✹ ~ Unfaire Spiele ~ 𓆉
「𝟚𝟞. 𝕁𝕒𝕟𝕦𝕒𝕣」
✈︎ 𝟼𝟶 𝚃𝚊𝚐𝚎, 𝟷𝟶 𝚂𝚝𝚞𝚗𝚍𝚎𝚗
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4013 Wörter
«𝕃.»
„Komm her Lou" Ich schüttelte meinen Kopf und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Loulou komm schon."
„Nenn mich nicht so, das dürfen nur Ernest und Doris." Harry lachte kurz und schüttelte seinen Kopf, wohingegen ich anfing zu schmollen. Ich gab allerdings nach und lies mich neben ihn auf das Sofa fallen, um wenig später von seinen Armen näher gezogen zu werden und mich auf seine Brust zu kuscheln.
"Hör auf zu schmollen."
"Nö, das ist nicht fair."
"Es ist ein Spiel, die sind nunmal nicht immer fair."
"Trotzdem", schmollte ich und hörte ihn kurz darauf leise lachen.
"Bist du dir sicher, dass du der ältere Bruder bist?" Ich hob meinen Kopf an um ihn böse anzufunkeln.
"Bist du sicher, dass du so frech sein kannst?"
"Wieso was passiert denn wenn ich frech bin?" Ich setzte mich noch ein wenig mehr auf, um meine Hände auf seiner Brust abzustützen und ihn wissend anzusehen.
"Das weißt du ganz genau."
"Hmm.. ich denke nicht, hilf mir mal auf die Sprünge." Ich fuhr mit meinen Fingern seine Brust entlang bis zu seinem Hosenbund, stoppte dort aber und kniff ihm stattdessen in die Seite. Er gab ein gespielt geschocktes Geräusch von sich und hielt meine Hand davon ab ihn erneut zu kneifen. "Na, das reizt mich jetzt aber eher noch frecher zu sein." Ich verdrehte meine Augen und ließ mich dann von seinen Händen, die er auf meinen Rücken platziert hatte näher drücken. Er drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen und biss mir dann spielerisch in meine Nasenspitze, was dieses mal mir ein erschrockenes Geräusch entlockte. "Es macht Spaß dich zu ärgern, du beleidigtes, kleines Würstchen."
"Wieso macht das Spaß?", wollte ich wissen und versuchte gleichzeitig mich von ihm zu lösen, was er allerdings nichts zu ließ. Stattdessen wurde sein Griff um meinen Körper ein wenig stärker.
"Weil du dann mal der Grummelpeter bist und nicht ich", erklärte er und gab mir einen schnellen Kuss auf meine Nasenspitze.
"Ne, der bist du, immer. Da komme ich nicht dran." Er gab nur ein Brummen von sich und fing stattdessen an meinen Hinterkopf sanft zu massieren, bevor seine anderen Hand an meine Wange fand und mich an Ort und Stelle hielt, während seine Lippen wieder auf meine trafen.
Als wir uns gerade auf einen Rhythmus eingespielt und ich meine Hände schon unter sein Shirt wandern lassen hatte, wurden wir von einem Klingeln unterbrochen. Harry stöhnte leise und schob mich ein Stück von sich weg, um nach seinem Handy zu greifen, welches auf dem Couchtisch vor sich her bimmelte.
"Oh, das ist Gemma. Ist es in Ordnung wenn ich rangehe?", fragte er stirnrunzelnd, ehe ich schnell nickte.
"Natürlich", hauchte ich, noch immer etwas ausser Atem von der Knutscherei. Ich setzte mich auf und wollte gerade wegrutschen, aber Harry hatte andere Pläne. Während er mit einer Hand den Anruf annahm, legte er die andere auf mein Knie und hielt mich so davon ab mich von ihm zu entfernen.
"Hey, Gems. Was gibts, ist alles in Ordnung?"
Bislang hatte ich Harry schon ein paar Mal dabei beobachten können, wie er mit seiner Mutter und Schwester telefoniert hatte. Mir fiel sofort auf, dass sowohl jetzt, als auch beim letzten Mal seine Stimme irgendwie anders klang, sobald er den Anruf annahm. Auch die Art und Weise wie seine Gesichtszüge weicher wurden und wie seine Lippen ein kleines, aber konstantes Lächeln zierte, war etwas was ich sonst nicht häufig mitbekam und was scheinbar nur seine Familie in ihm auslösen konnte.
