13 Timeout.
J a n e │ 21.08.2016 │ Oslo
Ich hielt den Atem an. Sanft streiften Nialls Lippen meine.
Er würde mich küssen. Jeden Moment.
Ein schrilles Geräusch durchschnitt die Stille und wie zwei ertappte Teenager fuhren Niall und ich auseinander. Peinlich berührt suchte er nach seinem Handy, während ich mich erst einmal erheben musste.
„Ich nehme ein Bad", sprach ich und flüchtete ins Badezimmer. Hinter mir hörte ich gerade noch, wir Niall Liam begrüßte und sprach: „Nein, wir leben noch, es gibt keine Tote. Deine Sorge ist völlig unbegründet. Ja-"
Im Bad ließ ich Wasser laufen und wagte mich noch einmal kurz nach draußen. Ich hörte Niall weiter mit Liam sprechen und nahm mein eigenes Handy mit. Wieso war ich jetzt so feige und suchte nach einem verdammten Fluchtweg?
Ich zog mich aus und ließ mich in das angenehme Wasser gleiten. Vorsichtig nahm ich mein Handy zur Hand und sah meine Nachrichten durch. Dabei versuchte ich mich krampfhaft zu entspannen und stieß auf eine Nachricht von Taylor, dass sie hofft, das es mir gut geht und ich ruhig ein Lebenszeichen von mir geben dürfte.
Kurzerhand rief ich sie an. Es war in den Staaten zwar spät, aber ich kannte Taylor gut genug. Ihre kreative Phase fand sowieso immer erst Nachts statt.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie abnahm, doch der dem Klang ihrer Stimme nach, hatte sie meinen Anruf bereits erwartet.
»Na Anna, was möchtest du beichten?« Ich blinzelte und räusperte mich: „W-Wie meinst du das?"
Kein Hallo, nichts, Taylor kam direkt zur Sache, ihre Laune schien erschreckend gut zu sein.
»Wie war denn dein Tag so?«, stellte sie die Gegenfrage, aber bevor ich antworten konnte, setzte sie hinzu: »Bist du vielleicht in letzter Zeit mal ausgegangen, hattest ein tolles Essen, oder hat jemand seinen Staubwedel bei dir benutzt?«
„Tay, hast du gekifft?", wollte ich ernsthaft besorgt wissen und sie lachte hell auf. Was war so witzig? „Ist alles okay bei dir?"
Taylor seufzte zufrieden am anderen Ende der Leitung. »Nein, ich wollte nur wissen, ob Horan sich ein bisschen Mühe gegeben hat, so in den letzten Tagen.«
In mir schrillte der Alarm und langsam wurde mir klar, woher er gewusst hatte, dass ich the good wife mochte.
„Du hast dich gegen mich verbündet", stellte ich nüchtern fest und Taylor lachte erneut.
»Ich habe mich nicht gegen dich verbündet, du Nuss. Dein Fake-Freund hat vor ein paar Tagen bei mir angerufen und mich nach Dingen gebeten, die du magst. Sei froh das ich ihm nicht von den Details berichtet habe, die du mir in New York erzählt hast.«
„Details?", der Groschen fiel bei mir nicht.
»Ja, du weißt schon, du hast die Flasche Merlot nicht so gut vertragen hast und wir den fürchterlichen Film von 50 Shades of Grey auseinandergeflückt haben und-«
Ich wurde weiß. „Wenn du das getan hättest, dann, dann, dann hätte ich-"
»Spar dir den Atem, so verräterisch bin ich nun auch wieder nicht. Also mein Herzchen, sprich.«
Manchmal war es erschreckend, wie gut Taylor mich mittlerweile kannte. Ich rieb mir mit der Hand über die Stirn und dann gab ich zu, dass sich Niall wirklich Mühe gegeben hatte. „Ich will ihm entgegen kommen", gestand ich und verriet lieber erst einmal nichts von der komischen Situation.
»Und jetzt willst du von mir Tipps? Du vergisst den Ruf, den ich in der Presse habe und mit wem du hier sprichst«, höhnte Taylor, doch ich hörte an ihrer Stimmlage, dass sie dies immer noch verletzte. Mittlerweile fragte ich mich, wieso Reporter überhaupt auf die Idee kamen, dass Taylor eine arrogante und kalte Schnepfe war.
