✹ ~ Deal ~ 𓆉

「𝟙𝟡. 𝔻𝕖𝕫𝕖𝕞𝕓𝕖𝕣」

✈︎ 𝟷𝟶𝟶 𝚃𝚊𝚐𝚎, 𝟸𝟹 𝚂𝚝𝚞𝚗𝚍𝚎𝚗

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3487 Wörter

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"Ich habe das Gefühl so langsam findest du Weihnachten hier gar nicht mehr soooo übertrieben und schlimm", schmollte ich und bekam daraufhin einen belustigten Blick von Harry zugeworfen.

"Und wieso schmollst du deswegen?", wollte er schmunzelnd wissen und bekam dafür einen leichten Schlag auf den Oberarm von mir.

"Weil es lustig war dich den Grinch zu nennen und damit aufzuziehen. Aber jetzt bist du fast gar nicht mehr grimmig unterwegs." Seine Wangen färbten sich wie so oft wieder in einen zarten rosa Ton und er räusperte sich leise, bevor er immer noch schmunzelnd den Kopf schüttelte.

Vielleicht hatte ich es mir heimlich zur Aufgabe gemacht ihn täglich so oft wie möglich in Verlegenheit zu bringen. Einfach nur um seine Wangen dabei zu beobachten, wie sie immer dunkler wurden und sich dabei seine Grübchen in die Wangen gruben, wenn er sein Grinsen nicht unterdrücken konnte.

Ich hatte nicht gedacht, dass Harry und ich noch mehr Zeit miteinander verbringen konnten, aber mittlerweile gab es eigentlich wirklich keine Minute am Tag, in der wir nicht höchstens 10 Meter voneinander entfernt waren.

Es hatte nur zwei Tage gedauert, bis Harry das erste Mal nicht nachhause gefahren ist. Nachdem wir eine ziemlich lange Diskussion über die besten Weihnachtsfilme geführt hatten und am Ende nach einem langen Arbeitstag natürlich direkt alle schauen mussten, weil wir uns nicht einigen konnten, waren wir irgendwann mittendrin einfach eingeschlafen - und es war das beste Gefühl neben ihm aufzuwachen, auch wenn wir ziemlich müde waren.

Seitdem verbrachten wir jede Nacht zusammen und pendelten zwischen seiner Wohnung und meinem Zimmer bei Jada hin und her.

Viel Zeit blieb uns neben der Arbeit allerdings sowieso nicht, da die Weihnachtszeit uns ziemlich viel abverlangte und wir unzählige Weihnachtsfeiern organisierten, für die wir täglich quer über die Insel fuhren. Die Zeit die wir dann hatten, verbrachten wir meistens damit uns kennenzulernen - auf jede erdenkliche Art. Dadurch hatten wir noch nicht so wirklich drüber nachdenken müssen, wie wir in der Öffentlichkeit oder vor anderen miteinander umgehen.

Doch irgendwie fühlte sich alles so leicht und unbeschwert an, dass ich auch gar nicht das Gefühl hatte mich mit irgendwas beschäftigen zu müssen. Selbst die tickende Uhr bis zu meinem Rückflug war in den vergangenen Wochen kaum präsent in meinem Kopf, weswegen Harry und ich auch nicht darüber sprachen.

Auch nach vier Wochen voller Weihnachtszauber - und tatsächlich wurde Weihnachten hier, je näher es kam noch präsenter - kam ich nicht aus dem Staunen und der Begeisterung raus. Durch das Organisieren und planen der Weihnachtsfeiern stieg bei mir die Vorfreude auf unsere eigene Weihnachtsfeier immer mehr.

Jada ließ immer eine Feier für das ganze Team und alle, die irgendwie teil unserer Arbeit waren planen, die Harry zufolge auch immer richtig gut war. Er musste in der Vergangenheit zwar oft gezwungen werden hinzugehen, aber ich hatte genau raushören können, dass er es nie bereut hatte. Und irgendwie bildete ich mir auch ein, dass er sich ein wenig von meiner Freude hat anstecken lassen.

Ich probierte mich gerade durch die verschiedenen traditionellen Gerichte und Cocktails, als Harry und Ayanna neben mir auftauchten und er mich angrinste. Ayanna hielt mir ein Glas hin und fing ebenfalls an zu grinsen, weswegen ich fragend zwischen den beiden hin und her sah.

