26. Überraschungsmoment
♪ Kick you when you're down – AC/DC
❃ ❃ ❃ L I A M ❃ ❃ ❃
Der Sog, der mich mitriss, das schwarze Loch, das mich zu verschlingen drohte, all dies dauerte nur wenige Sekunden, dann stieß ich die Tür geräuschvoll auf.
Stille kehrte ein. Schlagartig und unheimlich.
Alle Augen richteten sich auf mich und meine suchten zuerst Gillians und dann die meiner Mutter. Ich sah es in ihrem Blick, Gillian sprach die Wahrheit. Es brach mir das Herz, es machte mich wütend und konfus.
„Was ist hier los?", würgte ich hervor, spürte den Kloß in meinem Hals und die Feuchtigkeit in meinen Augen. „Von was redest du da?"
„Das wüsste ich auch gerne", vernahm ich just in diesem Moment Onkel Kens Stimme. „Könntet ihr uns bitte aufklären?"
Eigentlich hatte ich erwartet, dass meine Cousine weitersprechen würde, aber es war meine Mutter, die sich zu Wort meldete: „Es tut mir sehr leid, dass du es auf diese Art und Weise erfahren musst, Liam. Und Ken, es tut mir ebenfalls leid, dass ich so lange mit einer Lüge gelebt habe. Aber es musste sein."
Kurz zögerte sie, dann sprach sie weiter: „Cheyenne, Charly und ich haben damals beschlossen, dass es das Beste ist, wenn niemand davon erfährt." Sie holte tief Luft und dann zum finalen Schlag aus: „Geoff wollte Cheyenne vergewaltigen, aber ich kam in letzter Minute hinzu. Es geschah kurz vor ihrer geplanten Hochzeit."
Mir wurde fast schwarz vor Augen, innerlich taumelte ich, doch äußerlich kochte ich vor Wut und Fassungslosigkeit. Wie hatte man das nur vor uns verheimlichen können? Und vor allem warum?
„Was?" Onkel Kens Gesicht nahm die unterschiedlichsten Farben an. Zuerst blass, dann rot und die Adern an seinen Schläfen traten erbarmungslos hervor.
„Dafür wird er büßen! Ich bringe das Schwein um!", schrie er außer sich vor Zorn.
„Nein, nicht! Genau deswegen haben wir geschwiegen! Zu deinem Schutz und zu Cheyennes!", mischte Tante Charly sich mit verzweifelt klingender Stimme ein. „Ken, du hättest ihn damals umgebracht. Und die Presse hätte Cheyenne so sehr zugesetzt, das hätte sie nicht verkraftet. Bitte sei vernünftig. Bitte, lass die Dinge so wie sie sind. Du wirst nichts mehr ändern."
Zum Schluss brach ihre Stimme, so wie ich innerlich zerbrach.
So etwas über meinen Vater zu erfahren brachte mich völlig aus der Spur und ich wusste nicht, wo mir der Kopf stand. Das Ganze war wo ungeheuerlich, fast schon utopisch und doch die brutale Wahrheit, die mich mit voller Wucht in den Magen traf.
„Wo ist er jetzt?" Onkel Kens drohende Stimme mischte sich unter meine Gedanken.
„Ich weiß es nicht und es interessiert mich auch nicht. Er ist aus unserem Leben verschwunden, musste auf alles verzichten. Auf jegliches Geld und auf den Kontakt zu seinem Sohn."
Meine Mutter sprach mit fester Stimme, die keinerlei Zweifel aufkommen ließ. Sie hatte den Kontakt zu mir untersagt. Ein Teil von mir war ihr dankbar, der andere wollte jedoch herausfinden, wo sich mein Erzeuger aufhielt.
Neben mir hörte ich Gillian schnaufen. Ihre Hände steckten in den Taschen ihrer Jeans und ihre Brust hob und senkte sich aufgrund der beschleunigten Atmung.
„Würdest du jetzt bitte wieder mit Cheyenne reden? Sie kann nichts dafür, Dad. Sie war nach dieser Sache in Therapie. Sie konnte einfach nicht heiraten, zumindest damals nicht."
