✹ ~Wiedersehen ~ 𓆉

「𝟚𝟟𝕥𝕙 𝔸𝕡𝕣𝕚𝕝」

✈︎ + 𝟹𝟶 𝚃𝚊𝚐𝚎

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4013 Wörter

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„Ich kann gar nicht glauben, dass du in ein paar Stunden einfach in der gleichen Zeitzone bist."

„Ich freue mich auch jetzt schon auf die Zeitumstellung." Harry seufzte theatralisch und ich verdreckte die Augen, bevor mein Blick demütig wurde.

„Ich wünschte so sehr ich könnte dich am Flughafen abholen..", murmelte ich traurig und erhielt ein ebenso traurigen Blick von Harry.

„Ich weiß Love, aber wir sehen uns bald. In - 35 Stunden bin ich bei dir, glaub ich."

„Und was ist wenn Gemmas Baby doch schon eher kommt? Ich will ja nicht egoistisch sein aber ich kann wirklich keinen Tag länger warten um dich an mich zu ziehen und dich endlich auszu-"

„Lou hier sind Menschen, die dich hören könnten", unterbrach Harry mich grinsend. „Es deutet nichts darauf hin, dass es schon los geht, sie hat ja auch noch ungefähr eine Woche bis zum Termin. Außerdem ist es nur eine knapp 2 Stunden lange Zugfahrt zu dir, ich kann immer wieder zu-"

„Wir wissen beide du wirst ihr nicht von der Seite weichen, wenn es auch nur ansatzweise los geht Haz. Und ich würde dich auch nicht lassen, ich fühl mich so schon schlecht genug dich von deiner Familie fernzuhalten, wenn du extra zu mir kommst.. meinst du nicht ich kann-"

„Nein Louis du kannst nicht kündigen, denk gar nicht dran. Das ist dein Traumjob. Wir werden einen Weg finden uns zu sehen, ich verspreche es dir."

„Wir sollten das lassen, Haz", schmunzelte ich und bekam daraufhin einen fragenden Blick zugeworfen.

„Was meinst du?"

„Uns ständig zu unterbrechen und die Sätze zu beenden", erklärte ich grinsend, versuchte damit das Unwohlsein, welches in meinem Bauch hervorkroch zu verdrängen, das seit Harrys Erwähnung meines Traumjobs aufgekommen war.

Vielleicht war es zu früh, dass zu sagen und vielleicht war ich gerade auch ziemlich voreingenommen, weil ich die Zeit so viel lieber bei und mit Harry verbringen wollte - aber der Job, den ich seit knapp drei Wochen machte fühlte sich irgendwie... nicht richtig an.

Ich wollte Harry aber nicht davon erzählen, nicht wenn er so sehr glaubte, dass es mein Traumjob war und nicht wenn wir beide dann wieder in der Erinnerung an unsere gemeinsame Arbeit und Zeit zu versinken drohen - obwohl wir so sehr versuchten in die Zukunft zu schauen und diese Fernbeziehung trotzdem funktionieren zu lassen.

Wir telefonierten in der ersten Woche nach meiner Rückkehr täglich mehrmals und hatten dabei geklärt . Er nahm mich im Auto mit, wenn er irgendwo hin fuhr, stellte das Handy hin, wenn er einen Raum dekorierte oder am Laptop arbeitete. Er hielt mich auf dem laufenden und erzählte mir von allen Events, die er plante, damit ich mich noch irgendwie Teil dessen fühlte  - bis wir merkten, dass es uns beide nur noch trauriger machte.

Ich schlief jeden Abend am Telefon ein, stellte mir einen Wecker für 3 Uhr nachts um ihm dann eine gute Nacht zu wünschen und nochmal mit ihm zusammen einzuschlafen. Wir telefonierten den ganzen Morgen über bis Harry auf der Arbeit ankam und erstmal das tägliche Meeting mit Jada hatte.

Als ich dann ebenfalls anfing zu arbeiten wurde es schlagartig schwierig. Wenn ich morgens aufstand, war es noch mitten in der Nacht für Harry. Er hatte sich zwar anfangs noch einen Wecker gestellt um mir einen angenehmen Tag zu wünschen und mich zu sehen bis ich zur Arbeit musste, aber irgendwann hatte ich ihn gezwungen, dass nicht mehr zu machen, weil er dann selten wieder einschlafen konnte und viel zu müde war.