"Wie? Das.. warte, anstatt das zu googeln rufst du mich an? Ist es nicht.. es ist gerade mitten in der Nacht bei dir. Wieso denkst du da bitte drüber nach?" Irritiert beobachtete ich ihn dabei, wie er seine Stirn erneut ein wenig runzelte und dann denn Kopf schüttelte. "Du bist unmöglich Gemma. Die Dinger hießen Sherbet Fountain und ja, ich weiß noch wie ich daran fast erstickt bin, danke für die Erinnerung." Er verdrehte seine Augen und ich konnte mir ein leises Lachen nicht verkneifen, bei seinem komplett verwirrten Ausdruck. Leider war mein Lachen wohl nicht ganz so leise, denn keine Sekunde später sah Harry mich an und seufzte leise. "Ja, das war Louis", erklärte er und stellte danach sein Handy auf Lautsprecher um.
"Hi Gemma", gab ich von mir, während Harry erneut seinen Kopf schüttelte.
"Heyyy Louis, na was treibt ihr beide so? Ich hoffe ich hab euch nicht bei irgendwas gestört, ich will nicht Schuld daran sein, dass ihr-"
"Gemma, ist gut", unterbrach Harry sie und wir beide konnten sie daraufhin leise zischen hören.
"Nicht so frech. Ich bin immer noch älter. Schon mal was von Respekt gehört?"
"Hast du schon mal was von schlafen gehört? Es ist immer noch ein Uhr nachts."
"In meinem Bauch findet gerade eine Party statt, da ist an Schlaf nicht zu denken. Außerdem bin ich alleine und alleine schlafen ist blöd", erklärte sie und auf Harrys Gesicht bildete sich ein Grinsen, was wiederum in meinem Bauch ein Kribbeln auslöste.
"Ich sag ja sie wird genauso eine Turnerin, wie ihre Mum."
"Harry, wir wissen immer noch nicht was es wird."
"Mir egal, ich sag es wird eine sie."
"Schön, vielleicht kriegst du sie ja dazu sich zu beruhigen, du sagst ja es ist Zeit zu schlafen."
"Und wie soll ich das bitte anstellen?"
"Keine Ahnung sprich mit dem Baby, schimpf mit ihm, sing was vor, irgendwas."
"Wenn ich singe, wird sie bestimmt nur noch wilder, das möchte keiner hören."
"Auch wieder wahr Brüderchen. Na gut, dann unterhaltet mich wenigstens, mir ist langweilig. Was gibts so neues auf eurem Inselchen da drüben?"
Nachdem wir uns also soweit ausgetauscht hatten, waren wir schließlich in einen Video-Anruf gewechselt und Gemma hatte es sich in dem zukünftigen Kinderzimmer bequem gemacht um uns ihre letzte Ausbeute an Klamotten und anderem Zeug zu zeigen.
Harry war ein wenig traurig darüber gewesen die erste Schwangerschaft seiner Schwester nicht live mit zu erleben, weswegen die beiden einen Pakt ausgemacht haben. Wenn Harry etwas online sah, was er ihr sonst besorgt hätte, ist sie losgezogen und hat es sich gekauft und dem Baby dann gesagt das das von Onkel Harry kommt. Da Harry Kleidung und Ausstattung für Babys offenbar unwiderstehlich niedlich fand, musste sie ungefähr 3 mal die Woche los um irgendwas zu besorgen, was er wieder ausgesucht hatte. So kam es jetzt, dass sich schon ein beachtlicher Berg an Dingen angesammelt hat, bei dem Gemma nur den Kopf schüttelte und Harry stolz grinste. Sie versuchten jede Woche per Video miteinander zu sprechen, damit er sehen konnte wie das kleine Wesen in ihrem Bauch wuchs und wie sich das Zimmer immer mehr füllte.
"Harry du musst echt einen Gang zurück schrauben, der Kleiderschrank und die Kommode hat kaum noch Platz."
