~ 13 ~
Noryn konzentrierte sich auf Lelaenias Haare, wobei der Tannenzapfen, den er um seinen Hals gelegt hatte, glühte. Er strich ihr über die einzelnen Strähnen und kurze Zeit später war keine einzige schwarze Strähne mehr zu erkennen. Als sie nun so vor ihm stand, mit grünen Haaren und grünen Augen, stockte Noryn kurz und sah sie verwirrt an. Dann runzelte er die Stirn und schüttelte sich kurz. Er bildete sich das alles ganz sicher nur ein.
Aufmunternd lächelte er ihr zu und nickte. ,,Du siehst toll aus." Lelaenia antwortete mit einem Lächeln und so gingen sie weiter. Sie hatten schon fast die ganze Strecke bis zum Königsfeld hinter sich gelegt, lediglich ein paar Bäume mussten sie noch passieren, um den Wald endgültig zu verlassen.
,,Randon ist eigentlich doch ganz nett. Ich meine dafür, dass sein Vater König Kydraen ist.", sagte Lelaenia, bemüht es so beiläufig wie möglich zu erwähnen. Dabei spitzte sie aber ihre Ohren, also spitzer als sie eh schon waren, und unterdrückte ein Lächeln. Noryn sah sie kurz an und sah dann schnell wieder weg. ,,Hm? Randon? Ja, ich denke, er ist in Ordnung.", murmelte er und räusperte sich dann. ,,Wir sind jetzt gleich da.", wechselte er schnell wieder das Thema. Lelaenia biss sich auf die Lippe, um ihr Grinsen zurückzuhalten.
Aber Noryn hatte Recht und sie gingen an den letzten Bäumen vorbei und blieben dann blitzartig stehen. Vor ihnen lag das Königsfeld, eine überaus große und vor allem breite Wiese, die sich vor dem Palast der Königin Driana befand. Und sie waren eindeutig nicht die ersten. Mehrere tausend Zraonen bedeckten die Wiese, sodass kaum noch etwas vom Gras zu sehen war. Verglichen zu Ländern auf der Erde waren das selbstverständlich nicht viele Einwohner, doch trotzdem mehr als Lelaenia erwartet hatte.
Noryn atmete laut aus. ,,Gut, wir sollten versuchen, so weit nach vorne wie möglich zu kommen, um auch alles mitzubekommen. Der König ist zum Glück noch nicht da." Und so drängelten sie sich an den ganzen Zraonen vorbei, die davon nicht gestört wurden, da sie wohl andere Sorgen hatte. Alle starrten mit unglücklicher und sogar ängstlicher Miene nach vorne und schwiegen. Es war beängstigend, wie ruhig eine so große Menge sein konnte.
Jetzt, da Lelaenia wusste, dass sie den König gleich zu Gesicht bekommen würde, wurde auch sie nervös. Wie sah er wohl aus? Sah Randon ihm ähnlich aus? Und ganz wichtig: Was würde er sagen? Seine Worte heute würden so ziemlich alles entscheiden.
Nun, da sie in der dritten Reihe standen, bemerkte Lelaenia auch die ganzen Drachen und Dasmantenkrieger am Rand, die, jede Zeit griffbereit, jeden Zraon genau betrachteten.
Schlagartig wurde die angespannte Ruhe gebrochen, denn ganz laute Flügelschläge waren zu hören. Lelaenia schien nicht die einzige zu sein, die sich nicht traute, nach oben zu schauen. Also spannte sie ihren ganzen Körper bloß an und wartete. Zwei schwarze Drachen und ein Penorus landeten vor ihnen, woraufhin Randon und zwei Weitere abstiegen. Die Frau, die zum weißen Penorus gehörte, war wohl die berüchtigte Königin Driana. Sie hatte einen braunen Gewand um, welcher ziemlich edel aussah und lange, grüne, wellige Haare. Auf ihrer Stirn prangte eine geschwungen geformte, braune Krone, an dem zwei grüne Blätter hingen und in der Mitte war ein grüner Kristall zu erkennen. Ganz langsam stieg sie auf das Podium.
Daraufhin schritt König Kydraen anmutig der Königin hinterher. Und Lelaenia erschauderte bei seinem Anblick. Er hatte wie Randon auch lange, rote Haare, die ihm aber weit über die Schulter reichten. In der Mitte seiner roten Krone war eine Flamme zu erkennen. Doch als Lelaenia ihm in die Augen sah, setzte ihr Herz für kurze Zeit aus. So wie sein Name schon sagte, brannten schwarze Flammen in seiner Iris und ließen ihn so unglaublich mächtig wirken, dass Lelaenia automatisch einen Schritt zurücktrat. Auch wenn Randon die gleichen roten Haare hatte wie sein Vater, könnte man die beiden niemals miteinander vergleichen. Während Randons Augen Wärme und Zuversicht sprühten, ließen Kydraen Blackfires Augen sie beinahe erfrieren. Und auch seine Gesichtszüge schienen viel gerissener zu sein.
