19
Linus
Die ganze happy Family war bei Marlons Handballspiel dabei. Und ich war auch dabei. Aber nicht, weil ich Marlon beim Spielen zusehen wollte, sondern weil es danach eine Aftershow Party auf dem Sportfeld gab.
Das war tatsächlich etwas, worauf die Handballmannschaft unserer Schule Wert legte. Nach einem Freundschaftsspiel gab es mit dem gegnerischen Team eine Party.
Die Lehrer hauten immer sofort nach dem Spiel ab. Wahrscheinlich weil sie wussten, dass bei der Aftershowparty Alkohol floss. Und damit man nicht denkt, dass die Party von der Schule organisiert wird, verpissten die Lehrer sich. Denn tatsächlich hatte die Schule nichts mit der Aftershowparty zu tun. Das wurde immer ganz alleine von den Jungs aus der Handballmannschaft organisiert. Und das Spielfeld gehörte der Stadt, nicht der Schule. Also durften wir auch dort bleiben.
Ich hatte keine Ahnung von Handball und deswegen schaute ich dem Spiel auch nicht zu. Ich bin nur so früh mitgegangen, weil ich sonst keine andere Möglichkeit gehabt hätte hierher zu kommen. Und damit Steve und Mom dachten, dass auch mir was an der neuen "Familie" lag. So werden sie weniger Verdacht schöpfen, wenn ich Marlon oder Luise mal wieder einen Streich spiele.
Das mit der pinken Wäsche hat sie nicht gestört. Ich hab ganz brav zugegeben, dass ich das war und das es mir leid tut. Ich wusste, dass Marlon angepisst war, weil seine schönen weißen Muskelshirts ruiniert waren.
Steve jubelte, als Marlon den Ball in das Tor warf und deren Team somit in Führung ging.
"Marlon ist wirklich gut.", lobte meine Mutter.
"Ja oder? Er brennt für Handball.", sagte Steve stolz.
Das erinnert mich daran, wie mein Dad immer von mir sprach, wenn er anderen Leuten erzählte, dass wir zusammen joggen ging. Es war unsere Qualitytime. Und wir beide liebten diese Auszeit.
Ich würde alles dafür geben dies noch einmal zu erleben.
Das Spiel zog sich ganz schön hin. Doch es wurde angenehmer als Hannes und Andy auftauchten und mir ein Bier in die Hand drückten.
Dann war das Spiel war endlich zu Ende. Der Platz wurde geräumt, Hände wurden geschüttelt und es wurde gejubelt, weil Marlons Mannschaft gewonnen hat.
Die Jungs verzogen sich in ihre Kabinen um sich frisch zu machen, während der Platz nach und nach voller wurde.
Schon bald wurden Tische, Stühle und Bänke aus der Halle geholt und auf dem Platz aufgestellt. Auch die Sporthalle gehörte nicht der Schule und irgendjemand aus dem Handballteam kannte wohl jemanden von der Stadt, der damit einverstanden war, dass wir eine Aftershowparty veranstalten, solange sich jeder benahm.
Und bis jetzt funktionierte das immer ganz gut. Lag wohl auch daran, dass die Partys jedes Mal lustig waren und keiner Bock auf Stress hatte.
Jeder brachte Alkohol und Mischgetränke mit. Unsere Clique stellte sich zusammen und eine Zeit lang unterhielten wir uns einfach ein wenig und tranken etwas.
Irgendwann jedoch, stupste Jay mich an und bedeutete mir mit einem Kopfnicken ihm zu folgen. Er führte mich etwas ab von der Menschenmenge und reichte mir einen Joint.
"Hatte nur noch zwei.", sagte er.
Wir setzten uns auf einen Plastikstuhl und fingen an zu rauchen.
"Bro, ich hab übrigens mit Maya und Zarah gesprochen.", fing Jay plötzlich an.
"Ihr redet über mich?"
"Ja, sie haben mich beide angesprochen, weil sie sagen, dass du nicht ganz bei der Sache bist."
"Ihr redet über unseren Sex?"
"Keine Sorge, sie sind nicht ins Detail gegangen. Ist irgendwas los bei dir? Stress zuhause?"
"Ich hab denen schon gesagt, dass alles in Ordnung ist."
"Gut, aber sie glauben dir nicht. Und ich glaub dir das auch nicht. Ganz ehrlich, ich hätte auch Stress, wenn ich mit Marlon und Luise unter einer Decke wohnen würde. Machen sie dir das Leben zur Hölle? Ich kann dir helfen. Wir können die beiden richtig ficken."
