~ 40 ~
Lelaenia nahm ihr Schwert und ein paar Dolche in die Hand und war somit ausgerüstet. Manion tat es ihr nach, nur die Königin schien völlig unbewaffnet in den Kampf ziehen wollen. Als die drei Nyreanen und sämtliche andere Krieger bereitwillig den Palast verlassen wollten, sahen sie Randon ebenfalls ausgerüstet zu ihnen rennen. ,,Ich komme mit, Eure Hoheit. Ich werde auch kämpfen.", sagte er entschlossen, aber schon etwas atemlos. Noryn schloss zu ihm auf. ,,Randon, du bist noch viel zu schwach.", murmelte Noryn vorsichtig, aber keine Widerrede duldend. Die Königin lächelte und legte eine Hand an Randons Wange. ,,Allein der Wille zu kämpfen reicht mir aus, um Euch als einen ehrenwürdigen Krieger zu sehen, Prinz. Aber dieser Kampf ist noch nicht entscheidend. Spart euch Eure Kräfte für den finalen Kampf. Dort wird man euch nämlich brauchen.", erklärte Nyxia ihm sachte. Randons Kiefer spannte sich an vor Verzweiflung. Lelaenia konnte sich nur zu gut vorstellen, wie gedemütigt er sich fühlen musste. Hier zu sitzen, während alle anderen kämpften ...
,,Lelaenia, bist du dir sicher, dass du mitgehen willst?", fragte Noryn besorgt und beinahe tadelnd. Doch bevor Lelaenia antworten konnte, kam ihm Manion zuvor. ,,Lelaenia hat genug Erfahrungen gesammelt und sie ist außergewöhnlich stark. Sie sollte dabei sein, denn wir brauchen sie."
Dankbar sah Lelaenia ihn an. Er beschämte sie nicht und verlangte von ihr nicht zu bleiben.
Nachdem sie sich von Randon verabschiedet hatten, stiegen sie auf ihre Tiere und flogen los. Dabei bemerkte Lelaenia, wie sehr sie Ippotis, ihren Penorus, eigentlich vermisste. Sie hoffte, dass es ihm gut ging.
Doch weiter darüber nachdenken glich einer Unmöglichkeit. Denn nun sah Lelania die Stadt unter ihr, die das reinste Inferno war. Das Feuer schien von der Küste zu kommen und sich von dort aus ausgebreitet zu haben. Die schwarzen Aschewolken erschwerten nicht nur Lelaenia das Atmen. Und überall waren Schreie zu hören - entsetzte und leidende Schreie. Nur das Wissen, dass immer wieder einige Soldaten landeten, um den Nyreanen zu helfen, ließ Lelaenia nicht verrückt werden.
Doch als sie eine Frau mit einem Kleinkind im Arm sah, die nicht in der Lage war, sich mit ihrer Magie zu wehren, als ein Dasmantenkrieger dabei war, ihr Haus zu verbrennen, zögerte Lelaenia nicht und landete. Wütend zog sie ihr Schwert aus der Scheide und konzentrierte sich darauf, ihre Magie in ihrem Schwert zu sammeln. Der Dasmant bemerkte sie schnell, lachte zynisch und drehte sich zu ihr um. Doch als er sie erkannte, erstarrte er. Und auch Lelaenia erkannte den Dasmanten, mit dem sie damals auf seinem eigenen Drachen gekämpft- und den sie geschlagen - hatte.
,,Schaffst es wohl immer noch nicht ohne dein Schwert zu kämpfen.", knurrte er und erzeugte einen Feuerball, den er auf sie schleuderte. Schnell reagierte sie, wehrte das Feuer mit ihrem Schwert ab, sodass es vollständig zugefror. Entsetzt sah er sie an. ,,Ich kombiniere gerne beides. Schwert und Magie.", sagte sie mit einem Lächeln und griff an. Ohne zu zögern hielt sie die Schwertspitze an seiner Brust. Sie musste gar nicht weitergehen. Denn die weißen Flammen drangen schon in seinen Körper ein, ließen ihn schnell erfrieren und verbrennen zugleich. Er war tot. Und Lelaenia hatte Mühe nicht zu erbrechen. Sie hatte jemanden getötet. ,,Reiß dich zusammen!", murmelte sie zu sich selbst und widmete sich dann der Frau, die weinend auf die Knie fiel und sich bedankte. ,,Bringt euch in Sicherheit. Versucht die Hauptstadt am besten fürs Erste zu verlassen.", befahl Lelaenia ihr nur und stieg wieder auf ihr Tier, um weiterzufliegen.
Als Lelaenia endlich aufholte und Manion erreichte, bemerkte sie die veränderte Atmosphäre. Plötzlich hörte sie gar keine Schreie mehr, nein , es war sogar ganz ruhig. Und Lelaenia entdeckte schnell den Grund.
König Kydraen und Königin Nyxia standen sich nun genau gegenüber - beide bereit zu kämpfen. Und alle sahen zu. Dasmanten und Nyreanen.
Jedoch waren es weniger Krieger auf dasmantischer Seite als erwartet. Und Lelaenia verstand auch schnell warum. Der König hatte nicht vor, das Land zu erobern. Zumindest noch nicht.
