Seine Lippen auf meinen fühlten sich erneut so an, als würden sie genau dort hingehörten.

Fast hätte ich mich in seinen Küssen verloren. Aber auch nur fast. Er drang in mich ein und ich zog scharf die Luft ein. Niall ließ mir Zeit, lenkte mich mit Liebkosungen ab als unserer Körper nach einem gemeinsamen Rhythmus suchten. Seine Stöße waren beherrscht und kraftvoll, Niall schien sich vollkommen unter Kontrolle zu haben. 

Ich stöhnte leicht auf, versuchte die Augen aufzuhalten, denn ich wollte sein Gesicht sehen. Stattdessen bog ich erregt den Rücken durch und schloss die Augen. Meine Finger gruben sich in seinen Rücken, meine Hände zitterten, denn ich wollte ihm nicht wehtun. Gleichzeitig musste ich mich irgendwo festhalten. Ich verkrampfte.

„Jane", keuchte Niall an meinem Ohr, „lass los." 

Er hatte recht. Ich stand mit beiden Beinen fest auf der Erde, den Blick in den Himmel gerichtet.

„Ich kann ni-", brachte ich stöhnend hervor und hob meine Hüfte weiter an. Ich wollte mehr, ihn tiefer, vollkommen in mir.

„Doch, du kannst, lass einfach los", hörte ich Nialls gepresste Stimme, seine Stirn lehnte an meiner und ich versuchte ein lautes Stöhnen zu unterdrücken. Mühevoll öffnete ich die Augen und blickte in ein Paar, dass die Tiefe des Meeres widerspiegelte. Sie waren dunkler geworden, von dem wolkenlosen Himmel war nichts mehr zu sehen. Niall vergrub sich bin zum Anschlag in mir.

In diesem Augenblick ließ ich los und meine Füße hörten auf den Boden zu berühren, stattdessen stürzte ich in den Himmel.



N i a l l │ 22.08.2016 │ Oslo



Regungslos lag ich auf meiner Seite des Bettes und starrte an die Decke. Wir hatten am Abend vergessen die Rollläden runter zu lassen und da ich es hasste bei Licht zu schlafen, war meine Ruhe frühzeitig vorbei gewesen. Vorsichtig richtete ich mich auf. 

Hinter meiner Stirn pochte es, dabei wusste ich noch nicht einmal, weshalb. Ich hatte am Vorabend lediglich ein Bier getrunken. Jane neben mir regte sich nicht und im Moment war mir das auch ganz lieb. Sie lag auf den Bauch und hatte das Gesicht auf die andere Seite gedreht. Ihr rostrotes Haar breitete sich auf dem Kissen aus, wie ein Schleier.

Leicht überfordert massierte ich mir mit der linken Hand den Nacken. Innerlich herrschte in mir Chaos. Wieso hatte ich mich dazu hinreißen lassen? 

Ich schlief nicht mit anderen Frauen, wenn ich etwas für eine andere empfand. Schon damals in London war es eine absolute Ausnahme gewesen, dass der One Night Stand mit Jane passiert war. Jetzt konnte ich allerdings nicht mehr von einer Ausnahme, geschweige denn von einem Ausrutscher sprechen.

Klasse gemacht, wirklich Niall - lobte ich mich sarkastisch und nahm den Blick von Jane. Es wäre dumm jetzt aus dem Bett zu flüchten, wie ein feiges Häschen. Deshalb nahm ich mein Handy vom Nachtisch und lehnte mich gegen das Bettgestell.

Ich wollte mich jetzt nicht mit dem beschäftigen, was ich getan hatte, wie ich das Barbara erklären sollte - falls ich ihr überhaupt etwas sagen sollte - und wie ich mich Jane gegenüber verhalten sollte.

Sollte, sollte, sollte rauschte es durch meinen Kopf.

Ich öffnete die Chats auf WhatsApp und sah, dass wieder einiges an Müll in die Gruppe der Jungs gepostet worden war. Da hockten wir keine 24 Stunden mehr aufeinander und einem schlug eine Welle aus Geheule und sentimentalen Kram entgegen. Aber so war es schließlich immer. Erst äußerte jeder, dass er froh war, dass wir Abstand bekamen und dann so etwas. Ich scollte runter.

