30. Vorbereitungen
♪ Kill my mind – Louis Tomlinson
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Das Football Spiel war für die Dallas Cowboys ein wahrer Erfolg. Gleich im ersten Viertel gab es zwei Touchdowns und alle schrien wie verrückt. Am lautesten wohl Gillian, die direkt neben mir stand. Liam hingegen saß bei Milo, sodass uns zwei Plätze trennten. Damit konnte ich leben, ebenso wie mit der Tatsache, dass Liam sich während der Pause meist mit Harry unterhielt. Seine Familie schöpfte somit keinerlei Verdacht. Und das war es, was er im Moment anstrebte.
Da ich wusste, wie man sich fühlte, wenn man noch nicht bereit war, die Liebe zu einem gleichgeschlechtlichen Partner in der Öffentlichkeit zu zeigen, konnte ich deswegen auch nicht beleidigt sein. Zumal ich meinen Eltern noch immer nicht die Wahrheit gesagt hatte, meinen Freunden und meinem Bruder jedoch schon.
Im Moment waren die Wochenenden in Odessa die beste Lösung für uns und ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass diese geheimen Treffen keinerlei Reiz besaßen.
Sie wurden zu unserem eigenen Ritual und ich lebte immer förmlich auf, wenn es auf das Wochenende zuging.
Mittlerweile hatte ich es geschafft, einen Termin mit Milo und Gillian bei dem Konditor ihres Vertrauens zu arrangieren, um die Hochzeitstorte auszusuchen. Vierstöckig sollte sie werden und wie zu erwarten gab es zunächst Probleme, weil die beiden sich nicht einigen konnten.
Die Farbe des Zuckergusses bot hochexplosiven Diskussionsstoff.
Gillian bevorzugte weiß aber das hielt Milo für langweilig. Rosa kam für beide nicht in Frage, sodass ich mich mal wieder gezwungen sah, nach einer passenden Lösung zu suchen. Dabei dachte ich an die Scheune sowie die Tischdekoration. Das Motto Herbst schwirrte in meinem Kopf umher.
„Wie wäre es, wenn wir ein wenig Orange in die Torte mit einarbeiten? Sozusagen als Herbstfarbe?", schlug ich vor und das entpuppte sich als das Stichwort für den Konditor.
„Das wäre es! Ich habe eine super Idee, um das entsprechend zu gestalten", lauteten seine Worte.
Gespannt hörten wir zu und bei jedem Satz sah ich die Torte mehr und mehr bildlich vor mir. Vier Stockwerke, das erste und das letzte in Form eines Kürbisses. Dazwischen zwei weiße Etagen, die jedoch durch bunte Herbstblätter aus Marzipan verziert werden sollten.
„Oh Gott, das finde ich klasse", kam es euphorisch von Gillian und auch Milo fand die Idee cool.
„So eine Torte habe ich noch niemals gesehen, von daher bin ich schwer dafür", meinte er grinsend.
Heilfroh, dass wir uns einigen konnten, gaben wir die Bestellung auf und verabschiedeten uns anschließend von dem netten Konditor.
„Niall, dürfte ich dich um einen Gefallen bitten?", fragte Gillian, als wir auf dem Gehweg standen.
„Sicher, worum geht es?"
Ich konnte ihr schlecht einen Wunsch abschlagen, dafür mochte ich sie zu sehr und als ich hörte, um was es ging, erst recht nicht.
„Ich habe heute eine Nachricht erhalten, dass mein Hochzeitskleid fertig geändert ist. Würdest du es mit mir abholen und zu Esra bringen? Ich besitze einen Schüssel für ihre Wohnung, denn sie arbeitet noch."
„Kein Problem."
Tief seufzte Milo auf. „Du Glücklicher darfst es sehen und ich muss noch warten."
Lachend erwiderte ich: „Du Glücklicher wirst sie heiraten, wenn sie es trägt. Also beschwere dich nicht."
Unsere Wege trennten sich erst im Parkhaus, wo Gillian zu mir ins Auto stieg. Während wir zum Atelier von Sophia Smith fuhren, unterhielten wir uns.
„Sag mal, hast du dir eigentlich schon über die Junggesellenparty Gedanken gemacht?", wollte sie wissen und ich nickte.
