38. Epilog

♪ Unconditional – Picture This


N I A L L


„Niall, da hat ein Kunde für dich angerufen. Ich habe gesagt, du bist gegen zwei Uhr wieder da." Gillian stand in der Tür zur Werkstatt, die ich mit Cameron an der Hand betrat. Sofort riss er sich los und stürmte auf seine Tante zu. Er klammerte sich an sie und Gillian hob ihn hoch.

Als ich die junge Frau betrachtete, fiel mir auf, dass sie genauso aussah, wie an dem Tag, als ich zum ersten Mal das Gelände des Dearing Imperiums betrat. Sie trug einen ölverschmierten Overall, ein kleiner schwarzer Streifen zierte ihr Gesicht und die Haare waren zu einem unordentlichen Dutt frisiert.

Gillian hatte sich keinen Deut verändert und das war auch gut so.

Aber in meinem Leben änderte sich seit diesem Tag so gut wie alles.

Ich war dankbar dafür, denn ich hatte einen Mann an meiner Seite, den ich unendlich liebte. Und nicht nur das. Cameron war fast wie mein eigener Sohn, zudem viel öfter bei uns als anfangs geplant.

Nicht nur jedes zweite Wochenende, sondern wann immer Sophia eine Messe besuchte, blieb er bei uns und genoss es, von Oma Flora, Opa Ken und Uropa Mortimer verwöhnt zu werden.

Sophia arrangierte sich damit, auch mit der Tatsache, dass Cammy, wie wir ihn alle nannten, ein kleiner Fleischfresser war. Nach wie vor kochte sie vegan, aber ihrem Sohn servierte sie zusätzlich Rind, Schwein und Hähnchen.

„Cammy willst du mit mir kommen, Autos anschauen?", erkundigte sich Gillian bei Liams Sohn, der sogleich begeistert nickte.

Ich hatte ihn aus dem Kindergarten abgeholt und er durfte das komplette Wochenende bei uns verbringen.

Während Gillian sich kurz um Cammy kümmerte, rief ich meinen Kunden zurück. Mein Geschäft lief gut, ebenso Gillians Werkstatt und ich hatte außerdem einen festen Vertrag im Hemmingway, wo ich jeden Donnerstagabend auf der Bühne stand.

Meine Kunden wussten, dass ich freitagsnachmittags nur auf dem Handy zu erreichen war, aber gerne Instrumente zur Reparatur annahm, wenn man dies vorher vereinbarte. Somit blieb mir Zeit mit Cameron, bis Liam am Abend nach Hause kehrte.

Heute besuchten wir Mortimers Hühner, tranken Limonade und spielten Fangen, bis wir beide lachend im Gras lagen. Cameron war ein kleiner Sonnenschein, ein durchaus gut erzogener, aber auch durchtriebener kleiner Junge, der für jeden Streich aufgelegt war. Einmal band er Harry eine rosa Schleife ins Haar, als dieser auf einer Liege am Pool döste und hatte damit alle Lacher auf seiner Seite. Und weil Cammy Schleifen cool fand, dekorierte er auch sämtliche Schuhe damit, die er zu fassen bekam. Als wir uns fragten, woher all die Bänder stammten, kam heraus, dass Mortimer ihm diese gegeben hatte.

Stürmisch begrüßte Cameron an diesem Abend seinen Vater, was Liam stets glücklich machte. Anfangs dachte er nicht, dass sein Sohn sich so gut damit abfinden würde, getrenntlebende Eltern zu haben, aber er kannte es nicht anders. Für Cammy war es völlig normal, dass sein Vater mit einem Mann zusammenlebte. Wenn man ihn nach mir fragte, sagte er immer: „Niall ist der Mann von meinem Papa und ich habe ihn furchtbar lieb, weil er cool ist."

Liams Mann war ich nicht vor dem Gesetz, da wir nicht verheiratet waren, aber wir lebten auch ohne Trauschein glücklich zusammen. Inzwischen hatte das Interesse der Presse an unserer Beziehung deutlich abgenommen, was uns nur recht war. Anfangs konnten wir keinen Schritt alleine tun, jetzt wurden wir nur hin und wieder von Paparazzi fotografiert. Beispielsweise wenn wir eine Ballettaufführung besuchten oder der Senator einen Empfang gab, bei dem die Presse anwesend sein durfte.

Cameron hielten wir nach wie vor von der Öffentlichkeit fern. Er sollte normal aufwachsen, nicht im Rampenlicht.

An diesem Abend brachten wir ihn wie immer gemeinsam zu Bett. Wir erzählten ihm eine Geschichte, so wie ich es früher mit Theo getan hatte und irgendwann schlief der kleine Mann mitten in der Erzählung ein.

„Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute", murmelte Liam leise grinsend vor sich hin. Dann ergriff er meine Hand, zog mich aus dem Zimmer, in den offenen Wohnbereich.

„Wie wäre es mit einem Glas Champagner, Niall?"

Erstaunt zog ich die Augenbrauen nach oben: „Gibt es was zu feiern?"

