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Linus

"Es stinkt!", beschwerte Luise sich.
"Kiff mit, dann ist es nicht mehr so schlimm.", meinte Jay.
Luise erwartete augenscheinlich Besuch von ihren Freundinnen. Sie war gerade dabei die Getränke zum Pavillon zu bringen in welchem Marlon stand und versuchte ein Feuer zu machen.
"Und wo ist deine Mom?", fragte Jay.
"Hab ich vergessen.", meinte ich und zog an meinem Joint.
Das war mein Ernst. Ich hab es tatsächlich schon wieder vergessen, obwohl sie es mir heute morgen noch gesagt hat.
"Also, du hast in diesem Schuppen Schwänze gelutscht und warst jeden Abend drauf?"
"Nicht jeden Abend. Nur die Abende in denen ich arbeiten musste."
"Also fast jeden Abend. Bro, dass du nicht abhängig geworden bist, wundert mich."
Ich zuckte mit den Schultern. "Ich hatte in der letzten Zeit immer krasse Alpträume, Halluzinationen und Panikattacken. Vielleicht war das mein Entzug?"
Jay machte eine überlegende Kopfbewegung. "Ist möglich. Hast das jetzt unter Kontrolle?"
"Ja, ab und an kommt es noch vor, aber es wird besser."
"Weißt du warum du das hast?"
"Ich denke es lag vorallem an der Hochzeit von Mom und Steve. Ich hatte einfach Zukunftsangst und Angst, dass Mom jetzt Dad vergisst. Die Angst hab ich manchmal immer noch."
"Scheiße, wie hast du das alles alleine geschafft?"
Ich schaute zu Marlon, welcher eine Zigarette im Mund hatte und verzweifelt versuchte das Feuer anzumachen.
"Ich war nicht alleine."
Jay folgte meinem Blick zu Marlon. 
"Du rauchst?", fragte Luise empört.
"Nein.", log Marlon. "Ich versuche damit nur dieses Feuer anzubekommen."
"Wo hast du die Zigarette her?"
"Ist das Sekt?", fragte Jay.
"Von dem bösen Finger dahinten.", meinte Marlon und zeigte auf mich. Das war nicht mal gelogen.
"Das ist wirklich Sekt.", sagte ich. "Luise! Hat Steve dir auch erlaubt zu trinken?"
"Ja, sonst würde das hier nicht stehen.", meinte sie eingeschnappt.
"Jaja, so fangen sie alle an.", meinte Jay. "Und dann kommt das harte Zeug."
Luise zischte ab in die Küche.
"Ich glaube, wir werden heute angetrunkene kleine Mädchen erleben.", meinte ich.
"Das wird lustig.", lachte Jay. "Hast du was zu trinken hier?"
"Ja, ich glaube Steve hat hier noch Whisky stehen, den können wir trinken."
Marlon hatte es endlich geschafft eine Flamme entstehen zu lassen und fächelte dieser nun Luft zu, während er seine Zigarette aufrauchte.
"Was ist denn da jetzt zwischen euch?", fragte Jay und zeigte mit einem Kopfnicken auf Marlon.
Wie sollte ich ihm das jetzt erklären? 
"Er hat mir gesagt, dass er verknallt in mich ist."
Okay, das war der wohl schlechteste Anfang, den ich mir hätte aussuchen können.
"Und?"
"Naja... Ich mich auch in ihn."
"Unnnnddd????"
Ich atmete tief durch und schaute erneut zu Marlon, welcher stolz in die Flammen starrte. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen.
"Wir-"
"Ihr seid zusammen.", sagte Jay.
"Ja..."
"Mein Gott!", rief Jay etwas zu laut und strich sich durch das Gesicht. "Das hat ja auch gedauert."
"Du... Du hast es geahnt?"
"Alter, ich bin vielleicht dumm aber nicht blind. Dass er was von dir will hab ich schon ganz früh gemerkt. Und so wie ihr euch anguckt, ist es echt ein Wunder, dass es noch nicht die ganze Schule weiß."
Luise kam mit zwei Freundinnen in den Garten und ging zum Pavillon. Marlon sprach kurz mit ihnen, bevor er auf uns zukam.
"Glückwunsch, Marlon.", sagte Jay. "Jetzt hab ich ihn nicht mehr an der Backe kleben. Keine Umtauschgarantie."
Ich warf meine Zigarettenschachtel nach ihm, während Marlon nur lachte. Er lehnte sich über meine Rückenlehne am Stuhl.
"Ist es so auffällig?", fragte Marlon an Jay gewandt.
"Oh, bitte. Ich warte nur darauf, dass ihr euch in der Schule auszieht."
"Hmm... So ein Quickie im Chemie-"
"Nein!", rief ich dazwischen.
"Joint?", fragte Jay.
"Ne, danke."
"Kannst du den Whisky von Steve für uns holen?", fragte ich und schaute zu Marlon hoch.
Er schaute zu mir runter und lächelte mich an. Sofort verlor ich mich in seinen braunen Augen.
"Welchen?"
"Egal."
Marlon nickte, zwinkerte mir zu und ging mir kurz durch die Haare.
"Und bring drei Gläser mit.", sagte Jay. "Ich will den Freund von meinem besten Freund kennenlernen."
"Wird gemacht.", rief er aus der Küche zu uns.
Nach und nach trafen noch mehr Mädchen ein und nun wurde die erste Sektflasche geöffnet. Jay und Marlon unterhielten sich gut, während ich stumm zuhörte und manchmal irgendwas ins Gespräch einwarf.
Zwei Mädchen liefen kichernd an uns vorbei und schauten kurz zu uns. 
Ich bedachte sie mit einem fragenden Blick, bevor ich in die Küche ging um den neuen Whisky zu holen, welchen Marlon kalt gestellt hat.
"Die Jungs sind richtig süß.", hörte ich eines der Mädchen.
Ach du scheiße, jetzt hatten wir auch noch angetrunkene kleine Mädchen als Fans.
"Wie heißt Linus Freund noch? Jay oder?"
"Ja, der macht anscheinend immer illegale Sachen."
"Das ist heiß.", lachte einer der beiden.
Deswegen musste ich auch lachen, versuchte aber so leise wie es geht zu bleiben, damit sie mich nicht hörten.
"Linus macht das auch immer. Vielleicht können wir uns ja zu ihnen setzen."
Scheiße, bitte nicht.
Marlon und Jay schauten mich fragend an, als ich lachend wieder auf die Terrasse kam.
"Jay, du bist so heiß, weil du immer illegale Sachen machst."
"Bro, was ist denn bei dir los?", fragte Jay.
"Ich hab Luises Freundinnen zugehört."
"Scheiße, das meinen die Ernst oder?"
"Sowas von. Aber keine Sorge, Marlon und mich finden sie auch süß."
"Meine Fresse.", nuschelte Jay und zündete sich eine Zigarette an. "Schlafen die heute alle hier?"
Marlon nickte. "Im Wohnzimmer."
"Gott sei Dank muss ich hier nicht schlafen."
"Ich will hier auch nicht schlafen. Nachher kommt noch eine in mein Bett.", sagte ich empört.
"Das wird nicht passieren.", lachte Marlon. "Da lieg ich doch."
"Oh Gott, dann wird das ein Dreier.", sagte Jay.
"Maul halten.", antwortete ich ihm.


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