„Ja, habe ich. Ich würde die klassische Variante vorschlagen, Vegas. Ein bisschen ins Kasino gehen, einen Club aufsuchen und dabei habe ich Milo immer im Blick. Ich hänge sozusagen wie eine Klette an ihm."
Ich war mir sicher, Liam würde an diesem Abend keinen Blödsinn anstellen. Zumindest nicht, wenn er später mit mir Sex haben wollte.
„Das klingt gut und es beruhigt mich ungemein", erwiderte Gillian erleichtert, worauf ich ihr versicherte: „Es wird alles klappen, keine Sorge."
Gillian lächelte und meinte: „Im Moment gilt meine Sorge auch eher den Weihnachtsgeschenken, die ich noch besorgen muss. Für meine Eltern ist es immer besonders schwer."
„Oh, das kenne ich, mir geht es nicht anders."
Dabei konnte ich mich glücklich schätzen, in der Lage zu sein, überhaupt Geld für Weihnachtsgeschenke ausgeben zu können. Noch vor wenigen Monaten wäre das gar nicht möglich gewesen, vermutlich hätte ich nicht einmal genügend Kohle gehabt, um nach Hause zu fliegen. Diese Sorgen war ich Gott sei Dank los und hatte außerdem den Flug schon vor Wochen gebucht.
Allerdings machte ich mir seitdem fast täglich bezüglich der Geschenke meine Gedanken. Für meinen Neffen war es am einfachsten, da hatte ich schon längst etwas besorgt, für den Rest der Familie tat ich mich da erheblich schwerer.
Louis und ich schenkten uns immer nur witzige Kleinigkeiten. Letztes Jahr bekam ich eine Packung Kopfschmerztabletten von ihm, weil er die Ansicht vertrat, dass ich welche brauchte. In diesem Jahr würde ich mich rächen, ich hatte eine Packung Kondome für ihn gekauft.
Jedoch fehlte ein Geschenk für eine Person, die mir nun sehr wichtig war: Liam. Wir hatten niemals darüber gesprochen, ob wir uns zu Weihnachten überhaupt etwas schenken wollten, aber ich besaß das Bedürfnis, dies zu tun; ungeachtet dessen, ob Liam für mich ebenfalls ein Geschenk parat haben würde. Darauf kam es mir nicht an.
Glücklicherweise besaß ich nun die Gelegenheit, jemand danach zu fragen, der Liam mehr als gut kannte. Gillian hatte keinen blassen Schimmer, wie nahe ihr Cousin und ich uns standen und dementsprechend war ich gezwungen meine Fragen eher allgemein zu stellen.
„Hast du denn schon ein Geschenk für Milo?"
„Nein, aber für Liam."
Bingo, das lief gut. „Darf ich wissen, was du ihm schenkst?"
Sie rollte kurz mit den Augen. „Ja, und es war eine schwere Geburt, weil das, was ich ihm eigentlich schenken wollte, nicht ging."
Vorsichtig bohrte ich nach: „Aha, und warum ging es nicht? Das klingt sehr geheimnisvoll."
Über Gillians hübsches Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. „Es ist geheimnisvoll, weil es niemand von seinen Freunden weiß. Nur der Familie ist bekannt, dass Liam sich gerne Ballettaufführungen anschaut."
Mich haute es fast aus dem Sitz, denn das hatte ich nicht erwartet. Er bezeichnete Fußball als Weibersport aber sah sich Frauen in Tüllröckchen und Männer in Strumpfhosen an.
„Moment, er schaut sich tatsächlich Ballett an?", horchte ich nach, was Gillian mit einem Nicken bekräftigte.
„Ja, aber es gab keine Karten mehr für die Aufführungen in Midland und da er immer alleine dorthin geht, dachte ich, es wäre blöd, ihm eine Karte für eine Aufführung in einer anderen Stadt zu schenken. Das Ganze wäre dann ja mit einer Reise verbunden und das alleine zu machen, finde ich ziemlich doof."
„Da muss ich dir Recht geben."
Augenblicklich reifte ein Plan in meinem Kopf heran. Ein Plan für das perfekte Weihnachtsgeschenk.
