21. Odessa

♪ Life is a Highway – Tom Cochrane


N I A L L


Mein Herz klopfte merkwürdig schnell, als ich daran dachte, dass Liam nun meine Handynummer besaß. Hoffentlich meldete er sich bald bei mir, denn es gab einige Dinge, die ich gerne über ihn wissen wollte. Allerdings war ich mir im Moment nicht sicher, ob Liam genauso dachte wie ich; ob er mich wirklich wiedersehen wollte, um die körperliche Revanche zu vollstrecken.

Wobei das Wort vollstrecken in diesem Zusammenhang wohl eher durch meinen Kopf sprang, weil ich daran dachte, wie er sich hatte auspeitschen lassen, aber keinen dabei hoch bekam. Irgendwas lief da falsch und die Vermutung, dass er einfach nur etwas ausprobieren wollte, stieg in mir hoch.

Unendlich viele Fragen taten sich in meinem Kopf auf; Fragen, auf die ich gerne Antworten haben wollte. Verworrene Gedanken beherrschten mein restliches Wochenende, auf die ich keine Antworten bekam, da Liam sich nicht meldete.

Am Sonntagabend kehrte Louis spät nach Hause, sodass ich zumindest ein wenig Gesellschaft hatte. Mein Kumpel war bester Laune und erzählte von dem tollen Wochenende mit Eleanor. Die beiden hatten einen Trip nach San Antonio unternommen und dort eine Nacht verbracht.

„Die Stadt ist super, da müssen wir unbedingt mal hin", erzählte Louis begeistert, während er sich ein Erdnussbuttersandwich schmierte. Darauf haute er einen Batzen Erdbeermarmelade. Mir wurde nur vom Zuschauen schlecht, aber er liebte diese Kombination und begann genussvoll zu essen, nachdem er sich auf dem Sofa niedergelassen hatte.

„Wie war dasch Rennen?", erkundigte er sich mit vollem Mund und voller Stolz erklärte ich: „Super, wir haben den fünften Platz belegt."

Louis fiel fast der Sandwichbissen aus dem Mund. „Echt? Das ist doch toll! Ich meine, überlege doch mal, vielleicht kannst da zusammen mit Gillian was reißen und wirst am Ende Profi und verdienst Kohle."

Lachend wehrte ich ab: „Ich bin nicht gefahren, außerdem, musst du immer gleich an die Kohle denken?"

Nachdem Louis den Bissen hinuntergeschluckt hatte, hob er eine Augenbraue an und sprach: „Ohne Moos nichts los. Seit wir uns als Hochzeitsplaner betätigen, geht es uns doch viel besser. Das musst du zugeben, Niall."

Natürlich hatte er damit Recht, aber bis zu meinem Lebensende würde ich diesen Job ganz sicher nicht machen wollen. Da schwebte mir doch etwas anderes vor.

Gerade als ich darüber nachdachte, ob ich vielleicht auch noch etwas essen sollte, setzte das Vibrationsgeräusch meines Handys ein, das vor mir auf dem Tisch lag. Sofort griff ich danach, um eine unbekannte Nummer zu sehen und prompt erhöhte sich mein Puls.

„Hallo, hier spricht Niall Horan."

Gott, fühlte sich meine Kehle trocken an und es wurde nicht besser, als ich seine Stimme hörte: „Hallo Niall, hier ist Liam. Gillian war so freundlich, mir mit deinem Einverständnis deine Nummer zu geben."

„Ja, ich weiß."

Louis' fragender und gleichzeitig misstrauischer Blick lag auf mir und am liebsten wäre ich aufgestanden und ins Schlafzimmer gegangen, um das Gespräch dort ungestört fortführen zu können. Aber ich wollte nicht, dass Louis mich später dann mit Fragen durchlöcherte wie einen schweizer Käse, was unweigerlich passierte, wenn man versuchte, etwas vor ihm zu verheimlichen. Also biss ich in den sauren Apfel und richtete eine möglichst unverfänglich eine Frage an meinen Gesprächspartner: „Was kann ich für dich tun?"

Liam räusperte sich kurz, bevor er antwortete: „Ich würde mich gerne morgen mit dir treffen."

Mit aller Macht wies ich meine, wie einen Sturm aufsteigende, Euphorie in mir in die Schranken, damit keiner merkte, wie mir zumute war. „Okay, und wann?"