›rettet mich!‹ - Zayn

›ne' den servierten-krieg hast du dir selbst eingebrockt‹ - Harry

Sah so aus, als würde Perrie Zayn das Wochenende mit Hochzeitsvorbereitungen auf Trapp halten. Ich war so froh, dass es seine und nicht meine Hochzeit war, denn der Ort für die Trauung hatte fast zu einer Trennung zwischen Perrie und Zayn geführt, weil beide sich nicht einigen konnten. 

Schließlich hatte sie sich tatsächlich auf England geeinigt, da Liam eingeworfen hatte, dass sämtliche Gäste ins Ausland fliegen müssten und das doch wirklich etwas viel Stress für 80 Jährige Verwandte war.

›Da muss ich Hazza recht geben, außerdem drückst du dich sowieso schon viel zu lange. Ein Wunder, dass sie dich noch will‹ - Liam

Liam war wohl der einzige Mensch, den ich kannte, der auf WhatsApp eine korrekte grammatikalische Schreibweise an den Tag legte. Selbst auf Groß- und Kleinschreibung achtete er. Etwas, was bei den Jungs und mir nicht gerade Tagesplan war.

›und ihr nennt euch trauzeugen? zwei enthalten sich und zwei fallen mir in den rücken!‹ - Zayn

›jetzt dramatisiere nich über, sag servierte ist servierte und das sie sowieso den besseren geschmack hat‹ - Louis, zur Abwechslung war sein Tipp... gut.

›außerdem ist die oberste aufgabe eines trauzeugen sowieso die beste jungesellenabschiedsparty ever zu planen!‹ - Harry

›sieh es ein, zaynie, ohne eine geschlechtskrankheit wirst du diesen abend sowieso nicht hinter dich bringen können‹ - setzte ich hinzu und Sekunden später antwortete Liam mit den guten alten Daumen nach oben.

Zugegeben, es war clever von Zayn uns alle zu seinen Trauzeugen zu ernennen, denn wir hatten uns zuvor fast die Köpfe eingeschlagen, als wir von der Verlobung gehört hatten. Dennoch, Zayn schien ganz vergessen zu haben, dass wir ohne Liam sicher schon im Gefängnis gelandet wären.

 Unser Band-Daddy riss zwar einiges an Vernunft raus, aber Gesetze biegen konnte er auch noch nicht. Außerdem würden sich Harry und Louis definitiv in ihrer Ehre gekränkt fühlen, wenn sie für eine Jungessellenparty nicht noch einmal ordentlich zeigen konnten, zu was sie fähig waren.

Neben mir regte sich etwas und ich zwang mich weiter auf mein Handy zu schauen. Locker zu bleiben und zu ignorieren wie unangenehm mir die gesamte Situation war. Ich wartete darauf, dass Jane etwas sagte, doch sie schwieg und ich spürte, dass sie mich ansah. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und hörte auf, die Bilder auf meinem Handy nach und nach anzuklicken.

„Was ist?", fragte ich .

„Nichts", war die ruhige Antwort. Jane schwang die Beine aus dem Bett und spazierte ins Bad, so als wäre nichts geschehen.

Ihr Schweigen machte mich noch nervöser, als ich sowieso schon war. Ich beschloss abzuwarten. Schnell zog ich mich an und verließ den Tatort. Es gab mir das trügerische Gefühl somit Indizien verschwinden zu lassen, wohl wissend, dass die zerwühlten Laken immer noch da sein würden, wenn ich das nächste Mal zurück ins Schlafzimmer ging. 

Im Wohnzimmer stellte ich den Fernseher an und übertönte somit das Geräusch der rauschenden Dusche. Statt mich auf die Sportnachrichten zu konzentrieren, schweiften meine Gedanken immer wieder zu dem zurück, was ich getan hatte.

Paris war nur noch ganze vier Tage entfernt, dann würde ich Barbara wiedersehen. Mittlerweile schlich sich jedoch ein Gefühl durch meinen Magen, das in Frage stellte, ob ich das überhaupt wollte.

„Hey, bestellen wir was beim Zimmerservice, oder willst du heute weggehen?", riss mich Janes Stimme aus meinen Gedanken. Ich hatte wie versteinert auf den Bildschirm gestarrt, ohne wirklich zu realisieren, was dort vor sich ging. 

