Der Weihnachtsball - Teil 1

Nun ist es endlich soweit. Der Weihnachtsballs findet heute Abend statt. Die Hauselfen und Lehrer haben das Schloss kräftig herausgeputzt und es wirkt nun prächtiger und tadelloser als je zuvor. Einzig und allein Fleur Delacour findet noch Kleinigkeiten, über die sie sich beschweren kann. Seit Tagen wuseln die Lehrer aufgebracht über das Schlossgelände, schwingen die Zauberstäbe und korrigieren jeden noch so kleinen Fehler; die Rüstungen sind allesamt poliert, die Gemälde geschrubbt und ausgebessert, die Fenster geputzt, die Bücher entstaubt und der Boden gewienert. Doch Hogwarts ist nicht nur um einiges sauberer und ordentlicher als sonst, sondern gleicht einer verwunschenen Winterlandschaft. Von den Decken und Treppen hängen magische 'taufeste Eiszapfen', überall sind Mistel - und Tannenzweige angebracht, die mit silbernem Weihnachtsschmuck dekoriert sind. Verzauberte, sich selbst ausbreitende Eisblumen ranken an den Steinwänden empor und Hagrid hat - wie jedes Jahr - gigantische Weihnachtsbäume in der großen Halle und den hohen Korridoren aufgestellt. Mein persönliches Lieblingsdetail sind Professor Flitwick's kleine Feenlichter, die im gesamten Schloss herumschwirren. Sie erinnern an große Glühwürmchen, doch strahlen heller und fliegen hin und wieder in Formationen. Die Feenlichter treiben sich mittlerweile überall herum und lassen Korridore, Gemeinschaftsräume und Klassenzimmer in einem romantischen Dämmerlicht erstrahlen. Sogar die Kerker wirken in diesem malerischen Glanz idyllisch.

Da die Weihnachtsferien nun begonnen haben, findet heute kein Unterricht satt und die Schüler können die Zeit vor dem Ball frei nutzen. Aber auch das Mittagessen musste leider ausfallen, da die Lehrer die Große Halle für den Ball vorbereiten. Glücklicherweise haben die ein oder anderen Hufflepuffs Essen aus der Küche stibitzt und in den Gemeinschaftsraum geschummelt, wo wir gemeinsam ein kleines Haus-Weihnachtsfest abhielten und gemeinsam unsere Geschenke auspackten. Anschließend verabredeten sich alle Häuser für eine enorme, gemeinsame Schneeballschlacht auf dem Gelände - Hagrid entschied sich kurzerhand mitzuspielen und verschaffte den Gryffindors einen ordentlichen Vorteil. Seine Hände sind schließlich so groß wie Schneeschaufeln und ein Hagrid-Schneeball kann einen Schüler komplett unter einer Schneewehe begraben. Die Schlacht endete damit, dass ein paar besonders einsatzfreudige Schüler abrutschten und in den eiskalten See fielen. Nach einem fairen Unentschieden zwischen den vier Häusern verzogen sich alle nach und nach wieder in das warme Schloss. 

Schnellstmöglich sause ich anschließend mit schlitternden Schuhen die Korridore entlang, denn ich habe mich nach der Schneeballschlacht mit Hermine, Ginny, Hannah und Susan im Badezimmer im vierten Stock verabredet, damit wir uns gemeinsam für den Weihnachtsball fertig machen können. Um den Schülermassen auszuweichen, biege ich in einen entlegenen Korridor nahe der Bücherei ab. Doch als ich grade eine weitere Abkürzung durch ein Klassenzimmer nehmen will, biegt eine hochgewachsene Gestalt um die Ecke. Cedric. Sein Haar ist verstrubbelt und sein Wollmantel voller Eis von der vorherigen Schneeballschlacht. Ich bereite mich innerlich darauf vor, dass Cedric in alte Muster verfällt und mich - wie sonst zuvor auch - keines Blickes würdigt. Während des letzten Zusammentreffens hat er schlussendlich schließlich keine sehr vielversprechenden Signale mehr gesendet. Aber sobald Cedric mich erblickt, stockt er in der Bewegung. Ein entschlossener Ausdruck tritt auf sein Gesicht und dann läuft er gradewegs auf mich zu - ohne den Blick ein einziges Mal abzuwenden. Ich starre fassungslos zurück und bleibe wie festgewurzelt stehen. Ich habe das Gefühl, dass das Armband, das er mir geschenkt hat, zu glühen beginnt. Sein Blick ist nicht wieder eisig wie zuvor; er wirkt viel eher besorgt und nahezu sehnsüchtig. Als Cedric mich erreicht, bleibt er vor mir stehen und sieht mir tief in die Augen. Es kann keine schöneren Augen auf der Welt geben als diese.

