32
Linus
"Heilige Scheiße.", flüsterte ich, als ich Marlons Schlüsselbein sah.
"Es tut verfickt weh."
"Das ist gebrochen."
"Nein."
"Ich wette mit dir. Du musst ins Krankenhaus."
Marlon winkte ab. "So schlimm ist es nicht."
"Gott, Marlon.", sagte Steve geschockt, als er die Küche betrat. "Was hast du gemacht."
"Handball.", log er.
"Schon wieder?"
Er nickte schmerzerfüllt.
"Damit müssen wir zum Arzt."
"Ne, das geht alleine wieder weg."
"Marlon, lass das einmal nachgucken. Nicht, dass es wirklich gebrochen ist. Ich fahr gleich mit dir hin."
"Nein, Dad. Du musst doch noch zu Oma. Ich kann da hingehen. Ist ja nicht weit."
"Marlon, das kannst du nicht alleine. Was ist, wenn dir was passiert?"
"Dann kommt Linus eben mit."
Steve schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Ja, ich kann mitgehen.", sagte ich.
Steve seufzte.
"Okay. Aber ruft an, wenn was ist."
Und schneller als gedacht, saßen wir im Behandlungszimmer und warteten auf die Röntgenbilder.
"Man, hätte ich mich besser konzentriert, wäre das nicht passiert.", fluchte Marlon.
"Hast du den Typen trotzdem verprügelt?"
"Den hättest du sehen müssen.", sagte Marlon lachend. "Der hat am Ende so geblutet."
"Wetten viele Leute gegen dich?"
"Was heißt viele? Es gibt immer Leute die mir das Glück nicht gönnen und es nicht einsehen, dass ich stärker bin. Das ist einfach typischer Schwanzvergleich und viele können nicht damit um, dass mein Schwanz einfach größer ist."
"Ja... ist er...", sagte ich leise, doch so wie Marlon grinste hatte er das gehört.
"Aber wenn der jetzt wirklich gebrochen ist, falle ich wahrscheinlich für die nächsten Handballspiele aus."
"Mach dir da jetzt mal keinen Kopf. Es geht um deine Gesundheit."
"Und wie hole ich mir dann einen runter?"
"Andere Hand?"
"Gute Idee. Deine?"
"Ich meine eigentlich deine linke."
"Oder einfach deine linke."
"Oder meinen Mund?", fragte ich grinsend.
"Fuck, ja."
Die Tür wurde aufgestoßen und der Arzt kam herein.
"Glück gehabt.", sagte er. "Ist nicht gebrochen."
Marlon atmete erleichtert auf.
"Aber er ist ordentlich geprellt. Also Handball wird für die nächsten Wochen ausfallen."
"Wochen? Wie lange? Wir haben bald ein Turnier."
"Drei Wochen auf jeden Fall."
"Scheiße..."
"Ich geb dir eine Bandage mit, die kannst du tragen, falls es für dich angenehmer ist. Die musst du aber nicht unbedingt tragen. Wichtig ist aber, dass die Schulter jetzt Ruhe bekommt und das du viel kühlst."
"Okay."
"Kannst dich ja von deinem Freund verwöhnen lassen.", sagte er und zwinkerte mir zu.
Freund. Das klang komisch aus seinem Mund.
"Danke.", sagte Marlon und der Arzt verabschiedete sich.
"Also, muss dein Mund doch dran glauben.", wandte Marlon sich an mich.
(...)
Ich stand am Küchentresen gelehnt und trank meinen Energy. Luise saß am Tisch und schrieb grinsend mit jemanden.
"Wieso grinst du so dumm?", fragte ich sie.
"Geht dich doch nichts an."
"Hast einen Freund?"
"Nein!"
"Wer hat einen Freund?", fragte Marlon, welcher gerade reinkam.
"Luise."
"Nein!"
"Echt?"
"Hab ich nicht!"
"Aber du grinst beim Schreiben.", meinte ich.
"Ohhh.", sagte Marlon. "Wie heißt er?"
Luise seufzte. "Nelio."
"Ist er in deiner Klasse?", fragte Marlon, während ich überlegte woher mir der Name bekannt vorkam.
"Ja. Seine Schwester ist Maya."