„Und deswegen habe ich ihm etwas geschenkt, was er schon lange mal machen wollte", plapperte Gillian weiter. Mit halbem Ohr hörte ich hin, dass sie Liam einen Gutschein für einmal Panzerfahren gekauft hatte.
„Na, das passt ja zusammen wie die Faust aufs Auge", konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen und brachte Gillian damit zum Lachen.
„Das kannst du laut sagen."
Kurz darauf parkten wir vor Sophias Atelier und als Gillian das geänderte Kleid nochmals anprobierte, fand ich es genauso wundervoll an ihr wie beim ersten Mal.
„Danke, Sophia", verabschiedete sie sich und die Designern sprach schmunzelnd: „Bitte, gern geschehen. Solltest du bis zur Hochzeit zunehmen, weil du vielleicht schwanger geworden bist, dann scheue dich nicht, vorbeizukommen. Wir können es weiter machen, das ist kein Problem."
Lachend wehrte Gillian ab und als ich sie später im Auto fragte, ob Milo und sie denn Kinder haben wollten, antwortete sie: „Irgendwann, aber im Moment fühle ich mich noch zu jung dazu."
In meinen Augen klang das total nachvollziehbar, denn Gillian war erst zweiundzwanzig.
Sie dirigierte mich zu Esras Wohnung, während ich erzählte, dass ich meinem Neffen ein ferngesteuertes Auto zu Weihnachten schenken würde.
„Da freut er sich sicher", meinte Gillian.
„Ich hoffe es."
Kurz darauf standen wir vor dem Haus, in dem Esras lebte, Gillian kramte den Schüssel aus ihrer Jeans und wir betraten das schmucke Apartment. Es war klein, aber sehr geschmackvoll eingerichtet. Gillian hängte das Hochzeitskleid ins Schlafzimmer und schrieb Esra eine Nachricht auf WhatsApp, bevor wir gingen.
„Dann werde ich dich mal nach Hause fahren", sprach ich schmunzelnd.
„Es tut mir leid, dass ich dir solche Umstände mache, Niall", erwiderte sie mit einem entschuldigenden Blick, der gewiss einen Eisberg zum Schmelzen bringen konnte.
„Kein Problem."
Es war kurz nach acht, als ich Gillian zuhause ablieferte. Von Liam war weit und breit nichts zu sehen, selbst der Maserati stand nicht vor der Tür, doch ich hütete mich davor, nach ihm zu fragen, da ich ihn morgen sowieso sehen würde.
„Also, Niall, wir werden uns dann wohl vor Weihnachten nicht mehr sehen, oder?"
„Sieht wohl so aus, denn Louis und ich fliegen am Montag nach Hause."
Montag war der dreiundzwanzigsten Dezember und morgen, am einundzwanzigsten, traf ich mich mit Liam in Odessa. Bis dahin wollte ich sein Geschenk gekauft haben, um es ihm zu überreichen. Öffnen sollte er es allerdings noch nicht.
Es war unser letztes Wochenende vor Weihnachten und ich genoss die Zeit mit Liam unheimlich.
Ich sehnte mich danach, Zärtlichkeiten mit ihm auszutauschen, von denen wir beide nicht genug bekommen konnten. Noch hatten wir nicht richtig miteinander geschlafen, denn ich wollte warten, bis Liam sich dazu bereit fühlte. Von überstürzten Handlungen dahingehend, hielt sich so gar nichts und somit drängte ich ihn nicht.
Unsere Zeit würde kommen und dann würde es umso schöner sein.
Viel zu schnell gingen die Stunden vorüber und ehe ich mich versah, war es Sonntagabend. Inzwischen hatte ich Liam sein eingepacktes Geschenk überreicht und auch eines von ihm erhalten. Freuen tat ich mich wie ein Schneekönig, obwohl ich noch gar nicht wusste, um was es sich handelte. Denn genau wie ich ihm, verbot Liam mir, das Präsent vorher zu öffnen.
Seufzend packte ich meinen kleinen Trolley, mit dem Wissen, dass ich nachher zuhause alles wieder auspacken und neu einpacken musste. Im Norden waren die Temperaturen wesentlich kühler als hier und es hatte sogar geschneit. Warme Klamotten waren also für den Besuch der Heimat angesagt.
