01. Rallye

♪ Bad to the Bone – George Thorogood & The Destroyers


❃ ❃ ❃ G I L L I A N ❃ ❃ ❃


Umsichtig steuerte Harry den Pick-Up auf den großen Hotelparkplatz. Ich behielt derweil den Hänger im Auge auf dem mein Goldstück stand: Ein getunter Porsche 911, mit türkisfarbener Lackierung. Der Gute hatte bereits dreißig Jahre auf dem Buckel und rutschte somit in die Oldtimerklasse. Alte Autos waren einfach mein Ding.

Harrys Rangierkünste wurden gerade aufs Äußerste gefordert, während ich vor lauter Aufregung schwitzte. „Soll ich nicht lieber aussteigen und dich reinwinken?", fragte ich nervös.

Sofort traf mich sein strafender Blick. „Bleib mal locker, Gill. Ich kriege das schon hin."

Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und bedeckte das Gesicht mit beiden Händen. Warum nur hatte ich nicht darauf bestanden, die Strecke selbst zu fahren und demnach auch das Einparken höchstpersönlich vorzunehmen?

Es kratzte an Harrys Ego, wenn ich ihn nun darum bitten würde, die Plätze zu tauschen, so gut kannte ich ihn. Deshalb hielt ich einfach meine Klappe, hoffend, dass alles gut gehen und sowohl der Hänger, als auch der Porsche, das Einparken unbeschadet überstanden.

„Na siehst du, er steht wie eine Eins." Der hübsche Mann mit den grünen Augen und den Grübchen, die immer hervortraten, wenn er lächelte, zwinkerte mir verschwörerisch zu.

Anzüglich lupfte ich die Augenbrauen und schaute zu Harry. „Er steht wie eine Eins, aha." Sekunden später prustete er los und ich hörte ihn mit gespielt entrüsteter Stimme sagen: „Du denkst also schon wieder zweideutig. Lass das bloß nicht deine Tante Flora hören."

Es erforderte nur eine Antwort meinerseits: „Das liegt bei uns in der Familie und eigentlich solltest du das wissen."

Grinsend schnallte Harry sich ab. „Ja, das sollte ich wissen und nun lass uns einchecken. Ich habe einen Bärenhunger."

Das Y.O. Ranch Hotel in Kerrville gehörte zu den typisch texanischen Unterkünften, die Luxus und Purismus miteinander verbanden. Man sah Steinwände, Fließen auf dem Boden und Holzdecken in der Lobby.

Wenn ich die Rallye in Kerrville fuhr, dann reservierte ich stets ein Zimmer in diesem Hotel. Es lag nahe am Geschehen, besaß eine ausgezeichnete Küche, ein nettes Ambiente sowie einen hervorragenden Service.

„Hallo, ich hatte eine Suite auf den Namen Dearing reserviert", ließ ich die Dame an der Rezeption wissen, die sofort im Computer nachschaute.

„Herzlich Willkommen Miss Dearing und ja, hier ist die Reservierung." Lächelnd überreichte sie mir die Karten für die Suite, die ich dankend in Empfang nahm, während Harry sich unsere Koffer annahm. Er zog beide hinter sich her, bis wir den Aufzug erreichten.

Unsere Suite lag im ersten Stock und als ich eintrat, fühlte ich mich sofort wie zuhause. Das Wohnzimmer besaß sogar einen kleinen Kamin. Ohne Umschweife ließ ich mich auf das King Size Bett fallen, aus den Augenwinkeln betrachtete ich Harry, der die Koffer abstellte.

„Wann müssen wir morgen früh raus?", erkundigte er sich und zog sich ächzend die Cowboystiefel mit Schlangenmuster von den Füßen.

„Um sechs", lautete meine Antwort, was ihn tief aufseufzen ließ.

„Dann wird es also nichts mit einer langen Nacht."

Leicht schüttelte ich den Kopf. „Wohl eher nicht."

