~ 15 ~

Ganz lange blieb es ruhig und man hörte nur das gequälte Schluchzen der Zraonen. Viele schienen Kina Strain gekannt zu haben, doch alle trauerten um die Zraonin, die für die Wahrheit letztendlich gestorben war.

Die Schuldgefühle ließen Lelaenia kaum atmen. Kina Strain war gestorben, weil sie an sie, das Mädchen aus der Prophezeiung, geglaubt hatte. Dabei hatte Lelaenia es bisher zu nichts gebracht. Erst jetzt spürte sie, was für eine große Verantwortung sie eigentlich mit sich trug und wie schnell etwas auf ihre Kosten schief gehen konnte. Niemals würde sie ihren Namen vergessen. Kina Strain.

Noryn legte eine Hand auf ihren Arm und sah sie mit roten Augen an. ,,Es ist nicht deine Schuld. Kina hat diese Entscheidung schon sehr lange zuvor getroffen und sie wird für immer eine Heldin sein. Ihre Entscheidung hat nichts mit dir zu tun.", tröstete er sie und lächelte etwas, auch wenn es ihm schwerfiel, jetzt zu lächeln. Die mutige, liebevolle Kina ... tot - es war kaum zu fassen.

Lelaenia wollte gerade antworten, als sie sah, wie Randon unauffällig zurückflog und etwas weiter abseits landete. ,,Ich denke, Randon will uns etwas mitteilen.", sagte sie mit heiserer Stimme und nickte zum Drachen. Noryn nickte und sie liefen zu ihm, was niemand zu bemerken schien, weil sich alle um die Leiche versammelt hatten, bis auf die Zraonen, die nun zu den Dasmanten gehörten und bald zu Kydraens Krieger ausgebildet werden würden. Diese senkten den Kopf und machten sich auf den Weg zum Königspalast, um genauere Anweisungen zu erhalten.

Randon fuhr sich verzweifelt durch die Haare, als er sie sah. ,,Das gerade ... war schrecklich. Es tut mir leid, dass ich das nicht verhindern konnte." Bedrückt sah er sie beide an. ,,Ich denke, oder hoffe zumindest, dass sich etwas in den Köpfen der Zraonen dort verändert hat und sie bereit sind, zu kämpfen." Noryn nickte zustimmend. ,,Da bin ich mir schon fast sicher." Randon schluckte und atmete einmal tief durch. ,,Heute Morgen habe ich etwas erfahren. Lelaenia, ich weiß jetzt, wer dir helfen könnte, deine Mutter zu finden. Dafür müssten wir aber nach Dasma fliegen."

Lelaenia verspürte den Drang, sofort einzuwilligen und loszustürmen, denn das war doch der Grund, warum sie überhaupt hierher gekommen war. Doch es fühlte sich nicht richtig an. Sie wusste, dass es wichtigere Dinge gab. Also schüttelte sie ihren Kopf und biss sich auf die Lippe. ,,Wir sollten uns jetzt lieber um die ganzen Zraonen hinter uns kümmern." Noryn schüttelte den Kopf und drehte Lelaenia an ihren Schultern zu sich. Er schaute ihr tief in die Augen und seufzte. ,,Das wird doch nur ein paar Tage dauern. Außerdem weiß ich, wie sehr du endlich Antworten hören willst. Geht ruhig, ich bleibe hier, hole mir Hilfe und versuche mein Bestes, sie zum Kämpfen zu motivieren. Und wenn ihr wieder zurück seid, versuchen wir die Hochzeit von König Kydraen und Königin Driana zu verhindern.", zählte er auf und lächelte sie warm an.

In dem Moment spürte sie, wie sehr Noryn ihr mittlerweile ans Herz gewachsen war und wie seltsam es werden würde, einige Tage ohne ihn in Tría zu verbringen. Also umarmte sie ihn ganz fest und lange. Er erwiderte mindestens genauso fest und küsste dann ihre Stirn. ,,Wir werden uns wiedersehen.", hauchte er leise.
Dann lösten sie sich voneinander und Noryn kratzte sich hilflos am Hinterkopf, als er zu Randon sah. Dieser errötete und räusperte sich. ,,Ähm, wir sehen uns dann bald wieder. Ich bin mir sicher, du - ähm - wirst das alles hier ganz sicher hinbekommen.", stotterte er vor sich hin, klopfte kurz Noryn unbeholfen auf die Schulter und drehte sich zu Ippotis. Sprachlos stand er dann da und Lelaenia konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Sie kletterte ebenfalls auf Ippotis und setzte sich hinter Randon. Ein letztes Mal lächelte sie Noryn zu und da flogen sie schon los.