„Wie wäre es morgen Abend gegen halb acht in der Lobby des Bristol Hotels in Odessa?"

Damit überraschte er mich wirklich. Da mir jedoch an einem baldigen Treffen gelegen war, sagte ich zu. Mit Isabella besaß ich einen fahrbaren Untersatz, den der alte Tom, von der Tankstelle, mir jederzeit zur Verfügung stellte. Odessa lag nur zwanzig Meilen entfernt, das kostete nicht mehr als eine halbe Stunde Fahrzeit.

„Also gut, ich werde da sein", erwiderte ich mit klopfendem Herzen.

„Das freut mich, Niall. Dann bis morgen."

„Bis morgen."

Liam beendete das Gespräch und ich legte das Handy wieder zurück auf den Tisch. Dabei war ich Louis' neugierigen Blicken ausgesetzt, die mich förmlich durchbohrten.

„Wer war das denn?"

„Liam Payne, Gillians Cousin."

„Oh und der will sich mit dir treffen?" Eins und eins zusammenzählen konnte er schon immer, deshalb wäre es blöd, ihn bezüglich dieser Sache anzulügen.

„Ja, will er."

Und Louis bohrte weiter. „Darf ich fragen warum?"

Nun wurde es Zeit, mein Pokerface aufzusetzen: „Keine Ahnung, woher soll ich das wissen? Ich nehme an, er möchte vielleicht etwas zu Milos Junggesellenabschied beisteuern, den ich ja ebenfalls organisiere."

Ich war mächtig stolz auf meine Ausrede, die mir binnen Sekunden eingefallen und mit der Louis sich zufrieden gab. „Es wäre natürlich cool, wenn du von ihm noch einige Infos kriegen könntest, was Milos Vorlieben betrifft."

Milos Vorlieben interessierten mich in diesem Moment nicht die Bohne, das sagte ich jedoch nicht, sondern schwieg und griff erneut nach dem Handy, um die Adresse des Bristol Hotels herauszusuchen. Statt zwanzig Meilen belief sich die Strecke sogar nur auf achtzehn, immer geradeaus auf der Interstate 20 und kurz bevor man in die Stadt eintauchte, kam die Abfahrt, die nicht weit vom Hotel entfernt lag.

Um von Liam abzulenken, brachte ich das Thema erneut kurz auf das NASCAR Rennen, indem ich von Mortimers Ritual der Zehennägel berichtete. Prompt bekam Louis einen Lachkrampf und hielt sich den Bauch. Zum Glück hatte er sein Sandwich bereits aufgegessen, sonst wäre der Erdnussbutter-Erdbeermarmeladen-Mix wahrscheinlich an der Wand gelandet.

„Himmel, Niall, du erlebst Sachen mit dieser Familie, das ist göttlich. Ich bin richtig neidisch und würde die gerne mal alle kennenlernen."

Das glaubte ich ihm aufs Wort.

„Na ja, vielleicht lässt es sich mal einrichten, dann aber ohne Eleanor."

„Natürlich, das ist ja wohl klar."