Liam rollte seine Augen: „Muss es immer was zu feiern geben? Man kann doch auch so Champagner trinken."

„Du bist ein Snob", warf ich ihm lachend vor und machte mich anschließend daran, zwei Gläser aus dem Schrank zu holen. „Ich hoffe, du hast ihn kalt gestellt, denn warme Brühe saufe ich nicht", erklärte ich.

„Was denkst du denn von mir? Ich serviere dir nur das Beste." Liam zwinkerte mir zu und ging zum Kühlschrank.

Währenddessen setzte ich mich auf das Sofa, platzierte die Gläser auf dem Tisch und checkte kurz mein Handy. Louis hatte mir geschrieben und ich textete ihm sofort zurück. Nach wie vor lebte er mit Eleanor zusammen. Ich war froh, dass auch er sein Glück gefunden hatte und vor allem, dass El uns beiden nichts mehr nachtrug, was die Sache mit der Hochzeitsplanerei anging. Dennoch hatte ich ihr gegenüber noch immer ein schlechtes Gewissen. An der Dearing Hochzeit verdiente ich jede Menge Geld, davon konnten andere nur träumen. In meinem Innersten fand ich immer noch, dass Eleanor etwas davon zustand, denn sie hatte Louis anfangs viele wertvolle Tipps gegeben. Aber ich konnte ihr schlecht etwas von meinem Geld anbieten. Sie würde mich schlagen und davonjagen.

„Niall." Liams Stimme schreckte mich auf und ich hob den Kopf. Er saß direkt neben mir, seine Augen wurden durch einen seltsamen Glanz erfüllt. Bevor ich etwas erwidern konnte, reichte er mir ein kleines Kästchen in Form eines Herzens.

„Für mich?" Überrascht blickte ich in seine Augen, die voller Wärme waren.

„Ja. Bitte mach es auf."

Mein Herz schlug schneller und meine Atmung wurde unkontrollierter, als ich den Deckel der Box vorsichtig anhob. In dieser befanden sich lauter kleine Zettel, auf jedem ein Buchstabe.

„Liam, was ist das?"

„Ein Puzzlespiel, würde ich sagen."

Völlig konfus breitete ich die einzelnen Zettel auf dem Tisch aus und Liam sprach: „Ich habe es ein wenig einfacher für dich gemacht. Sieh dir die Buchstaben an, sie haben unterschiedliche Farben. Alle, die die gleichen Farben haben, bilden ein Wort."

„Na super." Verwirrt raufte ich mir die Haare, bevor ich die Buchstaben nach Farben sortierte, um einen besseren Überblick zu erhalten. Das erste Worte, das ich formte, war ein Du. Das zweite Wort ein Mich und ab da wurden meine Knie weich.

Mit rasendem Puls legte ich die Worte auf den Tisch, die unser Leben veränderten.

„Willst du mich heiraten?"

„Oh mein Gott", entfuhr es mir, „ja, ich will, Liam."

Überglücklich fielen wir uns in die Arme, mein Herz vibrierte regelrecht und als ich ihn küsste, schmeckte ich salzige Tränen.

„Ich liebe dich, Niall und ich möchte dich endlich heiraten", wisperte Liam.

Ich streichelte sein Gesicht und er bat mich, den blauen Samtbezug aus dem Kästchen zu holen. Als ich das tat, erblickte ich zwei wundervolle, schlichte Ringe. Sie waren aus Platin gefertigt und sicher schweineteuer.

„Lass sehen, ob er dir passt", meinte Liam und ich streckte ihm meinen Ringfinger entgegen.

„Wie angegossen."

Unser Kuss fühlte sich endlos an und als wir Atem schöpften, da sprach ich: „Aber glaube nicht, dass ich unsere Hochzeit organisiere. Das macht jemand anderes."

„Dann aber bitte jemand, der sich damit auskennt", kam es von meinem Verlobten.

Grinsend zog ich meinen Verlobungsring von der Hand, legte ihn neben Liams, tastete nach meinem Handy und schoss ein Foto, das ich an Eleanor schickte.

„Bereit, unsere Hochzeit zu organisieren?", lautete der dazugehörige Text, den sie binnen Sekunden mit einem „Ja!!!" beantwortete und somit waren meine Altschulden bei ihr getilgt.

ENDE

_____

Ich kann es nicht glauben, dass wir es endlich geschafft haben.

Tüll & Torten ist zu Ende und somit verabschiedet sich die Tüll-Reihe von euch.

Aber ich verabschiede mich ganz und gar nicht, denn ich habe eine neue Geschichte parat. Ihr könnt sie auf meinem Profil finden. Sie heißt  PORT ROYAL und ich entführe euch dort in eine völlig andere Welt. Seid ihr bereit für dieses Abenteuer? Ich würde mich freuen, wenn wir uns dort lesen. Das Vorwort habe ich bereits hochgeladen.

Bitte vergesst nicht bei der Danksagung von Tüll vorbeizuschauen, denn sie ist nur für euch. :)

LG, Ambi xxx

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