"Was ist das?", wollte ich wissen doch Ayanna schüttelte nur den Kopf.

"Probier mal, Hazzy musste auch schon dran glauben." Besagter Hazzy verdrehte seine Augen, bevor er kurz nickte, mir aber mit keiner Miene verriet was mich erwartete.

Skeptisch musterte ich das Glas, wollte gerade dran riechen, als Ayanna ihre Hand über das Glas legte. "Nun mach schon Louis, dran riechen verdirbt alles!" Ich lachte, bevor ich tatsächlich einen Schluck nahm und dann versuchte zu identifizieren was ich da trank.

Anders als erwartet kam mir aber kein unangenehmer, nicht identifizierbarer Geschmack entgegen, stattdessen wurden meine Augen ein bisschen größer.

"Warteeee, wieso schmeckt das wie der Butterfly Pea Tee aber als Cocktail?"

"Ich wusste er wird es schmecken! Ha, siehst du Hazzy, es ist eine Meister Kreation, dieser Sirup!" Ayanna klatschte erfreut in die Hände und ich nickte schnell.

"Das ist es wirklich, ich brauch das Rezept. Und mehr von der Blume, der Tee ist schon mein Lieblingstee geworden, aber zusammen mit dem Rum hier? Ich will nichts anderes mehr trinken. Wie hast du es hinbekommen, dass es pink und nicht blau ist?", schwärmte ich und trank den Rest auch noch auf.

"Zitronensäure is the key. Du bist immer willkommen im Blumenladen Louis, dann darfst du mein Versuchskaninchen sein für neue Blumen-Getränke und dafür versorg ich dich mit den Rezepten und Zutaten?"

"Deal." Harry verdrehte erneut die Augen und murmelte leise "Super noch mehr Zeit bei Ayanna verbringen", woraufhin er ein langgezogenes "Hazzy" und einen Schlag gegen die Schulter kassierte.

Nachdem wir uns noch eine Weile mit einigen unserer Kollegen unterhalten hatten, schnappte ich mir in einem ruhigeren Moment Harrys Hand und zog ihn hinter mir her. Da wir an einem Privatstrand waren, war einige Meter entfernt keine Menschenseele, da sich alle beim Buffet in der Nähe tummelten.

Wir setzten uns in den Sand und ich lehnte mich zufrieden seufzend an ihn. Er folgte meinem Beispiel und legte seinen Arm um mich, bevor wir beide einen Augenblick auf das dunkle Meer vor uns blickten und dem Meeresrauschen lauschten, das mich wohl immer beruhigen würde, egal wie oft ich es täglich hörte.

"Weißt du.. vielleicht klingt Weihnachten doch nicht mehr ganz so nervig...", ließ er mich plötzlich wissen und ich setzte mich auf, um ihn besser sehen zu können. Ich merkte das angenehme Kribbeln in meinem Körper und wie mein Herz ein wenig schneller schlug.

"Hmmmm...", ich machte eine Pause und legte meinen Kopf schief. "Heißt das, du kommst mit zur Parade?"

"Ja, aber ich komm nicht mit in die Kirche. Aber die Konzerte sind tatsächlich ganz cool", stellte er klar und ich nickte sofort.

"Geht klar. Deal." Grinsend klatschte ich vor Freude in die Hände, weil ich tatsächlich schon überlegt hatte, wie ich ihn dazu bringen könnte zu dieser riesigen Weihnachtsparade mit mir zu gehen.

"Deal", bestätigte er und legte seine Hände an meine Wangen um mir einen kurzen aber ziemlich liebevollen Kuss zu geben. Dann zog er mich wieder an sich, legte seine Arme um mich und seinen Kopf auf meinem ab.

Es blieb ein paar Augenblicke still und in meinem Kopf tauchte plötzlich ein Gedanke auf, der so präsent war, dass ich ihn unbedingt teilen musste.

"Vielleicht.. habe ich gerade einen guten Grund bekommen, doch noch länger hier zu bleiben... und vielleicht verliebe ich mich gerade nicht nur in die Insel", erklärte ich leise und kuschelte mich noch mehr an ihn.

Müde blinzelte ich gegen das helle Licht der Sonne an, versuchte verzweifelt meine Augen so zuzukneifen, dass es mich nicht blenden würde und grummelte leise, als der Versuch scheiterte.

