33. Wege
♪ Through The Mists Of Time – AC/DC
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„Ruhe! Würdet ihr bitte aufhören, alle durcheinander zu reden?"
Wir standen alle im Salon, diskutierten über eine mögliche Hochzeitslocation, aber jeder sprach gefühlt gleichzeitig. Ich verstand mein eigenes Wort nicht mehr.
Ruckartig bewegten sich die Köpfe in meine Richtung und ich atmete tief durch: „Ich bin der Hochzeitsplaner und werde mich darum kümmern. Ihr dürft gerne Vorschläge machen, aber bitte jeder einzeln."
„Niall", Harry grinste mich an, „du kannst ja richtig energisch werden. Das gefällt mir gut."
„Finger weg, das ist mein Mann", ließ Liam sich vernehmen und sofort hob Harry abwehrend die Hände. „Ich wollte ihn nicht anmachen, keine Sorge. Außerdem stehe ich auf Frauen, die älter sind als ich."
„Mit dem älter kann ich dienen, aber umoperieren lasse ich mich nicht", erwiderte ich grinsend, weil Liam mich schon als seinen Mann bezeichnete. In der nächsten Sekunde wandte ich mich an Gillian und Milo: „Da es eure Hochzeit ist, würde ich nur sehr ungerne über eure Köpfe hinweg etwas entscheiden. Aber da die Zeit drängt, muss ich zugreifen, wenn sich eine Location anbietet. Es ist ja nicht so, dass es sich nur um zwanzig Gäste handelt."
Es waren fast zehnmal so viele und so kurz vor der Festivität noch eine Lösung zu finden grenzte an die berühmte Nadel im Heuhaufen. Trotzdem musste ich es versuchen. Schon alleine mein Ego verlangte das von mir. Eigentlich war dies aufgrund der hohen Anzahl der Gäste ein Ding der Unmöglichkeit, aber die Hochzeit zu verlegen oder gar abzublasen stellte keine Alternative dar.
„Wir würden die Hochzeit auch in einen anderen Bundesstaat verlegen, wenn wir dort eine Scheune finden", meinte Gillian mit einem Blick auf Milo, der nickte.
Es sah ganz danach aus, als würde ich nach sämtlichen Scheunen, die zur Vermietung ausgeschrieben waren, googeln müssen. Eine Aufgabe, die unendlich mühsam war und zudem jede Menge Zeit verschlang.
„Wie wäre es, wenn ihr eine andere Location nehmt?", warf Harry seine Frage in die Runde.
„Du Scherzkeks, da ist alles sicher ausgebucht."
„Es sei denn, jemand hat seine Hochzeit abgesagt", seufzte Milo, aus dessen Stimme ich eine deutliche Frustration heraushörte.
Nun meldete sich Mortimer zu Wort: „Es ist ja nicht so, dass wir keinen Platz auf dem Grundstück hätten, oder?" In diesem Moment hätte ich ihn umarmen können, weil er meine Gedanken in die richtige Richtung lenkte.
„Das ist es. Was war nochmal der Grund, weshalb die Hochzeit nicht hier stattfinden sollte?" Fragend schaute ich zu Gillian und sie begann augenblicklich zu lächeln.
„Cheyenne. Aber dieser Grund existiert nun nicht mehr."
„Dann ist doch alles in Butter und wir lassen die Fete hier auf dem Grundstück stattfinden", gab Liam seinen Senf dazu. Just in diesem Moment betraten Flora, Ken und Charly den Raum. Alle drei schauten ziemlich überrascht drein und Flora sagte: „Plant ihr etwa schon eure Hochzeit, Liam und Niall?"
„Soweit sind wir noch nicht, Mum", antwortete Liam. „Es geht um Gill und Milo."
In meiner Eigenschaft als Hochzeitsplaner sah ich mich genötigt, die drei aufzuklären und als ich meine Ausführungen beendete, hellte sich Kens Gesicht auf. „Dann wollt ihr also jetzt die Tradition, hier zu heiraten, fortführen?"
Man spürte wie glücklich ihn das machte aber ich sah Gillians zweifelnde Mimik.
„Ich hätte so gerne in einer Scheune gefeiert und wir haben alles passend dazu bestellt. Die Deko, die Torte, aber wenn wir jetzt in einem weißen Zelt feiern, dann passt das alles nicht mehr."
Da musste ich ihr allerdings recht geben, was die Sache noch komplizierter machte.
Nachdenklich rieb Mortimer sich am Kinn. „Und wenn ihr unsere alte Scheune herrichtet? Das müsste doch zu machen sein."
„Dad, du bist großartig." Ken zeigte sich total begeistert und Harry bot sogleich seine Hilfe an: „Das ist für mich kein Problem, ich kann sie sogar vergrößern, falls der Platz nicht ausreicht."