"Nein, das macht viel zu viel Spaß. Vergiss nicht-"
"Das du immer ein Bild haben möchtest wenn die Klamotten getragen werden, Ja Ja ich weiß, das könnte ich nicht mal vergessen, wenn ich wollte. Du wirst mich sowieso dazu zwingen, dich 24 Stunden am Tag auf dem laufenden zu halten. Aber ich hab noch einige Wochen vor mir Hazzabärchen." Gemma verdrehte ihre Augen und Harry zuckte nur unbekümmert mit den Schultern.
"Apropos, wie löst ihr jetzt das Problem mit der Hebamme?"
"Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass es die Bereitschaftshebamme aus dem Geburtshaus sein wird und für danach hat sie auch angeboten, dass sie-" Sie wurde durch einen Knall unterbrochen, woraufhin wir nur noch die Decke zu sehen bekamen.
"Gemma? Was war das?", fragte Harry und schnappte sich das Handy, welches wir auf dem Couchtisch aufstellt hatten, so dass Gemma uns sehen konnte. Am anderen Ende der Leitung war es Still, ausgenommen von Gemmas Atmen, welches noch zu hören war. "Gemma?!", gab Harry nun mit noch mehr Nachdruck von sich, doch noch immer war nichts zu hören, oder zu sehen. "Was ist los-" Erneut war ein Knall zu hören, gefolgt von einem weiteren. Es klang ein wenig so wie als würde jemand gegen eine Tür hämmern. Harry und ich wechselten einen verwirrten Blick und ich konnte die Sorgenfalte auf Harrys Stirn erkennen.
Gerade als er wieder ansetzte etwas zu sagen, erschien Gemmas Gesicht plötzlich wieder vor der Kamera. Doch ihr Anblick war alles andere als beruhigend. Zwar waren nur ihre braunen Augen zu sehen, doch diese zuckten unruhig und panisch hin und her und ich meinte sogar Tränen in ihnen glitzern zu sehen.
"I-ich glaub jemand ist im Haus", hauchte sie leise und nun merkte auch ich das mein Herz mir in die Hose rutschte.
"Was? Scheiße bist du sicher?"
"I-ich weiß nicht, ich.. oh Gott." Kurz darauf hörte man erneut ein Poltern und ich spürte wie mein Herz anfing schneller zu schlagen.
„Fuck Gemma kannst du dich einschließen? Mach die Tür zu!" Gemma nickte hastig, bevor sie sich aufrappelte und schnell zur Tür lief.
Dort angekommen ließ sie scheinbar ihr Handy und den Schlüssel fallen und fluchte daraufhin leise vor sich her, bevor ihr Weinen zu hören war.
„Gemma hey hör mir zu bitte. Du musst versuchen ruhig zu bleiben, heb den Schlüssel vorsichtig wieder auf, du kannst das okay, es wird alles gut. Wir sind da wir helfen dir", versuchte Harry sie zu beruhigen, als ich mich schließlich auch aus meiner Starre löste und nach meinem Handy griff.
Ich suchte im Internet nach der Vorwahl von Gemmas Wohnort und tippte diese dann ein, zusammen mit der Ländervorwahl von England und der Notrufnummer. Harry redete noch immer so beruhigend er konnte auf Gemma ein, die es mittlerweile geschafft hatte den Schlüssel aufzuheben und ins Türschloss zu stehen, mit ziemlich zittrigen Händen so wie es sich anhörte. Ich hielt Harry mein Handy hin und er nickte, bevor er mir per Chat Nachricht ihre Adresse schickte, während er immer noch dabei war Gemma zu bestärken und sie dazu zu bringen sich auf den Sessel zu setzen und irgendwie ruhig zu bleiben. Im Hintergrund war es still, aber nur für uns denn so wie Gemma immer wieder plötzlich zusammen zuckte, war irgendjemand definitiv im Haus und trieb sein Unwesen.