Kurz darauf verabschiedete ich mich und ging zu Bett, mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass ich Liam morgen sehen würde.

~~~

Der nächste Tag begann gemächlich, mit einem leckeren Frühstück, das Louis zubereitete. Wie immer ließ er sich nicht lumpen und verkündete später lautstark, dass er nun bereit sei, Eleanor am kommenden Wochenende endlich das Frühstück ans Bett zu servieren.

Nach dem Abwasch setzte er sich an den Laptop, während ich zur Tankstelle hinüberlief, um Tom davon in Kenntnis zu setzen, dass ich Isabella am Abend ausleihen wollte.

„Kein Problem, Niall. Sie ist bei dir in guten Händen, das weiß ich", lautete seine Antwort.

„Darauf kannst du dich verlassen. Ich liebe sie nämlich."

Das stimmte, denn ich hatte mich total in den alten Wagen verknallt, wollte Isabella nicht mehr missen. Nach Milos und Gillians Hochzeit würde ich nochmal so einen Job machen, nur um sie Tom abkaufen zu können. Zumindest war das mein Plan.

Als ich wieder zurück in unsere Bude kehrte, druckte Louis gerade etwas aus. Neuerdings besaßen wir einen Drucker, weil Louis die Ansicht vertrat, dass man so etwas brauchte. Ich hätte das Geld lieber für andere Dinge gespart, gab aber schließlich klein bei, da er den Anteil seiner Kohle dafür ausgab.

„Hier, sieh mal, ich habe bereits vorgearbeitet", sprach er freudestrahlend und drückte mir die Seiten in die Hand, die ich sogleich interessiert betrachtete.

„Hochzeitskleider?"

„Ja klar, oder denkst du, Gillian wird Milo nackt am Altar entgegentreten?", ließ er sich vernehmen und lehnte sich im Stuhl zurück.

Prompt entwich mir ein diabolisches Grinsen: „Das wäre doch mal was Neues, oder?"

Unsere Konversation endete mit einem Lachflash, während ich die ausgedruckten Seiten an mich nahm. Bilder von Hochzeitskleidern, sowie die Adresse einer Designerin. Gott wusste, wo Louis ihren Namen aufgetrieben hatte, aber da mich die Neugierde plagte, horchte ich nach.

„Die hat Eleanor mir empfohlen, es ist eine gute Freundin von ihr", erklärte er mit stolz geschwellter Brust.

„Das Eis, auf dem du dich bewegst, wird immer dünner", stellte ich kopfschüttelnd fest.

„Ach was, diese Sophia Smith kennt uns doch gar nicht. Noch dazu bist du es ja, der dort mit Gillian hingeht, was es für mich natürlich einfach macht, sollte ich sie mal kennenlernen."

Bei so viel Ignoranz konnte ich nur mit den Augen rollen und verschwand schleunigst in meinem Zimmer. Es war nicht mein Problem, wenn er solch ein Risiko einging, denn ich war noch immer der Meinung, dass Lügen kurze Beine hatten.

Die Zeit bis zum Abend verging quälend langsam und ich überbrückte diese, indem ich Gitarre spielte. Ein bisschen Übung konnte nicht schaden, zumal am Donnerstag der nächste Auftritt im Hemmingway für mich anstand.

Wie so oft beim Üben vergaß ich die Zeit und als ich zum ersten Mal wieder auf die Uhr schaute, verfiel ich ihn Hektik. Ich wollte noch duschen und mich rasieren, wobei ich letzteres aufgrund von Zeitmangel ausfallen lassen musste.

Frisch gestylt, mit einem zwei-Tage Bart, verließ ich um kurz vor sieben das Apartment, lief mit schnellen Schritten zur Tankstellte und holte Isabella aus der Garage. Sie war vollgetankt, das hatte ich Gott sei Dank nach der letzten Fahrt erledigt und somit konnte es gleich losgehen.

Wie immer nutzte ich mein Handy als Navigationshilfe und wurde zuverlässig auf die Interstate 20 gelotst. Der Verkehr rollte und das taten auch meine Gedanken. Was würde passieren? Was würde Liam mir sagen wollen? Würde er sogar eventuell einen Rückzieher machen und sich gar nicht auf mich einlassen?

Als ich endlich die Ausfahrt erreichte, war ich kein bisschen schlauer, dafür umso aufgeregter bezüglich des bevorstehenden Treffens. Direkt vor dem Hotel befand sich ein Parkplatz, auf dem ich Isabella abstellen wollte, doch ein Bediensteter vertrat mir den Weg dorthin.