Erschrocken sah ich sie an und sie hob beide Augenbrauen, schließlich seufzte sie tief und strich sich das nasse Haar nach hinten.

„Niall", sprach sie so erschreckend ruhig, dass ich mir wünschte, sie würde mir von ihrer Ruhe etwas abgeben. „Ist alles okay mit dir?" 

„Natürlich", log ich dreist, doch Jane lachte nur spöttisch und rollte mit den Augen: „Sicher, deshalb zuckst du auch zusammen, wie eine ertappte Ehefrau."

Sollte das nicht eigentlich ihre Aufgabe sein? Wieso war ich das Häschen, welches kurz davor stand gefressen zu werden, wegen moralischen Gewissensbissen?

Sie warf sich neben mir und reichte mir die Karte aus dem Hotel, wo sich die Speisen des Zimmerservice befanden. Wieso war sie so locker? Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass mich diese Tatsache störte.

Kurz darauf zog Jane mir Liste wieder aus den Händen, da ich keine Anstalt machte, die Karte zu lesen. Wir starrten schweigend auf das Fernsehprogramm. Ich kaute auf meiner Lippe herum und konnte die Anspannung in meinem Körper nicht vertreiben. 

Plötzlich spürte ich Janes' Hände auf meinen Schultern und sprang erschrocken auf. Sie lachte mich schallend aus, als ich sie mit betroffenen Gesichtsausdruck ansah.

„Okay", sprach sie und hob entschuldigend die Hände. „Tut mir leid, Niall. Aber kannst du bitte aufhören so angespannt zu sein, als würdest du jeder Zeit erwarten, dass ich dich anfalle?"

Ich bewegte mich nicht von der Stelle, mir fiel es schon schwer genug ihrem amüsierten Blick nicht auszuweichen. Jane seufzte und strich sich das Haar nach hinten: „Das wird nie wieder vorkommen, dass weißt du doch." 

„Woher willst du das wissen?", stellte ich knapp die Gegenfrage und beobachtete, wie sie leicht den Kopf neigte. „Weil du das nicht willst."

Sie sagte das so, als wäre sie sich dem absolut sicher, während ich überhaupt nichts mehr wusste.

„Ich bestelle jetzt einfach mal, wonach mir die Nase geht, du kannst ja dann hamstern."

Diese Frau schaffte mich.

Ich sprang unter die Dusche, um den Kopf frei zu bekommen. Es funktionierte halbwegs und gerade als ich mir das Haar trocken gerubbelt hatte, hörte ich es klopfen. Das ging ja schnell mit dem bestellten Essen.

„Gehe schon", rief ich und öffnete die Tür. Doch es war nicht der Zimmerservice, der mir entgegen stolperte, sondern ein stinkender Lockenkopf. Alkoholfahne, Rauch - eindeutig ein gängiger Partygeruch.

„Guten Morgen, Nialler, na wie geht's dir denn so?", fragte Harry gut gelaunt und schob sich einfach an mir vorbei. Im Flur umarmte er überschwänglich Jane und die sah mich genauso ratlos an, wie ich es war. Ich zuckte nur mit den Schultern und sprach lautlos mit den Lippen, dass ich absolut keiner Ahnung hatte, was er hier wollte. 

Oder wie er uns überhaupt gefunden hatte. Jemand räusperte sich und ich drehte mich um. Preston sah aus, als würde er jeden Moment eine Knarre ziehen wollen. Er drückte mir Harrys Gepäck in die Hand und zischte: „Lasst. Ihn.nicht.aus.den.Augen! Am besten nicht einmal alleine pissen!" 

„Ähm okay."

Ich schleppte das Zeug zur Seite und betrat dann das Wohnzimmer, wo Harry sich gut gelaunt auf die Couch pflanzte. Ratlos blickten Jane und ich ihn an. Harry bemerkte dies und zwinkerte: „Ein Wochenende ist man nicht bei euch und ihr seht aus, wie zwei überbesorgte Eltern."

Er wandte den Blick von uns ab und zappte durch das Programm. Das alles roch dermaßen nach Drama, dass ich nicht anders konnte, als direkt zur Sache zu kommen: „Harry, was hast du getan?"

„Wieso denken eigentlich alle immer, ich hätte was gemacht? Letztes Mal als ich nur so bei Boobear geklingelt habe, weil ich einfach Mal Lust dazu hatte, musste ich mich zwei Stunden fragen lassen, obwirklich alles okay sei." 

