33. Jodie

Die folgenden drei Tage, vergingen wie im Flug. Die meiste Zeit hatte ich bei meinem Bruder in der Entzugsklinik verbracht und wenn ich nicht bei ihm war hatte ich stundenlang mit Robin telefoniert. Mir fiel ein Stein von Herzen als er mir eröffnete, dass die neue Hauptdarstellerin des Films im echten Leben in einer Beziehung mit einer Frau war. Dadurch hatte ich mir zu keiner Zeit irgendwelche Sorgen gemacht und schon nach so kurzer Zeit fühlte ich wie wieder Normalität in unsere Beziehung einkehrte. Die Medien liebten uns. Ohne auch nur einmal gemeinsam vor die Tür gegangen zu sein, wurden die wenigen Fotos die bereits von uns existierten tausendfach geteilt. Scott hatte mich einmal angerufen und mir mitgeteilt, dass ein neues Foto von mir und Robin momentan wohl ein Vermögen wert sei. Deswegen beschloss ich vor unserem Date heute Abend noch einen Friseur aufzusuchen und mich professionell schminken zu lassen. Zum Glück war die Freundin meines besten Freundes nicht nur Visagistin, sondern hatte auch eine Ausbildung zur Friseurin.

Sofort als ich Tanja darum gebeten hatte mir zu helfen stimmte sie zu. Maja hatte sich ebenfalls zu unserem Mädels-Beauty-Nachmittag angemeldet. Wahrscheinlich würde ich danach ziemlich overdressed sein, für das kleine heruntergekommene Steakhouse, aber zumindest würde ich eine gute Figur in der Zeitung abgeben. Schnell packte ich die Flasche Champagner in meine Tasche, die ich extra für heute besorgt hatte und sprang anschließend in mein Auto. Bei Justins Haus angekommen, parkte ich mein Auto wo ich immer parkte und ging durch den Hintereingang hinein. Schon stand ich vor Tanja die bereits alle Utensilien zusammensuchte. „Hey Jodie, nimm platz. Wie würdest du denn gerne heute aussehen?", begrüßte sie mich. „Hallo Tanja, Vielen Dank, dass ich so kurzfristig vorbeikommen durfte.", antwortete ich, „ehrlich gesagt weiß ich nicht so recht, wie mein Make up und meine Frisur werden sollen. Wir gehen ja eigentlich nur in ein Steakhouse essen. Andererseits wird uns aber wohl eine ganze Meute Paparazzi verfolgen, nach der ganzen Aufregung rund um mich und Robin in letzter Zeit. Was würdest du denn vorschlagen?" „Naja was möchtest du denn anziehen?" Maja kam in den Raum. „Dafür bin ich zuständig. Ich habe extra meine besten Kleider zusammengesucht um sie Jodie zeigen zu können.", meldete sie sich zu Wort. Leise lachte ich: „Aber Maja, ich kann doch kein Abendkleid in ein gewöhnliches Restaurant anziehen." „Wo geht ihr denn genau hin?", wollte sie wissen. „Es ist nur ein kleines unbekanntes Steakhouse wo wir uns das erste Mal getroffen haben.", erwiderte ich. "Naja wir sind wohl eher unbeabsichtigt aufeinander gestoßen.", fügte ich hinzu. Beide strahlten.

„Robin ist so romantisch.", schwärmte Tanja. Hinter uns hörte ich Justin laut lachen. „Jodie, ich habe ja keine Ahnung wie du das angestellt hast, aber das ist bestimmt nicht mehr der Robin den ich mal kannte.", meinte er. „Hi Justin! Wo kommst du denn her?", fragte ich. „Ich wollte nur kurz nach euch sehen. Immerhin sind hier meine liebsten Frauen versammelt.", er drückte Tanja einen Kuss auf den Mund. „Kann ich euch irgendetwas zu trinken bringen?", erkundigte er sich. Schnell zog ich die Flasche aus meiner Handtasche. „Die ist noch kalt. Wir würden nur Gläser brauchen." Justin drehte sich um und ging in Richtung Küche. Maja hatte ebenfalls noch mal den Raum verlassen um passendere Klamotten zu holen. Als sie zurückkam stand sie mit einer Jeans-Hot-pants, einem Top und Boots vor mir. „Ich dachte, wenn wir aus dir ein Cowgirl machen, passt du wohl sehr gut in ein Steakhouse. Nicht wahr?" Da mir diese Idee gefiel nickte ich.