Wir beeilten uns mit dem Duschen und Anziehen, da wir wirklich hungrig waren und begaben uns ohne Verzögerung in das Restaurant, das bereits im vierten Jahr in Folge als eines der besten Restaurants ausgezeichnet worden war. Ich konnte bestätigen, dass die Küche diese Auszeichnung auf jeden Fall verdiente.

Der Ober führte uns an einen der runden Tische und in nächsten Moment sagte er seinen Spruch auf, den ich schon kannte: „Zu Ihrer Buchung gehört das Sweetheart Package mit Abendessen und Frühstück. Welchen Champagner darf ich Ihnen servieren? Dom Pérignon oder Moet und Chandon?"

Mein Blick ging automatisch zu Harry und ich begann zu strahlen, als er wie selbstverständlich antwortete: „Dom Pérignon, bitte."

Er kannte meinen Geschmack genau.

Seine Grübchen kamen zum Vorschein als er sein Glas erhob: „Auf das morgige Rennen, Gill." Harry lächelte mich an und prompt platzte ich mit meinen Gedanken heraus: „Ich bin total aufgeregt, ob du es glaubst oder nicht."

„Das bist du doch immer", lachte er, „und dann landest du auf den vorderen Plätzen."

„Wollen wir hoffen, dass es morgen auch der Fall ist", meinte ich.

Just in diesem Moment servierte der Ober die leckeren Rindersteaks, deren Anblick mir buchstäblich das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Auf den Punkt medium rare gebraten, so wie ich es bevorzugte, das Fleisch schmeckte einfach nur himmlisch.

Direkt nach dem Essen nahmen wir noch einen Drink an der Bar und ich spürte langsam die Müdigkeit in mir aufsteigen. Der Tag war lange und ziemlich anstrengend gewesen und der morgige würde nicht besser werden; obgleich ich in den Genuss kam, meiner Leidenschaft zu frönen.

Als wir uns gegen elf Uhr in die Suite zurückzogen, studierte Harry noch kurz die Strecke, die es morgen zurückzulegen galt. „Ich würde sagen, das wird anstrengend und aufregend zugleich", behauptete er.

„Ich weiß", murmelte ich mit halb geschlossenen Augen.

„Ob du es glaubst oder nicht, ich bin auch erledigt", kam es zurück.