Ich verschluckte mich in meinem Energy, weswegen Marlon mich geschockt ansah.
"Was ist?", fragte Marlon.
"Du willst was von Mayas Bruder?"
"Wer ist Maya?", fragte Marlon.
"Das Mädel welche ich im Wald gesucht habe."
"Ahh, die dir einen blasen wollte?"
"Ja, genau."
Luise schaute uns geschockt an, das merkte ich aber erst später.
"Nelio spielt nicht in deiner Liga.", meinte ich.
"Wieso?", fragte Marlon.
"Der ist voll der Mädchenschwarm."
"Und? Deswegen kann er ja wohl was von ihr wollen."
"Klar, guck dir-"
Ich unterbrach mich, als Marlon mich mit hochgezogenen Augenbrauen ansah.
"Wenn du Tipps braucht, sag mir Bescheid.", meinte Marlon. "Ich bin ein Profi im Flirten."
Ich lachte nur kurz und trank meinen Energy weiter. Luise schaute wieder auf ihr Handy, während Marlon an mir vorbeilief und in meinen Hinten kniff.
"Dein Energy stinkt.", sagte Marlon.
"Ist lecker."
"Es ist ungesund."
"Eine geprellte Schulter ohne Bandage auch."
"Die Bandage nervt mich."
"Ist trotzdem ungesund."
Steve und Mom betraten die Küche mit zwei vollen Einkaufstaschen.
Marlon war sofort zur Stelle und half ihnen beim Einräumen. Genauso wie Luise.
Ich stand nur daneben und schaute mir das Spektakel an. Die schaffen das schon zu viert.
"Wir fahren morgen um 9 Uhr los.", infomierte Steve uns.
"So früh?", fragte ich.
"Wir fahren ja auch noch vier Stunden. Dann sind wir pünktlich da."
Ich seufzte.
"Hast du Angst deinen Schönheitsschlaf nicht zu bekommen?", witzelte Steve.
Ich weiß es war nur als Scherz gemeint. Aber wer ist er, dass er denkt mit mir Witze reißen zu können? Für den Spruch verdient er eine ordentliche Beleidigung.
"Im Gegensatz zu-", fing ich an.
Doch dann spürte ich Marlons Hand an meinem Handgelenk. Er griff nur ganz kurz zu, doch ich verstand es und ließ den Spruch bleiben.
"Ich geh mal meine Tasche packen.", murmelte ich.
"Hast du das immer noch nicht gemacht?", fragte Mom.
"Wir fahren erst morgen. Ich hab noch 14 Stunden Zeit."
Ich holte meine große Sporttasche aus der Ecke und setzte mich vor meinen Kleiderschrank. Da wir nur drei Tagen weg sind, musste ich auch nicht viel einpacken und war sehr schnell damit fertig.
Lust hatte ich auf den Urlaub definitiv nicht. Am liebsten würde ich zuhause bleiben und mich in diesem Urlaub nicht einbringen. Aber ich wusste, dass Marlon das nicht zulassen wird. Und auf der anderen Seite, tat ich es natürlich auch für Mom.
"Du hast dich gut zurückgehalten.", ertönte Marlons Stimme.
Ich drehte mich auf den Knien um und schaute ihn erschrocken an.
"Hab dich nicht kommen gehört."
"Hab ich gemerkt."
Er kam etwas näher, jedoch nicht zu nah. "Du kannst dich ja doch benehmen, wenn du willst."
"Ja, wenn ich will."
"Ich muss leider zum Training, sonst würde ich dir jetzt dafür einen blasen."
"Ich bin beim letzten Mal wegen dir auch zu spät zu Jay gekommen."
"Eine Party und das Training ist was anderes."
"Schon klar. Viel Spaß beim Training."
"Gehst du noch joggen?"
"Ja, denke schon."
"Wenn du willst, können wir mal zusammen joggen gehen."
Nein, ich mache das immer nur mit Dad. Und niemand kann Dad ersetzen. Ich will nicht, dass sich das Gefühl, dass ich beim Joggen habe ändert. Beim Joggen habe ich immer das Gefühl Dad bei mir zu haben. Wenn jemand anderes mitgeht, dann wird dieses Gefühl weg sein.
"Ja... Klar...", antwortete ich stattdessen.
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