11 Sorry.
N i a l l │ 16.08.2016 │ Stockholm
Erst wollte ich klopfen, aber dann entschied ich, dass Jane mir niemals das 'okay' zum Eintritt geben würde und öffnete die Tür einfach so. Ich sah, wie sie eine Flasche Wasser öffnete, auf ihren Bett lag eine Tüte aus der Apotheke.
„Was willst du jetzt noch?", fuhr sie mich an und ich war überrascht, dass sie mir keine Schuhe ins Gesicht warf.
„Jane, es tut mir leid", sprach ich offen heraus. „Ich wollte nicht so fies sein."
Sie sah mich, ich hatte damit gerechnet, dass sie wütend war. „Oh toll, jetzt sind wir alleine, wirst du jetzt wieder nett sein und so tun, als würdest du mich nicht ignorieren, wenn wir unter Leute sind?"
Sie hatte mich durchschaut und ich musste hart schlucken. In zwei großen Schritten stand ich vor ihr und hob die Hand, doch sie schlug sie weg.
„Jetzt wage es nicht mich anzufassen, ich habe die Nase wirklich voll davon, wie du mich behandelst. Das habe ich nicht verdient und das weißt du auch." Jane sah mich wütend und enttäuscht an. „Und jetzt raus aus dem Zimmer. Ich biege den Scheiß wegen Harry wieder gerade und dann können wir uns aus dem Weg gehen."
Das war nicht das, was ich hören wollte. Vor allem war der Kram nicht ihre Schuld. Zumindest nicht alleine.
„Ich wollte dich nicht mit auf die Party nehmen, weil ich wusste, was in den Netzwerken los ist."
Jane verschränkte die Arme vor der Brust und ich fuhr fort: „Der Hate, den du bekommst, ich kenne das und ich weiß, dass es furchtbar ist. Es ist verletzend, fies und du brauchst mir nicht erzählen, dass es dir egal ist. Denn genau das ist es nicht: egal!"
„Schlaue Erkenntnis", sprach sie sarkastisch, was mir nur deutlich machte, dass der ganze Hate ihr etwas ausmachte und sie die erste Welle schon gesehen hatte.
Jane neigte den Kopf: „Niall, ich weiß, dass ich hässlich bin, okay? Verständlich, ich meine, du bist vorher mit einer Frau ausgegangen, die aussieht, als wäre Gott auf Crack gewesen, als er sie erschaffen hat. Die Fans sind andere Frauen an deiner Seite gewöhnt und das ist in Ordnung."
Hatte sie noch alle Latten am Zaun?
„Zuerst einmal, du laberst Bullshit, du bist weder hässlich, noch geht das in Ordnung! Es ist respektlos!", sprach ich lauter als ich es beabsichtigt hatte. Ich musste tief Luft holen und kurz den Blick abwenden, dann erzählte ich ihr fast dasselbe, wie ich Harry vorher gestanden hatte. „Noch mal wegen der Party, ich wollte nur verhindern, dass du in der Presse landest und so einen Scheiß am nächsten Tag überall zu finden ist, der sich jetzt wie eine Seuche durchs Internet frisst. Ich wollte dir einfach diesen ganzen Stress ersparen."
„Ach", entwich es ihr nur. Sie klang bitter und ich verstand das. Ich sah auf die Tüte, die auf ihrem Bett lag.
„Wieso warst du beim Arzt?", fragte ich. „Geht es dir nicht gut, bist du krank?"
„Das kann dir doch egal sein", war ihre schnippische Antwort und ich konnte nur seufzten. Am liebsten hätte ich die Tüte an mich gerissen und selbst nachgesehen. Aber so würde ich mich bei Jane ganz sicher nicht beliebt machen.
„Wir haben gesagt, dass wir ehrlich zueinander sind", begann ich, „lass mich wissen was los ist und dir helfen."
Zum ersten Mal sah ich Überraschung in Janes Augen, ihre Haltung entspannte sich etwas, dann hörte sie auf ihre Lippen aufeinander zu pressen. „Du glaubst mir eh nicht. Denn mal ehrlich Niall, du vertraust mir nicht." Ich setzte mich auf ihr Bett und versuchte krampfhaft die Tüte zu ignorieren. „Bitte Jane, können wir es nicht zumindest versuchen?"
