Kapitel 16 | Der Erste-Hilfe Kurs

Huhu! Ein neues Kapitel - entschuldigt, dass es so spät kommt! Ich hoffe, dass es euch gefällt!

Liebe Grüße

Josy :))


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Snape rauschte durch die Gänge von Hogwarts, innerlich vollkommen genervt, wenn er daran dachte, was jetzt auf ihn zukommen würde. Es war kurz nach 16 Uhr, er hatte sich absichtlich verspätet, um McGonagall klar zu machen, dass er völlig unfreiwillig diesem Treffen beiwohnte. Schlecht gelaunt klopfte er kurz an die Tür seiner Kollegin, öffnete sie dann und trat mit einer verdrießlichen Miene ein. In einer Sofaeckes saßen schon Professor Slughorn, dessen Kopf kurz herumschnellte und ihm ein abweisendes Lächeln entgegenbrachte, Professor Sprout, deren Miene noch verdrießlicher aussah, als Snapes, Madam Pomfrey, die ihn nur mit einem finsteren Gesichtsausdruck abfertigte und schließlich McGonagall, in einem roten, ledernen Sessel.

„Severus! Du bist eine Viertelstunde zu spät!",  begrüßte McGonagall ihren Kollegen mit säuerlicher Miene, als dieser wortlos ihr Büro betrat und sich schweigend mit dem Rücken an die Wand lehnte.

Er zog seine Augenbrauen latent in die Höhe, was McGonagall nur ein beleidigtes Zischen entlockte.

„Du kannst froh sein, dass ich überhaupt auftauche!", knurrte der alte Tränkemeister wütend, vollkommen genervt von ihrer penetranten Art, während er abwartend auf sie herabblickte. „Nun leg schon los! Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!"

Beleidigt rümpfte McGonagall ihre Nase, wandte sich dann aber von ihrem Kontrahenten ab und versuchte Erklärung zu starten.

„Wir müssen die Aufteilungen der Schüler besprechen. Albus ist der Auffassung, dass wir die Häuser untereinander mischen sollten. Gryffindor und Slytherin - .", erklärte McGonagall sachlich, wobei ihr Blick wütend zu Snape glitt, der ihn nur mit einem abfälligen Augenbrauenhochziehen quittierte. „...und Ravenclaw und Hufflepuff. Wir sind der Auffassung, dass die Barrieren zwischen den einzelnen Häusern, zu einem negativen Lerneffekt führen. Bei einem so wichtigen Erste-Hilfe Kurs, sollten die Schüler untereinander einen Weg finden, miteinander auszukommen."

Bei „wichtig", gab Snape ein abfälliges Schnauben von sich, was sowohl Madam Pomfrey, Professor Sprout, als auch McGonagall wütend herumschnellen ließ.

„Meine Damen...", begann Snape gereizt. „Glauben Sie wirklich, ein Erste-Hilfe Kurs ist plötzlich so dermaßen wichtig? All diese Dinge werden im Unterricht durchgenommen und jeder halbwegs, intelligente Schüler sollte einfache Heilzauber und Heiltränke im 6. Schuljahr fehlerfrei anwenden können."

„Diese Unterhaltung soll nicht dazu beitragen, dass wir darüber diskutieren, ob ein Erste-Hilfe Kurs stattfindet, Severus!", fauchte McGonagall, während Snape amüsiert auffiel, dass sich ihre Gesichtsfarbe erneut in ein dunkles Rot verwandelt hatte. „Wir sprechen über den Ablauf! Für den Rest bist du zu spät dran, Severus!"

Professor Sprout und Madam Pomfrey nickten bekräftigend, während Slughorn lethargisch auf eine Pflanze in der Ecke blickte und dem Gespräch anscheinend überhaupt nicht folgte.

Snape schüttelte nur verständnislos den Kopf, bedeutete der Gryffindor Hauslehrerin aber, fortzufahren.

„Nun gut. Pomona, Horace, ihr werdet selber entscheiden, welche Aufteilung ihr bei euren Schüler für sinnvoll erachtet. Severus und ich, werden heute dasselbe tun.", fuhr McGonagall fort. „Es ist wichtig, dass die Anzahl der jeweiligen Schüler in den unterschiedlichen Häusern gleichbleibt. Und jetzt, wird uns Poppy noch einiges zum Inhalt des Erste-Hilfe Kurses erzählen."

Mit diesen Worten wandte sich die alte Hausleiterin lächelnd an Madam Pomfrey, die jeden einzelnen ruhig betrachtete.