Meine Schichten gingen teilweise 10 bis 12 Stunden, weil ich mich erstmal eingewöhnen musste und es einige Events gab die gleich von mir geplant wurden. Da ich natürlich auch einen guten ersten Eindruck hinterlassen wollte, hing ich mich sehr in die Arbeit und nutzte jede Minute die ich bekam.

Oft rief ich Harry dann im Büro an, wenn niemand mehr da war, oder wenn ich in meiner Wohnung saß und von dort aus weiter plante. Unsere freien Tage hatten wir, so sehr wie wir es auch versuchten, nie zeitgleich.

So versuchte ich irgendwie den Spagat zwischen neuer Wohnung, Arbeitsstelle, Kolleginnen und Kollegen, meiner Familie und Harry zu halten. Und nach drei Wochen merkte ich, dass das alles andere als traumhaft war. Eher so das Gegenteil. Ich war zwar wieder hier - aber trotzdem fehlte mir irgendwie viel mehr, als in den sechs Monaten, die ich hier nicht war, allen voran der Lockenkopf, der mein Herz geklaut hat. Aber auch meine Familie war durch den Umzug nun knapp 45 Minuten von mir entfernt und es fehlte mir jetzt schon in unmittelbarer Nähe zu ihnen zu leben.

Dicht gefolgt die Arbeit auf Barbados. Hier machte mir mein Job auch Spaß, aber es war dennoch anders. Die Leute waren anders drauf, egal wie oft ich mit den gleichen Lieferanten und Dienstleistern zu tun hatte - es wurde nicht herzlicher. Die Menschen, mit denen ich täglich arbeitete blieben stets auf einer sehr professionellen, sachlichen Ebene und dabei waren sie fast alle immer hektisch und gestresst.

Mir fiel täglich auf wie sehr die Art der Menschen auf Barbados sich davon unterschied, wie anders der Kontakt dort war, egal ob im Arbeitskontext oder nicht. Und wie viel schneller ich mich dort angekommen gefühlt hatte, im Vergleich zur Arbeitsstelle hier.

"Lou?" Ich blinzelte in die Kamera und lächelte entschuldigend.

"Tut mir leid, ich bin etwas in Gedanken versunken, was hast du gesagt?"

"Alles gut, habe ich mir fast gedacht. Das Boarding geht gleich los", er lächelte leicht und ich erwiderte es, dabei machte es mich traurig, dass er gleich für knapp 9 Stunden verschwinden und nicht erreichbar sein würde.

"Oh okay. Hab einen angenehmen Flug, ich liebe dich Harry."

"Ich liebe dich auch Lou, danke. Ich meld mich sobald ich gelandet bin direkt okay?"

"Okay."

"Lou?"

"Hm?"

"Ist alles in Ordnung?"

"Ja, ich vermisse dich nur", erklärte ich und blickte gleich in zwei warme Augen.

"Ich dich auch, nicht mehr lange Love." Ich nickte und wir legten beide auf. Seufzend drehte ich mich im Bett um und warf einen Blick auf meinen Wecker.

In 20 Minuten müsste ich sowieso aufstehen, also beschloss ich mich direkt fertig für die Arbeit zu machen.

Beim Zähneputzen checkte ich meinen heutigen Tagesplan und entdeckte gleich drei Termine für Meetings mit Kunden, die ich gestern noch nicht gesehen hatte. Stirnrunzelnd scrollte ich weiter im Kalender und traute meinen Augen kaum. Die Feier die heute Abend anstand war nicht mehr auffindbar.

Irritiert öffnete ich meine Mails - und tatsächlich. Kate, meine Kollegin hatte mir die E-Mail des Unternehmens weiter geleitet, das heute eigentlich eine Firmenfeier mit uns organisiert hatte.

Ich fühlte mich schlecht, unfassbar schlecht sogar, weil ich tatsächlich sowas wie Freude empfand - und das obwohl der Grund, der "unvorhersehbare Schicksalsschlag, der die Feier unmöglich macht" kein schöner war.

Aber das bedeutete, dass ich zu Harry fahren konnte. Schnell checkte ich die Zeiten der Meetings, die ich heute nun statt der geplanten Vorbereitung der Feier übernehmen würde und merkte, wie mein Herz einen Satz machte.