Seine unverhoffte Anwesenheit benebelt mich nahezu, so dicht steht er bei mir... Und sein Geruch ruft wundervolle Erinnerungen wach, welche mir einen angenehmen Schauer den Rücken herunterjagen. Ich atme flach und schnell und es kribbelt in meinem Bauch, während ich drauf warte, dass er etwas sagt. Cedric zögert und scheint zwar sprechen zu wollen, aber nicht die richtigen Worte zu finden. Er öffnet stumm den Mund, besinnt sich dann eines besseren und schließt die Lippen wieder. Einige Sekunden verstreichen, und wir stehen in kompletter Stille voreinander und sehen uns an. Plötzlich greift Cedric nach meinem Arm und zieht mich hinter sich her. Ich könnte mich wehren, sollte es vielleicht, aber tue es dennoch nicht. Benommen stolpere ich einfach hinter ihm her und versuche seinen langen Schritten nachzukommen. Er führt mich in einen einsamen Korridor, den ich nichtmal kenne. Er endet vor einer kleinen Holztür - wahrscheinlich einer Besenkammer. Der Gang ist dunkel und fensterlos; einzig und allein die Feenlichter, die sich hierher verirrt haben, erhellen ihn und tauchen die Umgebung in ein schummriges Licht. Auf der gefrorenen Oberfläche der Eisblumen auf den Steinwänden erkenne ich unser schwaches Spiegelbild.

"Maja... Ich kann mich nicht von dir fern halten..." raunt Cedric mir zu. Erneut beginnt mein Herz wild zu flattern und meine Gedanken rasen. Ich bin unfähig mich zu bewegen, zu sprechen oder gar zu denken.

Cedric kommt noch einen Schritt näher, nimmt mein Gesicht in seine großen Hände und streicht mit seinem Daumen sanft über meine Wange. Meine Knie beginnen zu zittern und es fühlt sich unwirklich an, als Cedric's Gesicht sich meinem langsam nährt. Es kann nur ein Traum sein. Ich greife mit meiner linken Hand die Rechte und kneife mich fest - Doch nichts passiert. Cedric's Hand ruht währenddessen an meinem Gesicht, die andere Hand legt er um meine Taille und zieht mich näher zu sich heran. Ich kann nicht glauben... Will Cedric mich küssen? Wird das wirklich mein erster Kuss sein? Ich verleumde die Vorstellung noch, als seine Lippen meine ganz allmählich und zärtlich berühren. Dann scheint mein Herz vor Jubel zu explodieren und ich lege meine - vor Anspannung zitternden - Hände auf seinen Rücken. Dieser Moment ist so wundervoll, so vollkommen, wie ich ihn mir nicht hätte erträumen können. Kein Zentimeter soll mehr zwischen uns liegen und ich presse mich so nah an ihn, wie ich nur kann. Sein Geruch, seine Wärme und seine Nähe benebeln mich, tausend Sinneseindrücke rasen durch meinen Kopf, doch ich kann trotzdem keinen klaren Gedanken fassen. Stattdessen verliere ich mich in dem Moment und spüre, dass Cedric mich jetzt leidenschaftlicher küsst. Bestimmend drückt er mich mit dem Rücken gegen die Wand und hält mein Gesicht fest in seinen Händen. Für eine kleine Ewigkeit küssen wir uns so und keiner löst sich von dem Anderen - bis wir irgendwann beide nach Luft schnappen müssen. Von der Decke des Korridors rieselt sanfter Schnee auf uns herab, doch wir haben es bis jetzt nicht bemerkt. Ein Zauber, der wahrscheinlich durch unseren Kuss ausgelöst wurde. Ich lache, überfordert und glücklich zugleich, und Cedric streicht mir ein paar Schneeflocken aus dem Haar.

"Du magst mich also auch..." raunt er mir anschließend mit seiner tiefen Stimme ins Ohr und grinst dabei.

