Kapitel 9 | Der Übergriff


Huhu!
Wieder ein Update :) Hoffe es gefällt euch und ich würde mich über Feedback sehr freuen!
Wünsche Euch einen schönen Sonntag!
Glg :))


Frage: Hat vielleicht jemand eine Idee für einen gelungenen Titel der Story?

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Hermine wachte am nächsten morgen früh auf und freute sich über die Erkenntnis, das Badezimmer voll und ganz für sich nutzen zu können. Die halbe Nacht war sie wachgelegen, um den Abend zu reflektieren, der doch so abrupt geendet war. Wieso hatte er sie weggeschickt? Sie hatte sich doch nur bei ihm entschuldigen wollen. Was dachte er wohl jetzt über sie? Und wie würde der Unterricht aussehen?

Zweifelnd versuchte sich die junge Hexe mit einer warmen, wohltuenden Dusche zu entspannen, trocknete sich danach in aller Ruhe ab und zog ihre Schuluniform an. Erst als sie am Waschbecken stand und ihre Zähne putzte, wachten die anderen Mädchen auf und kamen schlaftrunken ins Bad. Erfrischt und gestärkt, schnappte sie sich ihre Bücher, verließ ihren Turm und ging gemächlich in Richtung der großen Halle.

Sie war eine der Ersten, die zum Frühstück auftauchten. Ron und Harry schienen noch in ihrem Turm zu sein, leidglich ein paar Frühaufsteher besetzten die Haustische, auf denen das allmorgendliche Frühstück stand.

Das erste Mal, nach dem Vorfall am Samstag, fühlte sich Hermine hungrig und stellte sich ein leckeres Müsli zusammen, aus Früchten, Haferflocken und einem heißen Pfefferminz Tee.

Grade als Ginny neben ihr Platz nahm, rauschte Professor Snape mit grimmiger Miene und wehender Robe in die große Halle. Nervös versuchte sie ihren Blick abzuwenden und begann ein Gespräch mit Ginny, die sie grade fragte, wo sie denn gestern Abend abgeblieben war.

„Ich war doch noch in der Bibliothek. Lernen.", antwortete Hermine knapp, wenn auch nicht unfreundlich, damit sie nicht weiter nachbohren konnte.

„Mensch, Mine. Du solltest aufhören so verbissen zu lernen und das Leben genießen! Cormac hat Seamus, Dean und mich gestern über dich ausgequetscht, das glaubst du nicht! Und er ist doch so süß! Triff dich doch nochmal mit ihm!", redete Ginny sich immer mehr in Rage, aber Hermines Augen glitten immer wieder zum Lehrertisch, an dem Snape grade über eine Tasse Kaffee gebeugt ins Leere starrte. Selbst von hier aus sah er abgeschlagen und erschöpft aus, so als ob er die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte. Kurz bevor sie ihren Blick abwandte, wanderte sein Kopf langsam zu ihr herum und er durchbohrte sie mit einem undefinierbaren Blick, den sie auch bei näherem Hinsehen nicht deuten konnte. Unruhig rutschte sie auf ihrer Bank hin und her.

„Hermine?", holte Ginny sie nach kurzer Zeit wieder in die Realität zurück und erschrocken riss sie ihren Kopf herum. „Verdammt, hast du mir überhaupt zugehört?"

„W-was? Ja, ja! Natürlich...", murmelte sie erschrocken, errötete jedoch leicht und schluckte merklich unter dem skeptischen Blick ihrer besten Freundin.

„Also, triffst du dich nun mit Cormac?", wiederholte Ginny ihre Frage.

„Mit Cormac? Wieso sollte ich mich...", sagte sie erschrocken, kam jedoch nicht weiter, da Ron und Harry sich zu ihnen gesellten. Ron's Gesichtsausdruck glich dem einer Zitrone, als er Ginny sah.


„Ginny!", begrüßte er sie düster.

„Guten Morgen, Ronald.", erwiderte sie kühl. Anscheinend hatten die beiden schon miteinander gesprochen und Ron hatte seine Abneigung gegenüber Dean deutlich gemacht, was Ginny aber nicht im Geringsten zu kümmern schien.