Ich seufzte und schaute zu Boden. "Nee, das ist es nicht."
"Sondern?"
"Es ist weird."
"Egal. Sag es mir."
Es war mir unangenehm mit Jay darüber zu reden. Ich weiß, er ist mein bester Freund und so. Aber ich habe keine Ahnung wie er darauf reagieren wird, wenn ich ihm sage, was Marlon zu mir sagt und dass ich von so einer scheiße träume und mein Körper einfach nicht so reagiert wie ich gerne will.
"Es ist wegen Marlon..."
Ich druckse herum, weil ich einfach nicht weiß wie ich das Gespräch am besten anfangen soll und wie ich Jay das erklären soll ohne, dass es total unangenehm wird und er mich für bescheuert erklärt.
"Tut er dir weh?"
"Ne. Er... keine Ahnung... irgendwie bringt er so dumme Sprüche und versucht mich anzumachen."
"Okay.", sagte Jay nur stirnrunzelnd.
"Er droht mir. Sagt, dass er mir wehtun kann. Er sagt die ganze Zeit, dass er weiß, dass ich seinen Schwanz will und solche Dinge."
Jay bleibt still und wartet ab, was ich sage. "Und letzten hab ich von ihm geträumt. Das war richtig weird."
"Sextraum oder was?"
Ich nicke langsam und sichtlich unangenehm.
"Und das hat dir gefallen?"
"Scheiße nein! Ich... Keine Ahnung..."
"Hattest du einen Steifen beim Aufwachen?"
"Ja..."
"Also stehst du auf ihn."
"Nein!"
"Aber auf Schwänze."
"Nein! Ich bin nicht schwul."
"Ne, aber Bi."
"Auch nicht. So ein Traum sagt doch gar nichts aus."
"Stimmt. Aber du wehrst dich auch nicht gegen ihn oder?"
"Ich kann nicht. Mein Körper reagiert einfach nicht, wenn er mich am Hals packt und mich gegen die verdammte drückt oder wenn er mir diese Dinge sagt."
"Jup.", sagte Jay, als ob damit alles klar wäre. "Du stehst darauf."
"Tue ich nicht!"
Jay setzte sich anders hin, sodass er mich jetzt direkt angucken konnte.
Doch ich wich seinem Blick aus. Er sprach das aus, was ich mir selbst nicht eingestehen will. Und ich weiß nicht wie Jay darauf reagiert. Er wird bestimmt nichts mehr mit mir zutun haben wollen.
"Guck mal, wir sind jung und wollen uns ständig neu ausprobieren. Ich würde an deiner Stelle auch sagen, dass ich nicht auf Jungs stehe. Aber wenn mir so jemand wie Marlon begegnet und bei mir die richtigen Knöpfe drückt, vielleicht würde ich ihn dann auch bumsen wollen. Ich wüsste es nicht. Ich meine, Marlon ist nicht hässlich. No homo."
Ich lachte kurz und hörte ihm weiter zu.
"Und es ist mir scheißegal ob du Mösen leckst oder Schwänze lutscht. Solange es nicht die von Kindern sind und ich dir deswegen den Schwanz abschneiden muss. Und es ist mir auch egal ob es der Schwanz von Marlon oder der von meinem Onkel ist."
Ich schwieg weiterhin, ließ die Worte nur auf mich wirken und schluckte die Tränen zurück.
"Okay, von meinem Onkel lässt du bitte die Finger. Das wäre doch irgendwie weird...
Guck mal, ich will einfach nicht, dass du sowas in dich hineinfrisst und denkst du kannst mit keinem darüber reden. Ich stehe immer hinter dir. Wenn du einen Mord begehst, frage ich dich nicht warum du das getan hast, sondern wo wir die Leiche verbuddeln wollen. Verstehst du?"
Ich nicke und schaute endlich zu ihm auf.
"Danke, Jay."
"Dafür bin ich da Bro. Und keine Sorge, ich sag's auch keinem."
"Bist der Beste. Jetzt hol uns einen Drink."
"Ja, Sir."
Ich lachte und schaute ihm noch ein wenig hinterher, bis er in der Menschenmenge verschwand.
Und während ich nun auf meinen Drink wartete und die letzten Züge meines Joints genoss, baute Marlon sich vor mir auf.
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