Ich konnte sogar zu Harry an den Flughafen fahren. Ich könnte ihn überraschen und in Empfang nehmen. Mein Herz hüpfte aufgeregt hin und her und ich entschied mich kurzerhand Gemmas Nummer direkt zu wählen.

"Louis? Alles in Ordnung?", ihr müder Ton erinnerte mich schlagartig daran, wie früh es noch war und ich schlug mir die Hand vors Gesicht.

"Oh, oh Gott tut mir leid, ja ja es ist alles in Ordnung. Ich- ich wollte nur, also es hat sich auf der Arbeit was ergeben und ich wollte das gleich mit dir abklären und hab mich so gefreut, das ich nicht auf die Uhr geschaut habe, tut mir leid ich wollte dich nicht-"

"Spuck schon aus Louis, was hat sich ergeben?" Ich hörte sie lachen und atmete erleichtert durch.

"Die Feier heute Abend fällt aus, das heißt ich könnte zu euch fahren. Vielleicht schaff ich es sogar zum Flughafen? Meinst du das ist in Ordnung?"

"Du hast mich jetzt nicht ernsthaft gefragt, ob das in Ordnung ist Louis."

"Doch.. ich möchte euch nicht die Zeit mit Harry nehmen und er wäre am nächsten Tag ja auch zu mir gefahren und-"

"Louis. Wir wollen Harry viel lieber glücklich bei uns haben, als Trübsal blasend weil er dich vermisst. Außerdem können wir es eh alle nicht erwarten, dich kennenzulernen - je eher desto besser also!"

"Und es ist wirklich okay? Dir geht es gut? Du brauchst Harry nicht um dich herum?"

"Mehr als okay, ja und um Gottes willen nein, bitte lenk ihn ab. Ich hab hier schon jemanden der 24 Stunden lang an mir klebt und mich fragt, ob alles in Ordnung ist, oder ob es los geht." Ich hörte ein empörtes "Hey" im Hintergrund und ordnete es Michal zu, bevor ich zeitgleich mit Gemma anfing zu lachen. "Also wir wollen um 15:00 Uhr am Flughafen sein, dann sind wir auf jeden Fall vor ihm da, schaffst du das?"

"Ich hab das letzte Meeting um 11 Uhr, ich fahre direkt danach los, vielleicht hab ich Glück, dann schaffe ich es noch", erklärte ich ein wenig außer Atem, weil mein Herz noch immer aufgeregt flatterte.

"Okay Louis sag Bescheid, sonst schick ich dir eben meine Adresse und du fährst direkt dort hin. Dann kannst du ihn da überraschen? Melde dich einfach gerne wenn du es abschätzen kannst."

"Danke Gemma, du bist ein Schatz!"

"Ich weiß! Danke das du es mit meinem verrückten Bruder aushältst!" Ich merkte wie ich ein wenig rot wurde und räusperte mich, bevor ich mir erneut bedankte und mich dann verabschiedete, um nicht zu spät zur Arbeit zu kommen.

Das letzte Meeting endete um Punkt 12:00 Uhr und ich konnte mein Glück kaum fassen. So schnell ich konnte packte ich meine Sachen zusammen und verabschiedete mich bei Kate, die mich schon den ganzen Tag ein wenig damit aufzog, dass ich so unfassbar hibbelig war. Sie wünschte mir eine gute Fahrt und wenig Verkehr und wenig später fuhr ich mit meinem Firmenwagen aus der Park Garage.

Mein Navi zeigte mir die Ankunftszeit 14:43 an und ich hätte vor Freude am liebsten geweint, weil an diesem Tag auch einfach alles so viel besser lief als gedacht. Jetzt musste ich die nächsten 2,5 Stunden nur darauf hoffen, dass der Verkehr stabil blieb.

Tatsächlich war das Glück auch hier auf meiner Seite und mit nur 3 Minuten Verspätung kam ich am Flughafen an. Ich  fand recht schnell einen Parkplatz und machte mich bereits auf den Weg in die Ankunftshalle - nur um dann wieder umdrehen zu müssen, weil ich mein Handy vergessen und es dann im Auto nicht auf Anhieb hatte finden können.

