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Es war ewig her, dass ich mir nach der fiesen Trennung von dem Idioten etwas Gutes getan habe. Viel zu lange suhlte ich mich in Selbstmitleid und vergaß die schönen Seiten des Lebens. Mit meinem Ex war es nie langweilig in den Kissen gewesen und wir hatten einiges ausprobiert. Von Natur aus neugierig, ließ ich mich auf diverse Spielarten ein, doch eines Tages zerschmetterte er mein Vertrauen in einem dominanten Spiel, bei dem ich mit Handschellen an unserem Bett gefesselt seiner Gnade ausgeliefert war. Zwar erregte mich die Hilflosigkeit auf eine verstörende Art, aber mein Ex überspannte den Bogen und tat Dinge, denen ich nicht zustimmte. Danach war es mir lange nicht möglich, ihn an mich heranzulassen und als ich ihn mit einer Arbeitskollegin erwischte, setzte ich ihn vor die Tür. Das war der Punkt, an dem ich mich vor mir selbst schämte und vor der Welt versteckte. Geraume Zeit später raffte ich mich unter Protest und den strengen Augen meiner besten Freundin Mia dazu auf, wieder Sport zu treiben. Sie zwang mich zudem, nicht mehr in Jogginghose und Adiletten in den Supermarkt zu schlurfen, um die nächsten Chipstüten und Schokoladentafeln zu ergattern. Langsam entwickelte ich den Wunsch, die lästigen Pfunde im Sportstudio loszuwerden und versuchte nicht mehr an die Demütigung und das gebrochene Herz zu denken.
»Weißt du was, wir fahren am Donnerstagabend in die Sauna. Dort soll es eine tolle Rasul-Behandlung geben«, schlug Mia eines schönen Tages vor und sah mich erwartungsvoll an. »Ach bitte nicht. Ich fühle mich immer noch wie die Planschkuh vom Dienst. Können wir damit nicht noch einen Monat warten«, nörgelte ich und nippte an meinem roten Smoothie. »Jetzt stell dich nicht so an Prinzessin. Das wird uns beiden guttun und weißt du, wie viele Menschen dort hingehen, die nicht ansatzweise perfekt sind. Ich hole dich um 18:30 Uhr ab.«Vergeblich versuchte ich, Mia umzustimmen – erfolglos, denn sie legte eine Hartnäckigkeit an den Tag, vor der sich selbst unsere Chefs teils fürchteten und so ergab ich mich schlussendlich in mein Schicksal.Wir Weiber sind echt bescheuert! Dachte ich am Vortag unseres Wellnessabends, denn ich hatte mich von Kopf bis Fuß kosmetisch auf Hochglanz trimmen lassen: Maniküre, Pediküre und rundum Wachsing, was ein kleines Vermögen gekostet hatte. Nur um in einem düsteren Holzverschlag zwischen schwitzenden Menschen zu hocken, denen es sicher nicht mal auffiel, ob ich blond oder braunhaarig war. Aber ich fühlte mich erstaunlich gut dabei. Mia hatte sich derselben Prozedur unterzogen; sie war eitel und legte größten Wert auf Körperhygiene, wie ich auch. Auf der Arbeit plätscherte die Zeit träge vor sich hin, denn es war Ferienzeit und die meisten Kolleginnen und Kollegen waren im wohlverdienten Sommerurlaub. Daran wagte ich selbst noch gar nicht zu denken: an Strand, Bikinis und gut gebaute Jungs beim Beachvolleyball. Nicht in meiner aktuell körperlichen Wracksituation.
Mia sah das viel entspannter als ich. Sie hatte Kurven und alles an ihr war straff und auf eine faszinierende Art sexy. Ich hingegen war gezwungen, immer Sport zu treiben, um nicht auseinanderzugehen, wie ein Hefekuchen; voll ätzend. Nun kämpfte ich gegen die lästigen Fettpolster, die mich massiv störten und ich hoffte inständig, dass wenig bis gar keine Männer am heutigen Abend den Weg in unsere Sauna finden würden.
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