Die Weihnachtsfeier am Abend zuvor, mit all den leckeren Cocktails hatte leichte Spuren hinterlassen. Nicht das ich sonst so gut aus dem Bett kam, jetzt war das aufwachen aber noch ein Stück schwerer.

Ich rollte mich leise seufzend auf die Seite und erschrak etwas als mich kurz darauf eine Hand berührte, die mir sanft durchs Haar fuhr.

"Entschuldige, habe ich dich geweckt?"

Ich spürte, wie es in meinem Bauch kribbelte, als ich Harrys Stimme vernahm, die zwar schon deutlich wacher klang, als ich mich fühlte, aber trotzdem noch ein wenig rau war.

Es war zwar bei weitem nicht die erste Nacht die wir beieinander verbracht hatten aber ich konnte es immer noch nicht ganz fassen, dass sich aus dem kleinen Crush, den ich eigentlich gleich von Beginn an auf ihn hatte nun etwas entwickelte, was es mir erlaubte neben ihm aufzuwachen.

Anstatt ihm zu antworten schüttelte ich nur meinen Kopf und tastete blind nach seinem Körper, um schließlich näher an ihn heran zu robben und zufrieden zu seufzen, sobald ich meine Arme um seinen Torso schlingen konnte.

"Du bist so schön warm", nuschelte ich leise und spürte daraufhin, wie seine Brust vibrierte, als er anfing leise zu lachen.

"Draußen sind es bereits 27 Grad und du freust dich über noch mehr Wärme?"

"Es könnten draußen auch 47 Grad sein, mein Körper würde vermutlich trotzdem-"

"Kalt sein, ja ich weiß. Find ich gut, so hab ich immer eine gute Abkühlung", unterbrach er mich und ich hörte in seiner Stimme das Grinsen heraus.

"Wie spät ist es?", wollte ich nach ein paar Augenblick wissen, in denen ich einfach nur seine warmen Fingerspitzen genoss, die meinen Rücken auf und abfuhren und jede Stelle die sie berührten ein wenig aufwärmten. Seine Hand blieb einen Moment länger auf meinem Po liegen, der vermutlich am kältesten war und ich hörte wie es neben uns raschelte, bis Harry sich plötzlich räusperte.

"Es ist kurz nach 6.. Louis du hast einige verpasste Anrufe und Nachrichten von deiner Familie. Tut mir leid, mein Handy ist leer, ich wollte nicht unhöflich sein und deine Nachrichten anschauen.." Ich brauchte einen Moment, bis ich seine Worte völlig verstanden hatte, doch dann saß ich kerzengerade und hellwach im Bett und starrte auf mein Handy in seiner Hand, dessen Bildschirm schon wieder dunkel geworden war. Doch auch ohne drauf zu sehen wusste ich warum meine Familie mich versuchte zu erreichen. Ich spürte Harrys Blick auf mir und schluckte schwer, bevor ich mich kurz versuchte zu sammeln.

"A-alles gut, nicht schlimm", erklärte ich ihm und spürte den Kloß, der sich unangenehm in meinem Hals bemerkbar machte.

"Möchtest du sie sofort zurückrufen?" Ich nickte schwach und nahm ihm mein Handy, welches er mir hinhielt ab. "Ich gehe uns solange Frühstück machen, ja? Sag Bescheid, wenn du was brauchst." Er drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn und verschwand dann aus seinem Schlafzimmer.

Ich wartete noch einen Moment und entsperrte dann mein Handy, ohne auf die Nachrichten zu sehen, wählte ich die Nummer von Lottie und versuchte das aufkommende schlechte Gewissen zu ignorieren. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis sich etwas in der Leitung tat und ich wollte gerade schon auflegen, als ich plötzlich doch ihre Stimme hörte.

"Lou? Alles in Ordnung? Wir haben uns Sorgen gemacht..." Ich hörte wie besorgt sie war und schlug mir gegen die Stirn, als ich das schlechte Gewissen nicht länger ignorieren konnte.

"Ja ich- tut mir leid, ich hab geschlafen... ich habs einfach vergessen gestern Abend, verdammt ich weiß nicht wie das passieren konnte, es tut mir so leid", erklärte ich ihr ziemlich aufgewühlt und fuhr mir währenddessen durchs Haar. Am anderen Ende der Leitung hörte ich ein erleichtertes aufatmen und ein leises Stimmenwirrwarr.