Ich knuffe ihn gegen die Brust. "Natürlich! Das kannst du doch nicht grade erst festgestellt haben? Es war so offensichtlich!"

"Aber warum hast du mich damals im Krankenflügel nicht besucht? Nach ersten Aufgabe? Ich war verletzt und dachte es wäre dir... gleichgültig." Seine Augen begegnen erneut meinen und ich sehe eine Spur von Härte in seinen Ausdruck treten. 

"Das habe ich doch! Erinnerst du dich nicht?" gebe ich verblüfft zurück. "Ich wollte zu dir kommen, aber Cho hat gesagt, dass du mich nicht sehen möchtest. Um genau zu sein, konnte ich dich durch das gesamte Zelt brüllen hören, dass ich verschwinden soll!"

In Cedric runzelt irritiert die Stirn und dann scheinen sich auf einmal die Zahnräder in seinem Kopf zu drehen. Seine Augen blitzen, wie durch eine Erkenntnis. Ich versuche zu fragen was los ist, doch er wendet sich schockiert von mir ab, seine Hände zittern und er rauft sich das Haar.

"Es war inszeniert..." murmelt er vor sich hin. Ich kann nicht folgen und blicke ihn nur verständnislos an. 

Erneut verstreicht Zeit, in der Cedric auf und ab pirscht und mir nichts erklärt. Schließlich beginnt er zu sprechen, doch seine Worte machen keinen Sinn. "Es ist alles meine Schuld! Ich werde es wieder gutmachen, ich verspreche es dir! Heute Abend kann ich dir alles erklären." Er wirkt aufgebracht, nahezu wutentbrannt. Er drückt mich fest an sich, küsst mich erneut - so stürmisch und begierig, dass ich beinahe das Gleichgewicht verliere. Dann wendet er sich zum Gehen.

"Warte, Cedric! Bitte geh noch nicht!" rufe ich ihm hinterher. Ich will nicht, dass dieser Moment vorbei ist und mich beschleicht die kalte Angst, ihn erneut zu verlieren.

"Ich muss etwas richtigstellen, ich erkläre dir alles später! Triff mich um acht Uhr während des Weihnachtsballs im verwunschenen Garten!" Mit diesen kurzen Worten rauscht er, mit wehendem Umhang, davon. Tränen der Verzweiflung schießen mir in die Augen, doch ich gebe ihnen nicht nach.

Sobald Cedric den Korridor verlassen hat, fallen keine Schneeflocken mehr von der Decke. Zögerlich und verwirrt mache ich mich wieder auf den Weg und versuche meine bitteren und gleichzeitig hoffnungsvollen Gedanken nicht die Überhand gewinnen zu lassen. Auf dem Weg zu den Badezimmern im vierten Stock verlaufe ich mich trotzdem an die drei Mal, nehme die falschen Treppen oder Abzweigungen und laufe einmal, aus Versehen, durch den fast kopflosen Nick hindurch. Als ich letztlich das Badezimmer erreiche, bin ich natürlich viel zu spät und meine Freundinnen sind schon dabei, ihre Haare zu richten. Ginny kämmt grade Hermine's widerspenstige Mähne und diese hat vor Schmerz Tränen in den Augen stehen. Meine Freundinnen sehen mir an, dass etwas nicht stimmt. Doch ich weiche ihren Fragen aus und verschwinde in einer der Duschen. Das heiße Wasser beruhigt meine angespannten Nerven, und meine Stimmung schwankt zwischen aufbrausenden Wellen der Panik und jauchzender Glückseligkeit. Als ich schließlich aus der Dusche steige, glaube ich meinen Augen kaum; Hermine hat ihr Haar mit magischem Wunderöl in eine elegante Hochsteckfrisur verwandelt und wir überschütten sie allesamt mit Komplimenten. Hermine errötet vor Freude und lenkt unsere Aufmerksamkeit schnell dadurch um, dass sie uns ebenfalls bei den Frisuren hilft und von ihrem Wundermittel abgibt. Als ich schließlich in mein Festkleid schlüpfe, fühle ich mich wie eine Prinzessin. Das Kleid das ich in Hogsmeade einige Wochen zuvor gekauft habe, ist bodenlang uns aus einem seidigen dunkelblauen Stoff, der bei jeder Bewegung schimmert. Schließlich stehen wir alle breitgrinsend beieinander und unsere freudvollen Erwartungen an den Ball scheinen die Luft beinahe zum flimmern zu bringen. Von Herzen gern hätte ich meinen Freundinnen nun die Neuigkeiten verkündigt und von meinem Kuss mit Cedric berichtet, aber ich wollte diesen Moment nicht an mich reißen. Es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt, abgesehen davon habe ich noch immer keinen blassen Schimmer was Cedric im Schilde führt. Ich will mich nicht vor den Anderen blamieren und wie ein naives Mädchen wirken, dass sich blindlings hat ausnutzen lassen...

