18. Dunkelheit
♪ Helium - Sia
❃ ❃ ❃ N I A L L ❃ ❃ ❃
Gebannt beobachtete ich den jungen Mann, dessen wohlgeformter Körper bereits mit etlichen Striemen überzogen war. Sie leuchteten mir förmlich entgegen und der Anblick jeder einzelnen Wunde ließ mich den Schmerz in meinen Eingeweiden spüren.
Leise keuchte ich als Liam sich kurz aufbäumte, seine Gesichtszüge verzerrt, ein Stöhnen entrang seinen vollen Lippen.
Gleichzeitig wurde der Raum durch das Murmeln der Leute, durch Liams heftiges Atmen, durch den Geruch von Schweiß erfüllt. All das verband sich mit der düsteren Atmosphäre, die wie eine Gewitterwolke über unsere Köpfe hinweg schwebte und sich jeden Moment entladen wollte.
Mit einer Mischung aus Faszination und Bauchweh stand ich regungslos da, wartete auf den Augenblick bis der Typ, der die Peitsche in seinen Händen hielt, das Folterinstrument endlich sinken ließ.
Liam war erlöst.
Seine schwarze Latexhose glänzte selbst im diffusen Schein der beiden Lampen, die links und rechts des Bettes an der Wand angebracht waren. Durch die schwarzen Lampenschirme kam nur mäßiges Licht durch, doch ich erkannte anhand seiner Mimik, dass die Striemen schmerzten.
Liam rieb sich die Handgelenke, nachdem sein Partner, ein braunhaariger Typ etwa in unserem Alter, ihn losgekettet hatte und marschierte einfach los. So, als sei diese Sache nichts Besonderes gewesen.
Da ich direkt an der Türschwelle stand, hatte ich freie Sicht auf Liam, er aber auch auf mich. Sekunden später trafen sich unsere Blicke und ich erkannte die Verblüffung in seinen braunen Augen, als er mich bemerkte.
„Hey, Niall, was für eine Überraschung dich hier zu treffen. Das hätte ich jetzt nicht vermutet." Seine Stimme klang noch ein wenig außer Atem, um nicht zu sagen genauso lädiert wie sein Brustkorb, über den sich zahlreiche Striemen, mehr oder weniger tief, zogen.
„Oh, das kann ich so zurückgeben", antwortete ich mit einem leichten Grinsen.
Liam deutete mit dem Kopf in Richtung der großen Theke. „Kommst du mit uns an die Bar? Meine Kehle fühlt sich wie ausgedörrt an."
Es brauchte keine große Vorstellungskraft, um dies nachvollziehen zu können aber da auch ich mittlerweile Durst verspürte, willigte ich sofort ein. Zu fünft zogen wir ab, denn außer dem Typen, der die Domina spielte, wurde Liam durch zwei weitere Kumpels begleitet und suchten uns Plätze an der Theke. Liam bestellte für alle etwas zu trinken.
„Für mich bitte keinen Alkohol, ich bin mit dem Wagen da", sprach ich, als er vier Whiskey Cola orderte. Einer seiner Freunde war wohl der Fahrer aber auch ich musste auf den Alkohol verzichten.
„Okay, dann auch eine Cola für dich?", meinte er, was ich mit einem Nicken beantwortete.
„Das ist übrigens Archibald", machte mich Liam mit seinem Partner bekannt, der mich mit einem Kopfnicken begrüßte, als ich mich mit den Worten: „Freut mich, ich bin Niall", vorstellte. Sehr gesprächig schien die Domina nicht zu sein.
„Und das hier sind Teddy und Trevor." Liam zeigte mit dem Kopf auf die anderen beiden. Wir stießen an und ich kippte die eiskalte Cola fast auf ex hinunter, da meine Kehle wie ausgedörrt wirkte.
Tief in meinem Innersten breitete sich die Neugier aus und deshalb richtete ich eine Frage an Liam: „Sag mal, bist du öfter hier?"
Kurz lachte er auf. „Warum habe ich nur darauf gewartet, dass du das wissen willst?" Er fuhr sich mit der rechten Hand durch das dichte, leichte feuchte Haar. „Ich bin nicht zum ersten Mal hier und du?"
„Ich war früher ab und zu hier." Schnell erzählte ich Liam, dass mein Kumpel Louis und ich kurzzeitig in Lockhart gewohnt hatten, bevor es uns nach Midland verschlug. Lächelnd nahm Liam das zur Kenntnis, bevor den zweiten Whisky Cola, den der Barkeeper ihm hinstellte, in einem Zug abkippte.