Ich entfernte mich von den beiden und wählte die Nummer, in der Hoffnung es würde funktionieren. Tatsächlich hatte ich keine fünf Sekunden später jemanden an der Leitung, dem ich die Adresse von Gemma weitergab und die Situation schilderte. Mit dem Hinweis, dass in ein paar Minuten die Polizei auftauchen würde und wir auf keinen Fall den Kontakt zu Gemma unterbrechen sollten, verabschiedete sich die nette Person am anderen Ende der Leitung und ich begab mich mit schnellen Schritten zurück zur Couch. Eine Gänsehaut legte sich auf meinen Körper, als ich Harry dabei beobachtete wie er versuchte ruhig zu bleiben und mit Gemma zusammen zu atmen, damit diese nicht in Panik verfiel. Erleichtert darüber, dass es tatsächlich geklappt hatte den Notruf abzusetzen setzte ich mich schnell wieder neben ihn und drehte das Handy ein wenig zu mir.
„Gemma? Die Polizei kommt sofort, der Wagen ist nur zwei Minuten entfernt. Sie kommen ohne Blaulicht und Sirene, damit niemand fliehen kann, aber sie kommen jeden Augenblick, ja? Halte durch, alles wird gut." Sie nickte schwach, während ihr Blick starr nach vorne, vermutlich an die Tür gerichtet war.
Viel erkennen konnte man nicht, da sie scheinbar das Licht ausgemacht hatte und nun nur noch von dem schwachen Licht des Displays beleuchtet wurde, welches sie ganz nah an ihrem Gesicht hielt, vermutlich um uns gut hören zu können.
Harry neben mir atmete ein wenig erleichtert auf und ich spürte im selben Moment wie seine Hand sich auf mein Knie legte und ein wenig festkrallte.
„Die Treppenstufen, j-jemand kommt hoch Haz ich hab so Angst", flüsterte sie plötzlich, gefolgt von einem erstickten Laut, den sie mit ihrer Hand abfing. Tränen liefen ihr aus den Augen, die so voller Angst aufgerissen waren, dass es mir einfach nur wehtat sie so zu sehen. Mein Herz wummerte wieder, oder eher noch immer in meiner Brust und ich konnte mir gar nicht vorstellen wie sie sich fühlen musste.
Wir hielten alle die Luft an, bis plötzlich ein Geräusch zu hören war und kurz darauf scheinbar mehrmals die Türklinke herunter gedrückt wurde. Gemmas Hand presste sich noch fester auf ihren Mund und sie kniff ihre Augen zusammen. Während auch Harrys Griff um mein Knie stärker wurde. Ich platzierte meine Hand auf seiner und drückte diese, um ihm irgendwie beizustehen, dabei lagen meine eigenen Nerven selbst blank. Wenn das jetzt eine von meinen Schwestern wäre, alleine und schwanger zuhause, mitten in der Nacht während irgendjemand sich gewaltsam Zugang ins Haus verschafft und dann plötzlich nur noch eine Tür entfernt ist... ich glaube ich hätte meine Fassung schon längst verloren.
Bevor allerdings noch irgendwas sonst geschehen konnte, waren plötzlich laute Stimmen zu hören und ich meinte jemanden „Polizei" rufen zu hören.
„Gems? Ist das die Polizei? Kannst du was hören?", wollte Harry wissen, bekam als Antwort aber nur ein überfordertes Schulterzucken.
Als dann plötzlich jemand leicht an die Tür klopfte, löste Gemma ihre Hand von ihrem Mund, bewegte sich sonst aber nicht.
„Hallo? Hier ist die Polizei, Sie sind in Sicherheit. Können sie die Tür öffnen?" Gemma schüttelte ihren Kopf und ein Schluchzer verließ ihren Mund
„I-ich hab A-angst Harry", hauchte sie und schüttelte erneut den Kopf.
„Hey, ich weiß. Ist schon gut, wir sind da Gemma, du bist nicht alleine. Das ist die Polizei, sie helfen dir." Die Tränen aus ihren Augen wurden wieder mehr und sie schüttelte noch immer den Kopf. „Okay, okay lass die Tür zu, wenn du dich damit besser fühlst okay? Gemma ich muss kurz aus der App raus, ich gebe Louis die Nummer von Mum und Michal damit er sie versucht zu erreichen Ja? Aber wir sind da, in 10 Sekunden kannst du uns wieder sehen, versprochen." Sie nickte kurz und Harry öffnete erneut meinen Chat um mir schnell die zwei Kontakte zu schicken und dann wieder auf den Videoanruf zu wechseln. Gemma saß noch genau so da wie vor ein paar Sekunden. Der Polizist hatte das Gespräch scheinbar mitbekommen und beschlossen nicht noch mal anzuklopfen, zumindest war davon nichts zu hören.