Ginny bricht die Stille und grinst amüsiert. "Okay, reißt euch zusammen! Wir führen uns auf wie Lavender oder Parvati! Wir können nicht eine halbe Stunde hier herumstehen und uns selbst bewundern."

Alle brechen in Lachen aus und wir machen uns zügig auf den Weg zur großen Halle. Klassische Orchestermusik dringt durch das Schloss und begleitet uns auf unserem Weg. Wir ziehen an einigen unserer Klassenkameraden vorbei und rufen uns gegenseitig im Vorbeigehen Komplimente zu. Sogar Zacharias Smith, ein Hufflepuff aus meiner Jahrgangsklasse den ich eigentlich überhaupt nicht leiden kann - und der immer etwas an allem und jedem auszusetzen zu haben scheint - wirkt zufrieden, lächelt uns zu und eskortiert seine Begleitung, Rose Zeller, stolz zum Ball.

Sobald wir zu der Treppe gelangen, die vom ersten Stock aus in den Eingangsbereich führt, schubsen wir aufmunternd Hermine nach vorne.

"Geh du zuerst, den Leuten werden die Augen aus dem Kopf fallen!" fordert Ginny sie auf.

"Ich weiß nicht..." stammelt Hermine und wird rot wie eine Tomate.

Ich nicke ihr aufmunternd zu und zupfe ihr immergrünes Kleid zurecht. "Du siehst so wunderschön aus, trau dich einfach."

Hermine grinst, wirft einen scheuen Blick um die Ecke und betritt dann zögerlich den ersten Treppenabsatz. Augenblicklich rascheln Umhänge und einige Schüler verstummen. Ich kann mich nicht zurückhalten und versuche unauffällig meinen Kopf hervor zu strecken, um alles sehen zu können. Zum Glück achtet niemand auf mich, denn Hermine besitzt bereits die ungeteilte Aufmerksamkeit. Viktor Krum wirkt absolut hingerissen, und Harry grinst seiner besten Freundin anerkennend zu. Sogar Malfoy kann - sehr zu seinem eigenen und Pansy Parkinson's Ärgernis - nicht verstecken, dass er beeindruckt ist. Lediglich Ron wirkt grimmig und missbilligend, als Viktor Hermine mit einer höflichen kleinen Verbeugung den Arm reicht.

Ginny, Hannah und Susan folgen Hermine schwatzend und kichernd die Treppe hinunter - doch als ich das realisiere, sind sie schon fast in der Eingangshalle angelangt. Fluchend sehe ich mich um. Ich will nicht alleine die Treppe hinuntergehen wie Hermine! Zögernd trete ich von einem Fuß auf den anderen und sehe mich hilfesuchend um.

"Ähm, Maja? Warum gehst du nicht runter?" ertönt eine bekannte Stimme hinter mir. Ernie Macmillan - Merlin sei Dank, als hätte ich ihn mit einem Aufrufezauber herbeigewünscht!

"Oh, hi Ernie! Schicker Anzug! Äh könntest du mir einen kleinen Gefallen tun...? Würdest du freundlicherweise vor mir die Treppe herunterlaufen?"

"Vor dir...?" fragt er mich verwirrt.

"Jup... versuch mich einfach weitestgehend zu verdecken! Bitte...?" Ich schenke ihm ein bittendes Lächeln.

