Kapitel 47
Mittlerweile ist es schon halb zwölf und wir sitzen zu fünft in dem Bus, welcher und zurück nach Nizza bringt. Vor ungefähr zwanzig Minuten haben wir und von Chiara verabschiedet, welche mit Nico, Leana und Nicos Vater mitgefahren ist.
Müde fahre ich mir über mein Gesicht und unterdrücke ein Gähnen.
Die Beachparty war ein voller Erfolg und es hat total viel Spaß gemacht.
Die Musik war fantastisch, die Stimmung extrem aufgeheizt und das Essen war auch nicht schlecht, aber nach fast fünf Stunden Party, bin ich völlig geschafft!
Auf einmal spüre ich einen leichten Druck auf meiner linken Schulter und drehe meinen Kopf zur Seite. Fabian hat seinen Kopf auf meiner Schulter platziert und schließt gerade die Augen.
Gleichmäßig beginnt er auch schon zu atmen und ich betrachte ihn mit gerunzelter Stirn. Seine Wangen sind leicht gerötet, aber er sieht zufrieden aus, deswegen habe ich eigentlich keinen Grund mir Sorgen zu machen.
Aber trotzdem bleiben Zweifel übrig, denn es kommt nicht in meinen Kopf rein, wieso mein Bruder in letzter Zeit so oft müde ist.
Was verschweigt er mir?
„Was ist eigentlich mit Fabian los?", reißt Chris mich aus meinen trüben Gedanken.
Ich wende meinen Kopf zu ihm um und blicke ihm mit gerunzelter Stirn entgegen. „Er ist schon die ganze Zeit so ruhig und zurückhaltend seit wir hier sind. Sonst ist er doch auch nicht so!"
Natürlich weiß ich, dass er recht behält, aber ich will es mir nicht eingestehen.
„Chris hat recht", stimmt Felix meinem Freund zu und beugt sich vor.
„Schau ihn dir doch an. Er ist komplett weg!"
Wieder schaue ich zu Fabian und winke dann halbherzig ab: „Er ist nur müde. Das ist ja auch kein Wunder. Es ist bereits kurz vor Mitternacht und du kippst auch gleich vor Erschöpfung um."
„Nein, das meine ich doch gar nicht", widerspricht Felix mir mit einem Kopfschütteln. „Fabian ist schon seit Tagen müde und zurückhaltend."
„Vielleicht hat er auch einfach zu viel Alkohol intus", gebe ich zu bedenken, aber Jason lacht schnaubend auf. Daraufhin drehen wir uns zu ihm um und ich hebe fragend eine Augenbraue.
„Also mal ehrlich! Wo habt ihr eigentlich eure Augen? Er hat den ganzen Abend weder Sekt, Wein noch irgendwelche Cocktails getrunken. Fabian hat sich nicht mal ein einziges Bier genehmigt. Klar, man muss sich nicht betrinken um Spaß zu haben, aber ich habe auch etwas Alkohol getrunken und bin trotzdem nicht so geschlaucht. Und glaub mir, Fabian und ich teilen uns ein Zimmer. Da bin ich nicht ganz uninformiert."
„Was?!", verwirrt starre ich ihn an und frage mich was er mit dem letzten Teil meint.
Aber Jason winkt nur ab und deshalb belasse ich es dabei und wenn mir seine Aussage keine Ruhe lässt...
„Ihr übertreibt alle etwas", murmele ich kopfschüttelnd, aber alles in meinem Inneren schreit danach, dass ich meine verdammten Augen nicht vor der Realität verschließen soll, denn meine Freunde haben sowas von recht mit dem was sie sagen.
Ich mache mir einfach zu große Sorgen um meinen Bruder, als dass ich mir eingestehen könnte, dass irgendetwas mit Fabian ist.
Natürlich bemerke ich, wie meine Freunde über meinen Kopf hinweg besorgte Blicke miteinander tauschen und das lässt mich nicht kalt. Es ist mehr als offensichtlich, dass sie mich für naiv halten, mir die Wahrheit aber nicht sagen, weil sie nicht wollen, dass ich zerbreche.