Natürlich wirkte sie in manchen Situationen etwas abweisend oder genervt. Ich wäre das auch, wenn ich ständig diesen unglaublichen Termindruck im Nacken hätte und kaum noch richtig durchschlafen konnte. Taylor hatte oft den Drang an zwei Orten gleichzeitig sein zu wollen. Das ihr dieser Stress aufs Gemüt schlug, war nicht verwunderlich.
»Okay, warte, lass mich mal mit jemanden schreiben, ich melde mich in einer Stunde bei dir wieder. Ist ja nicht so, als hätte ich sonst noch was zu tun.«
Ich dankte Taylor überschwänglich, ignorierte den Sarkasmusin ihrer Stimme und legte auf. Angestrengt versuchte ich noch das Bad zu genießen und gab schließlich auf. Ich trocknete mich ab, zog mein Nachthemd an und schimpfte mich einen Feigling, weil ich zögerte das Bad zu verlassen.
Schließlich öffnete ich doch die Tür, weil es mir albern vorkam. Ich hatte keinen Grund mich zu verstecken, denn es war nichts passiert und geküsst hatte ich Niall immerhin auch schon ein paar Mal. Zwar nur in der Öffentlichkeit, aber das konnte man getrostet mitzählen. Zuerst räumte ich meine Sachen weg, dann trat ich ins Wohnzimmer.
Meine Sorge wegen einer peinlichen Situation war völlig unbegründet, denn Niall war vor dem laufenden Fernseher eingeschlafen. Sein Mund stand offen, die Haare hingen ihm unordentlich in die Stirn und an seinen Armen sah man noch Restspuren des falschen Tattoos.
Ich schaltete den Ton leiser und setzte mich auf die Couch. Es lief irgendein komisches Interview über Soccer. Kurzerhand suchte ich nach einem anderen Sender. Zu meiner Verwirrung fand ich tatsächlich einen, auf dem eine Doku und die englische Sprache als Untertitel lief.
Wieso schlief Niall eigentlich? Er hatte doch ausschlafen können, im Kino ein Nickerchen gemacht und jetzt schon wieder. Ich blickte zu Niall und dann kam mir eine Idee. Schnell schrieb ich Taylor, dass ich ihre Hilfe nicht mehr brauchte. Leise stand ich auf und suchte im Flur nach der Karte, wo ich diverse Nummern des Hotels drauf finden konnte. Es wurde Zeit Niall diese Müdigkeit etwas auszutreiben.
N i a l l │ 21.08.2016 │ Oslo
Irgendetwas war komisch.
Es dauerte etwas, dann begriff ich, dass mir der klingelnde Wecker fehlte. Mein Handy hätte schon längst Alarm schlagen müssen. Verwirrt kramte ich nach meinem Handy, dass gewöhnlich unter meinem Kopfkissen lag und konnte es nicht ertasten. Jetzt wurde ich nervös und machte das Licht auf dem Nachttisch an.
Orientierungslos sah ich mich um, bis ich mich daran erinnerte, dass ich mitten in der Nacht ins Bett gekrochen war, nachdem ich auf der Couch eingeschlafen war. Die andere Betthälfte war leer und ich sah auf die kleine Digitaluhr. Es war halb zwölf. Ein kurzer Schock fuhr mir durch die Glieder.
Dann fiel mir ein: Ich hatte heute frei. Niemand wartete auf mich. Zufrieden ließ ich mich wieder in die Kissen sinken. Ich konnte schlafen, bis ich verreckte. Nur eins ließ sich nicht verdrängen, wenn ich jetzt nicht aufstand, dann verschob sich mein Schlaf-Rhythmus enorm. Schwerfällig zog ich mich in Shirt und Boxershort aus dem Bett und rieb mir gähnend durch das Gesicht.
Ich fiel beinahe über meine eigenen Schuhe. Als ich aus dem Bad wieder zurückkam und die Tür zum Flur öffnete, hörte ich mehrere Stimmen. Fast lautlos betrat ich das riesige Wohnzimmer und sah, dass auf dem Flachbildschirm eine Doku über die amerikanische Unabhängigkeit mit englischen Untertitel lief.
Jane gammelte gemütlich auf der Couch herum und auf dem Tisch standen mehrere Teller mit Salaten, Obst und Quark. Sie saß im Schneidersitz und hatte das dichte Haar zu einem Dutt gebunden. Mein Blick fiel auf ihren schlanken Nacken und prompt erinnerte ich mich an das, was am Abend beinahe passiert wäre.
Ich hatte sie küssen wollen.