„Wie kommst du eigentlich morgen zum Flughafen?", erkundigte sich Liam, als wir im Aufzug standen, der uns nach unten brachte.
„Louis und ich werden ein Taxi nehmen."
Ich rechnete nicht mit seinem Widerspruch und umso verblüffter starrte ich ihn an, als er sagte: „Das kommt nicht in Frage. Ich fahre euch hin."
Aufmerksam taxierte ich ihn von der Seite. „Musst du nicht arbeiten? Unser Flug geht vormittags um halb elf."
Aber Liam schenkt mir ein schelmisches Lächeln und antwortete: „Die Zeit kann ich mir freinehmen. Außerdem ist vor Weihnachten sowieso nicht viel los."
„Wenn da so ist, dann nehme ich dein Angebot gerne an", erwiderte ich und küsste ihn sanft auf die Wange.
Für gewöhnlich verabschiedeten wir uns voneinander, bevor ich im Erdgeschoss ausstieg und auch heute war es nicht anders. Zwischen erstem Stock und Erdgeschoss fand unser Abschiedskuss statt. Heiß, innig und verlangend zugleich, aber als die Aufzugtüren sich öffneten, standen wir da, als sei nichts gewesen.
Ehrlich gesagt hätte ich es schöner gefunden, wenn Liam zumindest abseits seiner Familie zu mir stehen würde, aber soweit war er leider noch nicht.
„Mach's gut, Niall. Wir sehen uns morgen. Ich hole euch beide gegen acht Uhr ab."
„Bis dann und danke", sprach ich und stieg mitsamt dem kleinen Trolley aus dem Lift.
Eilig lief ich zum Parkhaus, lud das Gepäck ein und startete den Wagen. Louis würde Augen machen, wenn ich ihm erzählte, dass wir uns das Taxi sparen konnten.
In der Tat wurden die Augen meines Kumpels beinahe so groß wie Suppenteller, als ich nebenbei erwähnte, dass Gillians Cousin uns morgen zum Flughafen bringen würde.
„Was? Wie ist das denn passiert? Ich meine, hat er dir das so einfach angeboten?"
Die Neugier sprach förmlich aus seiner Stimme und mir war klar, dass ich diese Sache nicht so einfach abtun konnte, als sei es etwas vollkommen Normales. Schließlich war Liam nicht irgendwer. Er war einer der zukünftigen Chefs der Dearing Oil Company.
Es wurde Zeit für die Wahrheit.
„Ja weißt du", begann ich langsam, ohne den Blick von ihm abzuwenden, „dir ist ja bekannt, dass ich mich am Wochenende immer mit einem Kerl treffe."
Louis' Gesicht nahm einen derart ungläubigen Ausdruck an, dass ich prompt lachen musste. Er wirkte wie ein kleines Kind, dem man erzählte, dass der Weihnachtsmann nicht real sei. Sein Mund klappte auf und dann wieder zu, ohne dass er einen einzigen Ton von sich ab. Erst als mein Lachanfall zu Ende war, begann er zu sprechen: „Alter Schwede, das ist nicht dein Ernst, oder? Du bindest mir jetzt keinen Bären auf?"
Abwehrend hob ich die Hände: „Nein, ich schwöre, das ist die Wahrheit. Liam und ich haben was am Laufen."
„Krass!" Er ließ sich auf den alten Sessel plumpsen, der neben meinem Bett stand und sah mir weiter beim Packen zu. „Aber, ich meine, wollt ihr das irgendwann öffentlich machen?"
„Er ist noch nicht soweit. Ich bin sein erster Mann", entgegnete ich grinsend, doch Louis ließ nicht locker.
„Danach habe ich nicht gefragt, Niall. Ich möchte nur wissen, ob das Ernst ist mit euch beiden."
Langsam hob ich den Kopf, schloss den Reißverschluss der großen Reisetasche und sagte: „Also für mich schon. Und ich denke, dass Liam das genauso sieht."
Tief seufzte Louis auf. „Niall, du hast es bisher deinen Eltern nicht erzählt, wie soll das funktionieren, wenn ihr beide das öffentlich bekanntgebt?"