Nervös und etwas abgehetzt versuchte ich ein paar Minuten später tief durchzuatmen und dann Gemmas Nummer zu wählen. Ich hatte zwar schon mit ihnen telefoniert, aber zu wissen, dass ich gleich Harrys Familie persönlich treffen würde machte mich dann doch ziemlich nervös.

"Hey Louis, wie sieht's aus, schaffst du's?"

"Hi, j-ja ich.. ich bin schon am Parkplatz."

"Ach super, wir haben uns schon einen Sitzplatz gesichert Harrys Flug hat wohl ein bisschen Verspätung. Möchtest du schon dazu kommen? Soll ich dir entgegen laufen?"

"N-Nein Quatsch, alles gut, ich kann-"

"In welchem Parkhaus bist du?"

"Gemma-"

"Willst du mich, hochschwanger und bei viel zu warmen 20 grad in das falsche Parkhaus laufen lassen?"

"N-nein, ich stehe in E."

"Oki super, bis gleich! Du solltest mich erkennen können, ich bin die, die fast platzt!"  Damit legte sie auf und hinterließ nur ein Piepen in meinem Ohr.

Ich seufzte, ehe ich erneut versuchte tief durchzuatmen. Die Nervosität mischte sich mit Aufregung und einer unfassbaren Vorfreude auf Harry und die Kombination ließ meinen Körper kribbeln.

Ich raffte mich vom Autositz wieder hoch, bevor ich dieses Mal checkte, ob ich alles dabei hatte, was ich brauchte und mich wieder auf den Weg machte. Mein Handy machte ein Signal und ich seufzte, ehe ich es rausholte und meinen Blutzucker checkte. Ich passte schnell die Dosis an, die gerade vermutlich wegen der Aufregung und der Hektik zu sehr schwankte und steckte mein Handy dann wieder ein, um nach Gemma Ausschau zu halten.

Grinsend schüttelte ich den Kopf, als ich sie am Eingang des Parkhauses entdeckte. Sie hielt mir ein Schild mit der Aufschrift "Willkommen Louis" vor die Nase und sah mich gespielt fragend an. "Entschuldigung, sind Sie Louis Tomlinson?", wollte sie wissen und ich schüttelte erneut den Kopf, bevor ich lachend nickte.

Sie schloss mich so gut es mit ihrem runden Bauch ging in die Arme und nickte dann in Richtung der Ankunftshalle.

"Bist du bereit dich Mum zu stellen, die schon kaum abwarten kann, dich auszufragen?" Sie schien meinen skeptischen Blick richtig zu deuten, weswegen sie aufmunternd lächelte und mir dann gegen die Schulter stupste. "War nur ein Spaß, keine Angst. Sie wird nur ein paar Fragen stellen - denk ich. Aber sie freut sich wirklich sehr dich endlich kennenzulernen und sie ist nett - ich auch, meistens!."

Ich nickte, schenkte ihr ein Lächeln und wechselte die Schulter an der mein kleiner Rucksack hing. "Ich freue mich auch sehr, Harry hat wirklich oft von euch gesprochen und war dabei immer so.. liebevoll, eigentlich könnt ihr dann nur nett sein", ließ ich sie schmunzelnd wissen und sie lachte kurz, bevor wir beide nebeneinander herliefen.

"Das musst du gleich nochmal erzählen, das glaubt mir Mum sonst nicht", lachte sie und ich grinste, weil es sich kein bisschen komisch mit ihr anfühlte, eher so als hätte ich sie schon öfter getroffen.

Wenig später kamen wir bei den anderen Familienmitgliedern an und anders als erwartet gab es nicht erst einmal eine unangenehme Vorstellungsrunde. Stattdessen wurde ich gleich mit offenen Armen empfangen und Anne wollte tatsächlich gleich von mir wissen, wie das Leben für sechs Monate mit Harry so war.

Sie hatten ihn zwar einmal besucht, allerdings wollte sie wissen wie sein Alltag dort so aussah, da sie diesen Einblick in der Zeit dort nicht richtig bekommen hatten. Ich erzählte also alles was mir so einfiel - von unserem typischen Arbeitsalltag, über seinen Lieblingssupermarkt bis hin zu der Tankstelle, die immer am günstigsten war aber auch immer genau dann drei von vier kaputte Tanksäulen zu haben schien, wenn Harry tanken musste (und natürlich Zeitdruck hatte).