Kydraen hob seinen Kopf. ,,Hört zu, mein Volk. Reden hat hier keinen Zweck mehr, wir müssen endlich in die Offensive gehen. Nyxia, möchtet Ihr uns nicht sagen, wen Ihr alles in Eurem Palast versteckt hält? Ihr beschützt den Verräter, den ich einst als meinen Sohn bezeichnet habe. Er hat mich und mein Volk hintergangen und anstatt ihn mir auszuhändigen, beschützt Ihr ihn. Habe ich als König und als Vater nicht das Recht darauf, über seine Strafe zu entscheiden?"
Empört und wütend stimmten ihm die Dasmanten zu. ,,Und es kommt noch schlimmer. Auch das Mädchen aus der Prophezeiung und dessen halbblütiger Bruder, die schon längst hingerichtet sein sollten, habt Ihr mir einfach entnommen. Das ist Sabotage! Somit habt Ihr euch in meine Angelegenheiten eingemischt, während ich mich von Euch distanziert hielt. Wir, mein Volk, können und sollten uns nicht länger zurückhalten und Gnade walten lassen, bei dem Verrat!" Es wurde laut gejubelt, während die Dasmanten zustimmend die Fäuste in die Luft schlugen.
Königin Nyxia ließ sich von den harschen Worten nicht ablenken und blieb die Ruhe selbst. ,,Ich wende mich nun nicht nur an meine Sternenkinder, sondern auch an die Nachfahren Lelaenias. Seht euch um! Diese Zerstörung .. allein der König ist dafür verantwortlich. Seht ihr denn nicht, was er vorhat? Es ist doch auffällig, dass unsere geliebte Königin Driana genau dann starb, als Kydraen die Macht über ihr Land erhalten hatte."
Selbst Lelaenia zog scharf die Luft ein. Sie wusste nicht, ob sie sich getraut hätte, so harte Anschuldigungen vor so vielen Leuten zu machen.
Kydraen schien nun förmlich zu glühen. Seine Hände fingen Feuer. ,,Wie könnt Ihr mir nur so etwas vorwerfen?", knurrte er laut und ehe sie sich versah, streckte er schon seine Arme aus und griff an. Eine gigantische Wand aus Feuer kam rasend auf die Königin zu. Doch sie hatte dies bereits erwartet und ließ eine Wasserwelle darauf treffen. Niemand griff ein. Allen war bewusst, dass dies ein Kampf zwischen zwei Königen war.
Kydraen schleuderte mit dem Feuer ununterbrochen um sich und nach einer Weile war es deutluch, dass einfach nur Abwehren nicht mehr genügte. Nyxia musste angreifen, sonst war der Kampf schnell vorbei.
Also tat sie dies, doch Kydraen wehrte ihre Versuche mühelos ab und schoss zurück - und traf ihre Schulter. Doch die Königin verzog nicht einmal das Gesicht, stattdessen schien sie nun bloß entschlossener zu sein. Und sie griff so schnell an, dass beide Völker von ihrer leuchtenden Magie geblendet wurden und den Kopf wegdrehen mussten.
Der König hatte diese Reaktion nicht erwartet und so kam es, dass er beinahe auf die Knie fiel, da ein großes Loch nun in seinem Oberschenkel prangte. Seine Wut vertiefte sich und plötzlich sah man nicht mehr nur die roten Flammen, sondern auch ein grasgrünes Licht, das aus seiner Krone kam. Fassungslos sah ich zu Manion. ,,Drianas Magiequelle", hauchte er entgeistert und auch Lelaenia erkannte nun den smaragdgrünen Diamant, der vor nicht allzu langer Zeit noch in ihrem Schwert gesteckt hatte.
,,Aber ... sie hat doch gar keine Chance gegen gleich zwei königliche Magiequellen", flüsterte sie mit weit aufgerissenen Augen.
Während der Boden unter ihnen allmählich zitterte bei dem Ausmaß an freigesetzte Magie, war es kaum zu übersehen, dass die Königin schwächelte. Die große, offene Wunde an ihrer Schulter, die immer mehr Flammen abbekam, nahm ihr jegliche Engergie. Und auch ohne diese Wunde war ihre Magie nicht stark genug, um gegen jemanden zu kämpfen, der nun das doppelte an Magie besaß.
Nyxia ließ dennoch nicht nach. Sie kämpfte so lange bis auch der letzte Tropfen ausgeschöpft war.
Die Königin fiel auf die Knie, doch senkte keine Sekunde lang ihren Kopf. Mit der Würde und Ehre einer wahren Königin starrte sie dem König in die Augen. Und sie nahm seine endgültigen Flammen auf, ohne auch nur eine Sekunde den Blick abzuwenden.
,,Nein!", schrie Lelaenia. Die Königin - ihre Mutter - brannte und ihre Augen fielen zu. Lelaenia sprang vom Tier und wollte auf sie zu rennen, ihren Körper retten, doch Manion hielt sie zurück. ,,Lass mich los!", schrie sie gequält. Ihre Augen brannten. ,,Du kannst nichts mehr tun. Er würde dich bloß auch töten.", flüsterte Manion brüchig in ihre Ohren. Sein Griff um ihre Schultern ließ nicht nach.
Lelaenia wollte nicht sehen, wie ihr Körper zu Asche fiel. Doch sie konnte den Blick nicht abwenden, auch wenn er mittlerweile ziemlich verschwommen war aufgrund ihrer heißen Tränen.
Der Körper der Königin fiel nun endgültig auf den Boden. Sie war tot.
Doch plötzlich war das Feuer verschwunden. Die ganze Welt fing an zu zittern. Und die Königin von Noxēn berstete in helles, weißes Licht.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top