Ich sah Harry ein wenig überfordert an, unschlüssig wen ich zu erst anrufen sollte. Harry tippte auf den Kontakt seiner Mutter und ich nickte einfach nur kurz, ehe ich auf das Anruf Symbol drückte.
„Gems? Kannst du mir sagen, wo Michal ist? Ist er weit weg auf Geschäftsreise?"
„London", erwiderte sie zuckte dann zusammen, als plötzlich erneut jemand an die Tür klopfte. „Harry", weinte sie und klammerte sich an das Kissen welches sie fest an ihre Brust drückte. Ich beendete den Anruf und versuchte es stattdessen bei Gemmas Mann.
„Mach die Lautstärke vom Handy wieder lauter, ich spreche mit dem Polizisten okay?" Gemma nickte und wenig später erklärte Harry der Person vor der Tür, dass Gemma so weit okay sei, aber sich nicht traue die Tür zu öffnen und das wir am Telefon sind und versuchen jemanden zu erreichen der vorbei kommt.
Gerade als ich auch den zweiten Anruf bei Harrys Mutter beenden wollte, nachdem auch Michal nicht rangegangen war, hörte ich plötzlich doch ein „Klick-Geräusch" in der Leitung. Ich sprang vom Sofa auf und entfernte mich ein paar Meter, damit Harry mit Gemma sprechen konnte und sie nicht hörte, wie ich erzählte was los war.
„Anne? Hey hier ist Louis", fing ich an zu erklären, hörte daraufhin ein Rascheln und dann ein fragendes Brummen.
„L-Louis? Ist alles in Ordnung? Ist etwas mit Harry?"
„Nein mit Harry ist nichts.. wir.. also es geht um Gemma."
„Gemma? Ich versteh nicht, was ist mit Gemma?"
„Du musst zu ihr rüber fahren, jemand ist bei ihr eingebrochen. Die Polizei ist gerade da, sie-"
„Oh Gott", unterbrach sie mich, gefolgt von einem erneuten Rascheln und dann etwas, dass wie eine Tür klang. „Geht es ihr gut? Ist ihr etwas passiert?"
„Ihr ist soweit nichts passiert, sie war gerade im Kinderzimmer und hat sich da eingesperrt, aber sie hat Angst ich glaube sie steht noch unter Schock.. Harry telefoniert noch mit ihr. Ich konnte Michal noch nicht erreichen."
„Kannst du es bitte weiter versuchen? Wir fahren sofort rüber", bat sie mich, bevor ich erneut ein Rascheln hörte. „Robin? Wach auf Schatz, wir müssen zu Gemma fahren."
„Natürlich mach ich sofort. Fahrt vorsichtig."
„Danke Louis." ich hörte ein Klicken und dann war der Anruf auch schon beendet.
Während ich zurück zu Harry und Gemma lief, wählte ich wieder Michals Nummer.
„Anne und Robin haben sich auf den Weg gemacht", erklärte ich Harry, der daraufhin kurz seine Augen schloss und nickte, bevor er es Gemma weitergab.
Die beiden hatten sich scheinbar sehr beeilt, denn keine 10 Minuten später war Annes Stimme schon zu hören, die sanft auf ihre Tochter einredete. Diese zögerte keine Sekunde und begab sich zur Tür, um wenig später laut erleichtert aufzuatmen. Alles was dann zu hören war, war ein Stimmenwirrwarr und lautes Schluchzen.
Ich hatte in der Zwischenzeit durchgehend versucht Michal zu erreichen, in der Hoffnung er würde davon wachwerden. Es dauerte noch drei weitere Versuche, bis ich eine verschlafene Stimme wahrnahm, die sich müde meldete. Ich realisierte erst da, dass ich noch nie mit Michal gesprochen hatte und war plötzlich ein wenig überfordert damit, wie ich anfangen sollte. Harry bemerkte das zum Glück und nahm mir das Handy aus der Hand, während er mit der anderen das Mikrofon an seinem Handy stumm schaltete.
„Hey Michal, hier ist Harry", meldete er sich und ich griff nach seiner freien Hand um diese kurz zu drücken. Er warf mir einen dankbaren Blick zu und räusperte sich dann.