Glauben sie wirklich, dass ich so labil bin?
„Na ja, sei's drum! Ich schlafe auch mal eine Runde. Weckt mich, wenn wir das sein sollten", teilt Jason uns gähnend mit und rutscht mit seinem Körper tiefer in den Sitz. Dann schließt er die Augen und bereits nach wenigen Minuten kippt sein Kopf auf die Seite.
Felix und Chris schließen sich Jason ebenfalls an und nach kurzer Zeit bin ich von meinen schlafenden Freunden umringt.
Und sie sagen, dass es Fabian schlecht geht, weil er schläft, obwohl die selbst vor sich hin schnarchen wie eine Horde von Elefanten!
Dazu fällt mir dann auch nichts mehr ein.
Mein Blick wandert nach links, wo Jason auf der Bank sitzt, welche seitlich zu der Scheibe steht, während Chris und Felix auf der rechten Seite sitzen.
Als ich Chris anschaue unterdrücke ich ein Schmunzeln, denn er hat den Kopf in den Nacken gelegt, sein Mund ist leicht geöffnet und leises Schnarchen ertönt daraus. Ohne mich weiter ablenken zulassen schließe ich ebenfalls die Augen und versuche einzuschlafen, aber es will mir nicht gelingen, denn ich fühle mich hellwach!
Also öffne ich erst mein rechtes, und dann mein linkes Auge. Wie von selbst dreht sich mein Kopf zu meinem Bruder und ich lächele. Er ist wirklich süß, wenn es schläft.
Auf einmal rutscht sein Kopf von meiner Schulter und ich stütze Fabian sofort. Danach lege ich den Kopf meines Bruders wieder auf meiner Schulter und will mich gerade wieder zurücklehnen, als ich bemerke wie heiß sich seine Stirn anfühlt.
Mit meiner Hand befühle ich seine Wangen, ebenso seine Arme.
Es fühlt sich an, als würde alles in seinem Inneren kochen!
Kein Mensch, dem es angeblich gut geht, hat so eine Körpertemperatur!
Zutiefst besorgt starre ich Fabian an und suche verzweifelt nach einer Möglichkeit, welche seine merkwürdigen Erscheinungen erklären könnte. Als ich jedoch nichts finde, stöhne ich frustriert auf und kicke mit meinem Fuß in die Luft um meinem Ärger noch mehr Raum zu geben. Es ist zum Verrücktwerden!
Plötzlich regt sich Fabian und brummt etwas vor sich hin. Das Gewicht auf meiner Schulter verschwindet urplötzlich und ich spüre wie Fabian sich neben mir aufrichtet.
Sofort widme ich ihm meine ganze Aufmerksamkeit.
„Hey", flüstert mein Bruder neben mir und beugt sich vornüber. „Was ist mit dir Fabian? Du bist verflucht heiß!", erkundige ich mich besorgt, aber in genau demselben Flüsterton, wie er gerade eben.
„Echt? Mir ist nämlich kalt. Richtig kalt!" Fröstelnd reibt er sich über die Arme und sieht mich aus halb gesenkten Lidern an.
„Gott Fabi! Du solltest wirklich weiterschlafen", sage ich zu ihm, während ich meinen Kapuzenpullover ausziehe und ihn ihm reiche. Kurz sieht Fabian so aus, als wolle er protestieren, aber irgendein Gefühl übermattet ihn und dankend nimmt er mir den Pulli aus den Händen, zieht ihn sich über.
Dadurch dass er mir schon etwas zu groß ist, reichen die Ärmel des Pullis fast bis zu Fabians Fingerspitzen, aber das stört ihn nicht. Im Gegenteil, er scheint sogar regelrecht darüber erleichtert zu sein.
Fabian legt den Kopf in den Nacken und schließt die Augen, aber ich mache ihm einen Strich durch die Rechnung.
Vorsichtig schiebe ich meine Arme um seinen Rücken herum und ziehe ihn an meine Brust. Mein Bruder macht einen fragenden Laut, aber ich mache weiter ohne ihm eine Antwort zu geben. Seinen Kopf platziere ich in meiner rechten Armbeuge und an meiner Brust.