Das leichte Glitzern in Gillians braunen Augen ließ mich wissen, dass ihr die Sache mehr zusetzte, als sie es zeigte. Sie kämpfte für Cheyenne, dafür, dass der Streit und die Nichtachtung, mit der Onkel Ken seine ältere Tochter strafte, ein Ende hatte.
Und dafür bewunderte ich sie.
Bei dem Versuch etwas zu sagen, kam ein heißeres Krächzen aus meiner Kehle.
„Onkel Ken, Gillian hat recht. Du darfst Cheyenne nicht verstoßen", meinte ich. „Aber wenn du meinen Vater zur Rechenschaft ziehen willst, bin ich dabei."
„Liam, nein!" Meine Mutter sah mich scharf an. „Er ist genug gestraft worden. Geoff war so materiell eingestellt, er hat mich doch nur geheiratet, um an einen Teil meines Vermögens zu kommen. Leider habe ich das viel zu spät erkannt."
Sie schluckte kurz. „Es tut mir so leid, Liam."
Erneut brach mein Herz, denn auch meine Mutter trug nicht wirklich die Schuld an den Charakterzügen meines Erzeugers. Vielleicht hätte sie damals anders handeln sollen, aber auch Tante Charly steckte in der Sache drin. Vielleicht war es besser, dass alles so gekommen war.
Letztendlich konnte das niemand mit Bestimmtheit sagen und deswegen konzentrierte ich mich zunächst mit aller Macht darauf, Gillian zu unterstützen.
„Weiß Cheyenne, dass du hier mit der Wahrheit herausrückst?", richtete ich die Frage an meine Cousine. Diese nickte daraufhin.
„Ich habe – wir haben darüber gesprochen und nun wartet sie auf Dads Anruf."
Flüssigkeit schoss förmlich aus ihren Augen. „Bitte ruf sie an, Dad."
Erneut krampfte sich mein Herz zusammen. Was hatte Cheyenne in all den Jahren durchgemacht? Verstoßen von ihrem Vater, weit weg von ihrer Familie gelebt. Wie hatte sie das nur ausgehalten?
Als ich darüber nachdachte, kam die Antwort von selbst: Cheyenne hatte jemanden an ihrer Seite, den sie liebte und der sie liebte. Automatisch gingen meine Gedanken zu Niall. Mit ihm an meiner Seite wäre alles so viel leichter zu ertragen. Ich brauchte seine Umarmung, seine Stimme, seinen Zuspruch, seine Liebe. Ich brauchte ihn so sehr, wie ich noch niemals einen Menschen zuvor gebraucht hatte.
Hart schluckte ich, versuchte den Tränenschleier wegzublinzeln, der mich beim Sehen behinderte. Nur schwer gelang mir dies, dafür hörte ich Onkel Kens Worte um so deutlicher: „Wenn du mir ihre Nummer gibst, dann rufe ich sie an."
Stumm, aber mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen, holte Gillian ihr Handy aus der Hosentasche hervor. Flink glitten ihre Finger über die Tastatur und dann sprach sie: „Ich habe dir ihre Kontaktdaten geschickt."
Auch Onkel Ken langte nun nach seinem Handy, das vor ihm auf dem Tisch lag und ohne zu zögern tätigte er den Anruf.
Atemlose Stille breitete sich im Raum aus. Es fühlte sich an, als würden alle die Luft anhalten, um ja kein überflüssiges Geräusch von sich zu geben. Niemand rührte sich vom Fleck, während sich eine übergroße Anspannung wie eine dunkle Wolke über unsere Köpfe legte.
Ich konzentrierte mich auf die Worte, die Onkel Ken sprach: „Hallo Cheyenne. Ich glaube – ich glaube wir müssen reden. Man hat mir gerade die Wahrheit gesagt und ich möchte dich bitten, hierher zu kommen. Nach Hause."
Dieses „nach Hause" hatte ein so großes Gewicht, vermutlich wogen die Worte eine Tonne. Für Cheyenne sicherlich noch mehr.
„Ja, selbstverständlich soll dein Mann mitkommen. Wir warten hier auf euch. Bis gleich."
Der seltsam belegte Klang in der Stimme meines Onkels ließ mich wissen, dass sein Herz keineswegs aus Stein gemeißelt war. Auch er besaß eine weiche Seite, die er jedoch nur selten zeigte.