Ich stellte die Weckfunktion an meinem Handy ein und damit wir nicht verschliefen, tat Harry das Gleiche bei seinem Handy. Mit halbem Ohr hörte ich noch, wie er ins Bad ging, dann fielen mir die Augen zu und ich tauchte ab in das Reich der Träume.

~~~

Um Punkt sechs saß ich fast senkrecht im Bett, als der Wecker losging und hektisch schlug ich die Decke zurück. „Oh Gott, das Rennen, ich muss mich fertig machen." Ohne Harrys Reaktion abzuwarten, rannte ich ins Bad und begann mir die Zähne zu putzen.

Das Gefühl, das sich in meinem Magen ausbreitete, war vor einer Rallye stets das gleiche. Aufregung und Vorfreude verbanden sich zu einer brisanten Mischung, die meinen kompletten Körper erfüllte.

Wie immer musste ich mich zwingen etwas zu essen, aber Harry sorgte dafür, dass mein Magen nicht leer blieb. Auch wenn ich die Hälfte der Rühreier zurückgehen ließ und der Orangensaft unangetastet blieb, fühlte ich mich satt. Zumindest für den Augenblick.

Nach dem Frühstück schlüpften wir in die Rennanzüge, schnappten die Koffer und checken direkt aus. Wir würden nach der Rallye nicht mehr ins Hotel zurückkehren, sondern die Duschen und Umkleiden am Start- und Endpunkt nutzen und von dort aus direkt nach Hause fahren.

Die Rallye war gut besucht und dementsprechend voll waren die Straßen auf dem Weg dorthin. Wie immer hatte ich Angst, dass wir zu spät kommen würden, aber wir schafften es noch rechtzeitig und da meine Anmeldung schon lange vorlag, gab es auch keine Probleme, die Startposition einzunehmen.

Harry fungierte als Copilot, er trug die Verantwortung, dass wir uns nicht verfuhren und es war seine Aufgabe, mich rechtzeitig über den Wechsel der Straßenbeläge zu informieren, sowie mich über Besonderheiten der Strecke zu unterrichten. Demnach musste ich meinen Fahrstil anpassen.

Der Geruch von Benzin, Öl, durchgedrehten Reifen sowie Staub stieg in meine Nase. Hier fühlte ich mich zuhause. Eine Rallye zu fahren gehörte für mich zu den puristischen Dingen, was das Autofahren betraf. Es ging weder um Bequemlichkeit oder Luxus, sondern nur darum, am Ziel anzukommen, ohne sich festzufahren oder eine Panne zu erleben. Und das in möglichst angemessener Zeit.

Wir würden heute mit Pausen an den Kontrollpunkten gut und gerne sechs Stunden unterwegs sein. Aber ich liebte es, so lange in einem Auto zu sitzen, das Gaspedal durchzutreten und alles aus dem Wagen herauszuholen, was nur ging. Und damit war nicht unbedingt die Geschwindigkeit gemeint.

Eine Rallye führte immer über normale Straßen aber auch über Feldwege, auf denen keine Straßenverkehrsordnung herrschte und genau dort war besondere Vorsicht geboten.

Die Starts begannen im Minutentakt, die schnelleren Autos zuerst, damit kein Stau verursacht wurde und mit dem Porsche sowie den vorangegangen Leistungen der letzten Rennen, durften wir uns zu den Glücklich schätzen, die ziemlich bald starteten.

Mit klopfendem Herzen saß ich hinter dem Steuer und ein flaues Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Jedes Mal passierte das, es ließ sich einfach nicht abstellen und es verschwand erst, wenn ich das Gaspedal durchtrat und anfuhr.

Der Start klappte problemlos und während ich mich nur auf das Fahren konzentrierte, hörte ich Harrys Ausführungen zu.

„Zwei Meilen geradeaus, Asphalt, dann kommt eine Abzweigung nach rechts, Schotterpiste und mehrere Kurven. Die genauen sage ich an, wenn wir abgebogen sind." Unsere Helme waren durch Funkheadsets miteinander verbunden, sodass wir uns problemlos verständigen konnten.

Ich speicherte die Information in meinem Gedächtnis ab und als die Abzweigung in Sichtweite kam, legte Harry erneut los. „Erste Kurve rechts, sehr scharf, die nächste in einer Viertelmeile nach links, langgezogen."