Hätte Liam nicht angerufen, dann hätte mich nichts aufgehalten. Ich rieb mir über das Gesicht. In letzter Zeit wusste ich ja selbst kaum mehr was mit mir los war. Der Tag mit Jane war gestern zwar geplant gewesen, aber eher, weil es eine Art Entschuldigung sein sollte. Denn immer, wenn ich die mittlerweile blassen blauen Flecken auf ihren Unterarmen sah, nagte das schlechte Gewissen an mir.
Ich lehnte mich über die Rückenlehne der Couch und sprach: „Sag bloß du hast hier gepennt." Natürlich wusste ich, dass sie das nicht getan hatte, immerhin war ich nach ihr ins Bett gegangen. Jane zuckte zusammen und vermied es mich anzusehen.
Wieso, war mir ein Rätsel, immerhin hatte ich sie küssen wollen und nicht anders herum. Statt auf meine Aussage einzugehen, griff sie nach einer Liste und drehte sich zu mir um: „Guten Mittag, du Langschläfer, wird Zeit, dass du dich fertig machst."
„Wofür?", mein Misstrauen war sofort geweckt. Jane strahlte über das ganze Gesicht und erklärte mir: „Ich revanchiere mich für gestern. Du sollst dir Badeklamotten anziehen und unten, im Wellnessbereich an der Rezeption nach Julio fragen. Der wird dir alles weitere erklären."
„Julio?", eine Augenbraue rutschte mir in die Höhe, aber da wir erst vor ein paar Tagen über Vertrauen und Ehrlichkeit gesprochen hatten, stellte ich keine weiteren Fragen. „Darf ich vorher noch frühstücken?"
„Nein, du kriegst Essen unten."
Eher widerwillig ging ich schweigend zurück ins Schlafzimmer und zog mir meine Badeshorts, ein Shirt und Badelatschen an. Zu was hatte sie mich angemeldet, einem Schwimmkurs für Anfänger, wo es am Ende Lollis gab? Da sie gestern einen meiner Pläne mitgemacht hatte, beschloss ich zu tun, worum sie mich bat.
Jane reichte mir eine Karte, die ich nicht zuordnen konnte, nur das Logo des Hotels kam mir bekannt vor. „Willst du nicht mit?"
„Nein, das mach mal bitte schön alleine. Also Wellnessbereich, pass auf, dass du so nicht durch die Eingangs-Lobby spazierst."
Ich rollte mit den Augen und schlenderte zur Tür. „Ja, ja, das werde ich wohl so gerade noch hinkriegen. Bis später."
Misstrauisch betrachtete ich weiter die Karte und ärgerte mich darüber, dass ich mein Handy in der Suite vergessen hatte. Ich fand den Wellnessbereich relativ schnell und lehnte mich gegen die dortige Rezeption. Eine mollige Frau mit einem freundlich pausbäckigen Gesicht lächelte mich an. „Wie kann ich Ihnen helfen?"
„Horan mein Name, man hat mir gesagt ich soll mich hier melden." Ich wusste ja nicht einmal, was ich hier sollte. Vage bleiben half dabei keinen peinlichen Auftritt hinzulegen.
„Ah, ja ihre Freundin hat gestern das rundum Paket gebucht. Wir haben natürlich Julio direkt freigehalten", sprach die Frau an der Rezeption und wählte an ihrem Telefon ein paar Tasten, jedoch nahm sie den Hörer nicht ab.
Dann nahm sie die Karte in meiner Hand, zog sie durch einen Magnetschlitz und reichte sie mir mit einem Prospekt zurück. „Hier im Prospekt ist eine Karte, falls Sie noch weitere Behandlungen wünschen und eingezeichnet, wo Sie welchen Erholungsort finden."
Eine ganz in weiß gekleidete junge Frau kam auf mich zu und bat mich, ihr zu folgen. Sie gab mir schließlich eine Tasche und wies mich an: „Dort in den Kabinen können Sie sich umziehen und auf der anderen Seite die Tür öffnen."
Unschlüssig begab ich mich in die Kabine und sah auf die Tasche. Ein Bademantel? Na schön, tat ich mal so, als wäre das ganze hier nicht leicht... komisch und tat ich einfach mal so, als wäre ich Hugh Heffner. Meine Badeshorts ließ ich jedoch an und beäugte skeptisch die andere Seite. Leise schloss ich die Kabinentür und lauschte angenehmer klassischer Musik.