„Na dann schauen wir uns die Scheune gleich mal an", meinte Ken.
Die komplette Runde wanderte nach draußen und da die Scheune ein gutes Stück entfernt lag, beschlossen wir mit den Autos hinzufahren. Gillian schnappte sich Rusty, ließ ihren Großvater auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, während Milo, Liam und ich uns auf die Ladefläche setzten. Flora, Harry, Ken und Charly nahmen Kens Wagen und fuhren vor uns her.
Die Scheune kannte ich noch gar nicht, weshalb ich unendlich neugierig wurde. Als der alte Holzbau in Sicht kam, erkannte ich sofort, dass man auf jeden Fall den äußeren Teil bearbeiten musste.
Ken öffnete den Eingang und sofort gab das Scheunentor ein lautes Quietschen von sich. „Nummer eins, die Tür muss geölt werden", kommentierte Harry seine Aufgabe. „Nummer zwei", setzte er seine Gedankengänge laut fort, „einige Bretter müssen ausgetauscht werden."
Da stimmte ich ihm durchaus zu. Überrascht stellte ich fest, dass Ken sich direkt an mich wandte: „Was sagt der Hochzeitsplaner dazu? Können wir die Location nehmen?"
„Auf den ersten Blick schon, aber wartet kurz."
Ich wanderte an der Seite entlang, zählte meine Schritte, um Maß zu nehmen und stellte fest, dass meine Augen mich nicht getäuscht hatten. „Sie ist ein wenig kleiner als die ursprüngliche Scheune."
„Wie viel?"
„Zehn Fuß aber auf die könnte es ankommen. Es soll ja auch getanzt werden und wir brauchen Platz für die Band, die Geschenke und das Essen."
„Dann bleibt nur eins", stellte Ken fest, „wir müssen sie vergrößern. Kriegen wir das hin, Harry?"
Dass er in der Wir-Form sprach, machte ihn plötzlich sehr sympathisch und im gleichen Augenblick spürte ich, wie er mir auf die Schulter klopfte. „Super gemacht, Niall. Du hast ein sehr gutes Augenmaß."
„Danke. Ich wäre ein schlechter Hochzeitsplaner, wenn ich nicht die Ausmaße der Location im Kopf hätte", erwiderte ich leicht geschmeichelt.
„Sag mal", sprach Ken, „ich habe gehört, dass du sogar einige Songs auf der Gitarre spielen wirst. Darauf bin ich wirklich gespannt."
Es war offensichtlich, dass er sich bemühte, mich ein wenig näher zu durchleuchten. Aber ich sah keinen Grund, nicht darauf einzugehen und eine gepflegte Konversation abzulehnen.
„Ja, das stimmt. Ich spiele schon seit meinem elften Lebensjahr Gitarre und hatte auch einige Auftritte in Bars", erzählte ich wahrheitsgetreu.
„Und warum hat mir das niemand gesagt? Ich würde mir das gerne mal anschauen."
Nun mischte sich Liam ein: „Dazu müsste Niall seine Stelle im Hemmingway wieder antreten."
Die Erinnerungen an diese Zeit ließen mich wehmütig werden und ich wünschte mir, dort wieder auf der kleinen Bühne stehen zu können und Musik zu machen. Zu sehen, wie die Leute tanzten, klatschten und teilweise mitsangen. Ich vermisste Texas, mein Leben hier und mir wurde in diesem Augenblick klar, dass sich erneut etwas ändern musste, wenn ich auf Dauer mit Liam zusammenbleiben wollte.
Flora, Ken und Charly verließen die Scheune wieder und während Harry mit Liam, Milo und Mortimer die Vergrößerungsideen besprach, gesellte sich Gillian zu mir. „Kann ich dich unter vier Augen sprechen, Niall?"
„Sicher."
„Komm, lass uns zu Rusty gehen."
Wie oft hatten wir auf der Ladefläche es alten Pick-Up gesessen und geredet? Ich vermisste die Gespräche mit Gillian und allgemein den persönlichen Kontakt zu ihr.
Wir ließen die Beine baumeln, uns von der Sonne bestrahlen und schließlich fing Gillian an zu reden.
„Ich habe nachgedacht, Niall."
Leicht blinzelte ich in die Sonne: „Worüber?"
„Über mein Leben hier. Ich habe Milo versprochen, vor der Hochzeit kein Rennen mehr zu fahren und wenn ich ehrlich bin, fehlt es mir nicht so sehr wie angenommen."