Es tat gut davon zu erzählen, auch wenn es mich gleichzeitig auch ein wenig traurig stimmte und mir einen Stich im Herzen versetzte.

Wir unterhielten uns eine gute Stunde lang, bis Harrys Flug endlich als 'gelandet' angezeigt wurde und wir uns nun direkt an die Ausgangstüren stellten. Ich spürte die Aufregung wieder hervor kriechen und merkte wie meine Hände anfingen zu schwitzen. Die irrationale Sorge, dass Harry sich nicht freuen würde mich zu sehen überkam mich plötzlich.

Wie als hätte Gemma meine Gedanken gelesen, spürte ich ihre Hand die kurz meinen Arm drückte. "Er wird so durchdrehen wenn er dich hier sieht. Er hat sich schon gefragt wie er es noch bis morgen aushalten soll dich zu sehen, obwohl du so nah bist."

Ich spürte ein Flattern in meinem Bauch - das Flattern, das nur Harry in mir auslösen konnte. Mit einer Berührung, einem Blick, einem Kuss, oder der Art wie er meinen Namen sagte und seine Arme um mich schloss. Die Vorfreude darauf genau das gleich zu spüren, ließ das Flattern noch stärker werden.

Ungeduldig trat ich von einem Fuß auf den anderen und ließ mein Blick über die Menschen schweifen, die durch die Schiebetür in den Ankunftsbereich kamen.

Es dauerte ein paar Minuten - in denen ich drohte vor Vorfreude zu platzen - bis Harry plötzlich in meinem Blickfeld auftauchte. Es dauerte keine Sekunde da hatte er auch mich entdeckt und die Verwirrung und Überraschung in seinem Gesicht war deutlich zu sehen.

Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu, während er mit noch schnelleren Schritten auf mich zu kam, die Tasche aus seiner Hand fallen ließ und mich dann so überschwänglich in den Arm nahm, dass ich kurz mein Gleichgewicht verlor.

"L-lou?", murmelte er überrascht in meinen Haaransatz und ich nickte an seiner Brust.

"Hi Love", erwiderte ich und löste mich ein wenig von ihm, um ihn anschauen zu können. Ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, hörte ihn daraufhin zufrieden seufzen, bevor er sich nun ein Stück löste, um mich wieder ansehen zu können.

"Du? hier?" Ich nickte grinsend, bevor ich ein Räuspern neben uns hörte.

"Hallo Bruderherz, schön dich zu sehen!" Harry löste sich von mir, in der Sekunde in der mein Handy erneut Alarm schlug.

Ich spürte seinen Blick für einen Moment auf mir, doch ehe er etwas sagen konnte wurde er schon in Beschlag genommen. Ich überließ den anderen nun ihren Moment mit Harry und entfernte mich ein paar Schritte, um Harrys Tasche aufzuheben und sie auf seinen Koffer zu legen. Dann widmete ich mich meinem Handy, das in meiner Hosentasche noch immer vibrierte und mich meine Augen verdrehen ließ.

Heute wollte meine Bauchspeicheldrüse aber wirklich unfassbar viel Aufmerksamkeit von mir.

Harry wiederzusehen schien meinen Körper wohl ziemlich durcheinander zu bringen, was mich nicht sonderlich überraschte, immerhin waren die letzten vier Wochen wie ein Entzug ohne ihn.

"Louis, brauchst du was?" Annes Stimme durchbrach meine Gedanken und ich spürte ihre Hand auf meinem unteren Rücken. Sie schien meinen verwirrten Blick zu bemerken, weswegen sie auf das Handy in meiner Hand deutete. "Oh, ich hab den Alarm gehört und erkannt. Alles in Ordnung?"

Es dauerte einen Moment bis mir wieder einfiel, dass mir Harry von Annes Diabetes erzählt hatte. Deswegen hatte sie den Alarm und die App auf meinem Handy erkannt. Ich nickte, bevor ich ihr ein Lächeln schenkte. "Alles in Ordnung, danke Anne." Sie musterte mich einen Augenblick kritisch, doch bevor sie etwas sagen konnte, tauchte Harry neben mir auf.