Nachdem er alles erklärt hatte, beschloss Michal sich auch direkt auf den Weg zu machen und verabschiedete sich mit der Bitte sich bei ihm zu melden, falls etwas sein sollte. Er bräuchte mindestens drei Stunden um zurück zu kommen, versprach aber vorsichtig zu sein und sich dafür auch in der Lage zu fühlen. Das letzte was Gemma jetzt auch noch brauchte war ein Unfall.
„Mom?", fragte Harry in sein Handy hinein, nachdem wir nur einen Ortswechsel und eine Menge Rascheln mitbekamen. Wenig später nahm angesprochene das Telefon in die Hand und seufzte leise. Gemma saß neben ihr auf einem Stuhl und presste sich fest an ihre Mutter. Robin stand hinter ihr, hatte beschützend seine Hände auf ihre Schultern gelegt und unterhielt sich gerade scheinbar mit einem Polizisten. „Michal ist auf dem Weg. Er kommt so schnell wie es geht, aber er ist vorsichtig. Gems? Wie fühlst du dich?"
„Scheiße", gab sie zu und ihre Stimme brach, bevor sie sich in dem Raum umsah, der stark nach einer Küche aussah. „Sie haben alles verwüstet", flüsterte sie und erneut liefen ihr die Tränen aus den Augen. Anne nahm ihre Tochter fest in den Arm, die sich schniefend an ihrer Mutter festkrallte.
„Gemma Schatz, sie wollen hier noch ein paar Spuren nehmen, du kommst mit zu uns ja? Sag mir was du braucht und deine Mutter oder ich packen deine Tasche", mischte sich nun Robin mit hinzu und Harry neben mir spannte sich ein wenig an.
Gemma teilte ihm mit was sie benötigte und kurz darauf nahm Robin Anne das Handy ab und lief aus dem Raum.
„Hey Harry, sie haben nur einen schnappen können, aber sind sich sicher es waren zwei, deswegen wollen sie Spuren nehmen", erklärte er, während der auf dem Weg nach oben war.
„Okay, ich hoffe sie finden den zweiten Typen schnell. Meinst du sie ist okay?"
„Sie steht immer noch unter Schock, aber ihr ist zum Glück ja nichts weiter passiert, du hast ihr gesagt sie soll sich einsperren oder?" Harry nickte zustimmend. „Das war sehr gut- Oh hey warte, der Polizist würde gern noch eben mit euch sprechen."
Nachdem wir dem Polizist alles berichtet hatten was wir mitbekommen haben, gab er das Handy wieder an Robin weiter.
„Harry? Ich weiß das ist jetzt wirklich blöd für dich, aber Gemmas Akku ist sofort leer und ich wollte die beiden eben rüber bringen und dann hier so lange warten, bis alles geklärt ist. Wir melden uns bei dir wenn Michal ankommt und wenn es etwas Neues gibt, okay? Sofort, versprochen."
„Okay.. pass auf sie auf und umarmst du sie ganz fest von mir bitte?"
„Mach ich Harry, denk dran, dass du auch schlafen musst, wir übernehmen ab hier und passen jetzt auf sie auf. Ihr beide müsst auch Schlaf kriegen, danach sprechen wir uns, ja?"
„Ja, bis später."
„Bis später."
Harry beendete den Anruf und ließ sein Handy achtlos auf seinen Schoß fallen, bevor er tief durchatmete und schließlich leise seufzte.
"Das sind einfach Momente in denen wäre ich gerne da.. nicht hier, so verdammt weit weg, wo ich einfach nichts tun kann", murmelte er leise und seufzte erneut.
"Du hast nicht nichts getan Harry, du warst da.."
"Aber auch nicht wirklich, immer noch 7000 km entfernt und nur am Telefon da."
"Hey, du warst da, egal ob am Telefon oder vor Ort, du warst da." Ich griff nach seiner Hand und drückte diese, während meine andere Hand sich auf seine Wange legte und sein Gesicht sanft zu mir drehte. "Du warst da Harry", flüsterte ich leise, bevor ich meine Lippen sanft auf seine legte. Er erwiderte den Kuss genauso sanft und lehnte seinen Kopf an meine Schulter, als wir uns voneinander lösten.