„Alles zu seiner Zeit", erwiderte ich.
Insgeheim wusste ich, dass Louis sich um mich sorgte und auch, dass er recht hatte. Bisher war ich zu feige gewesen, meinen Eltern zu erzählen, dass ich auf beide Geschlechter stand. Nur wenn Liam eines Tages Nägel mit Köpfen machte, dann musste ich ihnen gegenüber Farbe bekennen.
Vielleicht sollte ich langsam damit anfangen. Aber Weihnachten schien mir kein geeigneter Zeitpunkt zu sein und so verwarf ich diesen Gedanken wieder. Ich wollte die Feiertage genießen und keine Probleme wälzen.
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Pünktlich um acht am nächsten Morgen stand Liam vor unserer Tür. Wir begrüßten uns ganz normal per Handschlag und ich stellte Louis kurz vor, bevor wir unsere Reisetaschen in den Kofferraum hievten. Wohlweislich war Liam nicht mit dem Maserati, sondern mit seinem Jeep gekommen. Da passte das Gepäck mühelos rein.
Während der Fahrt unterhielten wir uns ungezwungen. Ich saß vorne bei Liam und Louis lümmelte sich auf der Rückbank.
„Feiert ihr Weihnachten zuhause?", richtete er seine Frage an Liam und dieser antwortete: „Ja, das wird immer groß im Kreis der Familie gefeiert. Danach werde ich vermutlich überfressen sein."
„Ich auch", erklärte ich schmunzelnd und beobachtete, dass er mir einen kurzen Blick zuwarf. Ich fühlte sich schon komisch an, seine Hand nicht auf meinem Knie zu spüren, wenn er fuhr.
„Aber Silvester sind wir wieder hier", ergänzte Louis freudig und durchkreuzte damit kurz meine Gedanken..
Silvester würden Liam und ich alleine in Odessa verbringen, das war bereits beschlossene Sache. Louis feierte mit Eleanor und ihren Freunden, sodass ich seinetwegen kein schlechtes Gewissen haben musste. Ich würde den Jahreswechsel richtig genießen können.
Schneller als erwartete kamen wir am Flughafen an und dann ging alles furchtbar schnell. Gepäck ausladen, sich ohne großes Tamtam von Liam verabschieden und bedanken, sowie den Schalter der Fluggesellschaft aufsuchen, wo wir unsere Reisetaschen aufgaben.
Anschließend passierten wir die Sicherheitskontrollen und erst als wir durch waren, ließen wir es langsamer angehen. Gemeinsam schlenderten wir durch den Duty-Free Shop und kauften uns anschließend etwas zu trinken.
„Liam sieht gut aus", merkte Louis schelmisch an und ich grinste vielsagend.
„Das stimmt und er hat einen tollen Körper mit vielen Tattoos."
„Und, habt ihr schon richtig?" Die Neugier meines besten Kumpels war manchmal nicht auszuhalten und am liebsten hätte ich ihm eine Kopfnuss verpasst.
„Nein, haben wir nicht", erklärte ich. „Sowas dauert, und jetzt hör auf mit deiner Fragerei. Ich komme mir vor, wie bei einem Verhör."
Lachend klopfte er mir auf die Schulter. „Komm schon, Niall. Wir sind Freunde. Ich habe dir auch von Eleanor erzählt."
„Ja und irgendwann wirst du heulend angeschlichen kommen, weil sie dir den Laufpass gegeben hat", sprach ich meine Gedanken ehrlich aus.
Doch Louis lachte nur: „Ganz bestimmt nicht."
Fünfeinhalb Stunden dauerte der Flug nach New York und als wir ankamen, war ich froh, mir die Füße vertreten zu können. Allerdings war die Umsteigezeit nur knapp, weshalb wir recht schnell zu unserem Gate hetzten, um den zweiten Teil des Fluges in unsere Heimat anzutreten.
Burlington war nicht exakt unsere Heimat, denn wir beide stammten aus einem kleinen Kaff, das ungefähr zwanzig Meilen entfernt lag. Aber Louis und ich hatten in Burlington studiert und währenddessen dort in einem der zahlreichen Verbindungshäuser gelebt.