Meine Finger umklammerten fest das Lenkrad, die Handschuhe fingen den Schweiß auf und als die erste Kurve kam, nahm ich kurzzeitig den Fuß vom Gas, schaltete einen Gang runter und beschleunigte noch in der Kurve auf die lange Gerade. Ich spürte wie mein Adrenalinpegel anstieg, als das Auto voranpreschte und mit jedem Meter, den wir vorankamen, bemerkte ich, wie die Haftung der Reifen durch den Schotter erschwert wurde.

Obwohl ich meinen Wagen kannte, einschließlich aller Veränderungen, die daran vorgenommen wurden, und wusste, wann es Zeit war, den Motor zu drosseln, war ich doch immer sehr erleichtert, die Schotterpiste zu verlassen. Man wusste nie, was passierte, es hatte schon einige aus den Wegbiegungen herausgehauen und somit saß mir stets die Aufregung im Nacken.

Nach der langgezogenen Kurve kam eine Spitzkehre, die Harry bereits angesagt hatte. Es ging leicht bergauf, dann wieder leicht bergab, bis wir schließlich wieder auf eine normale Straße gelangten. Dort fühlte ich mich deutlich sicherer und überholte einen schwarzen Porsche, der kurz vor mir gestartet war.

„Super gemacht, Gill", sprach Harry sein Lob aus und setzte somit einen ordentlichen Adrenalinschub in mir frei, der prompt durch das Erreichen des ersten Kontrollpunktes gedämpft wurde.

Insgesamt gab es fünf Kontrollpunkte die anzufahren waren, außerdem wurden die Autos an diesen Stellen durchgecheckt. Wir konnten essen, trinken, wenn nötig tanken und uns für eine kurze Zeitspanne innerlich sammeln.

Am ersten Kontrollpunkt standen bereits einigen Wagen, die die vor uns gestartet waren und demnach auch wieder vorher losfuhren.

Ich trank eine kleine Flasche Wasser und gönnte mir einen Schokoriegel, um meinen Zuckerhaushalt wieder auf Vordermann zu bringen. Zwischendurch nahm meine empfindliche Nase allerlei auf. Es roch nach verbranntem Gummi, da hatte wohl jemand mächtig gebremst. Ein kaputter Auspuff wurde durch die Gegend getragen und ich sah, wie Harry den Kopf schüttelte.

„Der ist bestimmt zu hart aufgesetzt, hat die falschen Stoßdämpfer."

„Oder keine Skrupel", ergänzte ich lachend und beobachtete, wie Harry sich den Schweiß von der Stirn wischte. Seine widerspenstigen Locken hingen wirr um den Kopf und waren durch den Helm leicht plattgedrückt. Aber meine Haare sahen nicht besser aus, weshalb ich davon Abstand nahm, ihn aufzuziehen.

Da es beim Porsche nichts zu beanstanden gab, dauerte die Pause nicht länger als nötig und wir konnten uns recht bald wieder auf den Weg machen.

Das flaue Gefühl in meinem Bauch war inzwischen vollends verschwunden, ich spürte nur die grenzenlose Euphorie, die sich durch meinen Körper zog und mich emotional in die Höhe puschte.

Ich wollte einen der vorderen Plätze- unbedingt.

Asphalt, Feldwege und Schotter wechselten, nutzten die Stoßdämpfer ab, doch das gehörte dazu. Für gewöhnlich bekam der Porsche nach jeder Rallye eine Generalüberholung mit allen Schikanen und die hatte er dann auch bitter nötig.

„Nächste Abzweigung links, Feldweg, uneben und Löcher. Also Vorsicht."

Es war ziemlich unebenes Gelände, das sich vor unseren Augen erstreckte und ein Schlagloch reihte sich an das nächste. Wir wurden ordentlich durchgeschüttelt und ich spürte, wie meine Anspannung stieg.

„Vorsicht, Gill", vernahm ich Harrys hektische Stimme, doch es war zu bereits spät.

Ich spürte den Schlag unter meinem Hintern, der uns mit voller Wucht aus der Bahn fegte. Der Porsche drehte sich halb und wir hatten wahnsinniges Glück, dass niemand in der Nähe war, der gegen uns hätte prallen können.

Für einen Moment fehlten mir die Worte, als ich realisierte, dass wir entgegengesetzt der Fahrtrichtung standen. Mein Herz klopfte wie verrückt, mein Mund wurde trocken und in diesem Augenblick hatte ich das Gefühl, unter Schock zu stehen.