Wir schauten uns in die Augen und sprach die Worte aus, die durch meinen Kopf schossen: „Manchmal stellen wir fest, dass uns Dinge, die wir für wichtig oder gar unentbehrlich hielten, gar nicht fehlen. Dafür aber andere Sachen oder Menschen, die wir als gar nicht so wichtig erachteten umso mehr."
Ihr Lächeln sprach Bände. „Du meinst, Liam, oder? Er hat dir gefehlt."
„Sehr."
„Das dachte ich mir. Mir hat Milo auch sehr gefehlt, als ich in Vermont lebte. Aber um zum Punkt zu kommen. Ich denke nicht, dass ich wieder Rennen fahren werde, aber ich kann nicht ohne Autos."
Nachdenklich kratzte ich mich im Nacken. „Und was willst du mir damit sagen?"
Gillian strahlte so sehr, ihr Gesicht leuchtete förmlich und urplötzlich gab sie mir einen Kuss auf die Wange. „Danke, Niall dass du immer für mich da bist und mich heute hast diese Scheune mit anderen Augen sehen lassen." Sie machte eine kurze Pause und um so bedeutungsvoller kamen ihre nächsten Worte bei mir an: „Ich möchte gerne meine eigene Oldtimer-Werkstatt eröffnen und diese Scheune ist prädestiniert dafür. Auch, wenn sie viel zu groß ist, wenn sie von Harry erweitert wird. Aber man kann nie Platz genug haben."
„Das ist wahr und ich freue mich für dich, wenn das alles klappt."
„Ja, stell dir doch mal vor, lauter alte Schätze in meiner Werkstatt. Die Kunden könnten sicher sein, dass ich sie gut behandele und wenn sich das herumspricht, habe ich auch Stammkundschaft."
Ich freute mich so sehr für sie, für ihren Mut, diese Sache anzugehen und einfach aus der Reihe zu tanzen. „Was ist eigentlich mit den Einladungen für die Charityveranstaltungen? Bist du da jetzt raus?", zog ich sie auf.
„Mehr oder weniger. Cheyenne hat angeboten das zu machen und sie würde sogar extra dafür nach Texas kommen, um gemeinsam mit Mum darüber zu brüten."
„Naja, man kann das Angenehme mit dem Nützliche verbinden. Sie besucht euch alle und tut gleichzeitig etwas für den Dearing Clan", kommentierte ich Gillians Aussage.
„Stimmt, wenn man es so sieht, hat die Sache was Gutes." Erneut schauten wir uns an und lächelten wie auf Kommando. Ihre nächste Frage ließ mein Herz allerdings enorm klopfen: „Was sind deine Zukunftspläne, Niall?"
„Lass mal überlegen. Heiraten und Kinderkriegen?", versuchte ich die Sache aufzulockern. Tatsächlich lag es mir schwer im Magen, darüber nachzudenken, wie ich mein Leben regeln sollte. Der Gedanke daran, das Geschäft in Vermont aufzugeben und die alten Instrumente zu verkaufen, brach mir das Herz. Andererseits gab es niemanden, der mir so wichtig war wie Liam und deswegen wusste ich in meinem Innersten, wie die Sache ausgehen würde. Mich noch einmal von Liam zu trennen kam nicht in Frage.
„Ich meine das ernst, Niall", drang Gillians Stimme in meinen Kopf. „Außerdem dachte ich, du wolltest dich nicht umoperieren lassen?"
Ihre Art das Ernste mit dem Lustigen zu verbinden fand ich schon immer stark. Ich legte meinen Arm um sie, zog sie näher zu mir heran und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich werde wieder zurück nach Texas ziehen, auch wenn es mir das Herz bricht, weil ich meine alten Gitarren, Cellos und Geigen verkaufen muss."
Gillian wurde mit einem Mal sehr nachdenklich. „Würdest du denn gerne den Laden hier weiterführen wollen?"
Tief seufzte ich auf. „Ja, aber ich müsste etwas anmieten. Das wird teuer und schmälert meine Einnahmen erheblich. Reich wirst du nämlich damit nicht."
„Aber wenn dir soviel daran liegt -." Sie brach plötzlich mitten im Satz ab, sprang leichtfüßig von der Ladefläche und rief: „Ich habs'. Ich habe die Lösung für dich oder besser gesagt für uns beide."
Überrascht zog ich eine Augenbraue nach oben: „Die da wäre?"
„Ganz einfach. Wir teilen uns die Scheune. Du kriegst einen Teil für deine Instrumente. Somit haben wir beide quasi eine Oldtimer-Werkstatt. Du für Musikinstrumente und ich für Autos."
„Weißt du was? Du bist unglaublich!" Ich sprang von der Ladefläche, packte sie an den Hüften und wirbelte sie durch die Luft.
„Niall, du bist verrückt!", keuchte Gillian lachend.
„Nein, du bist genial."