"Du hast geschlafen? Nein, Lou, das ist gut! Das muss dir nicht leid tun.. wir- ich also.. wir wussten nur nicht, wie es dir geht heute Nacht, wenn du alleine bist und so weit weg.."

"Ich war nicht alleine", nuschelte ich, noch immer schuldbewusst, dass ich seelenruhig geschlafen hatte, während meine Familie sich Sorgen gemacht und ich eigentlich versprochen hatte mit ihnen zu telefonieren, damit wir uns an die Nacht, die uns alle vermutlich für immer verfolgen wird gedanklich nicht alleine erinnern müssten.

"Du- oh?" Es war kurz still, bis ich ein Rascheln hörte und Lottie, die sich lautstark beschwerte.

"Loulou Video anmachen!", hörte ich meine jüngste Schwester ins Telefon brabbeln, weswegen sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen bildete.

Ich tat wie mir befohlen und wechselte in den Videochat, weswegen ich nach ein paar Sekunden in das halb abgeschnittene Gesicht von Doris blickte. Sie hielt das Handy ein wenig weiter weg, weswegen ich im Hintergrund auch noch ein paar andere Gesichter erkennen konnte. Doris hielt allen Anwesenden der Reihe nach das Handy ins Gesicht, damit mich alle begrüßen konnten und nachdem ich jeden gesehen hatte, war mein schlechtes Gewissen noch ein Stückchen schlimmer geworden. Lottie nahm das Handy wieder an sich, nachdem Doris und Ernest mir begeistert irgendetwas erzählten, von dem ich nicht viel verstand, weil sie so durcheinander quatschen und das Handy dann achtlos aufs Sofa fallen gelassen hatten.

"Wart ihr schon bei Mum auf dem Friedhof Lotts?", wollte ich von ihr wissen und sie schüttelte den Kopf, bevor sie mit irgendetwas beworfen wurde und genervt seufzte.

"Die beiden machen heute einen guten Job uns auf Trab zu halten, am liebsten bewerfen sie uns gerade mit irgendwas und kichern dann, weil es ja so lustig aussah." Ich konnte mir das grinsen nicht verkneifen, als ich tatsächlich das Kichern meiner zwei jüngsten Geschwister wahrnahm und dann laute Schritte, weil sie vermutlich vor den bösen Blicken von Lottie flohen.

"Sie wollen euch bestimmt nur ablenken Lotts, sei nicht so böse..", erklärte ich ihr und sah sie daraufhin leicht Nicken, bevor sie den Kopf am Sofa anlehnte und kurz die Augen schloss.

"Ich weiß", hauchte sie leise, bevor sie tief durchatmete. "Nein, wir waren noch nicht da. Fizzy und Daisy schlafen noch und wir dachten wir wecken sie lieber nicht auf. Es ist ja zum Glück Sonntag also muss niemand irgendwo hin.."

"Verstehe.."

"Wir möchten heute den Weihnachtsbaum aufstellen und schmücken."

"Oh.. echt? Warum heute?"

"Nana hatte die Idee.. damit wir an diesem Tag vielleicht auch eine schöne Erinnerung haben.. außerdem ist sie der festen Überzeugung, dass Mum vermutlich noch ziemlich beleidigt ist, weil wir das letztes Jahr nicht gemacht haben und wir wissen ja alle wie wichtig ihr das war", sie lachte leise, ehe sie den Kopf schüttelte und dann hinter die Kamera blickte und leicht lächelte. "Apropos Nana sie möchte dir auch Hallo sagen", noch während sie das sagte, drehte sie ihr Handy und ich begrüßte meine Großmutter, die bei der Begrüßungsrunde gerade nicht da war.

Sie fragte mich ein bisschen über meinen Gemütszustand aus und bemerkte gleich, dass ich die letzte Nacht scheinbar besser geschlafen hatte, als sie es erwartet hatte. Natürlich merkte sie auch, dass mich deswegen das schlechte Gewissen plagte, weswegen sie mir noch versuchte ein besseres Gefühl zu vermitteln. Ich konnte genau sehen, wie sie versuchte ihre Tränen wegzublinzelnd, als sie mir erklärte, wie stolz sie auf mich war, dass ich meinen Traum nicht aufgegeben hatte und nun wirklich auf dieser traumhaft schönen Insel sitzen durfte. Auch ich merkte, wie meine Augen zu brennen begannen und der Kloß in meinem Hals sich festsetzte und sich auch nicht runterschlucken ließ.