Zumindest so lange, bis Harry zu sprechen begann: „Bist du okay, Gillian?"

Langsam fiel die Erstarrung von mir ab und ich keuchte: „Ja, bin ich und du?"

Ich würde es mir nie verzeihen, wenn Harry etwas passieren würde, doch zum Glück antwortete er: „Ist alles noch heil. Wir sollten sehen, dass wir die Kiste von der Fahrbahn bekommen."

Als ich mich abschnallte, spürte ich das Zittern meines Körpers, vor allem die Beine fühlten sich wie Wackelpudding an. Trotzdem stieg ich aus, platzierte die Füße auf dem Boden und atmete tief durch: „Dann wollen wir mal."

Harry hatte das Warndreieck in der Hand und stellte dieses in einiger Entfernung auf. Keine Sekunde zu früh, denn ein Wagen näherte sich mit rascher Geschwindigkeit, die der Fahrer jedoch drosselte, als er uns erblickte.

„Fahr weiter, es ist alles okay", rief Harry, der inzwischen seinen Helm abgesetzt hatte und winkte ihn vorbei, um zu demonstrieren, dass wir keinerlei Verletzungen davongetragen hatten. Für alles andere gab es den Pannenservice, der speziell für die Rallye arbeitete.

Die Notfallnummer war in den Handys sämtlicher Teilnehmer eingespeichert und somit brauchte es nicht lange, bis Harry jemanden erreichte. Ich war froh, dass er das machte, denn ich war noch immer aufgewühlt. Wie hatte mir das nur passieren können? Ich ärgerte mich dermaßen über mich selbst und konnte meine eigene Unachtsamkeit nicht begreifen.

Bevor der Pannenservice eintrudelte, schafften wir den Porsche zur Seite und ich seufzte tief auf. „Ich bin so dumm!"

„Ach komm schon, das hätte jedem passieren können. Die Stelle war unübersichtlich", versuchte Harry mich aufzumuntern.

„Aber du hast es angesagt."

Selbst seine Umarmung konnte mich in diesem Moment nicht beruhigen. Es war nicht zum ersten Mal, dass ich eine Rallye fuhr, doch das war ein blutiger Anfängerfehler, der mich immens wurmte. Angesehen davon, dass der Porsche jetzt repariert werden musste.

Dad würde vermutlich nicht entzückt darüber sein, aber ich konnte zumindest darauf hoffen, dass Milo und Liam hinter mir standen und ihn besänftigten.

„Gill?" Harrys Stimme unterbrach meine Gedanken. „Ich glaube, da kommt schon der Pannenservice."

Nicht nur der Pannenservice tauchte auch, der Streckenposten, der den Hergang des Unfalls aufnehmen musste, gleich mit. Fotos wurden gemacht, wir bis ins kleinste Detail befragt, während der Servicemitarbeiter den Porsche auf das Pannenfahrzeug fuhr. Ganz langsam und vorsichtig, da man nicht genau wusste, was alles kaputt war. Ich konnte nur hoffen, den Wagen nicht zu einem Totalschaden runtergehämmert zu haben und war immer noch wütend über mich selbst.

Es dauerte fast eine Stunde, bis wir uns in Bewegung setzten, Harry und ich fuhren im Pannenfahrzeug mit, das uns direkt zum Startpunkt brachte.

Dort ging es jedoch erst richtig los.

Man bestand darauf, dass ich wir beide uns von einem Arzt durchchecken ließen und während ich mich empört wehrte („Ich habe nichts und bin außerdem nicht aus Glas"), ließ Harry alles stumm über sich ergehen. Immerhin entließ man uns guten Gewissens, denn man fand keinerlei Verletzungen.

Dass die Sache Zeit kostete, schien außer mir, niemanden zu interessieren. Ich wollte nur noch nach Hause, doch es dauerte noch, bis die Servicemitarbeiter der Kraftfahrzeuguntersuchung den Porsche freigaben.

Zwischendurch duschten wir und zogen uns um. Das Prasseln des Wassers auf meinem verschwitzten Körper zu spüren tat enorm gut. Ich ließ es länger laufen als gewöhnlich und machte mir noch immer einen Kopf um den Porsche. Es war so ein verdammt schönes Auto, ihm durfte einfach nichts passieren.

Letztendlich war es halb drei nachmittags, als wir loskamen und ich extrem hungrig. Zwar gab es hier die Möglichkeit Essen und Getränke zu kaufen, aber mir schwebte nach all dem Stress ein saftiger Burger von Hardee's vor.