„Sir, ich werde Ihren Wagen parken, das ist hier so üblich", erklärte er höflich.

„Nein, auf keinen Fall! Diesen Wagen lasse ich von niemandem fahren, denn er gehört nicht mir. Wenn etwas passiert, bin ich aufgeschmissen", entgegnete ich sofort.

„Wir sind für solche Fälle bestens versichert, Sir." Der Bedienstete mit den weißen Handschuhen schaute mich auffordernd an, doch ich blieb eisern.

„Isabella ist etwas Besonderes, sie ist ein alter Borgward. Diese Autos werden nicht mehr gebaut. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob es dafür überhaupt noch Ersatzteile gibt." Ich machte meinen Standpunkt deutlich und schließlich gab er nach.

„Wenn das so ist, brauchen Sie eine Karte, um ins Parkhaus zu fahren. Ich werde Ihnen sogleich eine an der Rezeption besorgen. Bitte warten Sie hier, im Wagen."

Das fing ja schon gut an.

Tatsächlich kehrte der Bedienstete nach einer Minute wieder zurück, eine goldene Karte in seinen Händen, die er mir überreichte. „Deck eins, bitte, Sir."

Nachdem ich mich bedankte hatte, fuhr ich vorsichtig in das Parkhaus ein, das sich um die Ecke befand. Hoffentlich kam ich nicht zu spät, denn ich hasste nichts so sehr wie Unpünktlichkeit. Ich beeilte mich und lief mit raschen Schritten bis zum Eingang des Hotels, das von außen schon sehr imposant wirkte. War das Barock-Stil? Ich wusste es nicht, aber die rosa Fassade mit den weißen Säulen und Verschnörkelungen an den Fenstern ließ darauf schließen, dass es sich um einen extravaganten Schuppen handelte.

Dass ich mich nicht täuschte, sah ich klar und deutlich, als ich durch die Lobby schritt. Riesige Kronleuchter hingen an den mit Stuck verzierten Decken, ein zartrosa Fußboden mit goldenen Elementen (ich schätzte es handelte sich um echten Marmor), sowie zartrosa Säulen, oben mit Gold verziert, die links und rechts der Rezeption standen, begrüßten mich. Schwere bodenlange blaue Gardinen, geprägt mit goldenen Ornamenten, rundeten das ganze Bild ab. Himmel, hier regierte der Prunk.

Als ich mich näher umsah, konnte ich Liam nirgends entdecken und so entschloss ich mich, ein wenig zu warten. Vielleicht hatte er sich verspätet. Vorsichtig nahm ich in einem der blauen Samtsessel Platz und beobachtete die Menschen, die die Rezeption aufsuchten. Man sah ihnen an, dass sie im Geld schwammen und ich ertappte mich dabei, wie ich darüber nachdachte, was wohl die Nacht in einem Zimmer kostete.

Mit Sicherheit bezahlten Louis und ich unseren Monatseinkauf davon.

Es wurde viertel vor acht und Liam war noch immer nicht aufgetaucht. Ein wenig nervös zückte ich das Handy und wollte ihn gerade anrufen, als mich plötzlich jemand ansprach: „Hey, Niall, tut mit leid, ich habe mich verspätet."

Da stand er, der Mann mit den braunen Kulleraugen, ein einem Anzug, Hemd und blankgeputzten Schuhen. Das Erste, was er tat, nachdem er mich begrüßt hatte, war, seine Krawatte zu lockern. „Das Ding stranguliert mich eines Tages", scherzte er, was mir ein leichtes Schmunzeln entlockte. „Ich komme direkt aus dem Büro, da muss ich mich leider auftakeln", plapperte er drauflos und ich folgte ihm in Richtung Rezeption.

„Guten Abend. Mr Payne, was kann ich für Sie tun?", begrüßte man Liam, wie einen Stammgast. Vermutlich war er das auch hier, was ich zusehends merkwürdiger fand. Odessa lag einen großen Steinwurf von Midland entfernt, wieso sollte er hier übernachten?

„Ja, Sie können etwas für mich tun, Leonora. Bitte lassen Sie Essen und antialkoholische Getränke für zwei Personen in meine Suite kommen."

„Das wird sofort erledigt, Mr Payne."

Die Dame hinterm Tresen lächelte ihm freundlich zu und Liam lächelte artig zurück. Dann wandte er sich an mich: „Komm, lass uns zu den Aufzügen gehen, Niall."

Selbst im Bereich der Aufzüge wirkte alles prunkvoll und als Liam mir die Frage stellte, wie ich das Hotel finden würde, antwortete ich ehrlich: „Ich glaube, ich habe noch nie eine solche vulgäre zur Schaustellung von Reichtum gesehen."

