Chapter 3

Es war vor Unterrichtsbeginn nach dem Wochenende und alles schien wieder in seinen gewohnten Bahnen zu laufen. Auch Draco hatte wie jedes Jahr seine Sachen in den Schrank neben seinem Bett geordnet und seine Eule mit einem Brief an seine Mutter zu schicken. Auch wenn schon lange nicht mehr alles in Ordnung war zwischen ihr und seinem Vater, ja das ganze Familienleben zu einem einzigen Wirbel aus Pflicht und Distanz geworden war, schien es Draco doch irgendwie wichtig diese Tradition aufrecht zu erhalten. Es war wie eine lebendige Erinnerung an Zeiten, als sein Leben noch nicht bestimmt von der Zuneigung eines dunklen Magiers war und wenigstens seine Mutter ihm ein normales Leben vorgegaukelt hatte. Nur die Sorge, und die Zuneigung in ihrem Blick, wenn sie ihn - ihren einzigen Sohn - ansah waren nicht vorgeheuchelt. Denn sie hatte immer um seine Zukunft gewusst.

Draco straffte die Schultern und ging die Treppen weiter hoch. Er hatte jetzt gleich Verwandlungen, nicht unbedingt eines seiner Lieblingsfächer. Die Bücher und etwas zu schreiben unten den Arm geklemmt erklomm er Stufe um Stufe, als es sich die Treppe unter ihm plötzlich anders überlegte und den Kurs wechselte. Draco biss die Zähne zusammen und sah noch düsterer drein als Ohnehin schon. Dieses verfluchte Ding!, dachte er mürrisch, und ging weiter hoch als die Treppe sich eine neue Stelle gesucht hatte, um stehen zu bleiben. Und vor ihm stand... der Junge den er bei der Rede zweifelnd beobachtet hatte, als er sich mit einem schüchternen Lächeln an den Tisch der Slytherins gesetzt hatte. Seine Name war Bram, er war 11 Jahre alt, so wie alle Erstklässler. Seine Eltern waren Muggel, und zumindest seine Mutter war alles andere als begeistert einen Zauberer als Sohn zu haben. Draco seufzte missmutig, wie viel doch an nur einem Wochenende getratscht wird.

Rasch erklomm Draco die letzten Stufen und wollte an Bram vorbei gehen ehe dieser ihn ansprach, als das unerwünschte schon geschah. "Ehm... kannst du mir kurz helfen?", fragte Bram und sah wie ein Lamm zu Draco auf, der gezwungenermaßen stehengeblieben war. Er sah Bram an, das Haar unordentlich, Ringe unter den grünen Augen wegen der Schlaflosen Nacht. Ein Stapel Bücher vor der Brust versteckte kaum den aufgeregten Atem. Draco senkte den Blick und wandte sich zum Gehen. "Nerv jemand anderes mit deinen Fragen.", sagte er kühl und wollte weiter gehen. Da zupfte ihn eine kleine Hand am Stoff seines Hemdes und eine weinerliche Stimme folgte. "Bitte... Ich habe mich schrecklich verlaufen. Bitte sei so gut und zeig mir den Weg zu Ver... Verteidigung gegen...", er stockte und überlegte kurz, schaute umständlich auf seinem Zettel der wohl sein Stundenplan war. "Verteidigung gegen die dunklen Künste" Draco seufzte genervt, ließ dann jedoch dazu herab sich umzudrehen und schaute Bram eindringlich an. Dieser hatte die Hand längst sinken lassen. Draco presste die Lippen fest aufeinander. "Ich bin nicht gut", sagte er und betonte das letzte Wort mit spottendem Unterton. So viel war hinter diesem simplen Satz verborgen, so viel Wahres, so viel was in seiner Seele saß und ihn langsam auffraß wie ein dunkler Parasit.

Doch zu seinem Erstaunen war Bram nicht abgeschreckt und auch nicht eingeschüchtert, wie er es erwartet hatte. Bram sah ihn direkt und seine unschuldigen Augen forschten in Dracos Gesicht... Vielleicht sahen sie tiefer, viel tiefer. "Warum?", fragte Bram leise. Wie um ein Geheimnis zu lüften. Und zu seinem eigenen Erstaunen hörte Draco sich antworten. "Weil ich nicht gut geboren wurde. Mein Blut ist reiner als mein Herz." Seine Stimme war ebenfalls gedämpft, kaum mehr als ein Wispern. Brams Augen weiteten sich erstaunt und ehe er noch etwas sagen konnte sagte Draco barsch: "Im Keller, geh in den Gang der zu unserem Gemeinschaftsraum führt und bieg vorher in den Flur rechts." Dann wandte Draco sich ab und eilte davon. Er wollte weg, einfach nur allein sein und die Zeit zurück drehen. Das hätte er Bram nicht erzählen dürfen, und mit heißer Glut bereute er überhaupt mit dem Kleinen geredet zu haben.

Aber sein Unglück wurde noch größer, denn seine Flucht endete noch ehe sie begonnen hatte. Kurz hinter Bram stand Hermine und sah Draco mit großen Augen an. Auch sie hatte seine Worte gehört. Und ehe Draco sich im Lauf stoppen konnte prallte er mit dem Mädchen zusammen und riss sie ungeschickt mit sich zu Boden. Hermine gab einen Laut des Schmerzes von sich. So schnell er konnte versuchte Draco sich aufzurappeln. "Alles okay?", fragte er und sah zu ihr herab, wie sie sich den Hinterkopf rieb. "Schon gut", murmelte sie und sah ihn ebenfalls an. Draco musterte sie einen Augenblick zu lang und stand dann auf. Sie erhob sich ebenfalls und tastete noch mal nach ihrem Hinterkopf, den sie sich ganz offensichtlich angeschlagen hatte. "Vielleicht gehst du besser in den Krankenflügel.", meinte Draco und deutete mit dem Kinn die Treppen hoch. Doch sie schüttelte den Kopf und räusperte sich. "Nein so schlimm ist es nicht, tut ja kaum noch weh.", sagte Hermine und wollte sich nach ihren Büchern bücken. Draco nickte und richtete sein Hemd. Dann verschwand er in die Richtung ihres Unterrichts, den sie gemeinsam hatten. Mehr Freundlichkeiten wären definitiv zu viel, denn der Auftrag schlich noch immer wie eine drohende Hand um ihn herum...

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