Sie schien darüber nachzudenken und musterte mich. Dann sprach Jane: „Okay, erhöhen wir, Ehrlichkeit und Vertrauen kannst du kriegen, aber ich will im Gegenzug, dass du aufhörst mich ausschließen zu wollen. Sprich mit mir, statt dich so arschig zu verhalten."
Ich hatte es wohl wirklich übertrieben und anscheinend war es eine bescheuerte Idee gewesen, zu glaube, wenn ich Jane genug auf Abstand hielt, dass dann alles schon werden würde. Aber ich wollte auch nicht, dass sich alles zuspitze.
Das Netzwerk zeigte nur zu gerne, wie gnadenlos es war. Ich erinnerte mich noch zu gut daran, welchen Hass Eleanor und Sophia ausgesetzt war und wie mies es ihnen deshalb gegangen war.
„Ich werde es versuchen", sprach ich und sah sie fest an. Ich wollte nicht leichtfertig etwas versprechen, was ich nicht halten konnte, denn es könnte durchaus schwierig werden mit Jane offen und ehrlich zu sprechen.
Zögerlich setzte sie sich ebenfalls auf ihr Bett, hielt dabei jedoch einen gewissen Abstand ein. Sie wich meinen Blick aus und sprach: „Ich bin nicht krank, noch habe ich die Pille danach oder so gebraucht." In diesem Moment durchströmte mich aus einem unerklärlichen Grund Erleichterung. Gleichzeitig runzelte ich jedoch die Stirn, denn warum war man sonst beim Arzt.
Jane holte mehrmals tief Luft und sah auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte.
„Was ist dann?", fragte ich und wartete, doch von ihr kam keine Antwort. Sie schien sich auf ihre Atmung zu konzentrieren, schließlich verkrampften sich ihre Hände und ich hielt es nicht mehr aus. Ich griff nach der Tüte und kippte sie aus. Mir fiel eine Packung Schmerzmittel in die Hände und eine starke Salbe gegen Blutergüsse.
In meinem Kopf rauschte es.
„Zeigst du es mir?"
Langsam, fast schon zögerlich löste sie ihre Hände und ich sah, wie sie die Ärmel ihres Longshirts hochschob. Meine Augen huschten über die Blutergüsse an ihren Unterarmen. Ein kalter Schauer jagte mir über den Rücken, denn es sah aus, als hätte jemand sie brutal festgehalten. Sie hatten die Größe von-
Die Luft wurde so dünn, dass ich mich zwingen musste, zu atmen. Ich nahm die Salbe, öffnete sie und fuhr vorsichtig mit meinen Händen über ihre Unterarme. Wir saßen ganz still nebeneinander.
Nicht ein Wort fiel zwischen uns.
Janes Haut war weich, zart, aber die Blutergüsse verursachten mir Schmerzen im Magen. Sanft verteilte ich die Creme und spürte, wie sie sich neben mir mehr und mehr entspannte.
„Hast du noch irgendwo...", ich verschluckte mich zum Ende des Satzes beinahe und Jane ließ ihre Arme sinken. Nach kurzem Zögern zog sie sich das Longshirt über den Kopf und wandte mir ihren Rücken zu. Ich schluckte hart und verstand warum sie den Arzt hatte aufsuchen wollen. Erneut verteilte ich Salbe und spürte, dass sie leicht zusammen zuckte.
„Jane, wir müssen das melden!", sprach ich, doch sie schüttelte den Kopf und strich sich das lange Haar über die Schulter: „Das bringt nichts, es steht Aussage gegen Aussage. Außerdem würde das am Ende nur dazu führen, dass man dir das anhängt."
Ich erinnerte mich an ein Gespräch, welches wir ganz zu Anfang mit Simon und dem Management geführt hatten. Man hatte uns zur Vorsicht ermahnt auf Parties und darüber aufgeklärt, das man Klagen schneller am Hals haben konnte, als wir zwinkern konnten. Dabei waren auch bestimmte Tricks potenzieller Opfer zu Sprache gekommen.
Fakt war, dass uns Aussage gegen Aussage immer retten würde, falls wir in eine Falle tappen würden. Erst jetzt wurde mir jedoch klar, was es für jemanden hieß, der auf der anderen Seite stand und dem wirklich etwas passierte.
Ich holte tief Luft. Es machte mich unheimlich wütend, wie jemand einen anderen so wehtun konnte. „Wirst du mir sagen, wer das war?"
