59

Linus

"Geht es dir besser?", fragte Mom mich am Nachmittag.
"Ja, meine Kopfschmerzen sind fast weg. Ich setzte mich gleich dran und lerne noch ein wenig für den Test."
"Das ist gut, mein Schatz. Ich werde einkaufen gehen. Brauchst du was?"
"Energy und vielleicht kannst du Kekse mitbringen?"
"Kekse?"
"Ja, ich hab Lust auf Kekse."
"Welche?"
"Such was geiles aus."
"Okay.", lachte sie und verschwand.
Statt wirklich zu lernen ging ich ins Wohnzimmer und machte mir den Fernseher an.
"...wurde einer der Fahrer festgenommen."
Ich schrie fast erschrocken auf, als ich das bekannte Gesicht sah. Sofort griff ich nach meinem Handy und sah, dass Jay mich bereits anrief.
"Guckst auch gerade Nachrichten?", fragte ich.
Jay fing an zu Lachen. "Ich dachte diese Gespräche werden wir erst im Altersheim führen."
Auch ich fing an zu Lachen.
"Du hast ihn auch gesehen?", fragte Jay. "Meinst du er verpetzt uns?"
"Nein, wir haben ja nur zugeguckt. Vielleicht-"
Ich unterbrach mich als Luise nach Hause kam und in die Küche ging. Scheiße, ich sollte ja die Küche aufräumen und die Wäsche machen. Das hab ich vergessen und werde es von Luise gleich bestimmt zu hören bekommen.
"Vielleicht verpetzt er die anderen Fahrer.", nahm ich meinen Satz wieder auf.
Die Tür von der Küche wurde aufgeschwungen. Luise kam genervt stampfend ins Wohnzimmer.
Doch vorerst ignorierte ich sie.
"Andy hat mir geschrieben.", meinte Jay.
Ich schaltete mein Handy auf Lautsprecher und sah, dass ich auch eine Nachricht von ihm hatte.

Andy
Falls ihr die Nachrichten gesehen habt: Keiner der Fahrer kennt euch wirklich. Sie können euch nicht verpetzen.