Daraufhin lachte Liam laut los und klopfte mir auf die Schulter. „Deine Ehrlichkeit ist entwaffnend und gleichzeitig erfrischend."

Der Lift traf ein und Liam schob eine Karte in den Schlitz, die sogleich den Knopf für das oberste Stockwerk freigab. Für mich wurde die Sache immer merkwürdiger und als wir schließlich die Suite erreichten, da platzte es aus mir heraus.

„Bist du Stammgast hier?"

„So ungefähr", lautete seine Antwort, mit der ich mich einstweilen zufrieden gab.

Als wir die Suite erreichten und Liam die Tür öffnete, blieb mir glatt der Mund offenstehen.

„Willkommen in der Grand Luxury Fashion Suite", hörte ich Liam sagen.

Hier dominierten die Farben blau und weiß. Blauer Teppichboden, durch weiße Marmorfließen begrenzt, blau-weiß gestreifte Tapeten, weiße Stühle, mit blauem Samt bezogen und eine weiß-blaue Tagesdecke auf dem Bett.

Ich konnte nur staunen und als Liam sich der Anzugjacke entledigte und auf das blaue Sofa setzte, leistete ich ihm Gesellschaft.

„Du musst eines verstehen, Niall. Ich führe auch ein Leben abseits meiner Familie. Sie müssen nicht alles mitbekommen."

Ich war mir nicht sicher, ob ich es richtig verstand und fragte deshalb nach: „Ist die Suite für deine Liebschaften?"

Liams braune Augen verdunkelten sich leicht, als er antwortete: „Wenn du es so nennen willst, dann ja."

Somit war alles geklärt und im Grunde genommen war es mir auch lieber, Liam hier zu treffen, als bei den Dearings. Hier störte uns niemand, man kam sich nicht beobachtet vor und musste auch niemandem etwas erklären, falls man sich öfter hier sah.

Es klopfte an der Tür und Liam öffnete sogleich. „Das Essen, Mr. Payne." Ein junge Frau schob einen weißen, großen Servierwagen in das Zimmer. Darauf befanden sich unzählige silberne Schüsseln sowie Teller, Gläser und Saftflaschen.

„Guten Appetit, die Herren." Bevor die junge Frau verschwand, drückte Liam ihr ein großzügiges Trinkgeld in die Hand.

Anschließend hob er die Deckel der Schüsseln hoch und sogleich stieg ein köstlicher Duft in meine Nase. Unweigerlich bekam ich Hunger und als Liam sagte: „Ich hoffe, du magst Hühnchen Marsala", da war meine Antwort ein klares Ja.

„Du hast mich jetzt aber nicht nur zum Essen eingeladen, oder?", meinte ich mit einem Augenzwinkern, während er mir einen der Teller reichte.

„Und wenn es so wäre? Wenn meine Revanche so aussehen würde? Wärst du dann enttäuscht, Niall?"

Seine schokobraunen Augen blickten mich an und ich erkannte, dass er mich aufzog. „Vielleicht ein bisschen, denn ich bin sehr für das Körperliche zu haben, obwohl natürlich nichts gegen ein gutes Essen einzuwenden ist", entgegnete ich und kostete von dem Hühnchen, das ausgezeichnet schmeckte.

„Das Körperliche, oha. Da muss ich mich anstrengen." Liam zwinkerte mir zu und ich sprach: „Müssen tust du gar nichts, nur das, was du wirklich möchtest."

Nachdem er den Bissen zu Ende gekaut hatte, legte Liam sein Besteck zur Seite. „Weißt du, Niall, es gibt vieles, was du nicht über mich weißt und ich weiß nicht genau, wie ich dir erklären soll, was da im Swinger Club vorgefallen ist, ohne dass du mich für bescheuert hältst."

Ich legte nun ebenfalls das Besteck beiseite, lehnte mich ein wenig in seine Richtung und sagte: „Wie wäre es, wenn du einfach versuchst, es mir zu erklären. Ich bin sicher, ich kann dir geistig folgen."

Leise lachte er auf, trank anschließend einen großen Schluck Apfelsaft und griff plötzlich nach meiner Hand. Nur diese Berührung reichte aus, um mich total zu verwirren. Mein Herz schlug schneller und wie gebannt starrte ich auf seine vollen Lippen.

„Ich mag dich, Niall, aber in dieser Nacht, als wir im Dark Room waren, da war ich mit Koks zugedröhnt und ich möchte einfach herausfinden, ob das, was ich empfunden habe, echt ist oder nicht."