Seine Hand fand meine und die tiefen Grübchen in seinen Wangen waren der Beweis dafür wie sehr er sich freute. Auch wenn er ein wenig müde und kaputt aussah, strahlte er bis über beide Ohren. Ich pikste ihm in sein Grübchen, bevor ich mich an seine Seite kuschelte und für einen Moment meine Augen schloss, während ich seinen Duft einatmete.

Ich spürte seinen Arm, der sich um mich legte und plötzlich war es, als würde die Welt um uns herum verstummen. Mein Herzschlag beruhigte sich und ich merkte wie jegliche Anspannung meinen Körper verließ.

Als ich meine Augen wieder öffnete, war Michal gerade dabei sich den Koffer von Harry zu schnappen, während Gemma an Harrys anderer Seite lehnte. Er wuschelte ihr durch die Haare, woraufhin sie ihm einen beleidigten Blick zu warf und gegen seine Schulter schlug.

Ich wollte mich gerade von ihm lösen, aber Harry hielt mich zurück, in dem er seine Hand an meiner Hüfte hielt. "Ich fahre mit dir mit Lou." Er gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er meine Hand in seine nahm und seinen andere Arm um Gemmas Schultern legte.

"Das musst du nicht Haz, alles gut." Doch er winkte nur ab, bevor er mich mit zog und sich draußen von seiner Familie verabschiedete. Dann schnappte er sich meine Hände und zog mich wieder in eine enge Umarmung.

"Ich hab dich so vermisst Lou", murmelte er und ich presste mich noch ein Stückchen näher an ihn ran.

"Ich dich auch, so sehr", erwiderte ich und löste mich von ihm, um meine Hände an seine Wangen zu legen und ihm einen innigen Kuss zu geben.

"Na komm, wenn wir zu lange brauchen kriegen wir Ärger", er grinste und ich erwiderte das grinsen, bevor wir Händchen haltend zu meinem Firmenauto liefen.

"Ich kann nicht glauben, dass du diese Überraschung so spontan geplant hast, Love", erklärte Harry als er wenig später auf der Beifahrerseite einstieg. Ich nickte zustimmend, während ich noch einmal meinen Blutzuckerwert checkte, um für die Fahrt sicherzugehen.

"Alles okay?", wollte Harry wissen und ich nickte schnell, bevor ich mir aus meinem Rucksack eine Packung Nüsse rausfischte und auf die Mittelkonsole legte.

"Ich kann's nur auch nicht so ganz glauben, dass ich her gefahren bin, das war alles so spontan und ich hab's noch nicht realisiert, dass du wirklich neben mir sitzt." Er legte seine Hand auf mein Knie und drückte dieses sanft.

"Ich auch nicht.. bist du direkt nach der Arbeit her gefahren?" Ich nickte, ehe ich den Motor startete. "Hast du gegessen Lou?"

"Harry ich kann-"

"Ich weiß das du auf sich selber aufpassen kannst mein Schatz, aber du musstest in den 15 Minuten in denen ich hier bin zwei mal ohne wirklichen Grund dein Insulin nachbessern, das ist dir in den ganzen sechs Monaten auf Barbados nicht einmal passiert."

"Ich war einfach aufgeregt deine Familie zu treffen Haz, alles gut versprochen."

"Soll ich fahren?"

"Quatsch, außerdem bist du hier derjenige der 9 Stunden im Flieger saß und mitten in der Nacht geflogen ist. Apropos wie war der Flug?"

Während Harry mit von seinem Flug berichtete, gab ich Gemmas Adresse in das Navi ein und fuhr anschließend aus dem Parkhaus raus.

Durch den Feierabendverkehr brauchten wir fast eine Dreiviertelstunde bis wir bei Gemma ankamen. Die anderen waren kurz vor uns angekommen und mir wurde warm ums Herz, als ich sie dabei beobachtete wie herzlich sie ihn erneut in Empfang nahmen. Bereits an der Haustür hing ein Willkommens Schild und auch im Haus zog sich die passende Deko durch.

Sie hatten Harrys Lieblingsessen vorbereitet und obwohl ich Sorge hatte mich irgendwie ein wenig fehl am Platz zu fühlen, nahmen sie auch mich so herzlich mit auf, dass ich mich gleich willkommen fühlte.