Boobear, alias Louis Tomlinson kannte Harry eben einfach besser, als er sich selbst.

Ich setzte mich auf den Couchtisch, verschränkte die Arme vor der Brust und sah Harry tief in die Augen. Eine Haltung, die ich mir von Liam abgeguckt hatte, denn wir knickten bei seinem Blick ein. Alle und zwar der Reihe nach. Ich hoffte, dass ich den Gesichtsausdruck halbwegs hinbekam. Sekunden später hatte ich ein Kissen im Gesicht.

„Gott, hör auf mich so anzusehen!" 

„Harry!"

Er vergrub das Gesicht in den Händen, dann strich er sich die Locken, für die wir ihn alle beneideten, zurück und sprach: „Fein, also da gibt es so eine Olle, die versucht mir eine Klage an den Hals zu hängen."

„Was für eine Klage?", fragte Jane alarmiert hinter ihm und jetzt saß er verhörtechnisch in der Falle.

„Vaterschaft."

Ich stöhnte. „Mensch Harry." 

„Ey, habe ich gesagt, dass es wahr ist? Nein, es ist ein Blindgänger", verteidigte sich mein Kumpel energisch, „Iich habe das Mädchen einmal gesehen und vom flirten wird man nicht schwanger." 

Dann erklärte er etwas davon, dass Craig es für sicherer hielt, wenn er sich nicht mehr alleine in der Weltgeschichte herum trieb und da alle anderen auf Beziehungs-Wochenende waren, hatte er sich bei uns abliefern lassen.

„Aber Harry, was, wenn das Mädchen wirklich schwanger ist", warf Jane ein. „Dann wird man neun Monate denken, dass du, na du weißt schon."

Harry blieb die Ruhe selbst. „Und wenn sie schwanger ist, dann ganz sicher nicht von mir."

Ich hob die Augenbraue. „Dafür, dass morgen eventuell die Hölle losbricht, bist du ganz schön gelassen. Wer weiß, vielleicht hast du nur vergessen, wer sie ist, oder so. Denn du musst zugeben, du hast doch sicher einige Lücken hier oben." Ich tippte gegen meinen Kopf.

Harry seufzte, ich rechnete mit dem Schlimmsten, doch kurz darauf klappte mir der Mund auf.

„Ich hatte seit sechs Monaten keinen Sex mehr, also kannst du mir ruhig glauben, ich werde auf keinem Fall der erste Daddy sein."

Jane starrte ihn an. „Du verarschst uns!" Harry schüttelte den Kopf. „Nein, entweder, ich hatte einfach keine Lust, war zu betrunken oder es ließ sich kein Gummi auftreiben. Und ohne Gummi läuft nix."

Ich erinnerte mich an den Anfang von One Direction, als Harry noch ein Küken gewesen war und Louis ihn mit seiner Aufklärung regelrecht verstört hatte. Zayn hatte damals fünfzig Pfund darauf verwettet, dass Harry den Ruf der eisernen Jungfrau bekommen würde. 

Fünf Monate lang hatte Louis Erfolg mit seinen Horror-Märchen, dann war Harry mutig geworden und ehe wir uns versahen, verlor Zayn seine fünfzig Pfund.

„Jedenfalls bin ich jetzt bis morgen hier", riss Harry mich aus meinen Gedanken, „ist ja nicht so, als würde ich euch beim Sex stören, oder so", schob er noch hinterher.

Da ich ihn nicht angucken konnte, stand ich auf und war erleichtert, dass es erneut klopfte und eine große Auswahl an Essen ins Wohnzimmer geschoben wurde. Nachdem ich den Zimmerservice wieder hinaus begleitet hatte, hörte ich mein Handy vibrieren und zog es aus meiner Hosentasche.

›Vier Tage, 96 Stunden, 5760 Minuten. Paris, Hübscher‹

Ich schluckte. Mein Herz schlug schmerzhaft gegen meine Brust und ich starrte einfach nur auf die Nachricht von Barbara. Langsam ließ ich das Handy sinken und rutschte an der geschlossenen Tür herunter. Den Kopf stütze ich in den Händen ab.

Was hatte ich nur getan?

Paris.

Mein Untergang.

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