6. Kapitel

Ich bin so kurz davor, mir wieder einmal einer dieser Dating-Apps herunterzuladen.

Nach zwei Wochen des Zusammenarbeitens mit Aiden, scheint die Anziehungskraft, die uns miteinander verbindet noch immer nicht abzuebben. Ganz im Gegensatz. Sie wird immer stärker. So wie ich Aiden von meinem Büro aus anhimmle und jedes Mal verlegen wegschaue, sobald er mein Starren bemerkt, ist sicher nicht gesund. Und wenn ich seinen verweilenden Blick auf mir spüre, ebenfalls nicht.

Aus diesem Grund scrolle ich durch die ellenlange Liste der unzähligen Apps. Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mich durch fast alle dieser Apps durchprobiert habe. Eine nach der anderen habe ich auf meinem Handy installiert und nacheinander wieder gelöscht.

Kopfschüttelnd lege ich mein Handy beiseite, ziehe meine Beine zu mir heran und lege meinen Kopf schützend auf meine Knie.

Es muss sich etwas ändern. Allem Anschein, gibt es dort draußen Männer, die man im echten Leben kennenlernen kann. Wie Aiden. Nur eben nicht Aiden. Weil der ist Tabu. 

Ernüchternd werfe ich meinen Kopf in den Nacken und starre gegen die Wohnzimmerdecke. Nur von Zuhause herumsitzen, wird mir niemand mehr über den Weg laufen. Und ich muss definitiv über das verguckt sein in Aiden hinwegkommen. Wie konnte das so schnell gehen? Das ist mir zuvor noch nie passiert. Nicht einmal mit meinem letzten Freund. Es hat eine halbe Ewigkeit gedauert, bis ich bereit war, um mit ihm auszugehen.

Diese Einstellung legte ich nach unserer Trennung schnell ab. Sich Online zu verabreden, ist einfach. Die Dates sind nur einen Wisch entfernt und durch das Online Profil erhält man alle Informationen die man benötigt. Nur bedauerlicherweise ist die Praxis nicht ganz so einfach wie die Theorie.

Ohne länger über meinen nächsten Schritt nachzudenken, greife ich erneut zu meinem Handy und schicke Mila eine Nachricht. Ich muss ausgehen.

Eine gute Stunde später laufe ich mit schnellen Schritten auf Milas und meine Stammbar zu, das NoMad. Es ist eine kleine aber sehr schnucklige Bar, die durch ihre Mahagonimöbel einen gewissen Flair verliehen bekommt. Sie befindet sich mitten in Brooklyn und kaum eine viertel Stunde zu Fuß von meiner Wohnung. 

Vor der Bar entdecke ich schon Mila, die sich gerade ihre unfassbar schöne blonde Haare, zu einem hohen Zopf bindet und somit ihr weinrotes Top hervorragend zur Geltung bringt.
Mila zupft ihren Zopf zurecht und überprüft ihr Werk in der Fensterscheibe der Bar, ehe sie in meine Richtung sieht und ihre Mundwinkel ruckartig sich in ein breites Grinsen verwandeln.

„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht", bemerkt Mila, während sie ausgiebig die Getränkekarte vor uns zu studieren beginnt. Mila geht die Cocktailkarte, mit jedem Mal wir hier sind durch und probiert sich durch. Heute bleiben ihre Augen bei einem Moskow Mule hängen. Ich hin gegen bleibe meinem Chardonnay treu. „Du hast dich gar nicht mehr zu deinem Date geäußert. Erst wollte ich dir schreiben, aber.."

„Ich weiß, ich hätte dich anrufen sollen", schneide ich Mila das Wort ab. Anfänglich hatte ich Mila von dem Date erzählt, kurz nachdem ich Aiden kennengelernt habe und am Abend, hatte ich ihr lediglich eine Nachricht geschrieben, dass ich die Männer aufgebe. Nicht mehr und nicht weniger. In der Tat, wundert es mich, dass sich Mila nicht schon viel früher bei mir wieder gemeldet hat.

Bis der Kellner mit unseren Getränken an unserem Tisch ankommt und die Gläser vor uns abstellt, habe ich Mila die viel zu kurze Geschichte von Aiden berichtet. Viel zu erzählen gab es nicht. Das Ganze zwischen uns hat aufgehört, noch ehe es richtig anfangen konnte.

„Viv, ganz ehrlich, ich verstehe das Problem nicht. Du hättest doch mit ihm ausgehen können, immerhin sah er als dein Chef doch auch kein Problem darin", belehrt mich Mila unterdessen sie ihren Cocktail näher zu sich heranschiebt und mit dem Strohhalm das Getränk vermischt.

Ich stimme Mila vollkommen zu. Bei der ganzen Sache geht es in erster Linie nicht um die Vorschriften, die die Kanzlei für ihre Mitarbeiter ausgesetzt hat. Und das weiß auch Mila.

„Immerhin hast du mir schon des Öfteren davon berichtest, wie du Alice, mit einem der Anwälte der Kanzlei, hast verschwinden sehen. Oder geht es dir dabei immer noch um ... Marcus?", flüstert sie seinen Namen und sieht mich mit zusammen gekniffenen Augen aus an.

Erwischt. Ich wende meinen Blick von ihr.

Um ehrlich zu sein, ist es eine einzige Ausrede, warum ich nicht mit Aiden ausgehe. Der wahre Grund ist Marcus. Marcus und ich wurden nach meiner Rückkehr ans College ein Paar. Wir waren unzertrennlich und nachdem Marcus in der Kanzlei seiner Eltern, als Anwalt, zu arbeiten begann, stieg auch ich in das Familienunternehmen seiner Eltern mit ein. ein Fataler Fehler.

Ich wurde dort, wie auch in meiner jetzigen Kanzlei, als seine Anwaltsgehilfin eingestellt. Und zu Beginn war auch alles wunderbar. Bis zu dem Tag, an dem alles aus dem Ruder lief und ich plötzlich ohne alles da stand. Ohne Job, ohne Wohnung, ohne Freund. Danach schwor ich mir, dass ich mich niemals wieder etwas mit einem Arbeitskollegen einlassen werde und schon gar nicht mit einem Vorgesetzten.

„Dein Schweigen deute ich als ein ‚ja'."

Noch immer nicht schaffe ich es, meiner Freundin ins Gesicht zu schauen. Mila hat mich nach der Trennung von Marcus am Boden liegen sehen. Sie hat mich bei sich und Asher aufgenommen, bis ich eine eigene Wohnung gefunden habe.

Ich drehe den Stil des Weinglases und nehme letztendlich einen großen Schluck, um die Gedanken an Marcus loszuwerden. Er ist es keine weitere Sekunde wert.

„Ja, er ist der Grund und ich habe keine Lust, dass sich die Vergangenheit wiederholt", gestehe ich.
„Du willst dir und Aiden also wirklich keine Chance geben? Auch wenn er womöglich dein Traumprinz ist?", bohrt Mila weiter nach.

Seufzend lasse ich meine Schultern hängen. Das hier hat nichts mit nicht wollen zu tun, ich habe mir geschworen, dass ich mir diesem Risiko nicht noch einmal aussetzen werde.

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Hallo Leute :)

So jetzt kennt ihr den Grund, warum sich Vivian dagegen wehrt, mit ihrem Chef auszugehen. Mit den Vorschriften der Kanzlei hat es wenig zu tun.. 

Ich wünsche euch einen schönen Abend

Liarie :)

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