22
Linus
Ich will dich betteln sehen
Die ganze Nacht und auch den Morgen danach musste ich noch über seine Worte nachdenken.
Was meint er damit? Was soll ich tun? Soll ich vor ihm auf die Knie gehen und ihn anbeten? Soll ich ganz oft bitte, bitte, bitte sagen?
Einen Scheiß werde ich tun. Marlon kann mich mal. Er will das ich bettle. So weit kommt es noch. Wer denkt er wer er ist.
Ich ging am Morgen in die Küche in welcher Luise und zwei Freundinnen standen um Frühstück vorzubereiten. Ich hatte nicht wirklich Hunger, musste aber unbedingt was zu mir nehmen, bevor ich joggen gehe. Luise hatte gerade Obst auf einen Teller gelegt, welches ich mir jetzt klaute.
"Hey, das ist unsers!", sagte sie empört.
"Piss dich nicht ein.", antwortete ich und fing an das Obst klein zu schneiden. "Als ob ihr das alles auf bekommt."
"Du bist schuld, wenn wir zu wenig haben.", antwortete ihre Freundin.
"Mhm, ich werde mich dann in Schuldgefühlen ertränken."
Ich hatte mein Obst gerade fertig geschnitten und machte mir einen Kaffee, als Marlon die Küche betrat.
Er hatte nur eine Jogginghose an. Sein Oberkörper war frei.
Nicht nur mein Herz setzte bei dem Anblick kurz aus, sondern auch das der zwei Mädels in der Küche. Mein komisches Gefühl ignorierte ich, da ich immer noch nicht weiß was es bedeuten soll.
"Ey, macht den Mund zu. Ihr sabbert.", sagte ich und schob meine Gabel mit Obst in den Mund.
Beschämt schauten die Mädels weg. "Marlon, du musst ihnen sagen, dass du Schwänze lutscht. Sonst haben die noch Hoffnung."
Marlon setzte ein Lächeln auf. "Hör auf das so zu sagen."
Gott, er war wieder überfreundlich. Ganz anders als letzte Nacht.
"Du bist ekelhaft, Linus.", sagte Luise.
"Dein Vater auch."
"Hör auf.", sagte Marlon mit erhobener Stimme, weswegen ich ihn nur mit zusammengezogenen Augenbrauen anschaute.
Will er wieder versuchen mir Angst zu machen?
Lächerlich.
"Braucht ihr Hilfe?", fragte Marlon dann an Luise gewandt und fing an die ersten Sachen ins Wohnzimmer zu tragen.
"Und hattet ihr Spaß bisher?", erkundigte er sich dann im Wohnzimmer.
Er blieb noch etwas da und unterhielt sich mit den Mädchen. Ganz der Schwarm.
Ich schlüpfte in der Zeit in meine Sportsachen und atmete die frische Luft ein.
Und während ich meine Runde joggte wurden meine Gedanken leiser, bis ich nur noch die Gegend um mich herum wahrnahm und an nichts anderes mehr dachte.
Zum Schluss holte ich mir, wie immer einen Smoothie und setzte mich für eine kurze Pause ans Meer. Viele Leute waren bereits unterwegs und liefen mit ihren Hunden oder joggten im Sand. Dad und ich mochten das nie. Wir hatten beide lieber festen Boden unter den Füßen statt den Sand.
Am Ende meiner Joggingeinheit legte ich noch einen Sprint bis zum Haus ein.
Mit brennender Lunge, zitternden Beinen und schweißnassem Gesicht, betrat ich das Haus.
"Das war es mit den Übernachtungen!", hörte ich Steve aus der Küche schreien. "Du hast mein Vertrauen missbraucht!"
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Ich glaube, da hat jemand die ganzen Glasflaschen gefunden.
"Wir haben das nicht getrunken!"
Ich betrat einfach die Küche, unterdrückte mein Grinsen und holte mir eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank.
"Linus! Das sind bestimmt seine Flaschen!", rief Luise.
