20

Linus

"Kann man dir was Gutes tun?", fragte ich ihn und schaute zu ihm hoch.
"Hast du Feuer?"
Ich suchte in meiner Hosentasche und reichte es ihm.
Er drehte den unteren Teil seines Trikots um und zündete den Zettel an, welcher rausguckte.
"Und dafür bist du jetzt zu mir gekommen?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Ja, hab keine Ahnung wo die Anderen hin sind, die Feuer haben könnten."
Ich streckte ihm eine Zigarette entgegen, welche er annahm und setzte sich neben mich.
"Bestimmt wolltest du einfach nur Zeit mit mir verbringen.", sagte ich, weswegen Marlon kurz lachte.
"Klar.", antwortete er dann und pustete den Rauch aus seinem Mund.
"Was? Etwa nicht? Du bist doch derjenige der versucht mich anzumachen."
Er zuckte nur lässig mit den Schultern. "Du kämpft ja immer noch gegen an es dir einzugestehen."
"Und was ist, wenn ich es mir eingestanden habe?"
Marlon schaute mich hoch gezogenen Augenbrauen und einem Grinsen auf den Lippen an. Und ich würde Lügen, wenn das nicht irgendwas mit mir machen würde.
Das könnte aber auch an dem Joint und dem Alkohol liegen. Gefährliche Mischung.
"Hast du es?"
"Finde es heraus."
"Nö.", sagte Marlon nur und zog an seiner Zigarette. "Ich hab dir gesagt, dass ich es dir nicht einfach machen werde."
Jay näherte sich uns mit zwei Getränken in der Hand. Zur gleichen Zeit stand Marlon auf und ging ohne ein Wort zu sagen.
"Was wollte er?"
"Nichts."
"Sicher?"
"Ja, dieses Mal wirklich. Er hat sich nur eine Zigarette geschnorrt. Jetzt hör mal auf meinen Psychologen spielen zu wollen."
Nach und nach gesellten die Anderen aus unserer Clique sich zu uns. Vor unseren Stühlen wurde ein Tisch aufgebaut auf welchem Bierpong gespielt wurde. Nur mit Mischgetränken statt mit Bier. Das war nämlich aus. Eine schnelle Runde spielte ich mit, bevor ich die Toilette aufsuchte.
Ich merkte den Alkohol langsam, was vorallem daran lag, dass Jay gottlose Mischen gemixt hat.
Ich hatte gerade die Tür geschlossen und schaute in den Spiegel, als Marlon durch die gleiche Tür kam.
Er schaute mich von oben bis unten an und ein leichtes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Wieder kam dieses komische Gefühl in mir auf. Dieses Gefühl, was ich nicht zuordnen konnte.
"Was ist?", fragte ich ihn und lehnte mich ans Waschbecken.
"Ich denke nur darüber nach ob du es dir wirklich eingestanden hast oder mich verarschst."
"Das musst du schon herausfinden."
Ich habe mit einem dummen Spruch gerechnet oder einem komischen Blick. Doch stattdessen kam Marlon schneller als erwartet auf mich zu und drückte mich gegen das Waschbecken. Unsere Körper waren so nah aneinander, dass ich fast seinen Herzschlag spüren konnte. Er drückte mich immer weiter an das Waschbecken, sodass mein unterer Rücken anfing wehzutun. 
Marlon schaffte es erneut mir die Sprache zu verschlagen, indem er mich einfach nur anschaute und mit seinen Blicken sprach.
Seine Lippen kamen näher an meine, während seine Hände rechts und links auf dem Waschbecken lagen. 
"Willst du mich?", hauchte er gegen meine Lippen.
Meine Armhaare stellten sich bei seiner rauchigen Stimme auf. Er starrte auf meine Lippen als ob er die Antwort nicht abwarten könnte.
"Ja...", hauchte ich zurück.
Die Worte waren schwerer auszusprechen als gedacht. Aber scheiß drauf. Jay hat Recht. Wir sind jung und müssen uns ausprobieren. Und ich habe keine Ahnung wieso mein Körper auf ihn reagierte, aber wenn ich nicht auf ihn eingehe, werde ich es wohl auch nie herausfinden.
"Du willst mich, wirklich?"
Ich nickte erneut.
Sein Atem streifte meine Kinnpartie, während sein Mund zu meinem Ohr wanderte.
"Du willst mich. Du willst wissen was ich mit dir tun werde. Wie es ist, wenn ich dich berühre und dich zum Stöhnen bringe."
Ein Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus. Meine Knie wurden weich.
"Ja, das willst du."
Sein Mund wanderte langsam zu meinem Hals. Doch er berührte mich nicht, das einzige was ich spürten konnte war sein Atem.
Bei meinem Hals blieb er stehen und richtete seinen Kopf wieder in meine Höhe. 
"Bettel darum, Linus."
Dann stieß er sich vom Waschbecken ab, drehte sich um und verschwand in einer der Kabinen.
Mein Herz raste wie verrückt, mein Kopf war wie leergefegt.
Langsam bekam ich wieder Gefühl in den Beinen und nahm diese in die Hand. 
Ich musste unbedingt mehr trinken und wollte Marlon heute nicht mehr begegnen. Diese Situation war schräg und sie hat mir irgendwie gefallen. Auf eine ganz komische Art und Weise. Das war gerade alles zu neu und zu viel für mich. Ich konnte das nicht alles auf einmal verarbeiten.
Wahrscheinlich traue ich mich nie wieder so mit ihm zu sprechen oder ihm gegenüber zu stehen. Dass ich jetzt den Mut hatte lag eher am Alkohol und an dem Joint. 
Aber vielleicht sollte ich den Spieß einfach mal umdrehen und das tun, was Marlon die ganze Zeit mit mir tat. Ob ihn das anmachte? Oder schüchterte ihn das dann genau sosehr ein? Traue ich mich das bei ihm überhaupt? Ich weiß gar nicht genau wovor ich Schiss hatte. Ich habe sonst auch eine große Klappe und gab immer Widerworte. Aber wenn Marlon mich so anschaute... Das machte irgendwas mit mir. 

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