Feuer
Ich schlage meine Decke zur Seite und setze mich auf. Mein Rücken schmerzt wie jeden Morgen. Im Raum nebenan, höre ich einen von Ihnen brüllen. Ich bin geschwächt.
Wie kann es sein, dass ich mittlerweile nicht einmal von den Schreien der anderen aufwache? Bin ich emotionslos geworden? Habe ich mich daran gewöhnt? Wahrscheinlich beides.
Meine Gedanken machen mich traurig, weswegen ich aufstehe und zur Waschzelle hinüber gehe. Man kann auch Eimer Wasser und ein alter Spiegel dazu sagen, oder Badezimmer, das kommt darauf an ob man ein Pessimist oder Optimist ist. Ich bin Realist, ich nenne es beim Namen. Ein Teil meiner Zelle in der ich mich wasche. Waschzelle!
Während ich mich notdürftig mit dem Lappen schruppe, denke ich nach.
Wie viele andere hier wohl sind?
Klar in den letzen 14 Jahren habe ich den ein oder anderen gesehen. Den Jungen mit den blauen Augen. Ich glaube er war der erste der gebracht wurde..
Das kleine blonde Mädchen, sie wurde erst vor kurzem gebracht. Der bullige Junge der mich an einen Stier erinnert hatte ..
Waren Sie alle wie ich?
Hatten auch sie Fähigkeiten? Und wenn ja, wie lange schon? Seit kurzem wie ich, oder war es angeboren?
"Anziehen Zwei!" riss mich die schreckliche Stimme von Nelly aus meinen Gedanken.
Dich werde ich als erstes töten ..
Ich nahm die Klamotten die sie mir hingeworfen hatte vom Boden und grinste sie dabei an.
Kill them with a smile..
"Grins nicht so blöd zwei, das wird dir schon noch vergehen" sagte sie trocken und funkelte mich düster an.
Kurz denke ich darüber nach ob ich sie in Brand stecken soll, so wie ich es in der letzten Nacht geträumt habe. Doch diese Fähigkeiten muss ich noch trainieren. Sie ist gefährlich und noch fehlt mir die nötige Kontrolle, ich will schließlich nicht alle hier unten abfackeln.
Kerzen bekomme ich schon Gut an, dennoch muss ich aufpassen.
Sie kennen die neue Fähigkeit noch nicht. Das ist mein Vorteil - eigentlich kennen sie keine meiner Fähigkeiten, ich bin der Sonderling - bei dem sie nichts besonderes heraus schneiden können ..
Vielleicht behandeln sie mich deshalb noch mieser wie alle anderen ...
"Mach schon, du hässliche Kuh", brüllt Nelly mir entgegen.
"Na klar Schönheit", erwidere ich.
Das scheint sie zu irritieren. Mit schmalen Auge sieht sie mich an dann grinst sie: "Deine Freche Art wird dir schon vergehen, wir finden schon raus was du kannst. Lou kennt Mitte und Wege"
Okay, der gäb ne gute Fackel ab ..
Lou ist unser persönlicher Folterknecht, der noch nie eine Freundin hatte, weswegen er jedem weiblichem Wesen in seiner Umgebung, lüsterne Blicke zuwirft, neuerdings auch mir.
Das waren wir für Sie - Vieh - Versuchsobjekte - keine Menschen ..
Ich muss aufpassen, ich muss lernen meine Fähigkeiten zu kontrollieren ..
"Her kommen" dirigiert Nelly mich zur Gittertüre. Wie immer stecke ich meine Hände durch die dafür vorgesehenen Öffnung.
"Angst?" zwinkere ich Nelly zu als sie mir die Fesseln anlegt. Auch das scheint sie zu irritieren, doch sie fängt sich schnell wieder und flüstert mir zu: "Du solltest Angst haben, heute werden wir schon raus finden was dich besonderst macht - und dann schneiden wir es raus".
"Oh nein, wird das wehtun?!" frage ich sie gespielt theatralisch.
Als ob sie uns noch irgendwas antun könnten, was sie nicht bereits getan haben. Was wollen Sie tun? Und töten? Doch sie werden brennen für all das!
Wortlos folge ich Nelly durch die trostlosen Gänge, die mein einzinstes Zuhause sind -traurig. Heute gehen wir weiter als sonst. Ich versuche mich auf die Zellentüren zu konzentrieren. Ich zähle dreißig!
Ob all diese Zellen besetzt sind? 30 weitere wie ich, wenn jeder von ihnen Fähigkeiten hat. Wenn das stimmt sind wir zusammen unbesiegbar!
Ich muss es schaffen. Ich muss mich befreien - die anderen befreien ...
In diesem Moment sehe ich sie - auf ihrer Jacke die Zahl 27!
Sie ist nicht älter als sieben, ihr blondes Haar ist nass geschwitzt und zittert am ganzen Körper. Sie wurde anscheinend gerade erst gebracht und muss schreckliche Angst haben.
Ich hatte auch Angst - verschleppt - alleine an einem Ort an dem jeder an dir experimentiert. Ohne Freunde, ohne Eltern und der einzeigste Kontakt zu Außenwelt - ein alter rauschender Radio.
"Nein, nein, bitte nicht!" fleht sie doch er schlägt sie! Lou!
Dieser Mistkerl..
Okay. Dann eben hier! Jetzt sofort!
Scheiß auf Übung..
"Hey Lou, du hässlicher Sack" brülle ich quer durch den Gang. Lou und Nelly funkeln mich böse an.
Ich schließe meine Augen und konzentriere mich auf meine Abscheu gegen die beiden, Sie ist der Zündstoff den ich brauche. Als ich die Augen wieder öffne steht die beiden in Flamen, nur die beiden, sonst nichts - Gerechtigkeit - das kleine Mädchen ist zu mir gerannt und klammert sich ängstlich an mein Bein.
Vorsichtig nehme ich sie auf den Arm und sage sie soll sich die Ohren zuhalten. Sie hat schon genug erlebt, da muss sie nicht noch die Schrei der beiden hören.
Ich schaue Nelly und Lou ein letztes mal an und sehe das Leben aus ihnen weichen, ihre Schreie hören auf und sie sacken in sich zusammen - dann setzt der Alarm ein und Wasser strömt von der Decke - zu spät - denke ich schadenfroh.
Jetzt müssen wir weg, das mit dem Feuer behersche ich anscheinend - dennoch ist das keine Hilfe gegen Schusswaffen ...
So schnell ich kann renne ich mit der kleinen auf dem Arm zurück und husche in die erstbeste Türe, in der Ecke steht eine Zelle wie die von mir.
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