"Hat Harry dich heute auch abgelenkt Lou?", wollte Lottie dann wissen, als sie wieder vor der Kamera auftauchte und ich riss ein wenig meine Augen auf. "Bei wem solltest du denn sonst sein, wenn du sagst du warst nicht alleine? Hast du ihm erzählt.. was heute ist?" Ich nickte nur und schluckte schwer, als sie leise seufzte und sich dann ein wenig aufsetzte. "Weißt du Lou.. ich war zwar diejenige die dich davon überzeugt hat, doch noch ins Ausland zu gehen.. aber ich hab mir trotzdem Gedanken gemacht, wie es für dich sein wird gerade heute so weit weg zu sein. Und jetzt sehe ich dich ausgeschlafen da sitzen und-"

"Lottie! Ich fühl mich deswegen schon so schlecht, hör auf", unterbrach ich sie, doch sie schüttelte schnell den Kopf.

"Lass mich ausreden, Doofkopf. Niemand, wirklich niemand, das versichere ich dir, verurteilt dich dafür, dass du keine miserable Nacht hattest und einschlafen konntest, also solltest du das auch nicht tun Lou. Soll ich dich später anrufen, wenn wir den Baum schmücken?"

"Mh.. ich weiß nicht, ob ich da Zeit haben werde.. heute stehen zwei Feiern an.. kannst du ein Video machen und es mir schicken?"

"Klar Lou, mach ich. Oh Daisy und Fizzy kommen gerade runter glaub ich. Warte, du kannst live dabei sein."

"Sie werden dich töten, wenn du jetzt direkt die Kamera auf die beiden hältst, ist dir klar oder?"

"Mir egal, ich musste mich auch aus dem unvorteilhaften Winkel filmen lassen, den Doris für gut befunden hat."

Wenig später blickte ich schon in die, tatsächlich grummelnden Gesichter meiner Schwestern und nachdem sich Phoebe, mein Stiefvater und meine beiden Großeltern auch noch dazugesellt und wir uns ein wenig ausgetauscht hatten, verabschiedete ich mich fürs erste, damit sie zum Friedhof aufbrechen konnten. Da ich sowieso nicht gerne dort hinging, war es gerade für mich sogar nicht so schlimm, dass ich sie nicht begleiten konnte. Trotzdem blieb das beklemmende Gefühl in meiner Brust, weil ich nicht bei meiner Familie sein konnte. Bevor ich noch länger darüber nachdenken konnte, krabbelte ich stattdessen aus dem Bett und huschte ins Bad um mich dort kurz frisch zu machen.

Harry lehnte gerade an seiner Küchentheke und blätterte nebenbei in der lokalen Zeitung, als er mich bemerkte und leicht anlächelte.

"Tee?", fragte er und ich nickte, bevor ich ein paar Schritte auf ihn zuging und mich von ihm in eine Umarmung ziehen ließ.

Überrascht löste ich mich von ihm, als ich das kleine Radio hörte, welches Harry eigentlich seit Mitte November nicht mehr anschaltete, damit er auch ja keine Weihnachtsmusik hören musste.

"Weihnachtsmusik? Du? Was ist hier los?"

"Es war so still und.. ich wollte deinem Telefonat nicht lauschen..", erklärte er und wollte schon nach dem Radio greifen, doch ich schnappte mir seinen Arm und hielt ihn somit davon ab.

"Anlassen.. bitte." Er grinste leicht und nickte schließlich, bevor er sich umdrehte, um mir eine Tasse herauszuholen. "Ich soll dich übrigens ganz lieb von allen grüßen... Hazzy." Seine Augen verengten sich ein wenig zu Schlitzen, bevor er allerdings leicht den Kopf schüttelte und wieder ein wenig lächelte.

"Dann bestell ihnen bitte liebe Grüße zurück, von Harry." Er betonte seinen Namen ganz besonders, was mich dazu brachte die Augen zu verdrehen und ihm dann die dampfende Tasse abzunehmen.

Nachdem wir beide zusammen gefrühstückt hatten, ich dabei aber nicht ganz so viel runterbekam, machten wir uns schon früh auf den Weg ins Büro. Es musste noch so einiges organisiert werden, was mir tatsächlich ganz gelegen kam, so konnte ich nicht irgendwie doch noch in meine Gedanken versinken.