Ein bisschen machte mir das Hoffnung; Zuversicht, was Niall und mich betraf. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, während ich hilflos im Zimmer stand und die Wand anstarrte.
Am liebsten wäre ich weggelaufen, irgendwo hin, doch etwas hielt mich davon ab: Cheyenne. Ich wollte die schreckliche Wahrheit aus ihrem Mund hören, genau wissen, was damals vorgefallen war. Wut gegenüber meinem Vater baute sich in mir auf, als ich daran dachte, was er meiner Cousine angetan hatte. Wie er beinahe ihr ganzes Leben zerstörte, wenn nicht meine Mutter dazugekommen wäre.
Die Minuten zogen sich dahin und Harry und Milo, die beide noch kein einziges Wort gesprochen hatten, bedienten sich an der großen Scotch Flasche.
„Willst du auch einen, Liam?", fragte Milo und ich nickte.
Dankbar nahm das Glas entgegen, das er mir kurze Zeit später reichte und trank einen großen Schluck. Das Brennen in meiner Kehle ignorierte ich geflissentlich, denn meine Aufmerksamkeit lenkte sich auf ein Geräusch, das von draußen kam.
Ein Wagen näherte sich dem Haus und ich sah, wie Gillian zur Tür lief. „Das sind Cheyenne und Stanley!"
Mit klopfendem Herzen verfolgte ich wie meine beiden Cousinen, gefolgt von Stanley, den Salon betraten. Alle Augen richteten sich auf Cheyenne, die zu ihrem Vater blickte, aber es war Onkel Ken, der auf sie zuging.
„Cheyenne." Mehr als ihren Namen sprach er nicht, als er sie in eine feste Umarmung zog. „Es tut mir so leid", hörte ich ihn wispern und zum zweiten Mal in meinem Leben sah ich Tränen in seinen Augen. Zum ersten Mal, als seine Mutter, unsere Großmutter, starb. Danach hatte ich ihn nie wieder weinen sehen.
Umso mehr berührte mich dieser Augenblick der Versöhnung zweier Menschen, die sich so lange nicht gesehen hatten.
„Daddy", auch Cheyenne schluchzte, „ich – ich konnte es dir nicht sagen. Ich wollte dich... schützen."
Onkel Ken nahm ihr zierliches Gesicht in seine Hände und küsste sie auf die Stirn. „Bitte verzeih mir, Cheyenne. Ich habe einen großen Fehler gemacht. Du bist meine Tochter und ich liebe dich. Ich habe dir furchtbar Unrecht getan."
Das war der Moment in dem Gillian losheulte. Vor Freude und purer Erleichterung. Milo nahm seine Verlobte in den Arm und ich spürte wie eine große Last von mir fiel. Zwei Menschen hatten sich heute Abend versöhnt und Cheyenne würde ab jetzt wieder ein Teil der Familie sein. Einer Familie, in der wohl jeder seine Geheimnisse besaß, auch ich.
Stanley wurde Onkel Ken vorgestellt, von Tante Charly und meiner Mum in den Arm genommen und von Harry mit Scotch abgefüllt. Im Prinzip fühlte es sich wie ein ganz normaler Abend an, aber das war es beileibe nicht.
Die Chance mit Cheyenne zu reden, ließ ich mir nicht nehmen und als die Aufmerksamkeit sich ein wenig auf Stan legte, da schnappte ich mir meine Cousine.
„Kann ich kurz mit dir sprechen?"
„Natürlich." Sie lächelte zwar, aber ich war mir sicher, dass sie wusste, um was es mir ging. Aber es befand sich noch jemand in diesem Raum, der meine Gedanken zu lesen vermochte: meine Mutter.
Unaufgeforderte gesellte sie sich zu uns und schob uns beide aus dem Salon hinaus. „Wir gehen in dein Apartment, Liam. Da redet es sich besser."
„Von mir aus, gerne."
Mit beiden Frauen im Schlepptau öffnete ich dir Tür mittels Fingerscan und trat in den Flur, in dem die kleine Stehlampe auf der Kommode brannte. Wir verzogen uns ins Wohnzimmer und ich sah Cheyennes neugierige Blicke. Sie kannte meine Bude noch nicht und stieß einen bewundernden Laut aus: „Das ist toll hier, Liam."