Seine Ehrlichkeit fand ich entwaffnend und doch schoss mir sofort ein Gedanke durch den Kopf: „Warst du auch zugedröhnt, als du dich hast auspeitschen lassen?"

Zu meiner Überraschung schüttelte er seinen Kopf. „Nein, war ich nicht und das ist genau das, was ich dir erklären wollte."

Aufmerksam lag mein Blick auf ihm, er holte tief Luft, bevor er erneut zu reden begann und mir eine Story auftischte, die ich nicht erwartet hätte.

„Das Ganze war eine Wette. Ich wette für mein Leben gerne und ich gewinne meine Wetten fast immer. Meine Kumpels kennen diesen Swinger Club, wir waren da früher öfter, um Mädels zu vernaschen und irgendwie kamen wir bei einer Pokerrunde darauf zu sprechen. Wir hatten alle mächtig gesoffen und Trevor sagte plötzlich, dass er wetten würde, dass ich mich nicht von Archie in diesem Swinger Club auspeitschen lassen würde. Dabei müsste ich eine schwarze Latex-Hose tragen. Ich wettete dagegen. Die Bedingung war, dass ich das Koks erst danach nehmen durfte und ich willigte ein."

Den ersten Satz, der mir durch den Kopf schoss, sprach ich aus: „Was hast du gewonnen?"

Ein diabolisches Lächeln schlich sich auf Liams Gesicht. „Der Idiot hat um seinen Wagen gewettet. Ich bin jetzt Besitzer eines Maserati."

Mir fiel alles aus dem Gesicht, denn das waren Dinge, die ich nicht zu begreifen vermochte. „Der Typ hat sein Auto verwettet?"

„Klar, er hat ja noch ein anderes. Der Maserati war zwar sein Liebling, aber gut, ich kann nichts für seine Doofheit." Liam zuckte mit den Schultern und mir entfuhr ein: „Ich würde Isabella nie verwetten, wenn sie mir gehören würde. Erstens ist sie mir zu sehr ans Herz gewachsen und zweitens kostet die Anschaffung eines Autos Geld."

Liam lachte leise vor sich hin. „Geld ist etwas, über das man nicht spricht. Aber um eines zu sagen, Isabella ist schon was Besonderes. Gillian hat mir alles über sie erzählt, sie ist ganz begeistert von ihr. Du hast sie sogar fahren lassen und ich hoffe irgendwie, dass ich auch mal in den Genuss komme."

An dieser Stelle setzte ich zum Kontern an: „Wenn ich mit deinem Maserati fahren darf."

„Deal."

Für einen Moment entstand ein kurzes Schweigen zwischen uns, bis Liam schließlich zu reden begann.

„Ich möchte echt gerne mehr mit dir ausprobieren, Niall. Aber bitte lass uns den richtigen Moment abwarten. Das hat mich alles ein wenig durcheinander gebracht, weißt du."

Das konnte ich mir lebhaft vorstellen, denn die Erinnerung, als ich entdeckte, dass ich mich nicht nur für Frauen interessierte, war noch immer gegenwärtig.

„Das ist kein Problem, Liam."

Mein Herz klopfte noch immer schnell, als wir später das Hotel verließen, um uns vor dem Eingang zu verabschieden. Man brachte Liams Wagen, den Maserati und prompt musste ich grinsen.

„Ist es für dich okay, wenn wir am Wochenende was trinken gehen?", fragte Liam beinahe schon schüchtern, doch ich machte ihm einen anderen Vorschlag: „Wie wäre es, wenn du am Donnerstag ins Hemmingway kommst? Dort spiele ich nämlich Gitarre."

„Das geht klar." Sein breites Lächeln verfolgte mich, bis ich an diesem Abend ins Bett ging.

Liam Payne war eine Herausforderung auf ganzer Linie. Aber eine, der ich mich stellen wollte.

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Hallo meine Lieben, endlich ein neues Update, die Hitze hat mich so geschafft, dass ich nicht mal schreiben konnte. Aber jetzt ist es wieder angenehm.

Wie hat euch das Kapitel und die Niam Momente gefallen?

Was sagt ihr zu Liams Wette? Hättet ihr gedacht, dass er sich deswegen auspeitschen lassen hat?

Und wie dünn wird wohl das Eis werden, auf dem Louis sich bewegt?

Seid ihr schon gespannt auf die Brautkleid-Designerin?

Danke für all eure Kommentare und die Sternchen. Wenn es euch gefallen hat, würde ich mich freuen, wenn ihr wieder draufdrückt oder gar einen Kommi hinterlasst.

LG, Ambi xxx

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