Anschließend wischte er sich den Mund mit dem Handrücken an. „Teufel nochmal, das Zeug brennt fast so gut wie meine Haut."
Das glaubte ich ihm aufs Wort, denn sein Brustkorb sah wirklich übel aus.
„Was tust du gegen die Schmerzen?", erkundigte ich mich, wobei ich auf die Striemen schielte.
„Heute Abend gar nichts, aber morgen werde ich mir Salbe auftragen lassen", kam es zurück.
Er war echt hardcore drauf, das musste ich zugeben. Kurz darauf entschuldigten sich Liam und Teddy. Sie verschwanden in Richtung der Toiletten. Ich hingegen saß mit den anderen beiden weiterhin an der Bar und beobachtete das Treiben um mich herum.
Der Club war heute gut gefüllt, obwohl es keine Sonderveranstaltung gab, sondern sich nur um einen ganz normalen Abend handelte. Trotzdem hatten die Leute ihren Spaß, lebten geheime Fantasien aus, über die man in der Öffentlichkeit nicht sprach. Die meisten der Menschen hier würden nicht einmal zugeben, dass sie einen Swingerclub besuchten oder gar preisgeben, was man dort so alles tun konnte.
Insgeheim fragte ich mich, ob irgendwer aus Liams Familie von seinem Treiben hier wusste, aber ich tippte eher auf nein. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er das seiner Mutter oder seinem Onkel unter die Nase reiben würde. Meine Eltern wussten bis zum heutigen Tag nicht, dass ich bisexuell war. Sie würden damit nicht klarkommen und deshalb behielt ich das lieber für mich.
Meine erste Affäre mit einem Mann hatte ich ihnen glorreich verschwiegen, hingegen kannten sie meine erste Freundin bestens. Der Ort, aus dem ich stammte, war eben total spießbürgerlich und es hätte nur Gerede gegeben, das im Endeffekt meinen Eltern schadete. Das wollte ich nicht und so blieben meine sexuellen Neigungen geheim.
Nur Louis wusste davon, da ich ihm absolut vertrauen konnte. Er würde niemals etwas ausplaudern und es war ihm auch egal, welchen Lebenswandel ich führte. Im Prinzip war das der ganzen Welt egal, anders als bei Liam.
Seine Familie stand im Rampenlicht des Ölgeschäfts und somit war auch das Privatleben Teil der Öffentlichkeit. Für die Presse würde es ein gefundenes Fressen sein, Liam Payne in einem Swingerclub, im Latex-Outift, in Ketten gelegt, den Lesern vorzuführen. Mit Sicherheit war dies der Grund, weshalb Liam einen Club weit weg von Midland ausgsucht hatte. Hier lauerten ihm keine Paparazzi auf, weil man ihn nicht in Lockhart vermutete. Ein kluger Schachzug von ihm, das musste ich zugeben.
Als Liam wieder von der Toilette zurückkehrte, wirkte er sehr viel entspannter als noch vor einigen Minuten. Die Schmerzen schienen wie weggeblasen zu sein, jedenfalls merkte man ihm dahingehend nichts mehr an. Er alberte mit seinen Kumpels herum, trank noch einen Whisky und bestellte mir eine weitere Cola.
Erneut stießen wir an und ich betrachtete den hübschen jungen Mann, dessen braune Augen auf mich gerichtet waren.
Sein Körper war eine Augenweide, seine Tattoos sahen klasse aus und unterstrichen in gewisser Weise seine starke, ungewöhnliche Persönlichkeit. Liam Payne war kein Mann, der sich die Butter vom Brot nehmen ließ aber er war auch ganz gewiss niemand, der sich einem total auslieferte. Das passte nicht zu ihm und gerade deshalb fand ich die Sache mit dem Auspeitschen mehr als interessant. Allerdings machte mich eine Kleinigkeit daran stutzig: Es wirkte nicht so, als ob Liam dabei einen Orgasmus gehabt hätte.
Vielleicht wurde er nicht genügend malträtiert oder der Typ machte ihn nicht genug an. Vielleicht war es auch die Atmosphäre um ihn herum, vielleicht war er aber heute auch einfach nicht in der Lage dazu, sich richtig ausleben und fallen lassen zu können. Manchmal hatte man einfach solche Tage.