Sein unterer Rücken liegt auf meinem Oberschenkel und ich hoffe, dass es eine weitgehend angenehme Position zum Liegen ist, zumindest halbwegs.
Fabians linkes Bein liegt angewinkelt auf dem Sitz neben ihm und sein anderes Bein hat er darüber verschränkt, sodass es in der Luft baumeln kann. Dadurch, dass wir auf der Rückbank sitzen, hat er genug Platz um sich auszustrecken.
Schläfrig blicken seine azurblauen Augen zu mir auf und ich sehe wie sich Dankbarkeit in seinem Blick spiegelt, welche er auch gleich mit Worten zum Ausdruck bringt. „Danke, Leon."
Daraufhin nicke ich leicht mit dem Kopf und drücke ihn näher an meinen Körper.
„Schlaf jetzt", raune ich ihm in das rechte Ohr und sogleich fallen meinem Bruder auch schon die Augen zu. Doch mein Bruder überrascht mich, denn er schläft nicht sofort ein wie erwartet, sondern beginnt ein Gespräch mit mir.
„Die Party heute war toll, oder?"
„Small-Talk also, hm?", grinse ich und mein Bruder lächelt, bevor er die Augen öffnet. „Keine Ahnung...Ich wollte irgendetwas sagen, wusste aber nicht was. Ehrlich gesagt kann ich nicht einschlafen, dabei bin ich total fertig."
Gähnend richtet er sich auf, stützt sich auf meinen Oberschenkel und greift nach der Kapuze, welche er sich dann überzieht. Dann lehnt er sich wieder zurück und macht es sich an meinem Arm bequem.
Ein paar wenige Haarspitzen stehen unter der Kapuze hervor und er verfrachtet sie mit einer geschickten Handbewegung grinsend unter den Stoff.
„Geht es dir gut?", frage ich ihn da auf einmal ernster und Fabians Blick verliert sich in der Leere.
„Ich komme klar", erwidert er dann nach einer Weile leise und sieht mich mit einer Mischung aus Vorsicht, Unsicherheit und Respekt an.
„Nein, ich meine wirklich", versuche ich es erneut und sehe auf ihn herunter.
„Worauf ist das eine Anspielung?", erkundigt sich mein Bruder betont locker bei mir. „Auf nichts. Ich will wissen wie es dir geht."
„Gut, denke ich", antwortet er mit einem Seufzer.
„Zumindest momentan. Weißt du, ich habe glaube ich relativ gut damit abgeschlossen, aber eventuell auch nicht. Ganz genau weiß ich es nicht, denn vielleicht habe ich dieses Gefühl auch einfach nur, weil ich seit dem nicht mehr so damit konfrontiert wurde. Ich möchte gar nicht wissen was passiert, wenn er ... wenn er wieder kommt!"
Angestrengt versucht er seine Angst vor Marc vor mir zu verbergen. Also beschließe ich das Thema fallen zu lassen.
„Ich hab dich lieb, Fabian." Das ist das erste Mal, dass ich ihm das in sein Gesicht sage und ich sehe, wie er die Luft anhält.
Wir starren und an.
Lange.
Dann ergreift mein Bruder als erstes das Wort: „Ich...weiß nicht was ich sagen soll." Mein Bruder ist schlichtweg einfach nur von meinen Worten überwältigt und es ist im auch nicht zu verdenken, wenn man bedenkt, was zwischen uns steht
. „Du musst überhaupt nichts sagen. Es genügt, dass du es weißt und es niemals vergisst!" „Und jetzt schlaf", befehle ich ihm grinsend, denn er unterdrückt schon wieder ein Gähnen.
„Okay Mum", murmelt Fabian und schließt die Augen, aber davor kassiert er noch einen Faustschlag gegen die Schulter.
„Au, wofür war das denn", beschwert er sich bei mir.
„Für Mum."
„Ich find's nur witzig wie viele Sorgen du dir machst. Leon, ich bin nicht aus Zucker!" „Ja, ja und jetzt schlaf du Nervensäge."