„Danke."
Lässig verschränkte ich die Arme vor meiner Brust, aber innerlich zitterte ich.
„Was genau ist damals passiert? Ich muss es wissen."
Meine Mutter seufzte tief. „Du willst die Einzelheiten wirklich wissen?"
„Sonst würde ich nicht fragen."
Bei jedem Wort, bei jedem Satz, den meine Mutter und auch Cheyenne von sich gaben, sackte ich innerlich mehr zusammen. Mein Vater war ein Schwein, der nicht davor zurückschreckte, seine Nicht unsittlich zu berühren, ihr BH und Slip vom Leib zu reißen, obwohl sie sich verzweifelt wehrte. Er glaubte alleine mit ihr im Haus zu sein, doch meine Mum kam eher von einer geschäftlichen Besprechung zurück und erwischte ihn kurz bevor Schlimmeres geschehen konnte.
Ich mochte mir das nicht vorstellen aber die Bilder gruben sich in meinen Kopf, dass mir übel wurde. Am liebsten hätte ich gekotzt und ich schämte mich dafür, solch einen Vater zu haben.
Umso stolzer war ich auf meine Mutter, konnte auch ihr Handeln teilweise nachvollziehen. Onkel Ken hätte ihn damals umgebracht, da war ich mir sicher. Und dafür wäre er in den Knast gegangen. Cheyenne, meine Mum und Tante Charly hatten dies erfolgreich verhindert, aber meine Cousine zahlte dafür einen hohen Preis. Wut stieg erneut in mir auf und der Wunsch, meinem Vater eine reinzuhauen wurde von Sekunde zu Sekunde größer, wie eine brachiale Welle, die alles verschlang, was sich ihr in den Weg stellte.
Auf meine Frage, wo er sei, bekam ich die gleiche Antwort, die Onkel Ken erhielt. Niemand wisse, wo er sich aufhalten würde.
Genau das wollte ich herausfinden.
~~~
Aufgewühlt saß ich meinem Apartment, nachdem Mum und Cheyenne gegangen waren. Mein Kopf rauchte vom vielen Nachdenken, was es schwer machte, zur Ruhe zu kommen. Wie kleine feine Fäden spannen sich meine Gedankengänge zu einem größeren Strang, der letztendlich einen Pfad ergab.
Entschlossen sprang ich auf, schnappte meine Autoschlüssel, verließ das Apartment und stieg in den Maserati. Satt dröhnte der Motor mir entgegen, als ich ihn startete und ich brauste davon, durch die sternenklare Nacht. Bäume rauschten an mir vorbei und als ich die Straße erreichte, trat ich das Gaspedal durch. Es war nicht viel los um diese Uhrzeit und ich erreichte unserer Büroräume schneller als gedacht.
Still und dunkel lagen die Räume der Dearing Oil Company vor mir und trotzdem schlich ich mich leise durch den Flur, bis ich vor der Tür stehenblieb, durch die man in das Büro meiner Mutter gelangte.
Sie hob hier auch ihre privaten Unterlagen auf und ich war mir sicher, irgendeinen Hinweis zu finden, der Aufschluss über den Aufenthaltsort meines Vaters gab. Vielleicht nicht gerade die Adresse, unter welcher er jetzt wohnte, aber zumindest eine Spur, die ich verfolgen konnte.
Ein tiefer Seufzer entwich meiner Kehle, während ich den Lichtschalter betätigte und Sekunden später begann ich in dem großen Aktenschrank zu wühlen.
Geschäftliche Dinge, alles peinlich genau nach Alphabet und dann nach Daten sortiert, ganz wie ich es von meiner Mutter kannte. Bei dem ganzen Papierwust würde ich mehrere Stunden Spaß haben, aber aufgeben kam nicht in Frage.
Wo zum Teufel bewahrte sie ihre privaten Unterlagen auf? Es konnte doch nicht so schwer sein, diese zu finden.
Schublade für Schublade des Hängeschranks ging ich durch und dann, in der letzten, die knapp über dem Boden hing, fand ich etwas. Mit großen Druckbuchstaben stand der Name PAYNE auf der Akte.