Meine Euphorie kannte keine Grenzen. „Wie nennen wir das Ding? Los, wir brauchen einen Namen!"
Und wieder bewies sie ihre Kreativität: „Nillians. Wir trennen das Geschäftliche aber sind in einer Location."
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Einstweilen blieb es Gillians und mein Geheimnis. Ich wollte Liam damit überraschen und sie Milo. Den Zeitpunkt dafür hatten wir noch nicht festgelegt, aber mir war klar, dass ich es nicht lange vor Liam geheim halten konnte. Dafür war ich viel zu aufgeregt und mit Herzblut bei der Sache.
Als ich mich nach dem Abendessen, einem großen Barbecue, mit Liam in sein Apartment zurückzog, erhielt ich eine Nachricht von Gillian: „Wollen wir es Liam und Milo sagen? Ich kann es nicht mehr für mich behalten."
„Gerne", textete ich und bereitete mich auf den Überraschungsmoment vor.
Um für die richtige Stimmung zu sorgen, dimmte ich das Licht im Wohnbereich, was Liam erstaunt aufschauen ließ. „Oh, willst du mich hier vernaschen?", fragte er anzüglich und ich lachte. „Könnte man machen, aber bevor ich zum Angriff übergehe, habe ich eine Überraschung für dich."
Galant schlug er die Beine übereinander. „Jetzt hast du mich neugierig gemacht."
Ohne jegliche Ausschmückungen ließ ich die Katze aus dem Sack und wie von einer Tarantel gestochen sprang Liam aus dem Sessel und drückte mich so fest an sich, dass mir fast die Luft wegblieb.
„Oh mein Gott, du ziehst wieder zurück! Dann habe ich dich bei mir. Wir werden zusammen wohnen, Niall und du kannst deinen Traum hier leben."
Liam nahm mein Gesicht in beide Hände, küsste mich zuerst sanft und zärtlich, bevor wir ins Leidenschaftliche übergingen.
Minuten später lagen unsere Klamotten verteilt im Wohnzimmer und wir auf dem Sofa. Dieses Mal benutzte Liam ein Kondom und ich genoss es, wie er in mich eindrang.
Leidenschaft und Liebe war das, was uns beide erfüllte und was ich nie wieder missen wollte.
Die zweite Runde Sex erledigten wir im Bett und als wir verschwitzt und atemlos nebeneinander lagen, umspielte ein Schmunzeln seine Lippen. „Wenn Harry wüsste, wie du im Bett abgehst, wäre er bestimmt neidisch."
„Sein Pech, dass er nicht auf Männer steht."
„Moment mal." Liam setzte sich auf. „Willst du mir etwa sagen, dass du mich mit ihm betrügen würdest?"
Lachend schlug ich ihm auf den Arm: „Nein, aber vielleicht umoperieren lassen."
„Hör auf damit, oder ich verkleide mich demnächst als Transvestit", drohte er, wobei der Schalk aus seinen braunen Augen blitzte. Mittlerweile traute ich ihm auch das zu und nur die Vorstellung daran ließ mich laut glucksen.
„Was ist so komisch? Ich sehe bestimmt heiß aus als Transe."
„Noch heißer als in deinen Lacklederklamotten?", erinnerte ich ihn an unser Treffen im Swingerclub.
Liam beugte sich über mich und flüsterte: „Mein Outfit hat dir doch gefallen, oder?"
Anstatt zu antworten küsste ich ihn und im gleichen Moment fiel mir eine wichtige Sache ein, die er noch zu klären hatte. Ich unterbrach den Kuss, streichelte sein Gesicht und schaute in seine Augen: „Wann wolltest du deiner Mutter eigentlich sagen, dass sie Oma wird?"
Er wich meinem Blick nicht aus, doch antwortete ein wenig zögerlich: „Ich dachte an morgen, wenn du noch da bist."
Ich würde für ihn da sein. In jeglicher Form.
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Hallo meine Lieben, das zweite Update an diesem Wochenende. Ich hoffe es gefällt euch, dass es nun ein wenig schneller vorangeht.
Wie gefällt euch die Idee, dass Gillian und Niall gemeinsam ihre Geschäfte in einer Scheune betreiben wollen?
Nun findet die Hochzeit doch auf dem Grundstück der Dearings statt :)
Freut ihr euch schon auf den Moment, wenn Liam seiner Mutter sagt, dass sie Oma wird?
Danke an alle, die gevotet und kommentiert haben. Das bedeutet mir sehr viel. Ich weiß, ich sage das oft, aber ich meine es auch wirklich so. Ich habe viele Stammleser, die mich schon seit Jahren begleiten und dafür bin ich sehr dankbar.
LG, Ambi xxx
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