„Und was wenn nicht?", neckt mich mein Bruder.
„Dann gibt's bis nächste Woche Hausarrest", teile ich ihm unbefangen mit und kassiere daraufhin einen Vogel.
„Ich sagte doch: Du schlüpfst ganz und gar in die Rolle der Mutter sobald wir zwei alleine unterwegs sind", frotzelt Fabian weiter.
„Dabei bist du noch nicht mal so viel älter als ich. Um genau zu sein nur neun Monate und achtundzwanzig Tage!"
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein Klugscheißer bist? Und zwar der übelsten Sorte?", erwidere ich genervt und mein Bruder lacht auf.
„Ach, und dass fällt dir erst jetzt auf?"
„Ich habe keine Lust mit dir zu diskutieren, ob du einer bist oder nicht. Das einzige was ich gerade von dir verlange ist, dass ich du jetzt gefälligst die Augen zu machst und anfängst vor dich hin zu träumen", meckere ich ihn gespielt wütend an.
„Oh, oh Alarmstufe Rot! Mum ist sauer", Fabian bricht in haltloses Gelächter aus und seine Augen funkeln mit seinem Grinsen um die Wette.
„Jason hat für morgen etwas geplant und wenn du jetzt nicht auf der Stelle einschläfst, dann lasse ich dich morgen nichts ins Wasser, es sei denn du verspürst den heimlichen Wunsch mit deinen jungen Jahren zu ertrinken..."
Mein Bruder rollt mit den Augen: „Jetzt werde nicht gleich so melodramatisch. Außerdem kann ich gar nicht ertrinken! Nicht umsonst habe ich Bronze, Silber und Gold absolviert, und das mit nur zehn beziehungsweise zwölf Jahren!"
„Selbst die besten Schwimmer können ertrinken", entkräfte ich sein Argument.
„Ich nicht."
„Stimmt, du bist ja auch Aquaman", murmele ich genervt, aber leise vor mich hin.
„Exakt erfasst, Bruderherz", mein Bruder strahlt von einem Ohr zum anderen, während er mir zustimmt.
„Und du bist sicher, dass du nichts getrunken hast. Du redest ganz schön viel Müll, mein Lieber", stirnrunzelnd sehe ich ihn an. Daraufhin hebt mein Bruder zeitglich beide seiner Augenbrauen.
„Dann müsstest du ja jeden Tag betrunken sein..."
Ich habe gerade mal genug Zeit um kurz mit der Wimper zu zucken, da erscheint schon ein selbstgefälliger Ausdruck auf seinem Gesicht: „Tja, meine Konter sind halt einfach unschlagbar!"
„Achtung", warne ich ihn: „Hochmut kommt vor dem Fall!" „Wa...", beginnt mein Bruder schon verwirrt nachzufragen, da schiebe ich ihn schon von meinen Beinen runter und tue so, als ob ich ihn fallen lassen würde.
Fabian beginnt bereits mit den Armen zu rudern, als er für einen kurzen Moment in der Luft „schwebt", aber da habe ich ihn schon wieder aufgefangen.
„Du Arsch", erzürnt funkelt mich mein Bruder an.
„Rache muss sein Fabian."
Unverständlich grummelt mein Bruder irgendetwas vor sich hin und wirft mir weiterhin wütende Blicke zu, die ich nur schwer ignorieren kann.
„Okay, okay du kleines dreijähriges, bockiges Kleinkind. Es tut mir leid", grinsend stelle ich fest, dass das meinen Bruder nicht gerade aufheitert. „Ach, sein doch still und nerv mich nicht! Weißt du eigentlich wie sehr ich mich gerade erschrocken habe, du Idiot?"
„Übertreib's nicht Fabian. Ich kauf dir das nicht ab", informiere ich ihn kopfschüttelnd.
„Mann, du kennst mich einfach zu gut", murrt mein Bruder und grinst gleich darauf aber wieder.
Schulterzuckend lache ich und wende meinen Kopf auf die Seite.