„Nein."
Wieso überraschte mich das nicht? Ich versuchte das Thema zu wechseln, während ich meine Hand sanft an ihrer Wirbelsäule entlang streichen ließ. „Wie war es heute morgen draußen?"
„Schön. Ich vermisse das manchmal, dass einfach rausgehen und etwas machen. Mit Eleanor war es gestern auch so. Wir waren beim SkyView Globe, es ist ein bisschen, wie das Londoner Eye."
„Dann hast du auf jeden Fall mehr gesehen als ich", gab ich frustriert zu und ließ die Hände sinken. Jane zog sich das Shirt wieder über und sprach: „Du siehst nie viel von den Städten, durch die ihr tourt, hm?"
„Nein, nicht wirklich."
Vorsichtig schloss ich die Salbe wieder und ich merkte, wie sich Jane zu mir umdrehte. „Was wirst du machen, wenn du in Norwegen ein Wochenende frei hast?"
Erstaunt sah ich sie an.
Ach ja, deshalb war Zayn heute morgen in aller Früh schon verschwunden und deshalb hatte Liam nichts getrunken. Er wollte fit sein, wenn er Sophia traf. Langsam ratterte es in meinem Kopf. Louis hatte Eleanor also auch nicht ohne Grund kommen lassen. Kurz raufte ich mir die Haare. „Irgendwie habe ich das vollkommen vergessen. Was machst du?"
„Ich muss Freitag zuerst zum Fotoshooting", erfuhr ich und sie sah mäßig begeistert aus. Als ich den Blick auf ihre Handgelenke bemerkte, begriff ich warum.
Jane erzählte von dem Shooting, dass es am Hafen stattfinden würde und es zu ihrem Glück für die Herbstkollektion war. Herbst, mir kam eine Idee und ich zog mein Handy hervor.
„Jetzt wirst du wieder unhöflich", sprach sie rau, doch ich grinste sie an: „Nein, im Gegenteil, lass mich eben twittern." Vielleicht ließ sich so zumindest ein bisschen wieder gerade rücken, was heute morgen passiert war.
„Jetzt erzähl weiter." Misstrauisch musterte Jane mich.
„Nein, ich denke, ich lasse das lieber." Die Stimmung war plötzlich wieder recht eisig und ich erhob mich vom Bett. Na gut, dann eben so.
Plötzlich hörten wir, wie jemand durch den Flur rannte und wir drehten uns beide um. Irgendwo wurde eine Tür aufgerissen, dann wieder geschlossen. Als dann Janes Tür aufsprang, wie bei einer Explosion, zuckten wir gleichermaßen zusammen. Liam starrte uns an, erst mich, dann Jane, schließlich runzelte er verwirrt die Stirn.
„Was ist los?", fragte ich und grinste schief. Liam trat auf mich zu, sein Blick scannte mich ab, dann sprach er: „Du siehst nicht krank aus."
Okay, Twitter war wirklich schnell.
„Natürlich bin ich nicht krank."
„Aber du hast getwittert-", stotterte Liam mir entgegen und mein Grinsen wurde noch eine Spur größer. Im Internet waren Bilder, wie Jane aus einer Apotheke kam, nicht wie sie die Praxis verließ.
Ich hatte kurzerhand getwittert, dass meine 'Freundin' ein Engel war, weil sie mir Medikamente gegen eine starke Erkältung geholt hatte. Wenn ich morgen früh einen weiteren Post schrieb, in dem stand, dass ich zum Konzert wieder fit war, dann würden sich die Gemüter bis dahin beruhigt haben. Zumindest hoffte ich das.
„Was hast du getwittert?", wollte jetzt auch Jane wissen und stolperte auf Liam zu, während ich die Hand hob: „Dank mir später, ich muss jetzt erst einmal meinen Schal suchen und Lou darum bitten, mir die Nase rot zu pudern, damit es echt aussieht, wenn wir das Hotel verlassen."
Ich ging durch den Flur, wo mich Eleanor verwirrt ansah. „Bist du nicht krank? Du siehst aus wie immer."
Na mehr wollte man nicht hören.
