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Linus

Das Straßenrennen war echt spannend und lustig. Das Auto auf welches ich gewettet habe, hat zwar nicht gewonnen, aber Jay und ich haben und geschworen beim nächsten Mal wiederzukommen und zu gewinnen.
Die Leute welche bei den Straßenrennen mitmachten, zuschauten und organisierten waren alle echt cool und nett. Der Großteil von ihnen war ein paar Jahre älter als wir, doch sie hatten uns die nächsten Termine schon durchgegeben. Nachdem Rennen gab es noch eine kleine Aftershow auf dem Parkhausdach.
Ich war erst gegen 5 Uhr zuhause und fiel danach todmüde ins Bett.
Nun war es bereits 12 Uhr, doch ich lag immer noch im Bett und chillte an meinem Handy. Jedoch nur solange bis der Hunger mich überkam.
Ich hatte gestern Abend nicht viel getrunken, weswegen es mir heute blendend ging. Ich suchte mir etwas Müsli aus dem Schrank und schaltete die Kaffeemaschine an.
"Guten Morgen.", begrüßte meine Mutter mich. "Wann warst du zuhause?"
"Gegen 5 Uhr."
"Oh, dann habt ihr ja noch lange gemacht. War es gut?"
Ich nickte und schob mir einen Löffel Müsli rein.
"Wer war denn alles dabei? Die Üblichen?"
"Ne, nur Jay, Andy und ein paar Andere die wir da erst kennengelernt hatten."
Ich hatte meiner Mutter die Lüge aufgetischt, dass wir ein paar Freunde von Andy besuchen, die hobbymäßig an Autos rumschrauben und dass wir dort etwas trinken. Das mit dem Straßenrennen ließ ich natürlich aus.
"Hey, Linus.", begrüßte Steve mich. Ich ignorierte ihn.
"Steve und ich gehen gleich noch kurz zu Oma. Willst du mit?"
"Ne."
Ich verbiss mir mal die Frage was zum Teufel Steve bei meiner Oma will. Ich hatte gerade keinen Bock auf Stress.
Mom und Steve verwickelten sich in ein Gespräch, während ich mir die Zeitung schnappte und diese durchschaute während ich mein Essen aß.
Auch Marlon kam nun in die Küche und begrüßte uns alle. Ich erwiderte nichts und tat so als hätte ich ihn nicht gehört.
"Wann warst du denn wieder zuhause Marlon?", fragte Steve ihn.
"Gegen 3, glaube ich."
Ich konnte mir immer noch nicht vorstellen, dass Marlon feiern geht. Ich wusste das zwar, da die Handballmannschaft nach den Spielen meistens noch um die Häuser zog oder Partys veranstaltete. Und Marlon sah äußerlich auch nach einem Partygänger aus. Ganz im Gegenteil zu Luise. Doch er benahm sich immer wie der Vorzeigesohn der nicht feiern geht und brav mit seinem Freund zuhause sitzt und Filme schaut.
Mir kam schon mal der Verdacht ob er das alles nur vortäuschte und eigentlich ganz anders drauf war.
Doch auch in der Schule war er kein Draufgänger. Jeder kannte ihn irgendwie auf der Schule durch den Handball und er war ein angesehener Typ. Die Mädels standen auf ihn, doch er ließ sich nicht anmerken, dass ihn das interessierte. Entweder konnte er das gut verstecken oder es interessierte ihn wirklich nicht.
Auf der anderen Seite habe ich ihn auf Partys noch nie krass betrunken gesehen. Okay, bevor wir hierhergezogen sind habe ich ihn auf Partys auch nie wirklich beachtet. Aber die Leute die sich auf Partys immer abschießen ziehen ja in den meisten Fällen die ganze Aufmerksamkeit auf sich.
So oder so wurde ich nicht aus Marlon schlau. Das brauchte ich aber auch nicht, solange ich ihn und seine kleine Schwester abfucken konnte.
"Woher hast du denn den blauen Fleck?", fragte Steve.
Ich schaute zu Marlon und sah den großen lila Bluterguss auf höhe seines Schlüsselbeins.
"Hab mich gestoßen."
"Dann musst du dich aber ganz schön hart gestoßen haben."
"Ja, ich hab nicht auf die Tür vor mir geachtet."
Ich musste kurz lachen bei dem Gedanken wie Marlon volle Kanne gegen eine Tür rennt.
Mom und Steve verabschiedeten sich von uns und gingen in den Flur um sich die Jacken anzuziehen und loszufahren.
Die Chance konnte ich gut nutzen um draußen eine zu rauchen.
Eine Tür von der Küche führte direkt auf die Terrasse im Garten. Dort setzte ich mich hin und machte mir eine Zigarette an. Es dauerte keine Minute, da kam auch Marlon durch die Tür.
Man hat hier wirklich nicht mal kurz Zeit für sich.
"Du hast mir die Zigaretten untergeschmuggelt oder?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Ich rauch die nicht."
"Wer soll es sonst gewesen sein?"
Ich ignorierte seine Frage und zog an meiner Zigarette. Marlon setzte sich auf einen Stuhl neben mich.
Ich schob ihm die Zigarettenschachtel zu, doch er nahm sie nicht an.
"Was? Angst, dass ich sie dir wirklich noch zuschiebe."
"Kiffst du öfters?", fragte er mich und ignorierte meinen Spruch.
"Ne, nicht regelmäßig. Nur ab und an. Besser als sich die Birne jedes Mal wegzusaufen."
Er nickte zustimmend.
"Hast du mal gekifft?"
"Nein."
"Willst du? Ich hab was da."
"Ne, kein Interesse."
"Wo warst du gestern feiern?", fragte er mich dann.
"Was soll das vorgetäuschte Interesse?"
"Das ist nicht vorgetäuscht. Ich will dir einfach zeigen, dass wir eigentlich alle ganz nett sind."
Ich lachte ironisch.
"Ich meine es ernst. Ich will einfach nur, dass dieses Patchworkding so gut es geht funktioniert. Und deswegen will ich mich einfach gut mit dir verstehen."
"Ich hab aber kein Interesse daran, dass die Scheiße funktioniert."
"Ich weiß."
Ich seufzte und antwortete ihm auf seine Frage: "Geht dich nichts an wo ich feiern war."
"Schön, dann halt nicht."
 Marlon schüttelte nur mit dem Kopf und ging. Ich verdrehte die Augen und rauchte in Ruhe meine Zigarette zu Ende, bevor auch ich wieder reinging.
Luise kam gerade die Treppe hinunter und schaute mich mit einem höhnischen Blick an. "Und? Ärger bekommen wegen dem kiffen?"
"Hast doch mitbekommen wie scheiß egal mir das ist oder?"
"Mach ruhig so weiter. Du wirst noch früh genug merken, dass ich mir nicht alles gefallen lasse."
"Bis jetzt bist du da nicht so gut drin. Und jetzt geh mir aus dem Weg, Bitch."
Ich rempelte sie mit meiner Schulter an, sodass sie gegen den nächsten Schrank knallte. Ich hörte wie sie schmerzerfüllt zischte, was mir ein Grinsen auf den Lippen entlockte.
Aus Marlons Zimmer hörte ich wie er erneut mit Julian stritt. Doch sie telefonierten, denn ich konnte nur Marlons Stimme hören.
"Ist das dein Ernst...? Schön.... Ja, dann sollten wir wohl Schluss machen..."


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