Blitzschnell zog ich sie heraus, spürte wie mein Mund trocken wurde und begann darin zu wühlen. Scheidungspapiere flogen mir entgegen, ein alter Ehevertrag, der annulliert worden war, wie ein Schriftstück bewies und die Heiratsurkunde meiner Eltern.
Gespannt tauchte ich tiefer in den Papierstapel ein und dann fand ich eine interessante Sache. Einen Wisch, auf dem mein Vater unterzeichnet hatte, dass er auf alles verzichtete, auch auf den Kontakt zu seinem leiblichen Sohn: Liam Payne.
Für wenige Sekunden starrte ich auf das Papier und war froh, diesen Bastard nicht mehr gesehen zu haben. Dieses Stück Scheiße, das seine eigene Nichte anfasste, er hatte es verdient, geschlagen zu werden.
Inzwischen saß ich auf dem Stuhl meiner Mutter, las jede Zeile, in der Hoffnung, einen Hinweis zu finden. Das Schreiben des Notars, der den Wisch beglaubigt hatte, geriet in meine Hände und da sah ich die Adresse, an die alles geschickt worden war.
Geoff Payne, 2807 Scotsdale Drive, Houston, Texas.
„Auf nach Houston", sprach ich laut zu mir selbst.
~~~
Es war kein Problem, meine Mutter am nächsten zu überzeugen, dass ich einige Tage für mich benötigte und frei haben wollte. „Nimm dir ruhig eine Auszeit, Liam. Ich verstehe das. Nach all dem, was zu erfahren hast, brauchst du ein wenig Ruhe, um dich neu zu sortieren", erwiderte sie auf meine Bitte.
„Danke, Mum."
Vor mir lagen rund 476 Meilen und laut meinem Navi brauchte ich siebeneinhalb Stunden für diese Strecke, ohne Stau, wohlbemerkt. In aller Ruhe duschte ich und zog mich an. Frühstücken würde ich auf dem Weg, in irgendeinem Diner. Schnell packte ich meine Reisetasche mit den nötigsten Utensilien und buchte ein Hotel für eine Nacht. Verlängern konnte ich immer noch, aber ich ging nicht davon aus, dass das nötig war.
Da der Maserati bei meiner Fahrweise jede Menge Sprit fraß, tankte ich ihn voll, bevor ich auf den Highway Nummer 87 abbog, der in Richtung Süden führte. Die wichtige Adresse hatte ich abfotografiert und somit war alles was ich brauchte an Bord.
Nach einer guten Stunde Fahrt tauchte ein Schild auf, das auf Essen und Trinken in einem Diner hinwies und ich nahm das als Anlass, meinen Magen zu füllen. Unmotiviert scrollte ich mich durch Instagram, checkte Sophias Einträge von den Messeständen und wie durch Geisterhand landete ich plötzlich bei Niall.
Er hatte mich nicht blockiert, sollte ich das als gutes Zeichen werten? Oder war ich ihm einfach so egal geworden, dass er keinen weiteren Gedanken an mich verschwendete?
Die Kellnerin brachte das Essen, lecker aussehende Pancakes und ich langte ordentlich zu. Nicht ein Krümel blieb auf dem Teller und ich gab ein ordentliches Trinkgeld für den guten Service.
Meine Fahrt ging weiter, immer gen Süden und als ich Austin passierte, da dachte ich automatisch an den Swinger Club in Lockhardt. Dort waren Niall und ich uns zum ersten Mal körperlich nähergekommen.
Dort hatten wir uns zum ersten Mal berührt.
Niemals würde ich diese Momente vergessen und selbst der verzweifelte Versuch alles aus meinen Gedanken zu verbannen, schlug kläglich fehl. Ich liebte ihn, das war Fakt.
Austin hinter mir lassend, ging es auf den Highway 71 und da erwartete mich der erste Stau. Feierabendverkehr pur, was hatte ich denn erwartet?
Mehrere Kilometer zog sich der Verkehr zähflüssig dahin, stahl mir die Zeit. Langsam freundete ich mich mit dem Gedanken an, erst morgen auf Entdeckungsreise zu gehen, denn es ging auf sechs Uhr zu, als ich Houston endlich erreichte. Die Strecke zum Hotel war ebenfalls stark befahren und als ich endlich auf dem Parkplatz stand, war mir nach einer Dusche und Essen zumute.