„Dann mache ich dir einfach große Locken und ein dezentes Make up.", warf Tanja ein. Wieder nickte ich. Justin kam zurück und brachte uns die Gläser. Anschließend entkorkte er den Champagner und schenkte uns ein. Tanja machte sich an die Arbeit und begann meine Haare über große Lockenwickler zu rollen. Maja setzte sich neben mich und hob ihr Glas. Tanja und ich taten es ihr gleich. „Hast du denn noch etwas von Beth gehört, Maja?", fragte ich. Sie nahm gerade einen Schluck und nickte: „Ja sie hat mich des Öfteren angerufen. Zuerst beteuerte sie, dass es ihr leid tat. Doch als ich ihr dann zuhörte machte sie mir wieder klar, dass sie noch immer dachte in einer Beziehung mit Robin gewesen zu sein. Danach habe ich sofort aufgelegt. Eigentlich ist mir das alles sowieso schleierhaft. Vor ungefähr einem Jahr hatte sie mir erzählt, dass sie sich mit jemanden traf und soweit ich wusste, lief das auch andauernd. Keine Ahnung warum sie sich also weiterhin so auf Robin versteift hatte."

Kurz überlegte ich was Maja da gerade erzählt hatte. Beth hatte sozusagen einen Freund? Aber wo war der denn die ganze Zeit und hatte er nichts davon mitbekommen welchen Zirkus Beth veranstaltete, um sich an Robin heranzumachen. Gedankenverloren sah ich in den Spiegel. Langsam verwandelte ich mich in eine schönere Version von mir. Die roten Lippen die mir Tanja zauberte, hätte ich mir im Leben selbst nicht geschminkt. Dafür war ich normalerweise viel zu schüchtern. Auf meine Augen hatte sie nur einen leichten Lidschatten, einen schwarzen Lidstrich und Mascara aufgelegt. Einen Moment lang konnte ich kaum glauben, dass ich diese hübsche junge Frau war die da vor mir saß. Tanja streifte mir die Lockenwickler aus den Haaren und zupfte meine Mähne in Form. Anschließend sprühte sie etwas Haarspray in meine Haare. „Du siehst wundervoll aus.", meinte Maja. Sofort wurde ich rot. „Vielen Dank!", bedankte ich mich.

Dann schenkte ich mir ein weiteres Glas Champagner ein. „Robin wird mich in einer halben Stunde hier abholen. Ich hoffe Justin hat nichts dagegen wenn ich mein Auto bis morgen hier lasse. Aber da es unser erstes Date ist, habe ich das Gefühl als müsste ich mir noch etwas Mut antrinken." „Wie meinst du das?", schrie Maja schockiert. „Naja ehrlich gesagt hat sich Robin schon einige ziemlich ausgefallene Dinge einfallen lassen, um mit mir auszugehen. Jedoch haben wir uns davor immer darauf geeinigt, dass es sich nur um ein freundschaftliches Treffen handelt. Und bis auf das letzte Date hat es auch immer einigermaßen freundschaftlich geendet.", schwor ich. „Geht das vielleicht noch etwas genauer?", stocherte Maja nach. „Bei unserem letzten „freundschaftlichen Treffen" waren wir offiziell getrennt. Robin war abends mit mir in ein Autokino gefahren. Bevor ich mich mit ihm getroffen habe, hatte ich mir immer wieder gesagt, dass ich ihm nicht zu nahe kommen durfte. Doch scheinbar habe ich mir das selber nicht so ganz geglaubt.", lachte ich.

Tanja schrie empört auf: „Hattet ihr etwa Sex im Autokino?" Maja kicherte los. Kurz zog sich mein Herz zusammen, als ich mich erinnerte welche Qual das für Robin war. Trotzdem antwortete ich: „Ist das nicht der Grund warum man als Paar in ein Autokino geht?" Alle lachten. „Du bist fertig.", ließ mich Tanja wissen und Maja hielt mir die Klamotten hin. Schnell lief ich damit ins Badezimmer um mich umzuziehen. Als ich zurückkam stand auch Robin im Raum, den Rücken hatte er mir zugewandt. Jedoch konnte ich sogar von hinten sehen, dass er umwerfend aussah. Wahrscheinlich wollte er es ebenso wenig übertreiben wie ich. Denn er hatte ein schlichtes schwarzes Hemd zu seinen dunkelblauen Jeans an. Eilig rannte ich auf ihn zu, legte ihm die Hände von hinten auf dem Bauch und drückte ihm einen Kuss in den Nacken. Hastig drehte er sich zu mir um. Augenblicklich starrte er mich an. „Jodie, du siehst großartig aus.", teilte er mir mit. Maja und Tanja strahlten. Ich lächelte in ihre Richtung.': „Vielen Dank euch zwei." „Können wir los?", fragte ich Robin. Er nickte und nahm mich in den Arm. Anschließend drückte er mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich habe dich so vermisst.", flüsterte er. „Und ich dich erst.", antwortete ich. Sanft zog er mich in die Arme. „Darf ich dich denn jetzt überhaupt küssen", wollte er wissen. „Der ist Kussecht.", sagte ich und zeigte auf den Lippenstift. Dann drückte er seine Lippen auf meine.