Das schien ewig zurückzuliegen, ich hatte mich bereits innerlich so sehr davon entfernt, dass es mir fast wie ein Jahrzehnt vorkam.
Als wir landeten, schielte ich aus dem Fenster, doch die Dunkelheit hatte sich schon über das Land gelegt, sodass ich lediglich die Lichter der Stadt ausmachte, über der wir nun kreisten.
„Burlington, wir kommen", rief Louis euphorisch und Sekunden später erlebten wir den Touchtown, der uns kurz und heftig durchrüttelte.
Ich konnte es kaum erwarten, meine Familie zu sehen und auch Louis war ganz hibbelig. Kein Wunder, denn seine fünf Schwestern und sein kleiner Bruder waren alle am Flughafen angetanzt. Vermutlich hatten sie den alten VW Bus genommen, mit dem Lottie immer zum Einkaufen fuhr.
Ich wurde von Greg und seiner Frau Denise abgeholt und auf meine Frage, wo Theo sei, erwiderten sie, dass Kinder in seinem Alter um diese Zeit ins Bett gehörten. Da waren Louis' Eltern wohl anderer Ansicht, denn Doris und Ernest, die Zwillinge, waren weitaus jünger als mein Neffe.
„Wir sehen uns beim Rückflug", rief Louis mir zum Abschied zu und ich nickte.
„Mensch, Niall, du siehst echt prächtig aus", begrüßte mich meine Schwägerin.
„Ich fühle mich auch prächtig." Das entsprach durchaus der Wahrheit, zumal ich im Moment finanziell richtig gut dastand.
Während der Fahrt durch den Schnee schrieb ich Liam eine Nachricht, dass ich gut angekommen sei und bekam ein küssendes Smiley zurück. Anschließend ließ ich das Handy wieder in der Jackentasche verschwinden und zog den Schal enger um meinen Hals. Es war verflucht kalt hier oder ich hatte mich inzwischen zu sehr an die Temperaturen in Texas gewöhnt.
„Was gibt es an Neuigkeiten, erzählt mal", forderte ich die beiden auf und Greg sagte trocken: „Arbeit für dich. Onkel Edwin ist krank geworden, du musst den Laden morgen für ihn öffnen."
„Morgen? Aber er könnte ihn doch gewiss zulassen. Am Heiligen Abend ist nie viel los."
„Das nicht, aber er sagte, da sei ein Kunde, der habe ein Musikinstrument zur Reparatur gebracht und Edwin hätte versprochen, dass es vor Weihnachten fertig wird."
„Und? Ist es fertig oder muss ich daran arbeiten?", horchte ich nach.
„Eine Saite muss neu aufgezogen werden. Der Kunde wollte es morgen gegen vier Uhr abholen. Du weißt ja, wie Onkel Edwin ist, wenn er etwas verspricht, dann hält er es."
Allerdings wusste ich das und somit schien die Aussicht auf meinen ersten freien Tag dahin zu sein. Das Einzige, auf das ich mich jetzt noch freute, war, meine Eltern zu begrüßen, eine warme Mahlzeit und mein Bett.
Was hätte ich darum gegeben, jetzt in Liams Arm zu liegen.
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Uff, endlich ein neues Kapitel. Ich habe länger daran gesessen als beabsichtigt, was daran liegt, dass es ein Aufbaukapitel ist. Fäden wurden gesponnen, die ihr noch nicht sehen könnt. Aber bald, das verspreche ich euch.
Armer Niall, zuhause und schon muss er arbeiten. Nun wisst ihr also wo Niall und Louis herkommen: aus der Nähe von Burlington. Das liegt übrigens im Bundesstaat Vermont.
Wie findet ihr Nialls Idee für die Hochzeitstorte? Oben im Bild könnt ihr sie übrigens sehen.
Denkt ihr, Liam wird eines Tages daran gelegen sein, seine Beziehung zu Niall öffentlich zu machen?
Hat es euch überrascht, dass Liam gerne Ballett anschaut?
Wir nähern uns dem ersten Drama, es dauert nicht mehr lange :)
Danke an alle, die geduldig darauf warten, ich werde euch im Laufe der Geschichte reichlich mit Drama belohnen.
LG, Ambi xxx
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