Es überraschte mich, wie stabil meine Laune sich den Tag über hielt. Sie war nicht besonders gut, aber auch nicht direkt unfassbar schlecht und ich ließ mich fast mühelos bei den Witzen der Einheimischen mitreißen, sodass man eigentlich nicht damit rechnen würde, dass heute ein nicht ganz so normaler Tag für mich war.

Zwischendurch hatte ich die Zeit einen Blick auf mein Handy zu werfen, welches mir jedes Mal neue Nachrichten in unserer Familiengruppe anzeigte.

Besonders die letzten Bilder erwärmten mein Herz, denn sie zeigten meine kleinen Bruder mit einem großen Grinsen im Gesicht und einem verschmierten Mund. Scheinbar hatte mein Onkel, der ein Eiscafé besaß heute extra seinen Laden geöffnet und dort meine Familie versammelt, die sich nun alle ein Eis gönnten und das obwohl nur 2 Grad waren.

Das war etwas, was wir damals häufig getan hatten. Eis Essen im Winter war irgendwie eine Tradition geworden, einfach da meine Mum der Meinung war ein Eis würde immer gehen. Ich merkte wie mein Herz wieder ganz schwer wurde, weil ich diesen Moment nicht mit ihnen teilte, aber als ich dann das gerade noch nachgeschickte Bild öffnete, verschluckte ich mich fast an meiner eigenen Spucke, während ich laut lachen musste.

Fizzy hatte mich in das Bild, was meine Familie im Eiscafé zeigte hinein bearbeitet und es war so schlecht, dass es schon wieder gut war. Ich schüttelte meinen Kopf und kommentierte das Bild mit der Unterschrift 'Louis kann nicht weit genug weg sein, um nicht trotzdem da zu sein' nur mit einem Herz, bevor ich mein Handy wieder wegsteckte, weil mir besonders bei dem äußerst interessanten Fahrstil hier nur schlecht wurde, wenn ich zu lange drauf sah.

Harry, der uns gerade zu einer Location fuhr, sah mich kurz an, bevor ich seine Stirn dabei beobachten konnte, wie sie sich leicht runzelte. Seine Hand löste sich vom Lenkrad und legte sich stattdessen auf meine. Sanft fuhr sein Daumen meinen Handrücken entlang und ohne Worte schaffte er es so mir ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln.

"Die sind so bekloppt manchmal", erklärte ich und warf einen Blick aus dem geöffneten Fenster.

Eine Palme nach der nächsten zog an meinen Augen vorbei und die warme Luft traf auf mein Gesicht, als ich mich ein wenig aus dem Fenster lehnte.

Irgendwas hatte diese Insel an sich, was es mir fast unmöglich machte mich wirklich schlecht zu fühlen. Sobald ich hier angekommen war, fühlte mein Körper sich so leicht an, wie schon lange nicht mehr. Ich war nicht sorgenfrei, aber meine Sorgen schienen mich nicht mehr zu erdrücken und je mehr ich von diesem Ort kennenlernte, desto klarer wurde mir, dass ich nichts besseres hätte tun können, als meinem Wunsch zu folgen und hier her zu fliegen.

Mein Blick wanderte wieder zu dem Lockenkopf neben mir und ich spürte wie mein Herz einen Satz machte. Sicherlich hatte dieser, manchmal grimmig schauende, grünäugige Mann neben mir einen ziemlich großen Einfluss darauf, wie gut mir dieser Ort gefiel, denn mit ihm zusammen, war alles was wir taten und sahen interessant, auch wenn es jeden Tag der gleiche Weg war, den wir entlangfuhren.


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Kurze Info: Damit es in die Timeline passt, ist Jay in dieser Geschichte an einem anderen Tag gestorben 🕊️♥️

Hach die beiden sind schon auch ein bisschen süß, ich liebs 🥺😭

Der Countdown bis Louis Rückflug ansteht ist nach diesem Kapitel nun unter 100 Tage gerutscht 😰 Und im nächsten Kapitel ist dann mehr als die Hälfte seiner Zeit auf der Insel schon vorbei - I don't know if I'm ready for that 🫣


As always: thank you for reading! Habt einen schönen Sonntag ♥️

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