„Danke, Minerva. Ich bin froh, dass die Schüler vor ihrem Apparierkurs die Chance erhalten, ein wenig von dem gelernten Stoff sinnvoll  nachzuholen.", begann Madam Pomfrey zu erklären. „Wir haben zwei Stunden Zeit, um einige, wichtige Heilzauber und Tränke durchzunehmen. Natürlich können wir nicht die komplette Bandbreite an komplexen Zaubern wiederholen, aber einiges sicherlich! Professor Sprout und Professor McGonagall werden für die jeweiligen Zauber zuständig sein, während die Gruppe der anderen beiden Professoren - ." Madam Pomfrey war sichtlich darauf bedacht, Snape nicht anzusehen, oder zu benennen. „ –in den Kerker geht, um dort einige, einfache Zaubertränke – theoretisch – durchzunehmen. Nach einer Stunde tauschen die Gruppen und in zwei Stunden sollte der Erste-Hilfe Kurs beendet sein."

Professor McGonagall und Professor Sprout nickten zustimmend, doch Snape war mit der ganzen Idee nicht einverstanden.

„Theoretisch? Meine liebe Poppy, wissen Sie, wie schwierig Heiltränke in ihrer Zubereitung sein können?", durchbrach Snape die Stille, was McGonagall ein Schnauben entlockte. „Wie soll man in einer Stunde - !"

„Severus! Es geht um die Wiederholung der Theorie. Um den Schülern die Wichtigkeit der einzelnen Zauber und Tränke zu verinnerlichen. Nicht, um die Zubereitung der Tränke. Das lernen sie doch im Unterricht.", sagte McGonagall spitz.

Kopfschüttelnd blickte Snape auf die Frauen, die ihn mit einem wütenden Gesichtsausdruck durchbohrten und dann zu Slughorn, der nur entschuldigend die Schultern zuckte, anscheinend nicht gewillt, dem Gespräch weitere Beachtung zu schenken.

„Gut! Dann wäre das geklärt. Severus, wir müssen los.", beendete McGonagall die Unterhaltung, erhob sich langsam und nickte ihren Kollegen freundlich zu. „Danke, dass ihr Euch Zeit genommen habt!"

Mit diesen Worten löste sich die kleine Runde von Professoren auf, während McGonagall mit Madam Pomfrey im Schlepptau, in Richtung der Quidditch Felder schritt. Snape seufzte vehement, als er ihnen kurze Zeit später folgte.

***

Unten angekommen, wurden sie schon von einem Haufen Sechstklässler begrüßt, wobei jeder Schüler einen großen Bogen um Professor Snape machte. Snape entdeckte Granger, ein wenig Abseits, mit Potter und Weasley. Ihre Miene schien undurchdringlich. Die Diskussion, die sie mit Potter führte, ließ ihn erstaunt mit dem Kopf schütteln. Anscheinend war Granger ein Mal nicht einer Meinung mit dem Jungen, der überlebt hatte. Kurz suchte er ihren Blick, doch entweder hatte sie ihn noch nicht bemerkt, oder sie ignorierte ihn absichtlich. Auch wenn er es niemals zugeben würde, hinterließ der Gedanke an eine mögliche, absichtliche Ignoranz, einen kleinen Stich in seinem Herzen.

Verflucht noch eins!

Die Schüler waren alle warm angezogen. Viele trugen Mütze, Schal und Handschuhe, auch Snape trug einen schwarzen, langen Anorak, über seiner sonstigen Robe. Doch ihre Laune schien alles andere als begeistert zu sein. Viele waren exakt derselben Meinung, wie Snape. Ein Erste-Hilfe Kurs schien nur Zeitverschwendung zu sein und lenkte die Schüler von ihrem eigentlichen Ziel ab – dem Apparierkurs.

„Meine Damen, meine Herren!", rief McGonagall im Sonorus und winkte jeden Schüler herbei. Die Slytherins ließen einen großen Abstand zu den Gryffindors und beäugten sich sichtlich genervt, was der Gryffindor Hausleiterin nicht entging. „Vielen Dank, dass Sie alle hier sind. Professor Snape und ich, werden nun die einzelnen Namen der Schüler aufrufen, um zu kontrollieren, ob auch alle da sind."

Kurze Zeit später war die Anwesenheitskontrolle durch und McGonagall fuhr fort.

„Wir werden die Schüler nun in Gruppen aufteilen. Eine Gruppe wird zu Professor Snape - ." McGonagall zeigte auf den mürrischen Professor, der mit jeder Faser seines Körpers deutlich machte, dass er zu diesem Kurs gezwungen wurde. „ – und die andere Gruppe wird zu mir kommen."