„Morgen, Mine.", murmelte Harry gähnend, nahm sich ein Toast und strich es mit Butter voll. „Gut geschlafen?"

„Hm.", machte Hermine nur, löffelte den Rest ihres Müslis aus, um dann frühzeitig aufzustehen und zum Klassenraum für Verwandlung zu gehen.

Den morgendlichen Disput zwischen Ginny und Ron hatte sie sich nach einigen Minuten einfach nicht mehr anhören können.

Nach einer Doppelstunde Verwandlung verließ sie den Klassenraum und wollte grade in den Kerker gehen, in dem seit diesem Schuljahr Horace Slughorn das Fach Zaubertränke unterrichtete, als Cormac sie von hinten anstupste.

„Hermine, was für ein Zufall!", rief er freudig, legte selbstbewusst einen Arm um ihre Schulter und begleitete sie auf dem Weg in den Kerker.

Hermine war diese plötzliche, selbstverständliche Nähe mehr als unangenehm. Seit ihrer kurzweiligen Affäre und dem Sex, den sie beide gehabt hatten, waren die Worte zwischen ihnen eher kläglich ausgefallen. Cormac war eben kein Typ, mit dem man sich auf intellektueller Basis gut unterhalten oder gar diskutieren konnte.

„Ja, was für ein Zufall.", murmelte sie skeptisch, da ihr das Gespräch von Ginny in den Sinn kam.

„Was hältst du davon, wenn wir uns am Wochenende in Hogsmeade treffen? Ich lade dich ein. Weißt du...", begann er sich zu erklären, blieb auf dem Korridor im Kerker stehen, um sie dann an den Schultern herumzudrehen und sich vor sie hinzustellen. Seine hellbraunen Augen schauten sie lüstern an, doch Hermine fühlte sich alles andere als wohl. Es war ihr unangenehm mitten auf dem Korridor so angeschmachtet zu werden.

Zärtlich, oder zumindest sollte es anscheinend eine zärtliche Geste sein, strich er mit dem Handrücken über ihre Wange und lächelte dabei verführerisch.

Abwartend sah sie ihn an.

„Ich finde unsere Verbindung sehr besonders.", flüsterte Cormac grinsend, nahm ihre Hand und gab dieser einen Kuss.

„Cormac, es tut mir leid. Ich habe wirklich kein Interesse.", sagte Hermine tonlos, entzog sich seiner Hand und drehte sich um. Wie erstarrt verharrte sie in ihrer Position, als sie Professor Snape wenige Meter vor ihnen stehen sah. Er beobachtete sie anscheinend schon länger, da sein Gesichtsausdruck überrascht wirkte. Durch die düstere Umgebung jedoch, konnte man seine Umrisse nur erahnen.

„Hermine.", rief Cormac unbeirrt, packte sie erneut an den Schultern und stieß sie sanft, wenn auch bestimmt, gegen die Steinmauer. Wie sie feststellen musste, hatte er ihren Professor nicht bemerkt. „Komm schon, gib mir noch eine Chance. Du machst mich wirklich an!"

Sein Atem ging ein wenig flacher, als er sich an sie presste, im Dunkeln des Korridors und fast schon grob begann, ihren Hals zu küssen.

„Hör auf, Cormac!", rief sie erschrocken. Was dachte sich dieser arrogante Schnösel eigentlich? „Lass mich los!"

„Komm schon, letztes Mal hat dir das doch gefallen.", hauchte er keuchend, während er seine Erektion an ihrem Becken rieb und ihre Hände an die kalte, raue Mauer presste.

„Lass mich los, verdammt!", stieß Hermine wütend hervor, schaffte es jedoch nicht, sich unter dem eisernen Griff zu befreien.

„Loslassen, McLaggen!", keifte eine kalte, emotionslose Stimme plötzlich durch die Dunkelheit und erleichtert seufzte Hermine, als Snape sich bedrohlich vor ihnen aufbaute und Cormac mit einem abschätzigen Blick betrachtete.