„Mr Horan", erschreckte mich eine tiefe Stimme fast zu Tode und ich blickte auf einen Mann, der so breit wie er hoch war. „Ich bin Julio, Sie haben ein paar Sitzungen bei mir."
Sitzungen?
Psychiater?
Julio führte mich in einen weiteren Raum und langsam wurde mir alles klar. Massage. Okay, damit hatte ich definitiv nicht gerechnet. Trotzdem war mir mulmig dabei, mich von Händen anfassen zu lassen, die aussahen wie Ofenhandschuhe. Doch Julio drängte mich dermaßen bestimmt auf die Matte, dass ich langsam Angst bekam.
„Okay, hören Sie zu", begann ich zögerlich, „ich habe weiche Knochen und-"
„Papperlapp, machen Sie es sich bequem", schnitt er mir das Wort ab und mir wurde klar, dass ich meinem Schicksal ausgeliefert war.
Minuten später musste ich jedoch ein seliges Stöhnen unterdrücken. Julios Hände waren aus Gold. Ich wusste überhaupt nicht wie mir geschah. Meine Knochen knacksten, aber gleichzeitig jagte mir ein wohliger Schauer über den Rücken.
Es roch nach Kräuter, die Musik entspannte mich und hin und wieder murmelte Julio etwas in seinen nicht vorhandenen Schnurrbart. Er bearbeitete meinen Rücken, die Schultern und noch nie hatte ich einen Knochen in meinen Beinen knacksen gehört.
Jane gehörte definitiv in den Himmel, denn den gesamten Tag war ich nur damit beschäftigt, es mir gutgehen zu lassen. Ich schlug mir am Buffet den Magen voll, besuchte die Sauna und ließ mich selbst auf diese ominösen heißen Steine ein, die angeblich Wunder vollbrachten.
Das Ganze war nicht nur ein Gerücht, sondern funktionierte tatsächlich. Der alberne Bademantel war äußerst bequem und ich nickte sogar auf einer Liege im Poolbereich ein. The Thief hatte jeden erdenklichen Luxus zu bieten, hier würde ich auf jeden Fall noch einmal absteigen, wenn ich in noch einmal nach Norwegen kommen würde.
Erst am frühen Abend verließ ich den Wellnessbereich und fühlte mich entspannt und so erfrischt, wie schon lange nicht mehr. Es war, als hätte jemand meinen inneren Akku aufgeladen. Gut gelaunt kehrte ich zurück in die Suite und rief, als ich die Tür öffnete: „Jane, hast du noch Lust einmal rauszugehen?"
Sie hatte nach der Aktion auf jeden Fall einen doppelten Cocktail verdient. In der Suite jedoch empfing mich Stille.
Verwirrt betrat ich das Wohnzimmer und sah einen Zettel auf den Tisch liegen. Jane bat mich darum, mich bequem anzuziehen und einer Karte zu folgen. Ich sah an mir herunter, da ich erneut die Klamotten trug, die ich angezogen hatte, als ich zum Wellness aufgebrochen war.
Die Schatzsuche amüsierte mich, ich musste sogar durch die Angestellten-Küche schlüpfen und dort gab man mir ein großes Tablett mit kalten Häppchen mit.
Die Karte führte mich zu einem Indoor Swimmingpool. Einer kleinen Oase, ganz versteckt. Ich sah mich erstaunt um und bemerkte in der Nähe einen Tisch, auf dem ein Sechserpack Bier stand. Alles wirkte sehr luxuriös und gleichzeitig etwas romantisch und auf verquerter Weise auch normal.
Musik dudelte von irgendwo und als das Lied vorbei war, spielte ein weiteres, was mir gut gefiel. Schnell wurde mir klar, dass sich Jane meinen Musik-Stick unter den Nagel gerissen und ihn kopiert hatte. In meinen Augenwinkeln bewegte sich etwas und ich stellte die Platte mit dem Essen ab.
„Was wird das hier?", fragte ich, als ich mich umdrehte und Jane auf der anderen Seite des Pools in kurzen Bahama Shorts und knalligen pinken Top sah. Sie tauchte einen Zeh in das Poolwasser und hatte ein Lächeln auf den Lippen.
„Weiß ich nicht, sag du es mir", sprach sie und ich ließ den Blick irritiert schweifen.
„Essen wir hier?", wollte ich wissen und Jane neigte leicht den Kopf: „Auch."
