4. Kapitel
Das gesamte Meeting konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Nachdem Mr. Brady Aiden. Mr. Blackwood, als meinen neuen Chef bekannt gegeben hat, war meine Konzentration dahin. So sehr ich es auch versuchte, den nachfolgenden Worten zu folgen. Absolut erfolglos. Über die anstehenden Fälle in dieser Woche habe ich nichts mitbekommen und werde im Anschluss das Protokoll lesen müssen. Aber, das einzige, dass ich einigermaßen erfolgreich auf die Kette bekommen habe, war Aidens Blick gekonnt auszuweichen.
Nachdem ich lautstark zu Beginn des Meetings auf mich aufmerksam gemacht habe, war es mir absolut unangenehm, ihm in die Augen zu sehen. Wie es in naher Zukunft weiter gehen soll, überlege ich mir, sobald es der Fall ist.
Nach eineinhalb Stunden beendet der Kanzleichef endlich das Meeting und entlässt seine Mitarbeiter.
„Dann wollen wir uns doch mal dem neuen, heißen Anwalt vorstellen", flötet Alice mir zu, richtet ihren Blazer und nur zu gerne überlasse ich ihr den Vortritt. Währenddessen sammle ich unnötigerweise die in Kaffee getränkten Blätter vor mir ein und passe den richtigen Zeitpunkt ab, um mich an Aiden vorbei zu stehlen. Jedoch habe ich diese Rechnung ohne Mr. Brady gemacht.
„Ms. Scott", ruft er mir sitzend zu und winkt mich zu sich und Aiden. Mr. Blackwood. Mit einer einfachen Handbewegung signalisiert er mir, dass ich mich neben die beiden niederlassen soll. „Setzen Sie sich bitte zu uns", bittet er mich und schiebt Alice somit beinah durch die Tür hinaus, die sich noch angeregt mit Aiden unterhält.
Widerwillig komme ich seiner Bitte nach und setzte mich Aiden genau gegenüber und sehe in seine überwältigenden Augen. Durch das Sonnenlicht, das durch die Fenster auf sein Gesicht scheint, wirken sie so viel heller, als noch in der U-Bahn. Wie sie wohl heute Abend leuchten werden, bei unserem Date?
Unser Date.
Verdammt.
Das wird sicher nicht stattfinden. Er ist nun mein Chef. Und nach gewissen Vorfällen, hält die Kanzlei nicht allzu viel von Verabredungen unter den Mitarbeitern, in romantischer Angelegenheit. Anderseits, es war nicht die Sprache von einem Date. Er wollte sich lediglich bei mir bedanken.
„Mr. Blackwood, das ist Ms. Scott, unsere talentierteste Anwaltsgehilfin in der ganzen Kanzlei", stellt er mich vor und ich werde stutzig. Nicht, dass es nicht der Wahrheit entspricht, aber woher nimmt Mr. Brady diese Informationen? Das einzige und letzte Mal, dass dieser Mann mehr als drei Sätze mit mir gewechselt hat, war vor zwei Jahren. Bei meinem Vorstellungsgespräch, als es um meine Gehaltsverhandlung ging. Mir stellt sich die Frage, ob er jedem neuen Mitarbeiter, seine Handlanger so vorstellt.
„Freut mich Sie kennenzulernen", begrüßt mich Aiden, als hätten wir uns nicht vor gut zwei Stunden in der U-Bahn kennengelernt und uns für den heutigen Abend verabredet. Es fühlt sich wie ein Schlag in die Magengrube an, doch sicher ist es besser so. Wir arbeiten miteinander und sollten auf einer professionellen Eben bleiben. Ich ringe mir ein Lächeln ab und nicke ihm zustimmend zu.
„Ms. Scott wird ihnen jederzeit zur Verfügung stehen und ihnen bei der Einarbeitung zur Hand gehen. Ebenso wird sie ihnen das Gebäude vertraut machen und falls es noch offenen Fragen geben sollte, die über das Fachwissen von Ms. Scott hinausgehen, steht ihnen meine Tür im oberen Stock jederzeit offen", unterbreitet Mr. Brady Aiden, bevor er ihm abschließend die Hand schüttelt und sich Richtung Ausgang bewegt.
Doch kurz bevor er durch die Tür verschwunden ist, streckt er seinen Kopf erneut in unsere Richtung. „Ms. Scott, wie wäre ein Rundgang für Mr. Blackwood?"