Unsere treue Stylistin, Lou, tat mir den Gefallen, mir ein bisschen unter die Arme zu greifen. Als wir am frühen Abend am Flughafen waren, wirkte ich dermaßen authentisch krank, dass mir Louis am Gate Hustenbonbons zuwarf. Halb eingewickelt in einem Schal und einem dicken Pulli, schwitze ich tapfer vor mir hin. Statt das der Hitze zu zuschreiben, dachten alle, dass ich fieberte.
Ich setzte mich auf einen der Plastiksitze, während wir darauf warteten, dass wir einchecken konnten. Craig blieb mit verkniffener Miene vor mir stehen und hielt mir sein iPhone hin. „Ihr habt mehr Glück gehabt als Verstand, denn man kauft dir die Maskerade tatsächlich ab. Vielleicht solltest du dir überlegen auf Schauspielerei umzusatteln, wenn das mit der Musik nicht mehr klappt."
Ich blickte auf die Nachrichten im Netz. Sie klangen schon einmal nicht schlecht. „Meckert Modest noch?"
„Nein, sie glauben, dass es alles so geplant war." Damit rauschte er ab und ich war zufrieden mit mir.
Jemand hielt mir einen Becher vor die Nase und ich schnaupte: „Louis, mir geht's gut, ich brauche keinen Tee-"
„Das ist kein Tee, sondern Cola", sprach Jane hinter mir und lehnte sich über die Stuhllehne. Nun nahm ich ihren zarten Geruch wahr. Ihr Haar kitzelte an meiner Wange. „Ich hätte nie gedacht, dass dieser Schwachsinn wirklich funktioniert."
„Nenne es Talent", erklärte ich und nahm ihr den Becher ab. „Ist das hier ein Friedensangebot?"
Jane lachte und stieß mit ihren Becher gegen meinen. Dann tranken wir und es tat gut endlich etwas kaltes in der Kehle zu haben.
„Friedensangebot", stimmte Jane zu. „Alles auf Anfang."
Das klang nicht schlecht und dann spürte ich, wie sie sich auf meiner Schulter abstützte und sprach: „Lasst uns das Wochenende in Norwegen etwas machen. Filme leihen, sämtliche Gerichte beim Zimmerservice bestellen. Einfach nur gammeln. Vielleicht kannst du mir beibringen Fifa zu spielen?"
Ihr Vorschlag klang wie Musik in meinen Ohren. Aber bevor ich zustimmen konnte, setzte sich Harry zu uns. Er hielt eine Dose RedBull in den Händen und stieß sie ebenfalls gegen unsere Becher: „Na ihr zwei Hübschen, hat sich der Ärger im Paradies verzogen? Hey, ihr müsst nicht auch noch gleichzeitig mit den Augenrollen."
Erstaunt sahen Jane und ich uns an, dann kicherte sie und sprach: „Lass einfach gut sein, Locke. Weshalb bist du eigentlich noch hier, ich dachte du wolltest das Wochenende zuverlässig einen drauf machen?"
Die beiden unterhielten sich und ich nutzte die Gelegenheit, um mich abzuseilen.
„Geh nicht zu weit, du krankes Häschen", witzelte Jane und ich streckte ihr unreif die Zunge raus. Ich ging in den hinteren Teil der Wartehalle und beobachtete aus den Augenwinkel, wie Jane Harry auf den Arm nahm. Es sah so aus, als würde sie sich über die Länge seiner Haare lustig machen.
Am Morgen hatte ich Kendall Jenner angerufen, aber sie hob nicht ab. Auch auf WhatsApp ignorierte sie mich und mittlerweile war mir klar, dass sie sauer war. Wahrscheinlich hatte sie die Nachrichten über Jane gelesen und schob mir die Schuld in die Schuhe.
Nette Freundin.
Aber das hatte ich wohl verdient. Mir blieb noch eine andere Möglichkeit. Zuerst hatte ich Selena das Blaue von Himmel versprechen müssen, schließlich hatte sie Taylor Swift Nummer herausgerückt.
Ich hatte die Zeitverschiebung von sieben Stunden mit eingerechnet, immerhin hatte Jane bei einem Gespräch mal fallen gelassen, dass Taylor in den USA war. Es klingelte mehrmals, schließlich klopfte mein Herz bis zum Hals. Obwohl ich mich damals aus dieser Haylor-Sache herausgehalten hatte, war mir nicht ganz wohl dabei Taylor anzurufen.