Ich legte meine Arme um ihn und drückte ihn fest an mich, ehe ich ihm einen Kuss auf den Kopf drückte.
"Wollen wir uns ins Bett legen Love?" Er nickte zaghaft, weswegen ich aufstand und ihn an den Händen ebenfalls auf die Beine zog.
Wir machten uns im Bad schnell fertig und legten uns in Harrys Bett. Keine Sekunde nachdem wir unter die Decke gehuscht sind, rutschte Harry zu mir rüber und ich öffnete meine Arme, damit er sich an mich ran kuscheln konnte. Sanft führen meine Fingerspitzen seinen Rücken und seinen Nacken entlang, bevor sie schließlich nach einigen Augenblicken in seinen Haaren landeten und seinen Kopf leicht massierten. Harry kommentierte das nur mit einem Brummen, bevor er ein wenig herumrutschte und sich schließlich so positionierte, dass er mich ansehen konnte.
"Danke, dass du da warst und auch geholfen hast Lou.. ich glaube ohne dich wäre ich verloren gewesen." Ich lächelte ihn sanft an und strich ihm eine Strähne aus der Stirn, bevor ich den Kopf schüttelte.
"Du warst toll Harry, aber ich hab gerne geholfen." Es herrschte einen Moment stille, bis Harry seinen Kopf wieder in meiner Brust vergrub und tief durchatmete.
"Denkst du, dass-.. ich.. ich will nicht das sie sich so fühlt Lou.."
"Kann ich verstehen Hazza... du kannst sie ja später nochmal anrufen und schauen, wie es ihr dann geht? Es tut mir Leid, dass ihr das passiert ist.. das war wirklich.. einfach schrecklich.."
"Ja..", murmelte er leise, bevor er sich plötzlich aufsetzte und nach seinem Handy auf seinem Nachttisch griff. Auf seiner Stirn bildete sich eine tiefe Falte, als er irgendwas eintippte und dann seinen Bildschirm anstarrte.
"Was machst du?"
"Ich muss irgendwas machen, ich schaue nach Alarmanlagen", erklärte er, war dabei aber sowieso nicht mehr wirklich anwesend.
"Haz.. du solltest schlafen, du kannst morgen schauen, jetzt ist Gemma sowieso gerade nicht mehr zuhause."
"Aber sie soll da wieder hin, sie soll sich wohlfühlen da und ich will irgendwas tun damit es so ist, wenn ich schon nicht für sie da sein kann. Ich.. ich kann jetzt nicht schlafen, sie schläft bestimmt auch nicht."
"Okay, okay.. ich helfe dir, ja? Wenn wir eine gute finden, versuchen wir ein wenig zu schlafen, okay? Wir müssen morgen früh raus Hazza und ich würde dich ungern so viel Auto fahren lassen, wenn du nicht schläfst.." Er nickte leicht, doch irgendwas sagte mir, dass es nicht so leicht sein wird ihn davon zu überzeugen schlafen zu gehen.
Nachdem wir uns noch fast zwei Stunden lang etliche Alarmsysteme angeschaut hatten, hatte ich das Gefühl ich könnte die Dinger schon verkaufen, weil Harry sich so gut es ging informieren wollte. Schließlich schlief er aber ein, während er sich ein Video ansehen wollte und ich atmete erleichtert aus, als ich ihm vorsichtig das Handy aus der Hand nahm und die Decke ein wenig höher zog. Seine halb liegende, halb sitzende Position sah überhaupt nicht gemütlich aus, allerdings wollte ich nicht riskieren ihn zu wecken, weswegen ich es dabei beließ und einfach hoffte er würde es sich im Schlaf bequemer machen.
Ich rechnete in meinem Kopf schnell aus, wie lange ich ihn schlafen lassen könnte, bevor ich leise seufzend sicherheitshalber ein paar Wecker mehr stellte und schließlich sein Handy anschloss und ablegte. Ich kuschelte mich behutsam an seine Seite und merkte schnell wie mich die Müdigkeit einholte.
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Ich hoffe euch gehts allen den Umständen entsprechend okay and you're holding up.. fühlt euch gedrückt, wer mag ♥️
Ganz viel Liebe an euch! ♥️🫂
-Carina
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