„Aber natürlich", stimme ich Mr. Brady zu und springe förmlich von meinem Stuhl auf. Dass er sich als mein direkter Vorgesetzter entpuppt hat, macht mich kribbelig und nervös zugleich. Die überschüssige Energie sollte ich also dringend auslaufen.
„Nun, das nenne ich mal einen glücklichen Zufall", fügt Aiden beiläufig hinzu, unterdessen wir den Flur in Richtung des Archivs entlang hetzen. Seiner Körperhaltung, die im Gegensatz zu meiner sehr entspannt wirkt, bestätigt mir, dass er es ernst meint. Ich hingegen, bin mir nicht sicher, ob es sich dabei wirklich um einen glücklichen Zufall handelt. Denn, wenn ich ehrlich bin, habe ich mir in den wenigen Stunden viele Gedanken über unser Date gemacht und mich möglicherweise mich bereits zu sehr darauf gefreut, ihn wiederzusehen. Aber das kann ich ihn nicht wissen lassen und stimme ihm stumm nickend zu.
Nach unserem ausführlichen Rundgang, indem ich ihm jede Funktion der Räume erläutert habe und jede Menge seiner Fragen beantwortet habe, rund um die Arbeit, ist er nicht einmal auf das Thema Date gefallen. Und auch nicht, nachdem ich ihm sein Büro gezeigt habe und den gesamten Vor- und Nachmittag mit seiner Einarbeitung verbracht habe. Kein einziges Wort.
Ganz sicher hat es sich für ihn schon erledigt, weil er ab sofort mein Chef ist. Ich sollte wirklich aufhören, mir den Kopf deswegen zu zerbrechen. Auch wenn ich lügen würde, würde ich sagen, dass meine Gedanken sich ausschließlich darum drehen und wie ich Aiden mitteile, dass es auf keinen Fall stattfinden kann.
„Machen wir Schluss für heute", beschließt Aiden und durchbricht plötzlich die Stille zwischen uns. Er klappt seinen Laptop vor sich zu und sieht mich erwartungsvoll an. Ahnungslos sehe ich zu ihm auf. Statt in meinem Büro zu arbeiten, sitze ich ihm, an seinem Schreibtisch gegenüber und arbeite mit ihm die anliegenden Akten durch.
„Es ist gleich 18 Uhr", hilft er mir auf die Sprünge und deutet auf die Uhr, an meinem Handgelenk. Und bei mir fällt der Groschen. Er meint unser Date. Allem Anschein, ist es für ihn nicht erledigt.
Mein verdammtes Herz sendet Signale an mein Hirn, dass ich mich freuen soll und ihm die Bar am Ende der Straße vorschlagen soll. Aber mein Verstand hält mich davon ab.
„Aiden", fange ich an und rutsche auf meinem Stuhl hin und her. Ich will nicht absagen, aber es ist besser und das richtige so. So sind die Regeln. „Ich denke nicht, dass wir zusammen ausgehen sollten, nach heute Morgen hat sich ein gewaltiger Faktor geändert und..."
„Und du möchtest nicht mit deinem Vorgesetzten etwas trinken gehen?", beendet er meinen Satz, nicht korrekt, aber er hat es auf den Punkt gebracht. Schwer atme ich ein und aus und lasse die Schultern hängen. „Es ist nicht, dass ich es nicht möchte, aber ja, du bist nun mein Vorgesetzter und in dieser Kanzlei herrschen gewisse Regeln und Vorschriften, was das Verhältnis der Mitarbeiter angeht."
Geduldig hört Aiden sich meine Ansprache an. Sieht aus den großen Fenstern in den Flur hinaus, wo ein reger Verkehr unserer Kollegen herrscht und wieder zurück zu mir. Direkt in meine Augen.
„Diese Regeln sind mir durchaus bekannt", nickt er und positioniert im selben Augenblick seine Ellenbogen auf dem Schreibtisch und durchbohrt mich regelrecht mit seinem Blick. „Aber Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden", haucht er mir mit gesenkter Stimme zu und kommt mir so nahe, dass mir prompt der Duft seines Parfüms in die Nase steigt.
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Hallo Leute :)
Tja.. der liebe Aiden ist trotz aller dem, immer noch an einem Date mit der gute Vivian interessiert. Wer hätte das gedacht?
Ich hoffe, ihr hattet ein schönes Wochende.
Eure Liarie♡
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