Schnell erledigte ich den Check-in und obwohl ich todmüde war, sprang ich unter die Dusche. Das Wasser belebte zuerst meine Haut, dann meine Seele und schließlich fühlte ich mich putzmunter, als ich aus der Dusche stieg.
Zu allen Schandtaten bereit, machte ich mich auf den Weg zu einem der zahlreichen Restaurants, die sich in umittelbarer Nähe zum Hotel befanden. Mir gelüstete nach einem saftigen Steak mit scharfer Texas Sauce und ich bekam beides, inklusive einer Folienkartoffel.
Während es Essens checkte ich meine Nachrichten, schrieb mit Gill, Cheyenne, Milo und Harry. Himmel, das war stressiger als ein Tag im Büro.
Schließlich legte ich das Handy zur Seite, um mich genüsslich den letzten Bissen auf dem Teller zu widmen.
Der Abend würde lang werden, so alleine, ganz ohne Gesellschaft. Mir stand nicht der Sinn danach, mich auf mein Zimmer zu verkriechen, sondern nach einem Abend in einer Bar.
Vorsorglich parkte ich den Maserati wieder auf dem Hotelparkplatz und ließ mich mit einem Taxi in die Stadtmitte kutschieren. Mitten in Houston stieg ich aus, wanderte die Straßen entlang und fand recht schnell eine Art Vergnügungsviertel.
Hier reihten sich Bars aneinander, einige sogar mit Livemusik. Entsprechend fiel mir die Auswahl schwer, wo ich denn einkehren sollte. Rein zufällig blieb ich vor dem Eingang einer Bar stehen, aus der zwei Männer herauskamen. Sie gingen Hand in Hand und sofort wurde mir klar, dass es sich um eine Gay-Bar handelte.
Der Gedanke, hier einen Abend zu verbringen, zog mich magisch an und ohne darüber nachzudenken, trat ich ein.
Niemand kannte mich hier und selbst wenn, wäre es mir mittlerweile egal. Langsam ließ ich meinen Blick durch die Location wandern, die gut gefüllt war. Junge, aber auch ältere Männer, attraktive und weniger attraktive. Große und kleine, dicke und dünne, bärtige und glatzköpfige Menschen. Sie alle hatten etwas gemeinsam: sie liebten das gleiche Geschlecht. Oder vielleicht auch beide Geschlechter, so wie ich. Und so wie Niall.
Für einen Moment glaubte ich einer Fata Morgana zum Opfer gefallen zu sein, denn der Kerl, der am anderen Ende der Bar saß, sah Niall täuschend ähnlich. Fest kniff ich meine Augen zusammen, während ich mich ihm näherte und als ich die Wahrheit erkannte, geriet mein Herz aus seinem Rhythmus.
Niall hockte an der Bar und er war nicht allein. Neben ihm, die Hand auf seinem Knie, saß kein Geringerer als Gabriel Arbor, der Sohn von Seamus Arbor, mit dem wir gestern einen Deal abgeschlossen hatten.
__________
Cliffhanger :D
Welcome back zu Tüll & Torten. Ich hoffe, ihr mochtet das Kapitel und auch das Ende. Viel ist passiert aber wir sind noch nicht am Ende.
Gabriel Arbor, ich denke ihr erinnert euch noch an ihn, denn er hatte erst im Kapitel davor seinen Auftritt. Gabriel, ein schöner Name, wie könnte man den wohl abkürzen? ;)
Was glaubt ihr wird nun passieren?
Haut Liam ab oder redet er mit Niall?
Und wird Liam seinen Vater jemals finden?
Danke an alle für die Motivation. Ihr hinterlasst so tolle Kommis, das ist der Wahnsinn und ich hoffe, dass ihr noch immer Freude am Lesen habt.
Für alle, die es noch nicht gesehen haben: auch in diesem Jahr schreibe ich eine Weihnachtsgeschichte. Sie heißt: Das verzauberte Piano und ist auf meinem Profil zu finden.
LG, Ambi xxx
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top