Bis dahin nickten sich die Schüler in ihren Häusern untereinander zu, denn keiner rechnete damit, was jetzt kommen würde.

„Wir werden die Hälfte der Gryffindors mit einer Hälfte der Slytherins in eine Gruppe zusammentun.", fuhr McGonagall fort, was allgemeines Murmeln auslöste. „Die anderen beiden Hälften, werden der anderen Gruppe zugeteilt."

Jetzt brach das Chaos aus. Die Slytherins begannen, den Gryffindors abfällige Bemerkungen zuzuwerfen, während die Gryffindors heftig mit ihrem Kopf schüttelten und das Gesagte ihrer Hauslehrerin aufs Übelste verurteilten. Der Lautstärkepegel auf dem Quidditch Feld stieg um 100 Prozent an und McGonagall hat Mühe damit, ihre Schäfchen im Zaun zu halten. Nach wenigen Minuten, in dem das Chaos schließlich auszuarten schien, ergriff Snape das erste Mal das Wort.

„RUHE!", brüllte er mit einem magisch, verstärkten Sonorus und sofort stellte jeder Schüler sein Gespräch ein, einschließlich McGonagalls beruhigenden Worten. „Diese Hälfte –." Snape zückte seinen Zauberstab und schubste mit einem Schwung seines Stabes seine Slytherin Schüler auseinander, sodass 10 der Schüler auf der einen Seite und 10 der Schüler auf der anderen Seite, standen und ein breiter Gang zwischen ihnen klaffte. „Und diese Hälfte!"

Snape tat das Gleiche mit den Gryffindor Schülern, die empört aufschrien und ihre Hauslehrerin mit einem verzweifelten Blick ansahen.

„Severus...", begann Minerva aufgebracht, doch Snape schenkte ihr keinerlei Beachtung.

„Gruppe A, B, C und D!", knurrte er laut, zeigte reihenweise auf die einzelnen Gruppen und begegnete dem erschrockenen Blick von Granger, die ihn nun vorwurfsvoll anstarrte. „Gruppe A und C kommen zu mir, Gruppe B und D zu Professor McGonagall. SOFORT!"

Auch wenn er sich innerlich hätte treten können, hatte er penibel darauf geachtet, dass Granger in seine erste Gruppe kam. Potter und Weasley hatte er Gruppe B zugeteilt. Zufrieden verschränkte er seine Arme vor der Brust und betrachtete die murrenden Schüler, die nun schweren Herzens ihre Plätze tauschten und nach wenigen Sekunden in zwei großen Gruppen vor den jeweiligen Professoren standen.

„Gruppe A und C! Mitkommen!", donnerte Snape, drehte sich um und rauschte auf die Schlossmauern zu. McGonagall schaute ihrem Kollegen mit einem wütenden Blick hinterher, auch wenn sie sich eingestehen musste, dass er ihr Problem am einfachsten gelöst hatte. Wie er dabei vorgegangen war, war jedoch vollkommen unangebracht gewesen.

Als Snape seinen ehemaligen Klassenraum betrat, zuckte ein kurzes, nostalgisches Gefühl durch seine Glieder, doch sofort verdrängte er die aufkeimenden, sentimentalen Gefühle und schritt zügig auf sein Pult zu.

Mit einer emotionslosen Maske starrte er auf die Tür, bis auch der letzte Schüler eintrudelte und sich auf seinen Platz setzte. Die Tür zum Flur blieb offen.

„Mr. Switch, wären Sie so freundlich, die Tür hinter Ihnen zu schließen?", säuselte Snape dem letzten Gryffindorschüler hinterher und erschrocken riss der junge Armando Switch seinen Kopf in die Höhe. Er sprang auf und schlug eiligst die Tür zu, was ein lautes Knallen verursachte. Kopfschüttelnd schritt Snape um sein Pult herum, lehnte sich lässig an seinen Tisch und bedachte seine Schüler mit einem ärgerlichen Blick. Er wollte keine Zeit verlieren und die blödsinnige Stunde endlich hinter sich bringen.

„Mr. Switch." Sein Kopf schnellte zu dem betreffenden Schüler herum, der ängstlich seinen Kopf hob und nervös einige, blonde Locken aus seinem Gesicht strich. „Wozu dient ein Alraunen-Wiederbelebungstrank?"

Abwartend sah er den Gryffindorschüler an, der nun fieberhaft nach der richtigen Antwort überlegte. Sekunden später, schoss Grangers Hand in die Höhe, die Snape geflissentlich ignorierte. Ruhig sah er Mr. Switch an, der nun mit piepsiger Stimme antwortete.

