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Linus

Am nächsten Tag setzte ich meine Drohung direkt in die Tat um. Statt zur Schule zu gehen schwänzte ich. Ich hatte sowieso nicht für die Arbeit gelernt, die wir heute schreiben.
Mom und Steve waren längst zur Arbeit. Nur Luise war noch da.
Ich nahm ihren Rucksack, welcher in der Küche stand und schmiss ihn ins Waschbecken. Dann machte ich den Wasserhahn an.
Luise schrie nur und fing an zu weinen, als sie versuchte ihre geliebten Schulsachen zu retten.
Sie schüttete schnell den Inhalt der Tasche auf den Tisch um die Sachen davor zu bewahren noch nasser zu werden. Aber da hatte sie die Rechnung ohne mich gemacht.
Ich nahm ihren Block und hielt ihn wieder unter Wasser.
"Hör auf!", schrie sie.
Da der Block sowieso verloren war, hörte ich auf. Dann nahm ich ein Buch, welches von der Schule geliehen war und spülte es die Toilette runter. Sie fischte es wieder raus, was mich zum Lachen brachte. Um mich lange an diesen Moment zu erinnern, machte ich ein Foto davon, wie sie mit ihrem Arm in der Toilette hing.
"Das werde ich Dad sagen!"
"Mach doch. Das glauben sie dir niemals. Ich bin doch schon längst in der Schule."
Weinend suchte sie sich eine neue Tasche und ging zur Schule. 
Ich verbrachte meinen Vormittag damit Serien zu schauen und 200€ aus der Haushaltskasse zu klauen und diese Luise unter zu schieben.
Gott, Steve wird ausrasten.
Dann zerschnitt ich eines ihrer Kleider.

(...)

Luise hat so heftigen Anschiss von Steve kassiert, dass sie bestimmt eine Stunde heulend in ihrem Zimmer saß. 
Ich hörte nicht auf, sondern zerstörte weiter ihre Sachen. Oder schubste sie gegen eine Tischkante. Sie hat einen heftigen blauen Fleck am Arm, als sie gestern Mittag "aus versehen" gegen den Kühlschrank geknallt ist.
Ich hatte gerade meine Wasserflasche aufgetrunken, als Luise in die Küche kam. Ich warf sie mit der Wasserflasche ab, welche sie direkt am Kopf traf.
"Beim nächsten Mal sollte ich eine Glasflasche werfen."
"Hör auf!", schrie sie.
"Nein."
"Das tut weh!"
Sie fing sofort an zu heulen. Ich zuckte nur mit den Schultern.
"Bitte, lass das endlich...."
"Nö."
"Es tut mir leid!", schrie sie weinend. "Wirklich..."
"Das ist zu spät.", sagte ich lachend. "Du hast vorgestern mein Leben zerstört. Ich werde das gleiche bei dir tun."
Meine Mom kam in die Küche und schaute Luise besorgt an. "Was ist los?"
"Linus, tut mir die ganze Zeit weh!"
Meine Mutter schaute mich fragend an, aber ich zuckte erneut mit den Schultern.
"Linus, was ist los bei dir?!", fragte sie wütend. "Warum benimmst du dich so daneben?"
"Weil Luise alles kaputt gemacht hat!", schrie ich sie an. 
Meine Mutter verdrehte nur die Augen. "Ich weiß wie schwer das für dich ist, aber wir haben darüber gesprochen!"
"Nein, haben wir nicht! IHR habt darüber gesprochen! Marlon und ich durften nichts dazu sagen!"
"Hey, was ist hier denn los?", fragte Steve. "Was hast du Luise?"
Vor weinen konnte sie nichts sagen, deswegen erklärte meine Mom es ihm.
Nun kam auch Marlon in die Küche, welcher die ganze Aufregung mitbekommen hat.
Ich hatte alles gegeben um ihn die letzten zwei Tage nicht sehen zu müssen, aber wenn er jetzt vor steht... Da kamen plötzlich alle Gefühle wieder in mir hoch.
"Linus.", sagte Steve streng.
"Nein!", schrie ich ihn an. "Fick dich! DU wirst mir gar nichts sagen!"
"LINUS!", schrie Mom. "Es reicht! Nur, weil wir eure Liebschaften verboten haben, heißt es nicht, dass du dich so daneben benehmen darfst."
"Linus.", meinte Marlons Stimme sanft. "Lass es einfach, okay?"
"Nein!", schrie ich auch ihn an. "Ich... Ich kann das nicht, okay? Ich kann dich nicht einfach loslassen."
Fuck, ich spürte wie ich keine Luft mehr bekam. Meine Kehle schnürte sich zusammen. Nicht jetzt, nicht hier.
Auch Marlon muss es merken, denn er schaute mich mit großen Augen an und nahm meine Hände in seine.
"Sieh mich an.", sagte er sanft. "Ist okay. Dir passiert nichts."
"Fass mich nicht an!", schrie ich und schubste ihn weg.
Dann wandte ich mich an Mom und Steve. "Ihr checkt echt gar nichts, oder? Ihr habt keine Ahnung wie es mir geht, wenn ihr... Wenn Marlon und ich..."
"Doch Linus, das verstehen wir.", meinte Mom sanft. "Liebeskummer ist nicht schön. Aber das mit euch... Es geht einfach nicht. Beruhige dich, du steigerst dich rein."
"Er steigert sich nicht rein.", sagte Marlon.
"Das ist... Das...", sagte ich abgehakt. "Das ist eine Panikattacke!"
Steve und meiner Mom wich alles aus dem Gesicht. Sie schauten mich schockiert und überfordert an. Marlon nahm meine Hände wieder in seine und dieses Mal ließ ich es geschehen.
"Ich bin hier.", sagte Marlon ruhig. "Du bist nicht alleine."
"Linus...?", fragte Mom ängstlich.
"Als ich abgehauen bin, hatte ich stark damit zu kämpfen. Auch vorher schon. Ich hab mich zugedröhnt und mein Geld in eine Stripclub verdient. Ich habe mir Dinge eingeworfen um die Panikattacken zu unterdrücken. Ich hatte Zukunftsängste und hab nur schlechte Noten geschrieben, weil ich verdammte Angst vor den Arbeiten habe! Marlon hat mir aus all dem rausgeholfen."
Die Panikattacke ebbte langsam ab und ich konnte wieder tief durchatmen.
"Er wusste wie er mit den Panikattacken umgehen muss. Ich hatte Halluzinationen, Alpträume. Sie haben mich fertig gemacht. Ich wollte mich umbringen!"
Meine Mom schüttelte den Kopf. Sie hatte die Hand vor dem Mund und schluchzte.
"Marlon hat mir aus diesem Loch rausgeholfen. Er hat mir gezeigt, dass diese... Familie okay ist. Ich brauche ihn! Ich... ich liebe ihn..."

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