"Nochmal Glück gehabt.", meinte Jay.
"Ich sag's dir. Aber schade, dass das jetzt vorbei ist. Hat Spaß gemacht."
"Lass uns das mal machen, wenn wir Führerschein haben."
"Alter, ich will nicht im Knast landen."
Fragend schaute ich zu Luise, weil sie immer noch im Türrahmen stand. Sie schaute mich genervt, mit hochgezogenen Augenbrauen an und wartete darauf, dass ich auflege.
Wenn sie meint. Da kann sie lange warten.
"Werden wir nicht, wenn wir es schlauer anstellen."
"Ne, ich hab darauf kein Bock. Aber ich gucke dir zu."
"Och manno..."
"Ja okay, einmal würde ich gegen dich fahren."
Luise stöhnte genervt.
"Warte kurz, Jay... Was willst du, Luise?!"
"Ich würde gerne Mittagessen machen."
"Ja und? Mach doch."
"Die Küche ist nicht aufgeräumt. Kannst du das schnell machen?"
"Fick dich. Nichts mach ich hier."
"Mom hat es dir aber gesagt!"
"MEINE Mom hat es mir gesagt. Aber du siehst doch, dass ich schwer beschäftigt bin."
"Luise!", rief Jay aus dem Telefon. "Schwing mal deinen hässlichen Arsch aus dem Raum. Linus und ich haben hier intime Gespräche."
"Mach das jetzt!", rief Luise wütend. "Und ich will mein Kleid morgen anziehen, was immer noch nicht gewaschen wurde."
"Jay, ich ruf dich zurück."
"Okay, Hasi."
"Was ist falsch mit dir, Alter?"
"Wollte nur die Stimmung etwas lockern-"
Bevor er noch mehr sagen konnte, legte ich lieber auf.
Dann stand ich auf und kam Luise bedrohlich nah, doch sie wich nicht zurück.
"Hör mal, ich bin hier nicht deine Putzfrau. Wenn du irgendwas willst, dann mach es gefälligst selbst."
"Du solltest das aber machen!"
"Hab ich aber nicht. Komm damit klar."
"Wenn du schon so tust als wärst du krank, kannst du das auch erledigen."
"So tun, ja? Okay, wenn du beim nächstes Mal deine Periode hast, kannst du mir ja auch den Schwanz lutschen!"
Sie holte aus und gab mir eine Backpfeife. Das hat etwas gekitzelt.
"Hast Recht.", meinte ich. "Ich lutschte lieber den Schwanz von deinem Bruder."
"ICH HASSE DICH!"
Ich fing an zu Lachen. "Gott sei Dank."
"Ich hab gesehen wie du mit Jay weggegangen bist gestern. Und das werde ich deiner Mom sagen."
"Ja? Sagst du ihr auch, dass Marlon und ich rumgemacht haben? Glaub mir, sei froh, dass du mir das nicht vorgehalten hast. Marlon ist viel zu nett zu dir. Du bist eine Furie. Ich hätte dich in Grund und Boden verprügelt. Und wenn du auch nur ein Sterbenswörtchen sagst, werde ich alles in deinem Zimmer verbrennen."
Ich sah die Tränen in ihren Augen. Sie ging in schnellen Schritten davon und holte den Korb mit schmutziger Wäsche. Diese verteilte sie im ganzen Flur.
"Und was wird das jetzt?", fragte ich belustigt.
"Ich lass mich von dir nicht erpressen!"
"Okay.", sagte ich nur, zuckte mit den Schultern und lief an ihr vorbei in den Flur.
Dann nahm ich ihren Rucksack und holte ihren Füller aus der Federmappe. Ich weiß wie teuer dieser war. Umso mehr machte es mir Spaß diesen kaputt zu machen. Ich verbog die Miene und steckte ihn dann zurück.
Erst danach kam Luise in die Küche. Mit einem Grinsen auf den Lippen, war ich gerade dabei die Küche aufzuräumen.
"Alter...", hörte ich Marlons Stimme im Flur. "Was für einen Kindergartenstreit habt ihr jetzt schon wieder."
"Sag es ihm.", meinte ich zu Luise.
"Linus hat mal wieder nicht seine Aufgaben gemacht!"
Marlon schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und ich fing an zu Lachen. "Sorry, aber es ist ein wenig lustig, wie du jedes Mal der persönliche Streitschlichter bist, weil Luise wieder austickt."
"Tue ich nicht!"
"Luise.", sagte Marlon ruhig. "Also, warum liegt die Wäsche jetzt im Flur?"
"Warum liegt Wäsche im Flur?", fragte Steve.
Okay, das er jetzt schon wieder da ist, hätte ich nicht gedacht. Mein Plan war eigentlich gut bei Marlon dazustehen, deswegen war ich ja auch dabei die Küche aufzuräumen, weil ich wusste, dass er nach Hause kommt.
"Hat Luise da hin geschmissen.", meinte ich und stellte das dreckige Geschirr in den Geschirrspüler.
"Linus hat wieder nichts im Haushalt gemacht! Obwohl er den ganzen Tag zuhause war!"
Ich seufzte. Schauspielerisch war ich wirklich eine Eins. "Richtig, ich hab den ganzen Vormittag über nichts gemacht, weil ich echt schlimme Kopfschmerzen hatte. Die sind nun dank Schmerzmittel besser und deswegen fange ich jetzt damit an."
"Er ist gar nicht krank!", schrie Luise. "Er hat nur so getan und sich mit Jay rausgeschlichen."
"Wie kommst du da denn drauf?", fragte ich belustigt. "Wo sollen wir denn an einem Sonntag hingehen?"
"Okay, Leute es mir wirklich egal. Luise, du räumst das bitte wieder auf.", sagte Steve. "Linus ging es nicht gut. Und wenn es dir nicht gut geht, verlangt auch keiner von dir, dass du etwas im Haushalt machst."
Luise weinte zwar, hörte aber auf Steve.
Marlon machte sich einen Shake fertig und stellte sich dann sehr nah an mich ran. "Wenn du fertig bist, komm in mein Zimmer."
Ich nickte langsam, während mein Herz schneller schlug. Nun war ich drauf und dran die Küche schnell fertig zu kriegen. Steve entschuldigte sich für Luise bei mir, was ich aber abwinkte. Soll er doch denken, dass ich hier das Opfer bin.
Dann eilte ich mit schnellen Schritten nach oben und schlüpfte durch Marlons Zimmertür.
"Ich hab wirklich nichts gemacht.", verteidigte ich mich sofort.
"Süßer, das ist mir scheißegal.", sagte er und drehte sich zu mir um.
"Was?"
"Ich weiß, dass du irgendwas gemacht hast. Ich glaube Luise, dass du und Jay unterwegs waren. Er war nämlich heute auch nicht in der Schule. Außerdem hasse ich es, wenn du mich anlügst."
Ich schluckte schwer und schaute zu Boden.
"Schau mich an."
Mein Kopf hob sich, sodass ich ihm in die Augen schaute. Dann erzählte ich ihm die ganze Geschichte. Er schaute mich nur an und sagte nichts. Ich ging zu seinem Bett, setzte mich auf Knien hin und wartete auf ihn.
"Scheiße, hör auf damit.", sagte Marlon und strich sich durch die Haare.
"Warum? Ich dachte-"
"Ich werde dich nicht bestrafen. Aber wenn du da so sitzt, muss ich mir das gleich doch nochmal anders überlegen?"
"Wieso nicht?", fragte ich und setzte mich in den Schneidersitz hin.
"Weil ich viel zu stolz auf dich bin."
Er reichte mir ein paar Zettel und ich erkannte sofort, dass es unsere Mathearbeit war.
Meine Hände zitterten und meine Arme fingen heftig an zu jucken. Langsam blätterte ich auf die letzte Seite und konnte nicht glauben was ich dort sah.
Es war eine Eins.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top