Ernie nickt zögernd und murmelt etwas unverständliches. Ich halte mich so gut wie möglich hinter Ernie, ohne ihm in die Hacken zu treten. Wir müssen sowas von bescheuert aussehen. Über Ernie's Schulter erblicke ich Cedric, umringt von seinen Freunden, der mich ziemlich belustigt beobachtet. Ich seufze und denke nur daran, wie gut er grade in diesem Anzug aussieht - und wäre dabei beinahe in Ernie hineingelaufen. "Hey Ernie, geh doch mal aus dem Weg, damit wir Maja besser sehen können!" ruft Cedric uns auf einmal zu. Was... bei ... Merlin's Barte?! Er ist absolut unmöglich!! Ernie - wahrscheinlich genauso überfordert wie ich - zuckt entschuldigend mit den Schultern, huscht schnell die Treppe hinunter und verschwindet in der Masse. Ich versuche möglichst schnell zu folgen, doch meine hohen Schuhe und das ausladende Kleid erschweren das um einiges. Ich fange Cedric's Blick erneut auf und bemerke zu meinem Verlegen, wie überwältigt er bei meinem Anblick wirkt. Meine Wangen verfärben sich rosa und ich lächele ihn zaghaft an, während ich die letzten Stufen nehme. Cedric kommt grade grinsend auf mich zu, als sich ihm eine Gestalt in den Weg schiebt. Gaston; den ich beinahe vergessen habe! Der Kuss ... und Cedric... und das Gefühlschaos... darüber hinaus habe ich meine eigene Verabredung zum Weihnachtsball ganz vergessen! Und Cedric geht wohl nach wie vor mit Cho...

"Du siehst bezaubernd aus, Mademoiselle." merkt Gaston charmant an, hebt meine Hand zu seinem Mund und drückt mir einen sanften Kuss auf den Handrücken. Ich kichere nervös und werfe Cedric über die Schulter einen entschuldigenden Blick zu. Seine Kiefermuskeln sind angespannt, aber er nickt mit dem Kopf in Richtung eines verlassenen Ganges zur linken Seite.

"Ich muss mich für einen Moment entschuldigen, ich muss noch etwas mit einer ähm... Freundin besprechen. Ich werde gleich zurück sein. Warte doch in der Halle auf mich?" schlage ich möglichst freundlich vor. Gaston nickt, und ich verschwinde schnell mit Cedric aus dem Blickfeld der Anwesenden.

"Maja, es tut mir Leid aber Professor McGonagall erlaubt keine Änderung der Aufstellung von den Tanzpaaren. Ich habe Sie vorhin gebeten, den Ball nicht mit Cho eröffnen zu müssen."

"Du... meinst es also wirklich ernst? Du willst mit mir zusammen sein?" stammele ich ungläubig.

"Ja. Ich werde Cho heute verlassen. Aber ich habe vorher noch etwas mit ihr zu klären." fügt er grimmig hinzu.

"Es macht mir nichts aus, wenn du mit ihr den Tanz eröffnest." sage ich grinsend und nehme seine Hand. "Ich wäre sowieso vor Scham gestorben."

Wir lachen und Cedric zieht mich zu sich heran. "Du bist so wunderschön." Mein Herz schlägt schneller, als er mein Gesicht mit der anderen Hand ganz nah an seines heranzieht. "Mir gefällt nur nicht, wie dieser Gaston dich ansieht..." raunt er mir spielerisch ins Ohr. 

In meinem Bauch kribbelt es und ich erwidere "Du hast nichts zu befürchten...". 

Cedric küsst sanft meinen Hals und murmelt nur noch "Gut...", bevor er mich leidenschaftlich küsst. Ich spüre seine warme Zunge in meinem Mund, seine Hände auf meinem Körper... Doch Cedric löst sich viel zu schnell wieder von mir. 

"So gerne ich bleiben würde... Der Eröffnungstanz fängt jede Minute an. Wir müssen in den Saal." Er schmunzelt und küsst mich ein letztes Mal. Seufzend folge ich ihm und mische mich unter die anderen Schüler, die in den Saal strömen.

