12. Kapitel
Ruhelos rutsche ich auf der Sitzbank hin und her. Genau diese Situation wollte ich um jeden Preis umgehen. Dass Aiden und ich, am späten Abend zusammen in einer Bar sitzen, auf unsere Drinks warten und sich unter dem Tisch sich immerzu unsere Knie berühren. Mit jedem Mal, mit dem sein Knie gegen meines stößt, mein Körper sofort auf ihn zu reagieren beginnt.
Er beginnt zu kribbeln und mein Herz beschleunigt sich. Dabei soll genau das nicht geschehen.
„Du fühlst dich nicht wohl", bemerkt Aiden beiläufig, während er sich nach einem langen Arbeitstag von seiner schwarzen Krawatte befreit und den obersten Knopf seines Hemdes löst. Die Krawatte verstaut er in der Tasche seines Sakkos.
„Doch!", platzt die Lüge viel zu schnell aus mir heraus. Abrupt beende ich das hin und her gerutsche. Stattdessen sehe ich mich in der Bar um, um seinen durchbohrenden Blick zu entkommen. Wie lange kann es dauern, um drei Drinks an der Bar zu besorgen?
„Es ist nur..." Dass ich ganz genau die Gründe kenne, warum Alice dich eingeladen hat. Ich hätte nein sagen können, aber alles in mir widerstrebt dem Gedanken, dich alleine mit ihr in einer Bar zu wissen. Wenn erst mal der Alkohol geflossen ist und die Hemmungen fallen. Während ich zu Hause sitze und mich auf eine Verabredung mit einem anderen Mann vorbereite. Der vielleicht meine Ausnahme ist, vielleicht aber auch nicht. Ich habe Angst, was passiert.
„Es ist nur..?", wiederholt er meinen beginnenden Satz und schaut mich noch immer mit diesem durchbohrenden Blick an, der mich in Erklärungsnot bringt. Doch das Glück ist auf meiner Seite.
„Die Schlange an der Bar war endlos, aber jetzt habe ich es geschafft", verkündet Alice, stellt die Getränke vor sich auf den Tisch und lässt sich auf den Stuhl gegenüber von Aiden nieder. „Ein Bier für dich." Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen schiebt sie eine Flasche zu Aiden und wendet sich dann zu mir. „Und wie immer, einen Chardonnay für dich, Scotty."
Dankend nicken wir beide ihr zu und stoßen an.
„Worüber habt ihr gesprochen?", versucht Alice an unser Gespräch anzuknüpfen, dass dank ihr im Keim erstickt wurde und nippt an ihrem Mojito. Alice ist wie Mila deutlich mutiger, was die Wahl ihrer Getränke angeht und probiert sich durch die verschiedenen Cocktails. Ich bleibe lieber bei dem, was ich kenne.
„Über gar nichts, wir..." „Wir haben über die Arbeit gesprochen", kommt Aiden mir mit einer Ausrede zuvor.
Alice Augen wandern verwirrt zwischen uns. „Es ist Freitagabend, wir sitzen in einer Bar mit Alkohol und guter Musik und ihr redet über die Arbeit?"
Aiden und ich tauschen einen kurzen, vielsagenden Blick aus und stimmen beide zu. „Ja."
Nicht sonderlich überzeugt, schnaubt Alice und nimmt einen weiteren Schluck ihres Getränkes.
„Dann habt ihr sicher nichts dagegen, wenn wir jetzt das Thema wechseln", wirft sie in die Runde.
„Ganz und gar nicht", stimme ich Alice zu und lehne mich mit samt meines Glases nach hinten in die Rückenlehne. Das kalte Lederpolster kühlt meine heiße Haut und der Alkohol, der meinen Hals hinunterrinnt, entspannt mein aufgebrachtes Wesen.
„Worüber möchtest du denn gerne sprechen?", erkundigt sich Aiden und lässt die Flüssigkeit in der Bierflasche kreisen, bevor er einen großen Schluck davon nimmt.
„Da es mir bisher leider noch verwehrt blieb, mehr über dich zu erfahren, würde ich sagen, du erzählst uns ein wenig über dich", haucht sie ihm mit verführerischer Stimme zu und beißt sich verspielt auf die Unterlippe.
Zu sehen, wie sich Alice an ihn ran schmeißt, versetzt meinem Herzen einen Stich. Zumal sich Aiden mit der Hand ans Kinn greift, legt den Kopf schräg und sieht ihr in die Augen.