Der Gedanke, dass ich eigentlich noch am gleichen Abend zurück fahren musste, machte mich unfassbar traurig. Zum ersten Mal in den letzten Wochen fühlte ich mich nicht mehr so alleine, wie die meiste Zeit in meiner kleinen Einzimmerwohnung in Manchester. Ich hatte seit meinem Auszug vor drei Wochen erst einmal meine Familie besucht, weil ich Sorge hatte, meine Entscheidung nach umzuziehen dann bereuen könnte und es mir noch schwerer fallen würde.

Hier jetzt mit Harry und seiner Familie zu sitzen und zu beobachten wie er mit Gemmas Baby im Bauch spricht und das Babyzimmer genau inspiziert ließ mir warm ums Herz werden.

Ich half Harry einige Zeit später gerade dabei seinen Koffer im Gästezimmer auszupacken, als er mich plötzlich von hinten umarmte und seinen Kopf auf meiner Schulter ablegte.

"Kannst du nicht einfach hier bleiben Lou? Ich würde so gerne neben dir schlafen..", er atmete tief durch, bevor er einen Kuss an meinem Hals platzierte.

Ich schloss meine Augen, um seine Nähe und Berührungen für einen Moment zu genießen. "Ich muss morgen arbeiten Haz..", murmelte ich leise, doch Harry brummte nur, bevor seine Hände meinen Körper hinab wanderten.

"Mhh Haz.. wir können nicht-"

"Und wie wir können, ich warte seit vier Wochen darauf das hier-" er platzierte einen weiteren Kuss an meinen Hals und saugte leicht an diesem. "Und das hier-", seine linke Hand fuhr meinen Hosenbund entlang, bevor er schließlich zwei Finger in die Hose einführte. "Nicht zu vergessen das hier-", seine Finger schlossen sich um meinen Penis und ich ließ meinen Kopf nach hinten gegen seine Schulter fallen. "Machen zu können", beendete er seinen Satz und spätestens jetzt hätte ich ihm nicht mehr widerstehen können.

Ich seufzte leise, ließ mich von ihm zum Bett schieben und wenig später alle Klamotten ausziehen. Es dauerte nicht lange bis wir beide genau wussten was der andere gerade braucht und ich merkte wie viel stärker das Verlangen nach ihm war, jetzt wo er mir nach einigen Wochen wieder nah sein konnte.

Ich hatte die Tatsache, dass wir bei Gemma zuhause waren und uns die anderen hören könnten, zwar im Kopf, aber es erforderte trotzdem ziemlich viel Kraft so leise wie möglich zu sein.

Völlig außer Atem lagen wir anschließend halb aufeinander im Bett und versuchten irgendwie von unserem Hoch runterzukommen.

"Fuck Harry, ich hab dich so vermisst." Harry lachte leise, bevor er mir einen Kuss auf meinen Kopf drückte und dann aus dem Bett schlüpfte und sich meinen Rucksack schnappte. Keine zwei Sekunden später warf er mir eine Packung Traubenzucker zu und kuschelte sich dann wieder an meine Seite.

Es überraschte mich immer wieder wie aufmerksam er war und wie unfassbar normal er damit umging. Bei ihm hatte ich, anders als bei anderen Partnern, nie das Gefühl, irgendwie den Moment zu stören wenn ich meinen Blutzucker zwischen durch oder nach dem Sex checken musste. Stattdessen war es für ihn selbstverständlich auf mich zu achten, für den Fall, dass ich selber eine Unterzuckerung nicht bemerkte und auch wenn es bisher nicht notwendig war, wusste ich trotzdem das ich mich immer auf ihn verlassen konnte.

"Ich liebe dich Lou", seine Stimme war nur noch ein gedämpftes Hauchen und ich schloss meine Augen, um nur ganz kurz zu genießen, dass ich mit Harry im Bett kuscheln konnte.. nur einen kleinen Augenblick lang.

"Ich dich auch Haz", murmelte ich leise und kuschelte mich enger an ihn ran.


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Die beiden versuchen sich also an einer Fernbeziehung und Louis hat ein wenig Schwierigkeiten sich in sein neues Leben einzufinden... vor allem, dass Harry nun zu Besuch ist und er arbeiten muss macht ihm zu schaffen 🥺

Habt einen schönen Sonntag ihr Lieben ♥️

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