Durch die Scheibe erkennt man fast nichts, da es draußen pechschwarz ist. Dunkle Schatten fliegen an uns vorbei und ich will gerade etwas sagen, in dem Moment ertönt ein vertrautes Piepsen und ich fische mein Handy aus meiner Hosentasche. Als ich den Absender erkenne stöhne ich auf: „Oh nein! Das hat mir gerade noch gefehlt!"
„Was?", interessiert und zugleich neugierig richtet sich mein Bruder auf und schaut auf mein Display, noch bevor ich die Chance habe es vor ihm zu verstecken.
„Das wirst du noch bitter bereuen", liest Fabian erstaunt vor: „Glaub mir Leon. Du wirst wieder angekrochen kommen, auch wenn du das jetzt noch nicht weißt! Und Chiara, diese Bit** wird dafür bezahlen müssen! Darauf kannst du Gift nehmen!"
Als mein Bruder die Beleidigung gegenüber Chiara ausspricht, spannen sich seine Kiefermuskeln an: „Was erlaubt die sich eigentlich!?"
„Frag mich nicht", antworte ich müde. „Amy ist der Meinung, dass Chiara der Grund ist, weshalb ich mit ihr Schluss gemacht habe. Dabei waren wir nie zusammen!"
Auf meine Aussage hin schaut mich mein Bruder verständnislos an, deshalb bleibt mir nichts anderes übrig, als ihm die gesamte Geschichte lang und breit auszuführen! Als ich schließlich ende, steht der Mund von Fabian, bevor er schließlich in lautem Gelächter ausbricht, dass ich schon befürchten muss, dass er die anderen aufweckt.
„Ich glaube..., das ist das aller, aller Dümmste was ich jemals in meinem Leben gehört habe", bringt mein Bruder keuchend hervor und schnappt nach Luft. „Tut mir leid, dass ich lachen muss, aber das ist zu komisch, um real zu sein!" Fabian lacht schon beinahe Tränen und ich kann es voll und ganz nachvollziehen.
„Schon irgendwie, oder?", verlegen lege ich den Kopf schief und verziehe das Gesicht.
„Irgendwie", prustet Fabian fragend.
Daraufhin rolle ich mit den Augen, denn ich weiß genau, dass das einer der dümmsten Entscheidungen in meinem Leben war. Schmunzelnd betrachtet mich mein Bruder und ich nehme an, dass er genau weiß, was ich gerade denke.
Vor Scham schießt mir das Blut ins Gesicht und meine Wangen verfärben sich rötlich.
„Wie geht es deiner Brust?" Einerseits möchte ich dadurch vom Thema ablenken, aber andererseits interessiert es mich wirklich und ich kann es bis heute nicht nachvollziehen oder mir verzeihen, dass ich meinen Bruder geschlagen habe!
„Alles gut", murmelt Fabian sofort und sieht mich beruhigend an, aber ich kaufe es ihm nicht wirklich ab. „Wirklich!", versichert er mir.
„Es tut mir leid, dass ich dir so wehgetan habe. Ich...ich wollte das nicht. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, weshalb ich das getan habe", frustriert schüttele ich den Kopf über mich selbst und mein Blick verliert sich in der Leere.
„Ist schon...okay", beteuert Fabian auf ein Neues und ich schüttele den Kopf.
„Es ist alles andere als okay Fabi und das weißt du! Ich hätte das niemals tun dürfen!" „Jeder macht mal Dinge im Leben auf die er nicht so stolz ist oder die er nie hätte tun dürfen, aber es passiert einfach", brummt Fabian vor sich hin und gähnt hinter hervor gehaltender Hand.
„Schlaf jetzt", weise ich meinen Bruder an und in meiner Stimme schwingt ein Ton mit, der keinen Widerspruch duldet.
Es ist fast so als ob er nur darauf gewartet hat, dass ich ihm das sage, denn bereits nach einigen Minuten beginnt mein Bruder gleichmäßig zu atmen.
Sein Atem wirkt auf mich wie eine beruhigende Hypnose weswegen in die Augen schließe und dem Schlaf, schneller als mir lieb ist, verfalle.