Seltsamerweise verspürte sie den Adrenalinkick nicht wie sie es bei Mávros tat, fühlte sich aber dennoch genauso wohl auf Ippotis. Denn er war ganz warm, schien von innen heraus zu glühen.

,,Es wird einige Tage dauern, bis wir ankommen. Manielle lebt im Norden von Dasma, in der Nähe des Endlosen Ozeans am Fuß eines ziemlich hohen Berges. Aber sie ist die älteste Dasmantin, älter als mein Vater. Und sie besitzt mittlerweile so hohe Magie, dass sie herausfinden kann, welche, zum Beispiel, Pfanze du bei deiner Geburt in Händen gehalten hast. Dadurch wäre es wesentlich einfacher, deine Mutter zu finden." Lelaenia nickte, auch wenn Randon es nicht sehen konnte, und sah hinunter zu den ganzen Wäldern Penorias. Der starke Wind ließ ihre Haare wehen und da bemerkte sie auch, dass Noryns Magie vergangen war und sie wieder schwarze Haare besaß.

,,Aber ist das alles nicht etwas gefährlich? Ich meine, ich werde doch sicher auffallen.", erklärte sie ihre Bedenken. Randon nickte verständnisvoll. ,,Daran habe ich auch gedacht. Wir werden kurz bevor wir in Dasma ankommen, stoppen. Da kannst du deine Kleidung wechseln. Und ich denke,  ich werde deine Haare lange genug rot erscheinen lassen können."

Lelaenia war erstaunt. Randon schien an alles gedacht zu haben. Und da bemerkte sie, dass sie ihm mittlerweile wirklich vertraute. Denn würde sie sonst mit ihm, auf seinem Drachen, nach Dasma fliegen, wo er jederzeit sie beim König abliefern könnte?

Randon seufzte irgendwann bedrückt. ,,Das ist nicht alles, was ich heute Morgen herausgefunden habe.", fing er an und räusperte sich. Lelaenia sah ihn verwirrt an. ,,Ich habe jetzt eine Vermutung, warum der Eingang zur Erde verschlossen wurde.", setzte er fort und sie ahnte nichts Gutes. ,,Ich dachte immer, dass der große Plan meines Vaters, die Zerstörung Noxēn und die Alleinherrschaft Trías, wäre. Das ist aber nur sein erster großer Plan. Danach ... will er zur Erde. Ich weiß nicht wieso und was er dort machen will. Aber es kann nichts Gutes bedeuten." Randon war vollkommen verzweifelt. Lelaenia schauderte und schloss ihre Augen. Das konnte nichts Gutes bedeuten.

-----

Nach einem kurzen Stopp saßen Lelaenia und Randon wieder auf Ippotis. Sie hatte nun eine schwarze, enge Hose und eine blutrote, etwas weitere Bluse an. Da sie bald in Dasma ankommen würden, hatte Randon auch schon dafür gesorgt, dass Lelaenias Haare sich rot färbten. Ihre Augen blieben aber so wie sie waren. Es war einfach, ihre Haare rot erscheinen zu lassen, aber magische Flammen für längerer Zeit in ihren Augen zu zaubern, ist definitiv etwas aufwendiger und würde Randon jetzt nur unnötig schwächen. Deshalb würde er es nur machen, wenn es auch wirklich nötig war.

Eigentlich waren sie nun schon so lange geflogen, dass es längst hätte dunkel sein sollen. Doch der Himmel war hier in einer lachsroten Farbe zu erkennen. Nach einer Zeit lächelte Randon etwas. ,,Willkommen in Dasma, dem Land des ewigen Tages."

Vor ihnen lagen Berge, Vulkane und tiefe Schluchten. Lelaenia sah mehrere Drachen in den Bergen schlummern. ,,Während die Zraonen ihr zu Hause in den Bäumen haben, hausen wir Dasmanten in den warmen Bergen, genauso wie unsere Drachen.", erklärte Randon da und schloss seine Augen während er die warme Luft seufzend empfing. In Penoria wurde es manchmal kühler als Randon es gewohnt war.

Lelaenia sah die ungewöhnlich große Sonne, die feuerrot am Himmel glühte und die Wärme in Dasma verteilte. ,,Das ist die Große Lelaenia, unsere erste Königin.", hauchte Randon und Lelaenia schluckte bewundernd. ,,Irgendwann löste sie sich in einzelne Flammen auf, stieg hoch und verwandelte sich in unsere Sonne und wacht seitdem über uns."

Ippotis änderte seine Flugbahn und als sie landeten, half Randon Lelaenia beim Absteigen und lächelte. ,,Ich möchte dir gerne etwas zeigen."

~

Was denkt ihr möchte Randon ihr zeigen? Und was könnte noch alles in Dasma geschehen? :)

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top