„Zur Wiederbelebung, Sir."

„Wirklich sehr intelligent, Mr. Switch. Nennen Sie mir ein Beispiel."

Nervös nestelte der Schüler an seinem T-Shirt herum, während er verzweifelt versuchte, die Antwort auf seine Frage in den Augen einiger mitleidiger Blicke zu lesen, die die restlichen Schüler ihm zuwarfen.

„Zum Wiederbeleben von Leichen, Sir?", murmelte er schüchtern.

„War das eine Frage, oder eine Antwort, Mr. Switch?", bellte Snape genervt.

„E-eine Antwort, Sir.", stotterte Armando.

„Falsch!", donnerte er gereizt. „Kennt jemand anderes die richtige Antwort?"

Keiner der Schüler wagte zu atmen. Lediglich Grangers Hand zuckte nervös in der Luft.

„Miss Granger, fühlen Sie sich nicht gut?"

Hermine verengte ihre Augen zu Schlitzen und Snape erkannte ein kurzes, verletztes Aufblitzen in ihren bernsteinfarbenen Augen, das jedoch sofort verschwand.

„Nein, Sir.", antwortete sie höflich. „Ein Alraunen-Wiederbelebungstrank besteht aus der sogenannten Alraune, die zur Bekämpfung von schwarzmagischen Zaubern dient, die ihre Opfer leblos erstarren lassen."

Snape rollte genervt mit den Augen, kam aber nicht umhin zuzugeben, dass ihr Wissensgebiet anscheinend keine Grenzen kannte.

„Danke, Miss Granger.", sagte er zynisch. „Mr. Malfoy."

Draco riss seinen Kopf hoch und starrte seinen Hauslehrer wütend an.

„Nennen Sie mir die Zutaten eines Stärkungstrankes.", sagte Snape sachlich und winkte ihm auffordernd zu.

„Keine Ahnung, Sir.", zischte Draco abweisend, um dann seinen Kopf anzuwenden und aus dem Fenster zu starren.

„Mr. Malfoy!", donnerte Snape zornig, um zu verdeutlichen, dass es niemand wagen konnte, in einem solchen Ton mit ihm zu sprechen. Mit einem mörderischen Blick schritt er auf den blonden Jungen zu, der ihn nur abfällig ansah. „Nennen Sie mir die Zutaten eines Stärkungstrankes!"

„Ich weiß es nicht, SIR.", keifte Draco wütend. Snape verengte seine Augen zu Schlitzen und wandte sich dann von ihm ab.

„Kennt jemand anderes die Zutaten für einen Stärkungstrank?"

Die Augen der Schüler glitten fassungslos zu Draco Malfoy, dessen Mundwinkel ein kleines Lächeln umspielte. Bevor er seinen Sieg jedoch wirklich feiern konnte, drehte Snape sich rasch um und kniff bedrohlich seine Augen zusammen.

„Nachsitzen, Mr. Malfoy. Samstag, 15 Uhr in meinem Büro."

Und damit beeilte sich jeder Schüler, seinen Blick stur auf den Boden zu richten. Alle, außer Hermine Granger, die ihre Hand immer noch in der Höhe hielt.

„Miss Granger.", seufzte Snape kapitulierend.

„Als Zaubertrankzutaten für den Stärkungstrank, werden unteranderem vitalisierende Substanzen wie Salamanderblut und Wirkstoffe zur Stärkung der Kampfkraft wie Greifenklauenpulver benutzt.", schoss es aus ihrem Mund heraus.

„Danke, Miss Granger."

Den Verlauf der weiteren Stunde, scheuchte Snape seine Schüler verbal durch den Raum, schnappte sich die weitaus schüchternen und stilleren Schüler, malträtierte sie und schüttelte mehr als einmal abwertend mit dem Kopf. So viel Dummheit auf einen Haufen, war für den alten Tränkemeister einfach zu viel. Er konnte McGonagall ein wenig besser verstehen, auch wenn er der Auffassung war, dass die Schüler, auch in einer keinen Wiederholungsstunde, am Ende keine Ahnung haben würden, was sie durchgenommen hatten.

„Gut, die Stunde ist um. Wir tauschen jetzt! Gruppe A und C wird zu McGonagall gehen, Gruppe B und D ist sicherlich schon auf dem Weg hierher! Und jetzt machen Sie, dass sie rauskommen!", bellte Snape am Ende der Stunde. Die Schüler sprangen hastig auf und verließen erleichtert den düsteren Kerkerraum. Alle, bis auf Granger.