Bevor ich noch einen weiteren Gedanken daran verschwenden konnte, sprach Liam mich an: „Warst du schon mal im Dark Room hier?"
„Klar, und du?"
Als er seinen Kopf schüttelte, fragte ich direkt: „Soll ich ihn dir zeigen?"
Galant glitt Liam von seinem Barhocker: „Warum nicht? Lass uns gehen."
Zu zweit schlenderten wir in Richtung unseres Ziels und als ich die Türklinke niederdrückte, ließ sich die Pforte in das schwarze Universum mühelos öffnen. Es war angenehm frisch, die Klimaanlage lief die ganze Zeit, selbst wenn sich niemand in diesem Zimmer befand.
Ich trat als erster ein und Liam, der mir auf den Fersen folgte, schloss die Tür hinter sich. Vollkommene Dunkelheit umhüllte uns, machte uns blind und ließ die anderen Sinne stärker hervortreten.
Der Duft von Liams Aftershave stieg in meine Nase und ich spürte, wie seine Hand mich am Bauch berührte. Ein leichtes Kribbeln tauchte in meinen Eingeweiden auf, als ich seine Körperwärme spürte. Doch ich blieb vorerst ruhig. Es war sein erstes Mal in einem Dark Room und ich wollte ihn nicht gleich überfordern.
„Es ist vollkommen dunkel hier", hörte ich ihn wispern, „echt geil."
„Gefällt es dir?"
„Klaro, ich frage mich nur." – Er brach ab und ich spürte erneut seine Berührung. Dieses Mal an meinem Unterarm und wieder kribbelte es in mir. „Darf ich dich etwas fragen, Niall? So rein hypothetisch?"
Ein leichtes Schmunzeln bildete sich auf meinen Lippen: „Gerne."
„Also, was glaubst du, würde sich ein Mann, der es noch nie mit einem anderen Mann getrieben hat, hier, in diesem Dark Room, verführen lassen?"
Jetzt lachte ich lauthals auf. „Also wenn du diese rein hypothetische Frage an mich persönlich richtest, so muss ich dich enttäuschen. Ich habe es bereits mit einem anderen Mann getrieben."
Sein überraschtes Schnaufen drängte sich in mein Ohr. „Echt jetzt? Ich finde es cool, dass du so offen darüber redest. Hätte ich jetzt nicht vermutet."
Ich ging gleich aufs Ganze: „Was? Meine Offenheit oder meine Bisexualität?"
„Okay, noch eine Überraschung und wenn du mich so fragst, dann beides." Insgeheim wünschte ich mir sein Gesicht sehen zu können, bildete mir aber ein, ein sanftes Grinsen zu spüren.
„Niall, du bist ein böser Junge", zog Liam mich auf, wobei sein kehliges Lachen äußerst attraktiv auf mich wirkte.
„Sicher nicht mehr oder weniger als du", sprach ich und packte ihn am Handgelenk. Liam wehrte sich nicht, sondern ließ sich bereitwillig mitziehen. Ich hatte noch in Erinnerung, wo sie die Spielwiese im dunkeln Paradies befand und führte ihn langsam, aber zielstrebig dorthin.
„Also, rein hypothetisch gesprochen, würdest du dich verführen lassen?", wisperte ich ihm ins Ohr und wartete gespannt auf seine Antwort, während ich ihn vorsichtig auf die Matratze stieß.
„Von dir?" Seine Lippen befanden sich direkt an meinem rechten Ohr, gleichzeitig presste er seinen Körper von hinten gegen meinen. Gut trainierte Muskeln rieben sich an meinen Rücken, während er sprach: „Probiere es aus."
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Milo und Gillian mochten für mich tabu sein, aber Liam war es nicht. Zudem wäre ich blöd, solch eine Einladung auszuschlagen. Seinen Worten entnahm ich jedoch, dass sein Arsch noch Jungfrau war. Vermutlich hatte er nur die Domina-Nummer mit einem Typen ausprobiert, war nicht bereit zu mehr gewesen.
Deshalb musste ich vorsichtig sein und nichts überstürzen. Ihn jetzt richtig hart ranzunehmen lag mir fern, aber es gab schließlich auch andere Möglichkeiten, einen Typen zum Höhepunkt zu bringen.
Langsam drehte ich mich um, ließ meine Hände vorsichtig an seinen Seiten entlangwandern, immer darauf bedacht, den Brustkorb nicht zu berühren. Sicher schmerzten die Striemen noch immer heftig und ich zog den Hut vor Liam, dass er den Schmerz nicht nur einfach ignorierte, sondern versuchte, sich in dieser Nacht noch zu amüsieren. Nicht jeder hätte das geschafft.