»Äh... hallo?«, ertönte ihre helle Stimme und ich hörte Geräusche im Hintergrund. „Hallo", brachte ich belegt heraus, „hier ist Niall Horan, ich... ich wollte dich ein paar Dinge fragen."
Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. Sie schien verblüfft. »Na dann, was hast du aufgefressen?«
Verdutzt runzelte ich die Stirn. „Wie kommst du darauf, dass ich etwas aufgefressen habe?"
Sie seufzte tief und ihrem Klang nach hätte sie mich gleich auslachen können.
»Ich habe Internet, Horan. Aber sind wir mal ehrlich, ich habe von Styles nichts anderes erwartet, als das er Jane in Schwierigkeiten bringt. Nebenbei, du klingst nicht gerade krank. Oder ist das eine besondere Art von Erkältung?«
Sie drängte mich sofort in die Ecke und die Tatsache, dass Taylor so schnell sämtlichen Kram durchschaute, machte mir etwas Angst. „Ähm, da du eh schon so gut im Bild bist, ich habe mich ein bisschen daneben benommen, Jane gegenüber-"
»Wie hätte es auch anders sein können«, höhnte Taylor sarkastisch und langsam wurde sie mir echt unsympathisch.
„Wie bitte?", hakte ich nach und sie sprach: »Das habt ihr One Direction-Jungs doch drauf. Wahrscheinlich habt ihr sogar so ein Playbook, wo drin steht: Wie verhalte ich mich bestimmten Frauen gegenüber Scheiße.«
„Zuerst einmal, nein zum Playbook und dann noch einmal nein, wir haben da keinen Sport raus gemacht", was hielt die eigentlich von uns, „ich wollte dich fragen, ob du mir etwas darüber sagen kannst, was Jane mag."
»Wieso fragst du sie nicht selbst?«
Langsam wurde mir ihre schnippische Art zu blöd. Trotzdem zwang ich mich höflich zu bleiben. „Das geht nicht, ich will sie... nun ja also, ich will mich bei ihr entschuldigen, aber dafür brauche ich Dinge, die sie mag und so...", zum Ende war ich leiser geworden und das Taylor schwieg, brachte mir rein gar nichts.
„Nialler", schallte es durch die Halle und ich drehte mich um. Liam winkte mich zum einchecken. Hastig sprach ich ins Handy: „Ich wäre dir wirklich dankbar, wenn du mir helfen würdest."
»Vielleicht«, war Taylors knappe Antwort und sie legte auf. Ich seufzte, machte mein Handy aus und eilte zu meinen Freunden. Der Flug von Schweden nach Norwegen dauerte nicht lange. Im Flugzeug genoss ich es, mich nicht so dick einpacken zu müssen, als würde ich ins Winterparadies fliegen.
In Oslo trennten sich die Wege von den Jungs und mir nach zwei Konzerten und etlichen Interviews und Autogrammstunden. Louis strahlte mich verschwörerisch an, als er mit El verschwand. Liam lief, wie in einem kitschigen Film Sophia in die Arme und Zayn hatte sich eine Stunde vorher mit Perrie abgesetzt.
Harry schob sich nur breit grinsend die Sonnenbrille auf die Nase, als er in sein heißgeliebtes Blitzlichtgewitter verschwand. Zurück blieben Jane und ich im Fernsehstudio. Zuerst wurden wir zurück zum Tourbus gebracht, damit wir unterwegs ein paar Stalker abhängen konnten. Wir hatten alle fünf Tage im Bus verbracht und ich freute mich auf ein richtiges Bett.
„Gott sei dank", hörte ich Jane neben mir stöhnen. „Ich mag El und Louis, aber es ist furchtbar das Bett unter Louis zu haben." Sie setzte sich ihren Lieblingsbeanie auf, zumindest glaubte ich, dass es ihr Lieblingsbeanie war, weil sie ihn häufig trug. Jane schüttelte den Kopf. „Jetzt weiß ich Dinge, die ich nie wissen wollte."
„Das war noch gar nichts", gestand ich, „immerhin hast du Louis nicht stöhnen gehört."
Sie sah mich so schockiert an, dass ich lachen musste. Ich wickelte mich wieder ein, damit die Rolle als erkälteter Kerl weiter glaubhaft wirkte. Aktuell warteten wir auf Craig, der uns zu einem anderen Hotel bringen würde.
