||Kapitel 5||

Schlagartig drehte ich mich um und sah in dunkelbraune Augen, die eines circa 1,70m großen Mädchens mit mittellangen Haaren.
,,Hey Lydia", meinte sie lächelnd und bevor ich etwas erwidern konnte, waren bereits ihre Arme um mich geschlungen und ich fand mich in einer herzlichen Umarmung wieder. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis auch ich als Langsamdenkerin verstand, was los war und sich meine Verwirrtheit zumindest einigermaßen löste.
,,Ich ehm bin nicht-", setzte ich zu meiner Erklärung an, doch weiter kam ich nicht, denn im nächsten Moment lagen Lippen auf meinen, weiche Lippen. Für einen kurzen Augenblick lang schloss ich wie automatisch meine Augen und öffnete sie dann geschockt wieder. Dabei sah ich in die einblauen Augen eines Jungen. Kurz war ich wie gefangen von diesen, doch dann rappelte ich mich zusammen und drehte mich schnell um. Ich schloss meinen Spind und sagte in Sekundenschnelle, ,,Ich muss mich beeilen. Ich muss los", und lief dann in Windeseile los und durch den Flur, um die Ecke und eine Etage nach oben, genau nach Plan, zumindest versuchte ich es. An den Wänden waren nur begrenzt Hinweise dazu, wie man zu den verschiedenen Räumen und Unterrichten kam, zu finden.
Nach einer gefühlt halben Ewigkeit und fünfzehn Minuten Verspätung, kam ich dann auch mal endlich vor dem Kursraum für Mathematik an. Höflich klopfte ich zuerst an die Türe, bis ich eine männliche Stimme hörte, die in angenervten Tonfall ein, "herein", sprach.
Ich drückte die Klinke der Tür herunter und öffnete diese. In langsamen Schritten betrat ich den Raum. ,,Entschuldigen Sie bitte für die Verspätung. Ich bin neu hier und-", fing ich an zu sprechen, doch verstummte, als ich erneut mit diesen eisblauen Augen konfrontiert wurde. Der Junge, dessen Lippen vor wenigen Minuten, gefühlten Sekunden, noch auf meinen gelegen hatte, unterhielt sich gerade mit seinem Sitznachbarn, woraufhin beide im gleichen Moment laut auflachen mussten. Als die beiden bemerkten, dass alles um sie herum still war, drehten sich beide schlagartig nach vorne, wobei sein Blick genau den meinen traf. Erneut war ich wie gebannt von seinen Augen. Erst jetzt fielen mir seine blonden Locken und sein durchaus trainierter Körperbau auf.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich plötzlich ein Räuspern hinter mir vernahm und ein genervtes Stöhnen zugleich folgte. ,,Möchten Sie sich heute noch vorstellen oder soll das jemand anders für Sie übernehmen, Mrs-?"
Sofort war ich aus meiner Art kurzen Trance wieder erwacht. ,,Ehm natürlich, verzeihen Sie bitte", entschuldigte ich mich das zweite mal für diesen Tag innerhalb weniger Minuten. ,,Mein Name ist Selena. Selena Montgomery."

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