Als sie auf dem Podium standen, hörten alle auf zu atmen. Und dann, ganz plötzlich, fielen alle beinahe synchron auf ihre Knie und verbeugten sich tief vor den Herrschern. Als König Kydraen ein Handzeichen gab, erhoben sich alle langsam.
,,Wir haben uns hier heute alle versammelt, weil ich einige wichtige Dinge verkünden will." Er schnalzte mit der Zunge und räusperte sich. Dabei war seine Stimme so laut, dass sicher alle ihn deutlich hören konnten. Selbstverständlich war aber auch Magie im Spiel. ,,Mir liegt das Wohl aller Zraonen so am Herzen, wie das meines eigenen Volkes. Wie ihr sicher alle gehört habt, mussten drei Zraonen am vergangenen Tag leider sterben, was mich sehr erschüttert hat. Denn das Leben aller unsterblichen Wesen muss geschützt und wert geschätzt werden. Aber Rebellionen kann ich leider nicht dulden - für den Schutz des ganzen Volkes. Und somit kommen wir auch schon zum eigentlichen Grund unserer Anwesenheit hier: Wir könnten so viel größer werden - gemeinsam. Wir müssen vermeiden, dass die unsterbliche Rasse ausstirbt. Stellt euch doch bloß vor, wie viel wir erreichen könnten, wenn wir, Zraonen und Dasmanten, uns und somit auch unsere Magie verbinden würden! Wir sind so viel stärker gemeinsam!", rief er begierig und wild. Lelaenia ballte ihre Hände fassungslos zu Fäusten. Sie konnte nicht fassen, wie überzeugend seine Worte wirkten und wie reizend er sie darstellte.
,,Ja, ihr habt schon richtig gehört. Zraonen und Dasmanten. Ich finde es mehr als bedauerlich, unsere Vetter im Westen nicht mitzählen zu können. Doch wie ihr sicher alle bemerkt habt, denkt die Königin der Nyreanen, Nyxia, nur an ihr eigenes Wohl. Und deshalb will eure wundervolle Königin euch etwas beteuern." Mit einem Lächeln, das so liebevoll wirkte, dass Lelaenia es ihm fast geglaubt hätte, trat Kydraen Blackfire einen Schritt zurück und ließ Königin Driana vortreten. Als Lelaenia einen schnellen Blick auf Randon warf, der seine Hände in sein rotes Gewand gekrallt hatte, als hänge sein Leben daran, schluckte sie befangen. Randon atmete schnell ein und aus und sah kurz warnend zu ihr und Noryn. Das konnte nichts Gutes bedeuten.
Nun konnte Lelaenia auch nachvollziehen, warum Königin Driana von manchen als die "Kalte Königin" bezeichnet wurde. Denn sie schien wie erstarrt dazustehen und keine jeglichen Emotionen zu spüren. Eine ungesunde Blässe war auf ihrem Gesicht zu erkennen und sie schien kurz davor zu sein, einfach umzukippen.
,,Penoria, mein geliebtes Volk. Ich verstehe eure Bedenken gegenüber dem König, aber er sagt die Wahrheit. Seine Ziele dienen unserem Wohl und dafür müssen manchmal Opfer gebracht werden. Aber je weniger ihr ihm in dem Weg steht und versucht, ihn aufzuhalten, desto weniger Opfer wird es geben. Also glaubt ihm und folgt ihm, er möchte nur das Beste für uns alle! Und auch was unsere Nachbarn, die Nyreanen, angeht, hat der König leider recht. Königin Nyxia denkt nur an ihren eigenen Zweck. Sie wendet sich von uns ab, will nichts von uns hören. Und so handelt auch leider ihr Volk. Obwohl wir so viel stärker alle zusammen wären, will Nyxia das alles zerstören. Und um unsere Ziele zu verwirklichen und stärker zu werden, und auch weil ich den König verehre und begehre, haben wir uns dazu entschlossen, uns zu vermählen."
Selbst der letzte Vogel hörte nach diesen Worten auf zu zwitschern. Atemlos und furchterregt, erstarrt und entgeistert, sah ein ganzes Volk zu ihrer Königin auf.
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Ja, so musste es wohl früher oder später kommen :D
Was glaubt ihr wird als nächstes passieren? :)
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