Als ich die Große Halle betrete, kann ich meinen Augen nicht glauben. Sie ist so wunderschön, sogar noch dekorierter als das restliche Schloss und erscheint größer als sonst - Könnte das ein Ausdehnungszauber sein? Die verzauberte Decke zeigt einen winterlichen, sternenübersäten Himmel, über den hin und wieder ein Polarlicht zu flackern scheint. Die Wände sind vereist und gigantische, schimmernde Eiszapfen reichen teilweise bis zum Boden herab. Der gesamte Saal scheint zu glitzern, zu strahlen und zu funkeln. In der Luft über uns schweben unzählige Feenlichter und Eiskristalle, und riesige geschmückte Weihnachtsbäume säumen den Raum. Die Haustische sind verschwunden und stattdessen durch kleine, runde Gruppentische ausgetauscht worden, die vornehm gedeckt und mit allerlei Dekorationen wie Eisskulpturen ausgestattet sind. Während ich staunend in der Menge stehe und alles bewundere, tritt eine große Gestalt neben mich. Gaston legt seine Hand um meine Taille und führt mich nach vorne zu der Tanzfläche, um die sich alle Schüler und Schülerinnen versammelt haben, um dem Einzug der Champions mitanzusehen. Das Orchester stimmt ein neues Lied an, und die Champions betreten nacheinander den Saal. Durch einen schmalen Gang in der Menge laufen sie auf die Tanzfläche zu. Zuerst Rodger Davies und Fleur Delacour, die natürlich absolut hinreißend aussieht; anschließend Viktor Krum mit Hermine, die von vielen Mädchen neidisch im Auge behalten wird; gefolgt von Cedric mit Cho. Cedric wirkt ziemlich verbissen und würdigt Cho keines Blickes, die ihm ihrerseits hin und wieder einen scheuen Seitenblick zuwirft. Harry und Parvati betreten die Große Halle ganz zum Schluss, und Parvati winkt jedem, den sie kennt, sehr selbstzufrieden zu. Sie bugsiert Harry harsch neben sich her - Ich werfe ihm ein mitleidsvolles Lächeln zu, woraufhin er mir achselzuckend zugrinst. Sobald alle Champions und deren Begleitungen ihre Position eingenommen haben, beginnt ein neues Lied. Alle tanzen fehlerfrei und gleiten elegant über das Parkett. Sogar Harry, der von Parvati's eiserner Hand geführt wird, wirkt einigermaßen sicher. Während Cedric tanzt, hält er mich pausenlos im Blick und wirft mir einmal ein strahlendes Lachen zu. Meine Wangen werden rosa und ich winke ihm zu. Doch augenblicklich spüre ich Gaston's kühle Hand auf meiner Schulter, der sie unangenehm fest und besitzergreifend drückt. Ich werfe ihn einen erschrockenen und wütenden Blick zu, doch in diesem Moment bietet Professor Dumbledore Professor McGonagall die Hand an, geleitet sie lächelnd auf die Tanzfläche und eröffnet somit den Ball.

"Möschtest du auch tanzen, Mademoiselle?" fragt Gaston zwinkernd. Ich schlucke meine Sorgen herunter, nicke nervös und folge ihm.

Der gutaussehend Beauxbatons ist ebenfalls ein guter Tänzer, und übernimmt verlässlich die Führung. Aus dem Augenwinkel beobachte ich während der Drehungen Cedric und Cho. Sobald der erste Tanz vorbei ist, bleibt Cedric stehen. Er zieht seine Hände so schnell von Cho zurück, als hätte er sich die Finger verbrannt. Er wendet ihr den Rücken zu und will sie stehen lassen, doch Cho rennt ihm hinterher. In einer leeren Ecke des Saales beginnen sie offensichtlich hitzig zu diskutieren. Ich trete einen Schritt näher an Gaston, damit er mir nicht mehr in die Augen sehen kann und ich ungestört über seine Schulter hinweg den Streit beobachten kann. Gaston legt zur Antwort beide Arme um mich, und eine Hand sinkt bedrohlich tief unter die Hüftlinie herab. Ich lache nervös, nehme wieder Abstand und schiebe seine Hand weiter nach oben.

"Würrdest du gerne in die eeeh... Garten mit mir verschwinden?" flüstert er mir ins Ohr.

"Oh... ähm. Ich fühle mich eigentlich ganz wohl hier." Antworte ich beklommen.

"Ach, komm schon." zwinkert Gaston verschmitzt. Hinter ihm erblicke ich in diesem Moment erneut Cho und Cedric die streitend - und Cho weinend - in den Gang zu dem verzauberten Garten verschwinden.

"Oh, na gut. Aber nur ein kleiner Spaziergang." willige ich ein.