Als ich Harry den Vorschlag unterbreitete, bei meiner Lieblingsburgerkette vorbeizuschauen, reagierte er begeistert. „Das ist eine gute Idee. Dann kommen wir wenigstens nicht mit leerem Magen zuhause an."

„Bis wir zuhause sind, sind unsere Mägen wieder leer", lachte ich, da eine Fahrzeit von ungefähr vier Stunden vor uns lag. Midland befand sich leider nicht um die Ecke.

In nur wenigen Minuten erreichten wir das Burgerrestaurant, wo ich mir einen fetten, saftigen Thickbruger einverleibte. Inzwischen hing mein Magen in den Kniekehlen und wenn ich Hunger hatte, dann wurde ich wirklich giftig.

Schweigend stopfte ich den Burger in mich hinein und trank dazu eine Cola. Harry war ebenfalls vollauf mit Essen beschäftigt und als wir fertig waren, nahm er mein Tablet, um dieses zusammen mit seinem zu dem Abstellbehälter zu tragen. Er war und blieb ein Gentleman.

Grinsend musterte ich sein Hemd, dessen Blumenpracht farblich zu den Cowboystiefeln passte und dass er fast bis zum Bauchnabel aufgeknöpft hatte. Somit wurden einige seiner Tattoos sichtbar. Harrys Kleidungsstil war wirklich extravagant und stand in totalem Kontrast zu seiner normalen Arbeitskleidung. Vermutlich zog er sich deshalb in seiner Freizeit gerne so farbenfroh an.

„Würdest du die Strecke bis nach Midland fahren?", fragte ich, als wir auf den Pick-Up zugingen.

„Klar, kein Problem. Du kannst dich ein bisschen ausruhen." Er wusste, dass ich den Kopf voll hatte und meine Konzentration nach dem heutigen Fiasko am Ende der Welt angekommen war.

Seufzend zog ich das Handy hervor und versuchte Milo zu erreichen, jedoch ohne Erfolg, denn es kam keine Verbindung zustande. Als ich es bei Liam probierte ging nur die Mailbox dran und somit gab ich es auf.

Wir brauchten weitaus länger als vier Stunden, da die Straßen sich verstopft präsentierten und als wir endlich die lange Auffahrt zum Haus erreichten, war es bereits stockdunkel.

Ich hatte keinen Plan wer überhaupt zuhause war, sah nur Tante Floras Wagen stehen und huschte möglichst unauffällig ins Haus.

„Soll ich Mortimer Bescheid sagen?", fragte Harry, der hinter mir ging.

„Ähm, heute nicht mehr."

„Gut, dann morgen früh."

Er stiefelte in Richtung Salon, um sich einen Whiskey einzugießen, aber mir war nicht nach trinken zumute. Stattdessen stahl ich mich in jenen Teil des Hauses, der zu unserem Wohntrakt gehörte, gab dort den Code ein und betrat die Räumlichkeiten.

Hundemüde zog ich die Klamotten aus und ließ sie einfach auf dem Boden liegen, bevor ich mich ins Bett begab. Binnen kürzester Zeit schlief ich ein und wurde erst am nächsten Morgen wach, weil mir jemand die Decke weggezogen hatte.

Meine Füße fühlten sich wie Eisklumpen an, weil die Klimaanlage volle Pulle lief und ich öffnete schwerfällig die Augen. Gegenüber des Bettes, in einem flauschigen roten Sessel, saß der Übeltäter, den ich sogleich verbal attackierte: „Liam du Idiot! Gib sofort meine Decke her!"

Der Angesprochene lupfte die Augenbrauen und sprach: „Keine Chance, du fliegst gleich nach dem Frühstück mit uns nach Houston."

In diesem Moment wurde mir klar, dass ich mal wieder einen Termin verpeilt haben musste.

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Hallo meine Lieben, danke, dass ihr den Weg hierher gefunden habt und mich auf dieser Reise unterstützen wollt. Ich hoffe, dass wir viele schöne Stunden miteinander verleben werden - ich beim Schreiben und ihr beim Lesen.

Was sagt ihr zu Gillian und Harry? Im Moment ist alles noch sehr chaotisch und man spürt die Zusammenhänge nicht. Aber im nächsten Kapitel werdet ihr ein bisschen mehr Durchblick bekommen, das verspreche ich euch.

LG, Ambi xxx



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