Das Auto kam zum stehen, als wir auf dem Schulparkplatz ankamen. Ich löste den Anschnallgurt und sah durch die Windschutzscheibe auf den Schulhof, der sich langsam immer mehr und mehr mit Schülern füllte. Ich beugte mich kurz zur Seite und drückte Derek einen Kuss auf die Lippen. Dieser erwiderte ihn und zog mich etwas näher an sich. Mit den Händen fuhr er meine Seiten entlang. Ich schloss die Augen, er wanderte mit seinen Händen etwas tiefer. Ich löste mich schwer atmend von ihm und öffnete wieder die Augen. ,,Ich muss los", sprach ich, um Fassung bemüht, seine Lippen nicht anzustarren. Er nickte kurz. ,,Okay", sprach er, ,,ich hol dich nachher ab."
,,Bis dann", erwiderte ich daraufhin nur und löste dann schnell meinen Blick von seinen Lippen. Ich konnte das breite Grinsen hinter seiner aufgesetzten Maske förmlich spüren. Ich stieg aus dem Wagen und ließ die Autotür hinter mir zufallen. Zielstrebig lief ich auf das Gebäude zu.
Innen angekommen erstreckte sich mir ein riesiger Korridor, gefüllt von Jugendlichen, die wie jeden Morgen teils hektisch, teils gelangweilt durch die Gänge liefen und sich dabei gegenseitig schubsten und anrempelten. Weiter links bildeten ein paar Mädchen einen engen Kreis. Offensichtlich diente dieser zur Besprechung irgendwelcher Geheimnisse oder sonstiger Lästereien. An den Spinden gegenüber lehnten ein paar verschwitzte Footballspieler, die so aussahen, als wären sie bereits dreimal um den Sportplatz gejoggt. Ich lief den langen Flur entlang, vorbei an den anderen Schülern zum Sekretariat. Ich klopfte zweimal kurz an der Tür. Von innen kam ein etwas genervt klingendes ,,Ja" von einer Frauenstimme. Ich drückte die Türklinke herunter und betrat den kleinen Raum, dessen Geruch ein wenig an den eines alten Kellers erinnerte. Hinter einer halbhohen Art 'Vorwand' befand sich ein Holztisch, darauf ein Computer und ein paar Unterlagen. Eine ältere Frau mit bereits gräulichen Haaren und ein paar Falten an den Mundwinkeln und Augen, tippte gerade etwas auf der schwarzen Tastatur ein, die sich vor dem großen Bildschirm befand.
Ich räusperte mich kurz, ,,Entschuldigung." Die Frau blickte nach oben und machte einen fragenden Blick, der wohl bedeuten sollte, dass ich weiter sprechen sollte.
,,Mein Name ist Selena Montgomery", fing ich also an zu erklären, ,,ich bin neu an dieser Schule und wollte mir meinen Stundenplan und die Schulbücher abholen." Sie seufzte kurz auf und warf dann einen Blick ihre Unterlagen. ,,Und wenn es ginge noch einen Schließfachcode", füge ich hinzu. Die Frau murmelte irgendetwas unverständliches und ging dann zu einem Schrank auf der anderen Seite des Raumes. Mit einem Schlüssel öffnete sie dessen Tür und holte einen Stapel Bücher dort heraus, welchen sie vor mir auf die Ablage legte.
,,Ähm, und mein Stundenplan?", fragte ich so freundlich es ging, als sie den Anschein machte, sich wieder an ihrem Schreibtisch zu setzen.
,,Ach ja richtig", seufzte die Frau auf und betätigte dann ein paar Knöpfe am Drucker. Kurze Zeit später erhielt ich ein Blatt Papier mit meinem Schließfachcode darauf und dazu eines mit meinen Unterrichtsfächern, Räumen und Lehrern.
Zuerst hatte ich Mathe entdeckte ich. Na super, dachte ich. Besser kann es ja gar nicht los gehen.
Ich bedankte mich noch kurz bei der Frau und verließ dann das Sekretariat. Auf dem Flur angekommen ging ich zuerst einmal zu meinem Schließfach, um dort den Großteil meiner Bücher zu verstauen. Ich gab den Code in das Zahlenschloss ein und öffnete es, als mich plötzlich jemand von hinten antippte und ich erschrocken zusammenzuckte.