Beim Steakhouse angekommen, war der Parkplatz genauso leer wie beim letzten Mal. Obwohl ich wusste, dass sich das wohl gleich ändern würde war ich erleichtert. Schnell sprang ich aus dem Auto und rannte zu Robin. „Du hast es aber eilig.", meinte er. „Ich will dich nochmal küssen bevor ich es nicht mehr ohne Zuschauer machen kann.", verriet ich. Zärtlich strich er mir über die Wange und fuhr mit seinen Fingern in mein Haar. Einfühlsam küsste er mich. Anschließend führte er mich an der Hand Richtung Eingang. All die Szenen die sich vor rund zwei Monaten hier abgespielt hatten rannten nochmals durch meinen Kopf. Vor uns am Pult stand die schöne Blondine vom letzten Mal. Sie blickte abwechselnd zu Robin und zu mir, brachte jedoch keinen Ton heraus. „Einen Tisch für zwei Personen.", sagte Robin deshalb. Die Kellnerin griff sich die Speisekarten und führte uns unsicher zu einem Tisch. „Können wir nicht da sitzen.", Robin deutete auf den Tisch an dem ich das letzte Mal saß. Sie nickte nur. Wir setzten uns und Robin griff sich meine Hand.

„Hallo mein Name ist Becky. Ich bin eure Bedienung für heute. Kann ich euch denn schon etwas zu trinken bringen.", plauderte die Blondine ihren Standarttext herunter. Kurz überlegte ich, dann bestellte ich ein Corona und Robin tat es mir gleich. Nur wenige Augenblicke später kam sie mit unseren Getränken zurück. Kaum hatte ich einen Schluck genommen, sah ich schon den ersten Mann mit Kamera auf uns zukommen. Der Manager des Restaurants befahl ihm aber umgehend vor der Türe zu warten. Ich kicherte als er ziemlich frustriert abdampfte. Robin bestellte und ich hatte das Gefühl er las einfach die gesamte Karte herunter. „Du weißt schon, dass wir nur zu zweit sind.", ermahnte ich ihn, doch er grinste nur. Das Essen war wirklich vorzüglich. Nachdem wir einiges gegessen hatten, brachte uns der Manager noch ein gratis Dessert. Robin nahm einen Löffel des Schokokuchens mit flüssigem Kern. Doch anstatt selbst davon zu kosten, hielt er ihn mir vor die Nase. Eigentlich war ich kurz davor zu platzen, doch die Geste war so süß, dass ich den Löffel kurzerhand in den Mund nahm. „Was hältst du davon wenn wir das Dessert einfach einpacken lassen?", wollte Robin wissen. Grinsend stimmte ich zu. Die Kellnerin brachte uns eine Box und packte das Dessert ein, anschließend steckte sie es in einen Plastiksack und reichte ihn mir. Schnell steckte ich ihr einige Scheine zu, bevor Robin die Rechnung übernehmen konnte. Er blickte mich böse an. „Baby, du hast schon genug für mich bezahlt.", sagte ich und grinste ihn an. Auch sein Blick wurde weicher. Dann ging er zu mir herüber und nahm mich bei der Hand bevor wir zum Ausgang traten. „Bist du bereit?", fragte mich Robin. Unsicher nickte ich und er öffnete mir die Tür. Sofort fingen alle Kameras an zu blitzen und die Fragen gingen los.

„Jodie, was halten Sie davon, dass Robin den Film jetzt doch dreht?"

„Waren alle Schlagzeilen nur Promo für den neuen Film?"

„Wo werden Sie wohnen während Robin dreht?"

Er zog mich durch die Reporter zu seinem Auto.

Bevor ich jedoch einsteigen konnte schrie einer der Presseleute:

„Ist dieses Pornovideo von ihnen beiden echt oder ebenfalls nur eine gut durchgedachte Marketingstrategie."

Mir wurde schlecht.


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