Da war auf jeden Fall mehr im Busch, sonst würde sie nicht immer noch so weit Abstand von mir halten. Ich sah, wie Jane sich hinter einem künstlichen Stein bückte und starrte auf das, was sie in der Hand hielt.
Der rote Luftballon war mit etwas Flüssigem gefüllt. Eine Wasserbombe.
„Glaubst du, du kannst mir mit ein bisschen Wasser Angst machen?", ich grinste und blickte am Boden entlang. Hinter einem Pflanzenkübel sah ich eine weitere Wasserbombe. Wenn sie mir drohen wollte, dann hatte ich die Waffe für den Gegenangriff nicht weit.
„Ein bisschen bekloppt bist du ja schon, oder?", sprach ich möglichst unschuldig, doch sie lächelte mich nur eiskalt und voller Vorfreude an: „Mit Komplimenten erreichst du bei mir gar nichts."
In diesem Moment flog der erste gefüllte Luftballon in meine Richtung.
Durch den langen faulen Tag brauchte ich etwas, um mich an Janes Tempo zu gewöhnen. Sie war flink und vor allem hinterhältig. Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig vor einer weiteren Bombe ducken. Dann sah ich auf die Stelle, wo die Bombe geplatzt war. Das Wasser war leuchtend grün.
„Was hast du da reingefüllt!"
Ich hörte sie laut kichern, dann sprintete ich hinter meinem Stein hervor und traf sie an den Beinen.
„Hast du etwa Angst?", provozierte sie mich und ich ging sofort drauf ein. Wir krochen umeinander herum, wichen aus und nebenbei blieb genug Zeit das eine oder andere Bier zu öffnen. Ein paar Happen wurde verputzt und nebenbei musste ich aufpassen keinen Ballon an den Kopf zu kriegen.
Sie verstand es Krieg zu führen und hatte sogar noch den Nerv völlig schief bei 'Saturday Night Fever' mitzuträllern und die Hüfte zu schwingen. Tanzen hatte sie definitiv nicht drauf. Von wegen Harry hätte ihr Nachhilfe gegeben.
Aber das sie nicht tanzen konnte, dass wusste ich schließlich schon seit unserer ersten Begegnung und schockierte mich nicht mehr annähernd so stark, wie die Fantasie, die sie an den Tag legte.
Schließlich kroch ich auf allen Vieren hinter einer Liege entlang. Mein Nachteil bestand eindeutig darin, dass ich nicht wusste, wo Jane die ganzen Wasserbomben versteckt hatte. Bislang hatte ich Jane insgesamt dreimal getroffen, einmal mit Farbe und zweimal mit normalen Wasser. Ich selbst hatte lediglich ein nasses Shirt.
Es knallte und ich schloss die Augen. Als ich mir mit der Hand über mein nasse Gesicht rieb, sah ich auf blaue Farbe.
„Touchdown!", brüllte Jane ganz in meiner Nähe siegessicher. Ich schoss hinter der Liege hervor, leider hatte Jane noch eine weitere Bombe in die Hand. Mit meinen Direktangriff hatte sie jedoch nicht gerechnet und das war meine Chance.
Sie warf die Wasserbombe in meine Richtung, ich wich gerade noch aus und entkam roter Lebensmittelfarbe. Dann schnappte ich sie mir und wir stürzten in den Pool hinter ihr. Janes Schrei hallte durch die Halle und wurde dann von Wasser erstickt.
Wir tauchten zusammen wieder auf und ich ließ Jane gerade so viel Zeit, um Luft zu holen. Dann döppte ich sie unter. Sie war mir ausgeliefert. Denn ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, ich genoss es, zur Abwechslung mal nicht derjenige zu sein, der auf Grund seiner mangelnden Kraft, unter ging.
„Niall wa-... kannst du-... bitte ich-"
Irgendwann hatte Jane eindeutig genug gelitten, außerdem hielt sie sich mittlerweile so krampfhaft an meinen Shirt fest, dass sie es bald erfolgreich ausgeleiert hatte. Ich ließ sie los und Jane holte erst einmal tief Luft. Dann strich sie sich das Haar nach hinten. Auf ihren Lippen lag ein erschöpftes Lächeln. „Das war unfair!"
„Warum? Weil der liebe Gott aus mir einen Mann mit ein paar Muskeln gemacht hat?", spottete ich und sie spritze Wasser in meine Richtung.
Sie schwamm zum Rand und hievte sich aus dem Wasser. „Hey Niall, wenn wir uns beeilen, dann schaffen wir es noch rechtzeitig nach oben bevor das Fußballspiel im TV anfängt."