„Leon du Schlafmütze! Wach auf. Wir sind gleich da", eine Stimme, so laut wie ein Presslufthammer, dröhnt durch die Luft und ich blinzele verschlafen gegen das Licht im Bus. Mit meinen Handrücken fahre ich mir über die Augen um mir den Schlaf und die Müdigkeit aus den Augen zu reiben.
Gähnend richte ich mich auf und sehe mich um.
Chris und Felix sind bereits wach und machen sich gerade daran Jason zu wecken, der unverständliches Zeug vor sich hinmurmelt. Auch er richtet sich jetzt mühsam auf und gähnt herzhaft, bevor er mich schließlich angrinst.
„Weck mal Fabian, denn wir sind gleich da", rät mir Chris da, aber ich schüttele nur den Kopf, lege den Kopf in den Nacken, schließe die Augen und entspanne mich noch die restlichen Sekunden, bis wir endlich aussteigen können.
Plötzlich bremst der Bus abrupt ab. Erschrocken reiße ich meine Lider auf, aber es ist zu spät und schon rutsche ich von meinem Sitz. Was ich dabei allerdings etwas außer Acht lasse ist, dass sich mein Bruder immer noch in meinen Armen befindet und zwar schlafend!
Unkoordiniert rutschen wir den Gang entlang und notgedrungen muss ich Fabian loslassen. Er schlittert weiter, bis er mit einem dumpfen Geräusch mit seinem Kopf gegen die Glastüren des Busses kracht und ihm kommt ein schmerzvolles Stöhnen über die Lippen.
Verwirrt sieht er sich um.
Ich setze mich auf, doch dabei schlage ich mir meine Schulter an einer Sitzlehne an. Ein Schmerz fährt durch meinen Körper, dennoch beiße ich die Zähne zusammen und ignoriere ihn so gut es geht.
„Verdammte Scheiße! Was ist denn hier los?!" Ächzend richtet sich mein Bruder neben mir auf und kneift die Augen fest aufeinander. Mit dem rechten Arm stützter sich ab, während er mit der linken Hand an seiner Stirn entlang streicht.
„Ich habe mir den Kopf angeschlagen. Und meinen Rücken...", brummt er, aber er klingt so verschlafen, dass es mehr wie nach einem Grummeln eines Bärs klingt, als nach einer menschlichen Aussage.
„Was ist überhaupt passiert?", erkundigter sich bei mir und klingt dabei sehr verärgert, während er auf die Beine springt und mir dann die Hand hinhält um mich hochzuziehen. Als er dies tut, zischt er auf und seine Kiefermuskeln treten hervor, obwohl ich nicht weiß, ob ihm sein Kopf oder Rücken mehr weh tut.
„Frag mich nicht..."
Als Antwort hebe ichnur meine Hände, als Zeichen dafür, dass selbst nicht weiß, wieso wir unbedingt Bekanntschaft mit dem Boden machen musste.
„Der Busfahrer hat gebremst, das ist das Einzige was ich weiß."
Grölendes Lachen ertönt hinter uns, und Fabian und ich drehen uns um. Jason, Felix und Chris kommen auf uns zu und der Erstgenannte schwenkt sein Handy vor meiner Nase hin und her.
Dann spielt er das gerade aufgenommene Video ab und lacht mich und Fabi eiskalt aus. „
Halt den Mund Jase! Ich habe verdammte Rückenschmerzen", meint mein Bruder daraufhin nur angepisst und reckt ihm seinen Mittelfinger entgegen.
Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange und weite meine Augen minimal, denn mein Bruder beleidigt und zeigt den Mittelfinger grundsätzlich niemandem, außer er wird richtig sauer, so wie jetzt.
Wutschnaubend wendet er sich ab, aber Jason sieht es nicht so eng und grinst nur vor sich hin.
„Hab dich nicht so Fabi!", sagt Chris gutmütig.
„Du hast leicht reden", murrt mein Bruder nur und verzieht schmerzhaft das Gesicht als er seine Schultern kreisen lässt.
„Du wurdest ja nicht so harmlos geweckt...!"
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