Gaston legt erneut den Arm um meine Taille und führt mich nach draußen. Allein die Feenlichter erhellen die Nacht. Vor uns liegt ein weiter, labyrinthartiger Garten mit silbernen Blättern, die im Wind zittern. Einige Schüler stehen knutschend halb in den Hecken versteckt und Andere irren lachend durch das Dickicht von Hecken oder sitzen um die Springbrunnen herum, aus denen buntes und blubberndes Wasser hervorquillt. Gaston will mich ebenfalls in die Dunkelheit ziehen, doch stemme mich gegen ihn.

"Lass und lieber zu einem der Springbrunnen oder in das Labyrinth gehen." schlage ich vor.

"Na meinetwegen, dann gehen wir zu die Labyrinth." antwortet er genervt.

Grinsend renne ich ein Stück vor und versuche irgendetwas Lustiges anstelle von etwas Romantischem aus der Situation zu machen. Ich fliehe in das Labyrinth und biege um ein paar Ecken, bevor Gaston mir folgen kann. Dann rufe ich ich ihm zu: "Ich laufe vor dir weg und du musst mich finden. Sobald du 'Helga' rufst, muss ich mit 'Hufflepuff' antworten! Wenn du gut zuhörst, findest du mich irgendwann!" Ich höre Gaston lachen und zustimmen, dann suche ich mir blindlings einen Weg durch das Labyrinth. Hin und wieder antworte ich auf seine 'Helga' Rufe, doch ich bleibe nicht stehen und Gaston scheint nicht viel näher an mich zu heranzukommen. Bald ist es acht Uhr, dann will sich Cedric hier mit mir treffen und mir alles erklären - wenn ich Gaston lange genug hinhalte, kommt es vorher zu keinen unangenehmen Situationen mehr. Und dann kann ich ihm erklären, dass alles ein großes Missverständnis war, mich entschuldigen und den restlichen Abend mit Cedric verbringen. Gaston wird sicher kein Problem haben, ein anderes Mädchen zu finden! Ich stürme um die nächste Ecke und rufe erneut 'Hufflepuff' - doch in diesem Moment packt mich von hinten eine Hand mit eisernem Griff ums Handgelenk.

"Hab isch disch." raunt mir Gaston ins Ohr und drückt mich gegen die nächstliegende Hecke. Ohne mir Reaktionszeit zu lassen, drückt er seine Lippen auf meine. Es fühlt sich so falsch an, kein bisschen wie mit Cedric. Ich will das auf keinen Fall! Mit ganzer Kraft drücke ich meine Hände gegen seine stahlharte Brust und schiebe ihn ein Stück von mir weg.

"Ich kann das nicht!" erwidere ich mit bebender Stimme und beginne auf einmal, vor Kälte zu zittern.

"Was meinst du, du kannst das nischt? Was war denn sonst die Punkt von der ganze Spiel?" fragt er mit kalter Wut in der Stimme.

"Es war doch nur Spaß... Ich dachte das sei lustig." stelle ich klar und versuche durch Lachen die Stimmung aufzuhellen.

"Das ist es nur, solange du hinterher meine Preis bist." gibt der Beauxbatons mit einem süffisanten Lächeln zurück.

"Nein... Tut mir Leid." antworte ich bestimmt.

"Was für eine Unsinn!" lacht Gaston. "Jede Mädchen will mit mir sein... Das ist in Beauxbatons immer so gewesen und wird auch in 'Ogwarts so sein. Tu doch nischt so schüchtern wie ein kleines Mädschen!"

Und mit Bestimmtheit drückt er mich erneut gegen die Hecke und beginnt mich zu küssen. Ich versuche ihn wegzuschubsen, doch er hält mich mit einer Hand an meinem Platz und mit der anderen Hand zieht er mein Kleid langsam nach oben. Ich wehre mich mit all meinen Kräften, doch er ist zu stark. Als seine Hand meinen Oberschenkel entlang streicht, beginnen mir heiße Tränen der Wut und Verzweiflung die Wangen hinunter zu fließen. Niemand ist hier, um mir zu helfen. Und mein Zauberstab liegt weit weit weg, in der Nachttischschublade neben meinem Bett. 

***

Kleine Notiz am Rande: Macht euch keine Sorgen um Maja, es wird ihr sicher nichts Schlimmes zustoßen! :D Ich wollte nur ein bisschen Drama schaffen, ich hoffe das verstört euch nicht ;D 

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen <3 

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