Ich sah sie an und Jane setzte hinzu: „Bemerke, ich habe Fußball gesagt und nicht Soccer."
„Nur mir zur Liebe, hm?"
„Stell dir vor", spottete sie belustigt und ich zog mich ebenfalls aus den Wasser. Am Rand drehte ich ein wenig von meinem Shirt aus und betrachtete uns zusammen: „So kommen wir niemals bis in die Suite."
Plötzlich funkelten Janes grauen Augen mich herausfordernd an. Ich hob die Hand. „Lass mich raten, du wolltest sagen 'wetten doch', richtig?" Mit einem Handtuch fuhr ich mir hastig durch die Haare, dann schritt ich zum Ausgang und drehte mich um, weil Jane mir nicht direkt folgte. „Was ist jetzt, Angst?"
„In deinen Träumen vielleicht!"
Wir schafften es tatsächlich unbemerkt in den Fahrstuhl. Nervös biss ich mir auf die Unterlippe und zuckte fast vor Anspannung zusammen, als Jane plötzlich meine nassen Haare berührte. „Sie sind blau", kicherte sie stolz und ich vergaß meine Nervosität und Angst in diesem Teufelskasten.
„Du hast mich auch voll getroffen!", empörte ich mich.
„Du mich auch", erwiderte Jane und ich sah auf ihre Schulter die nun Türkies leuchtete. Jane zog die nasse Magnetkarte aus ihren Shorts und hielt sie mir unter die Nase. „Hoffen wir, dass sie noch funktioniert."
Die Tür glitt auf und wir huschten über den langen Flur und beteten zusammen vor der Tür unserer Suite, dass sie aufging. Wir hatten mehr Glück als Verstand, denn als es klickte, strahlten wir.
„Niall, du weißt schon, dass es Ladies first heißt?", warf Jane plötzlich ein und sah mich an, wie Bambi vor einem Gewehr. Doch davon ließ ich mich nicht manipulieren. Ich betrachtete sie amüsiert: „Die Nummer zieht bei mir nicht. Wer zuletzt im Bad ist, hat eben das Nachsehen."
Einen Augenblick sahen wir uns nur an, dann gab irgendjemand den Startschuss für ein Rennen.
In diesem Moment stürzten wir beide durch den Flur der Suite. Jane spielte erstaunlich unfair und schubste mich im Türrahmen. Kurzerhand umfasste ich sie an der Hüfte und hob sie hoch, sie war das reinste Fliegengewicht.
Ich wollte mich einmal umdrehen, um sie nach hinten abzusetzten, doch Jane hielt sich am Badezimmertürrahmen fest, als ginge es um ihr Leben. Im ganzen Durcheinander stürzten wir beinahe zusammen in die große Dusche. Meine Hand schlug irgendwo gegen und kaltes Wasser prasselte auf uns herunter. Jane quietschte vor mir auf und auch ich zog scharf die Luft ein.
Dann erst bemerkte ich, dass ich jede einzelne Sonnensprosse auf ihrer Nase erkennen konnte. Jane zog die Nase kraus, eine Geste, die etwas mit mir machte.
Das kalte Wasser auf meiner Haut spürte ich nicht, stattdessen krampfte mein Herz zusammen und ich musste mich zum atmen zwingen. Jane war mir so nahe, dass ich vollkommen vergaß, worauf unsere gemeinsame Zeit basierte.
Eine Täuschung. Eine Maskerade für die Öffentlichkeit.
Es waren nur Zentimeter, die uns trennten. Zentimeter, die so viel Macht hatte.
„Niall", flüsterte Jane heiser, sie strich an meinem Arm entlang. „Wir sollten das nicht."
„Nein", murmelte ich und konnte meinen Blick nicht von ihrem Gesicht nehmen, geschweige denn einen Schritt zurück machen. „Wir sollten das wirklich nicht."
Sämtliche Stimmen in meinem Kopf schrien mich an, doch ich wollte nicht hören. Jane presste ihre Lippen aufeinander und dann legte sich bei mir einen Schalter um.
Ohne einen weiteren Gedanken über das wenn und aber zu verschwenden, presste ich Jane gegen die Duschwand und ließ meine Lippen über ihre wandern. Da war keine Zurückhaltung, sondern pures Drängen.
Ich hatte die letzten Zentimeter überbrückt und änderte damit alles.
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