***

Hermine wollte die kurze Gelegenheit unbedingt ergreifen, um sich bei Snape zu entschuldigen. Die letzte Nacht hatte die junge Hexe kein Auge zugetan und bis morgen Abend konnte sie einfach nicht mehr warten.

„Sir?", fragte sie höflich, als auch die letzten Schüler den Klassenraum verlassen hatten und Snape, immer noch angelehnt an sein Pult, auf die Ankunft der anderen Gruppe wartete.

Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte er sie an.

Hermine schluckte merklich, da ihr die schlechte Laune ihres Professors, immer noch ein wenig Angst machte. Langsam schnappte sie sich ihre Jacke, zog sie an und ging einige Schritte auf Snape zu. Dieser beobachtete misstrauisch jeden ihrer Schritte.

„Sir, ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen.", begann sie vorsichtig. „Ich finde nicht, dass sie ein sadistischer Mistkerl sind."

Snapes Mundwinkel zuckten amüsiert in die Höhe.

„Finden Sie nicht, Miss Granger?"

„Nein, Sir."

Er nickte kurz mit dem Kopf und schwieg. Seine schwarzen Augen bohrten sich in ihre Bernsteine, was ihren Körper kurzzeitig erzittern ließ. Dieser Blick, war für die junge Hexe fast nicht zu ertragen. In ihm lag keinerlei Spott oder Bosheit, sondern ein blitzendes Verlangen, dass ihr rational, denkendes Gehirn einfach nicht begreifen konnte.

„Noch etwas, Miss Granger?", fragte Snape, nachdem sie anscheinend nicht gewillt war, die Unterhaltung fortzuführen.

„Also, verzeihen Sie mir?", hakte sie weiter nach, da ihr ihr schlechtes Gewissen immer noch auf der Seele brannte. Sie wusste, dass Snape eigentlich ein ruhiger und freundlicher Mensch war, ja, sogar ein ansehnlicher Mann.

Skeptisch verschränkte er nun seine Arme vor der Brust, da er anscheinend nicht verstand, was sie damit meinte.

Bevor er jedoch antworten konnte, hörten sie die Schritte der Schüler auf dem Flur. Snape zog seinen Zauberstab und ließ die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fallen. Mit einem weiteren Schwenker klickte sie und war abgeschlossen.

Erschrocken riss Hermine ihre Augen auf und starrte ihren Professor entgeistert an.

„Was soll ich Ihnen verzeihen, Miss Granger?", fuhr er ruhig fort, während er so tat, als ob nichts gewesen war. Unruhig schluckte sie, nicht daran denkend, was Harry oder Ron wohl denken mussten, wenn sie gleich aus dem Raum...

„Das ich Sie beleidigt habe. Es tut mir wirklich leid, Sir.", erklärte sie leise und senkte ihren Kopf zu Boden. Die Situation war ihr deutlich unangenehm und schwieriger, als sie zuerst gedacht hatte. Es brannten ihr so viele Fragen auf der Seele, die sie nicht wagte, auszusprechen, aus Angst, seine Privatsphäre noch weiter zu durchdringen.

Prüfend blickte er auf seine Schülerin und begriff just in dem Moment, dass es ihr tatsächlich Leid tat. Aber wieso? Er war ein sadistischer Mistkerl. Definitiv. Natürlich, ließ er so nicht mit sich reden, aber ihre Wut konnte er durchaus verstehen. Er hatte eine Grenze überschritten, die ein Professor nicht überschreiten durfte, egal wie viele Avancen er bekommt. Er hätte ihr Verhalten sofort unterbinden müssen und wunderte sich selbst, über den Verlust seiner Kontrolle.

„Ich verzeihe Ihnen, Hermine.", durchbrach er die unangenehme Stille, was ihren Kopf in die Höhe schnellen ließ. Es war ein befremdliches Gefühl, dass er ihren Vornamen benutze. Es schien Snape der einzige Weg zu sein, die Situation zu entschärfen und Hermine die angeblichen Schuldgefühle abzunehmen, die doch so offensichtlich an ihr nagten. Das letzte was er wollte, war, dass sie sich wegen ihm schlecht fühlte.

Bei Merlins Bart! Was?

„Danke, Sir.", hauchte sie fassungslos.

Nickend presste Snape seine Lippen aufeinander und deutete auf die Tür. „Sie können jetzt gehen. Ihr Nachsitzen findet natürlich trotzdem statt!"

Sofort schossen ihre Mundwinkel in die Höhe und lächelnd sah sie ihn an.

„Bis morgen, Professor!", rief sie erleichtert, als sie auf die Tür zusteuerte und Snape ihr mit einem besorgniserregenden Blick hinterherstarrte.

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