Niemand konnte verlangen, dass wir ebenfalls das Wochenende im Bus verbrachten. Morgen war Freitag und wenn alle den Luxus von einem Bett genießen konnten, stand uns das Recht auch zu. Außerdem würde es sowieso auffallen, wenn so ein riesiger Bus einfach nur in der Gegend herumstand.
Der Geländewagen fuhr vor und Craig stieg aus. Wir halfen ihm dabei unsere Koffer zu verstauen und er reichte mir die Wagenschlüssel. „Fahrt vorsichtig. Navi habe ich eingestellt und Niall, macht keine Extraspritztour. Versprich mir, dass ihr bis Morgen damit wartet, vor eine Linse zu springen."
„Reg' dich ab, Craig", sprach ich gereizt und wartete darauf, dass Jane einstieg, „wir schaffen das schon bis ins Hotel." Ich verstand seine Sorge, aber das sollten wir wirklich hinbekommen. Jane machte gute Miene zum bösen Spiel und wenig später verließen wir den Parkplatz.
Jane suchte auf meinem MP3 nach guter Musik und wenig später hörte ich sie vollkommen schief zu 'Saturday Night Fever' von The Bee Gees mitträllern. „Oh Gott, hör auf!", sprach ich, da ich an einer Ampel halten musste. „Du singst schlimmer als ein jaulender Hund."
„Du verstehst es wirklich Komplimente zu machen", antwortete sie und stimmte 'I walk the Line' von Johnny Cash an. Ich würde den Song nie wieder hören können, ohne Janes Gequietsche im Hinterkopf.
Unser Verhältnis hatte sich etwas gebessert, denn wie ich es versprochen hatte, gab ich mir Mühe, freundlich zu ihr zu sein, wenn wir mit den anderen zusammen waren.
Es war nicht immer leicht, zumal ich immer ein wenig das Gefühl hatte, dass sie etwas mit mir machte, was ich selbst nicht in Worten fassen konnte. Mit jemanden darüber zu sprechen, wagte ich nicht, denn wer wusste was ich zu hören bekam. Eventuell genau das, was ich unter keinen Umständen wissen wollte.
Vor dem Hotel The Thief hielt ich, da das Navi mir sagte, wir hätten unser Ziel erreicht. Nicht schlecht, war mein erster Eindruck, als ich den Schlüssel für den Wagen weiter reichte und unser Gepäck aus dem Kofferraum geholt wurde.
„Ich werde mit dir nie wieder Musik hören, sonst hast du bald all meine Lieblingslieder vergewaltigt", sprach ich zu Jane. Von ihr bekam ich nur ein arrogantes 'pff', dann musterte sie das Hotel.
Sie drehte sich zu mir um: „Na hier wird sich das Wochenende aushalten lassen. Die haben bestimmt einen Wellnessbereich." Gemeinsam betraten wir den Empfangsbereich und während Jane sich fasziniert umsah, ging ich zur Rezeption, um die Buchung zu bestätigen und die Zimmerschlüssel zu holen.
Nebenbei machte ich mein Handy wieder an und prüfte die entgangenen Nachrichten. Dabei fiel mir bei WhatsApp eine unbekannte Nummer auf. Ich öffnete den Chat und entdeckte eine Liste mit Filmen, Essen und anderen Kram. Bei Star Wars fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Taylor hatte ich tatsächlich weich bekommen.
Die Dame an der Rezeption reichte mir die Magnetkarten und ich nickte Jane zu, dass wir uns zum Fahrstuhl aufmachen konnten. Ich würde innerlich bis dreißig zählen müssen, um die Fahrt mit diesem Ding ruhig zu überstehen.
„Das wird ein spitzen Wochenende!", freute sich Jane neben mir, doch ich musste tief durchatmen, als sich die Türen schlossen. Hoffentlich blieben wir nicht stecken, stürzten ab - dann war das zweifelsohne unser Ende, besonders jetzt, da wir den vierten Stock passiert hatten. Ich fing an zu schwitzen.
Plötzlich spürte ich, wie ihre Hand meine umfasste und ihr Daumen über meinen Handrücken strich.
Sie sagte nichts. Mein Puls beruhigte sich wieder und als die Fahrstuhltüren im sechsten Stock aufgingen, wurde mir klar: Es würde in der Tat ein spitzen Wochenende werden.
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