Wie von der Tarantel gestochen, ließ dieser von ihr ab, schaute wirr zwischen ihnen hin und her und ergriff dann die Flucht.

„50 Punkte Abzug für Gryffindor, Mister McLaggen!", brüllte Snape ihm hinterher. Die Worte hallten noch Sekunden danach von den Mauern wider.

Herzklopfend rieb Hermine sich ihre Handgelenke, um die roten Striemen zu betrachten, die Cormac mit seinem schmerzhaften Griff hinterlassen hatte.

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?", fragte Snape besorgt, schaute auf sie herab und drehte dann seinen Kopf hin und her, so als ob er sich vergewissern wollte, dass auch niemand den Vorfall mitbekommen hatte. Aber die Korridore waren leer.

„Kommen Sie mit.", sagte Snape bestimmt, drehte sich um und rauschte in Richtung seines Büros, das nur wenige Meter entfernt war. Nervös folgte Hermine ihm, nicht daran denkend was passiert wäre, wenn Snape nicht aufgetaucht wäre. Seit wann dachte Cormac bloß, sie hätte wieder Interesse an ihm? Und was erlaubte sich dieser bescheuerte Typ eigentlich, sie so zu bedrängen?

Snape öffnete mit einem Schwenker seines Zauberstabs seine Bürotür, trat zur Seite und ließ sie eintreten. Dankend schritt sie ins Innere seines Büros und blieb dann unsicher stehen.

„Warten Sie.", murmelte er ruhig, ging an ihr vorbei und verließ das Büro durch eine angrenzende Tür.

Herzklopfend schluckte Hermine. Die plötzliche Nettigkeit seinerseits, ließen sie nur noch zunehmend irritierter werden. Seit gestern hätte sie mit einer solchen Hilfsbereitschaft niemals gerechnet. Obwohl sie bei ihrem gefürchteten Professor wohl sowieso niemals damit gerechnet hätte.

Nach kurzer Zeit trat Snape mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck aus der Tür.

„Setzen Sie sich.", räusperte er sich leise, hob seine Hand und deutete auf den Stuhl, auf dem Hermine die letzten Abende gesessen war.

Sie gehorchte, nahm langsam Platz und schaute ihn dann erwartungsvoll an.

Wortlos schritt er auf sie zu, kniete sich vor sie und holte tief Luft.

„Zeigen Sie her.", befahl er leise, in einem freundlichen, wenn auch bestimmen Ton. Mit zitternden Händen, da Hermine dachte ihr Herz würde gleich aus ihrer Brust springen, starrte sie ihren alten Professor an und gehorchte. Sie hielt ihm ihre Handgelenke hin, ließ ihren Blick jedoch nicht von seinem aufmerksamen Gesicht ab.

Sanft, viel sanfter, als sie es je von ihm gedacht hätte, umfasste er ihre Hände, öffnete eine Tinktur, die sie bis jetzt noch nicht bemerkt hatte, und schmierte eine durchsichtige Salbe auf ihre hellblau werdenden Blutergüsse. Sie hielt ihren Atem an und versuchte vergebens ihr nervöses Zittern unter Kontrolle zu bringen, doch anscheinend schien es ihn nicht zu stören.

Fast augenblicklich verschwanden die Striemen an ihrem Handgelenk und somit auch der brennende Schmerz.

„Danke.", flüsterte sie leise, während sie immer noch zitterte. Fast schon erwartete sie, dass er aufspringen und sie aus seinem Büro bitten würde, doch er blieb an Ort und Stelle knien und strich zögernd mit seinen Fingern über ihren Unterarm.

So als ob er erst jetzt ihre zittrigen Hände bemerkt hatte, nahm er diese in die Seine und drückte sie fest. Langsam hob er seinen Kopf und schaute sie mit einem undefinierbaren Blick an.