„Was möchtest du denn wissen?"
„Ach", verdreht sie die Augen und setzt ein sexy Lächeln auf. „Nur das übliche. Alter, deine Hobbys, an welcher Uni du warst, vergeben, verheiratet oder Single, Vorlieben und natürlich Schwanzlänge."
Noch mit dem Glas an meinen Lippen pruste ich die aufgenommene Flüssigkeit raus. Der Inhalt meines Mundes landet auf dem Tisch vor mir. Wie kann sie ihn denn bitte so etwas fragen?
Hastig sammle ich die einzelne Servierte auf dem Tisch auf und wische meine Sauerei auf. Und gebe mein bestes den Reizhusten zu unterdrücken.
Unterdessen blicke ich zu Aiden herüber, der förmlich in seiner Position erstarrt ist. Seine Augenbrauen sind hochgezogen. Er sieht Alice lediglich eindringlich und schockiert zugleich an. Immerhin ist er in gewisser Hinsicht auch ihr Vorgesetzter.
„Das war doch nur ein Scherz", lacht Alice lauthals los. Und versucht, die sowieso schon angespannte Stimmung zu lockern. Aiden schüttelt sich unmerklich und entspannt sich augenblicklich. Doch das hält nicht lange an, bis Alice einen obendrauf setzt. „Das kannst du mir später in deiner Wohnung zeigen."
Ich schlage die Hände vor dem Gesicht zusammen. Was macht sie denn da bitte?
„Jetzt entspannt euch beide aber mal", schüttelt sie belustigt ihren Kopf, sodass ihre langen Haare im Takt mitschwingen. „Ich mache doch nur Spaß."
„Ich glaube, ich brauche etwas Stärkeres als Bier", nickt Aiden heftig, erhebt sich von seinem Platz und verschwindet in Richtung Bar.
Alice verfolgt ihn mit ihren Blicken. „Dieser Hintern", murmelt sie und erst als Aiden kommt aus unserem Sichtfeld entkommen ist, dreht sie sich zu mir um und trinkt einen Schluck ihres Getränkes.
„Was ist?", fragt sie, als sie meinen Gesichtsausdruck sieht, der noch immer verstört, von ihrem Verhalten ist.
„Was ist?", wiederhole ich verärgert. „Dieser Mann ist mein direkter Vorgesetzter und auch in gewisser Hinsicht dein Boss. Wie kannst du ihn denn so etwas fragen?"
„Ach komm", tut sie mit einer einfachen Handbewegung ab und verdreht ironisch ihre Augen. „Als ob dir selbst noch nicht aufgefallen ist, wie gut er aussieht. Und Boss hin oder her. Er ist kaum älter als du und ich. Ich wette, du würdest genauso gerne wie ich wissen, wie gut er bestückt ist", lacht sie lasziv und kippt sich den Rest ihres Mojitos den Hals hinunter.
Mit jeweils drei Tequila Gläsern in jeder Hand, an denen eine Zitrone klemmt, verschafft sich Aiden seinen Weg durch die Menge zurück an unseren Tisch. Der Ärger auf Alice verpufft, als ich ihn entdecke. Ein Teil in mir, hatte den Verdacht, dass er sich aus dem Staub gemacht hat. Zu Alice Glück hat er sich nicht von ihr abschrecken lassen.
„So", entkommt ihm. Er setzt sich die Sitzbank neben mich, schiebt jedem von uns zwei Gläser zu und sieht Alice und mir abwechselnd in die Augen. „Ich bin 31 Jahre alt, nutze meine begrenzte Freizeit für Sport. Studiert habe ich an der Brown Universität in Providence und bin weder verheiratet noch anderweitig in festen Händen. Zu deinen zwei letzten Fragen, ein Gentleman schweigt und genießt." Er nickt uns beiden ein Mal zu und zückt den ersten Tequila und prostet uns zu.
Der erste Tequila führte zum zweiten, der zweite zum dritten, der vierte zum...
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Hallo Leute :)
Ich würde mal sagen, Alice hat sich selbst übertroffen :D sie ist ehrlich und direkt. Ich mag sie, aber ich glaube, sie ist mit Vorsicht zu genießen :P
Noch einen schönen Pfingstmontag euch allen :)
Eure Liarie♡
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