"Was?", fragte ich unschuldig.
"Werd nicht albern Luise."
"Dad.", meldete sich Marlon zu Wort.
Hab gar nicht mitbekommen, dass der auch hier ist.
"Luise und ihre Freundinnen waren nicht betrunken. Ich hätte das doch bemerkt."
"Und wo sollen die ganzen Flaschen dann herkommen?"
"Naja, Jay war gestern Abend auch hier.", sagte Marlon.
"Und du willst mir jetzt vorwerfen, dass Jay und ich die ganze Scheiße getrunken haben?"
"Das vielleicht nicht, aber ihr habt sie extra draußen platziert.", sagte Luise unter Tränen.
"Das reicht mir jetzt.", sagte Steve. "Ihr beschuldigt Linus für etwas, was er nicht getan hat. Das er und Jay die Flaschen extra besorgt haben um sie hier zu platzieren ist ein wenig weit hergeholt. Und vorallem aus welchem Grund sollte er das tun?"
"Wer weiß was er für Ideen mit seinem bekifften Kopf hat.", sagte Marlon und funkelte mich böse an.
Ich behielt ein Pokerface, auch wenn ich ihm gerade am Liebsten eine reinhauen würde.
"Was redest du da?", fragte ich.
"Jetzt tu nicht so. Jay und du haben gekifft."
"Linus, stimmt das?", fragte Mom geschockt.
"Natürlich nicht. Ich mache viel Scheiße, aber sowas doch nicht. Die wollen gerade nur mir irgendwas in die Schuhe schieben um von sich abzulenken."
"Also es reicht jetzt.", sagte Steve. "Linus hat hier nichts mit zu tun. Punkt. Luise, du hast für zwei Wochen Hausarrest."
"Was?! Warum Dad?!"
"Weil mir deine Zickerei auf den Nerv geht. Seit Linus und seine Mutter hier eingezogen sind, schiebst du alles auf ihn. So kenne ich dich nicht."
Okay, ich musste hier unbedingt raus, weil ich mein Lachen gleich nicht mehr zurückhalten kann.
Mein ganzer Plan ging auf. Luise und Marlon kriegen den Arsch auf. Dank mir.
Unter der Dusche fing ich an zu Lachen und brauchte ein wenig bis ich mich wieder beruhigt habe.
Danach schrieb ich direkt Jay was gerade passiert ist.
Mit diesem Glücksgefühl was mich schweben ließ, betrat ich mein Zimmer und wollte noch einmal das Thema in Politik durchgehen.
Ich hatte die Tür noch nicht richtig geschlossen da packte mich plötzlich jemand von hinten. Er presste seine Hand auf meinen Mund und drückte mich gegen die Tür, sodass sie ins Schloss fiel.
"Ich hab dich mehrmals gewarnt.", zischte Marlon leise.
Seine dunkle braunen Augen loderten vor Wut.
Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, aber egal was ich versuchte, es veranlasste ihn nur dazu mich doller fest zu halten.
"Es reicht Linus."
Seine Hand wanderte von meinem Mund zu meiner Brust um mich weiterhin festzuhalten.
"Deine leeren Drohungen gehen mir am Arsch vorbei."
"Leere Drohungen?"
Seine freie Hand schnellte herbei und griff mir in den Schritt. Erschrocken keuchte ich auf, als er zugriff. Für einen kurzen Moment schaute ich nur zu ihm und beobachtete sein Grinsen.
Doch schnell löste ich mich aus meiner Starre und schubste ihn weg.
"Fass mich nicht an."
Marlon lachte nur dunkel. "Bald wirst du darum flehen, dass ich dich anfasse."
"Träum weiter."
"Mach ich. Du kannst gerne dabei zusehen. Aber nur, wenn du mit deinen beschissenen Streichen endlich aufhörst."
"Und wenn nicht?"
"Dann werde ich deiner Mutter zeigen, dass du kiffst."
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