Sprachlos über so viel Zärtlichkeit, schluckte Hermine merklich. Es kam ihr so unwirklich vor – wie sie hier saß, er kniete vor ihr, bot ihr seine Hilfe an. Was war das für ein Mann, den sie all die Jahre zu kennen schien, der sich jetzt jedoch als ein sympathischer, fast schon vertrauensvoller, Mensch entpuppte? Mit allem hätte sie gerechnet, aber niemals damit. Ihr Blick wanderte von ihren Händen, die immer noch fest von ihm gedrückt wurden, bis hoch in sein Gesicht und sofort verlor sie sich in den tiefen seiner dunklen Augen, die sie immer noch aufmerksam, fast schon besorgt, musterten.

„Ist alles in Ordnung?", fragte er nochmals ruhig und sie nickte langsam.

„Ich glaube schon.", murmelte sie heiser, ließ ihren Blick jedoch nicht von seinem Gesicht. Wie konnte ein Mensch so furchtbar und gleichzeitig so gefühlvoll sein? Die Spannung, die sich zwischen ihnen aufgetan hatte, schien sie fast zu zerreißen. Es lag nicht nur etwas Sexuelles in der Luft, Hermine verspürte in seiner Gegenwart eine plötzliche Geborgenheit und Sicherheit, die sie nicht erklären konnte. Er hatte etwas an sich, das sie nie zuvor bemerkt hatte.

Am liebsten hätte sie sich vorgebeugt und ihren Kopf auf seine Brust gelegt, sie wollte, dass er sie umarmte, an sich drückte, beschützte. Was war nur in sie gefahren? Woher kamen diese plötzlichen Gefühle? Diese scheinbare Nähe? Empfand er dasselbe?

„Sie müssen in den Unterricht.", riss Snape Hermine aus ihren Gedanken, ließ ihre Hände los und erhob sich. Er brachte einige Meter Abstand zwischen sie und verschränkte prüfend die Arme vor der Brust.

„Ich werde mich um McLaggen kümmern.", sagte er nach einer Weile tonlos, als sie keine Anstalten machte sich zu erheben, sondern ihn weiterhin wortlos ansah.

Erst jetzt schien ihr Körper aufzuwachen.

„Wie meinen Sie das?", fragte sie zögernd, da der plötzlich, auftretende, gehässige Blick in seinen Augen ihr einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Da war er wieder – der allseits bekannte, bedrohliche Lehrer.

Snape zog seine Augenbrauen in die Höhe, anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass sie auf seine Aussage eingehen würde.

„Ich kläre das.", entgegnete er kalt, wobei jede Faser seines Körpers zu sagen schien, dass er keine weitere Auskunft darüber geben würde.

Verunsichert erhob sich Hermine langsam.

„Professor...", versuchte sie es erneut, doch er kniff wütend seine Augen zusammen.

„Ich kläre das, Miss Granger! Und jetzt verschwinden Sie in Ihren Unterricht! Professor Slughorn wartete sicherlich schon auf seine Musterschülerin!"

Der kalte, distanzierte Ton in seiner Stimme ließ sie heftig zurückschrecken.

Ohne ein Wort zu sagen, drehte sie auf dem Absatz kehrt und flüchtete aus seinem Büro.

Sie rannte um die Ecke des Korridors und klopfte zaghaft an die Tür des Zaubertränke Klassenraums, um dann einzutreten und von zwanzig Augenpaaren überrascht angestarrt zu werden.

„Miss Granger!", rief Professor Slughorn erfreut und lächelte freundlich. „Welch eine Ehre, ich bin sicher Sie haben eine Erklärung für Ihr zu spät kommen – ach was, das war nur ein Scherz, ein kleiner Scherz. Setzen Sie sich, Miss Granger, setzen Sie sich!"

Weiterhin lächelnd fuhr er mit der Erläuterung des heutigen Zaubertrankes fort und erleichtert über so wenig Aufmerksamkeit und Erklärungsnot, setzte Hermine sich neben Harry, der sie skeptisch musterte.

„Wo warst du, Mine? Wir haben uns schon Sorgen gemacht!", flüsterte er leise, doch sie schüttelte nur den Kopf.

„Später.", murmelte sie resigniert, hob ihren Blick und versuchte sich auf die folgende Unterrichtsstunde zu konzentrieren.



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