Die erste Hürde, die es zu überwinden galt, war die Latexhose, die wie eine zweite Haut an ihm klebte. Am liebsten hätte ich das Ding aufgeschnitten aber leider besaß ich keine Schere und konnte somit nur die Finger zu Hilfe nehmen.
„Scheiße ist das Teil eng", schnaufte ich, doch Liam half mir sogleich.
„Was glaubst du wie lange es dauerte, bis ich die anhatte?", kicherte er rau und entlockte mir damit ein Grinsen.
„Ich kann es mir vorstellen."
Zu zweit und mit vereinten Kräften sowie List und Tücke, gelang es uns schließlich, Liam aus dem schwarzen Fetisch zu befreien und somit hatte ich endlich frei Bahn.
Bereits jetzt stand mir der Schweiß auf der Stirn, was jedoch lediglich vom Akt des Ausziehens der Latexhose herrührte und nicht etwa vor Erregung.
„Bist du okay?", erkundigte ich mich sicherheitshalber, denn ich hatte es schon erlebt, dass man Leute aus dem Dark Room herausgetragen hatte, weil sie plötzlich Platzangst bekamen. Doch Liam hielt sich tapfer.
„Ich bin okay, als tu dir keinen Zwang an."
Ohne Probleme überließ er mir die Führung, stöhnte leicht, als ich über seinen Schwanz streichelte und presste sich wieder enger an mich heran. Ein Handjob im Dunkeln besaß durchaus seinen Reiz, es brachte Liam auf Touren.
Sein Stöhnen wurde lauter, die Atmung heftiger und ich bemerkte das leichte Zittern seines wohlgebauten Körpers, als ich das Tempo erhöhte. Der Kick im Dark Room war, dass man nur spürte, nichts sah und umso mehr wurden die Gefühle verstärkt.
Das Keuchen des hübschen Mannes nahm zu und ich merkte am Härtegrad dass er gleich soweit war. Konzentriert machte ich weiter und Sekunden später ergoss er sich in meiner Hand.
Zufrieden zog ich diese zurück, wischte mir die Finger an der Matratze ab und legte mich zu Liam, dessen Atmung sich ganz langsam normalisierte.
„Teufel nochmal, das war echt scharf", meinte er.
„Freut mich, dass es dir gefallen hat." Ein Schmunzeln zierte mein Gesicht und ich konnte mir einen Spruch nicht verkneifen. „Also rein hypothetisch gesehen würde ich behaupten, es hat geklappt."
Wie auf Kommando lachten wir beide los, dann japste er: „Ja, das hat es."
Für einen Moment herrschte Stille zwischen uns, bis Liam leise sprach: „Ich würde mich ja gerne revanchieren, aber nicht heute. Ich muss leider gehen."
Seine Reaktion überraschte mich nicht, schließlich war es sein erstes Mal in einem Dark Room und das verwirrte einen echt.
„Vielleicht sehen wir uns mal wieder hier", sagte ich, um ihm das Gefühl der Unverbindlichkeit zu geben, das er vermutlich gerade brauchte.
„Ja, das wäre eine Möglichkeit." Ich hörte, wie er sich langsam erhob und spürte, dass er die Matratze verließ. Umgehend folgte ich ihm, bis wir an der Tür waren, die ich öffnete. Ein Spalt Licht durchdrang die Dunkelheit und ich konnte Liams Grinsen sehen, als er mich betrachtete.
„Es war cool mit dir, Niall. Du hast mir einen wirklich großen Gefallen getan."
Ohne das Offensichtliche zu erkennen, schaute ich in seine braunen Augen, die mir zuzwinkerten. Was genau er damit meinte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Und hätte ich es nur im Entferntesten geahnt, wären manche Dinge in der Zukunft anders verlaufen.
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Ambi ist mal wieder in einem Dark Room gelandet... Es fühlte sich an wie nach Hause kommen, das könnt ihr mir glauben.
Ich hoffe, das Kapitel hat euch nicht allzu sehr schockiert und ihr möchtet noch weiterlesen. :)
Tja was denkt ihr nun? Irgendwelche Theorien? Was ist mit Liam los?
Ich würde mich sehr über Kommentare und Votes freuen.
LG, Ambi xxx
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